Martin Harnik: Ein halber Piefke

Martin Harnik war erkältet und wollte sichergehen, dass sich kein Mitspieler bei ihm ansteckt. Also schrieb er einst beim Training der U 20-Nationalmannschaft jenes Wort auf seine Trinkflasche, mit dem die Österreicher, wenig schmeichelhaft, ihre Nachbarn aus Deutschland bezeichnen: "Piefke". Damit sei klar gewesen, sagt Harnik, "dass niemand auf die Idee kommt, freiwillig aus meiner Flasche zu trinken".

Aus dem Piefke ist seither einer der großen österreichischen Fußballstars dieser Zeit geworden. Auch an Martin Harnik liegt es, dass die Auswahl der Alpenrepublik vor dem Nachbarschaftsduell in München noch gute Chancen besitzt, sich erstmals seit 1998 wieder für eine Fußball-Weltmeisterschaft zu qualifizieren. "Für das ganze Land wäre das ein unglaublicher Erfolg", sagt Harnik, der schon allein wegen des norddeutschen Idioms seinen Sonderstatus behalten hat: "Ich bin noch immer der Exot in der Mannschaft und genieße das sehr."

"Ich habe eine sehr enge Beziehung zu Österreich"

Martin Harnik ist halber Österreicher und halber Deutscher. Der Liebe wegen verließ sein Vater Erich einst die Heimatgemeinde Allerheiligen in der Steiermark und wanderte nach Hamburg aus, wo er die Deutsche Susann heiratete. Als jüngster von drei Brüdern wuchs Harnik im hohen Norden auf – hat seine Wurzeln aber nie vergessen. "Ich habe eine sehr enge Beziehung zu Österreich und bin sehr froh, dieses Blut in mir zu haben", sagt er. In fast jeden Ferien besucht Harnik seine Oma in Allerheiligen, deren Haus nahe des Sportplatzes er mit einigem Aufwand renovieren ließ. Dem örtlichen Dorfklub gibt er schon mal Tipps, wenn große Spiele anstehen. Und irgendwann, sagt er, will er sich ein eigenes Haus in Österreich kaufen.

Die Frage, ob Harnik für die deutsche oder die österreichische Nationalmannschaft auflaufen soll, hat sich nie gestellt. Er spielte noch, gemeinsam mit Max Kruse übrigens, für den Hamburger Amateurverein SC Vierund Marschlande, als der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) auf den Nachwuchsstürmer aufmerksam wurde und ihn zu einem Lehrgang einlud. Harnik nahm an, fühlte sich sofort wohl – und hat die Entscheidung nie bereut. Im Gegenteil: dass er seinen Lebensmittelpunkt in Deutschland habe, ändere nichts daran, dass er sich als Österreicher fühle. "Es ist für mich eine Herzensangelegenheit, für dieses Land zu spielen."

Von Werder über Fortuna zum VfB

Sein sportlicher Aufstieg in der Heimat der Mutter verlief nicht ganz so rasant wie etwa der des Bayern- Stars David Alaba. Zwar debütierte Harnik mit 20 bei Werder Bremen in der Bundesliga und erzielte im ersten Spiel gegen Nürnberg acht Minuten nach seiner Einwechslung das Siegtor. Der große Durchbruch wollte anschließend trotzdem nicht folgen – auch weil der damalige Werder-Trainer Thomas Schaaf mit der forschen Art und dem österreichischen Temperament des Nachwuchsstürmers wenig anzufangen wusste. Zum Außenverteidiger wurde Harnik vorübergehend umfunktioniert, ehe er bei Werder vollends auf dem Abstellgleis landete.

Zum Zweitligisten Fortuna Düsseldorf ließ sich Harnik 2009 ausleihen und fand seine Treffsicherheit wieder. Im Jahr darauf wechselte er zum Schnäppchenpreis von 300.000 Euro zum VfB Stuttgart, nachdem sich zu seiner eigenen Verwunderung aus Bremen niemand mehr gemeldet hatte. Nicht ohne Verdruss hat man bei Werder anschließend mitverfolgt, wie Harniks Marktwert seither auf neun Millionen Euro geklettert ist.



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Martin Harnik war erkältet und wollte sichergehen, dass sich kein Mitspieler bei ihm ansteckt. Also schrieb er einst beim Training der U 20-Nationalmannschaft jenes Wort auf seine Trinkflasche, mit dem die Österreicher, wenig schmeichelhaft, ihre Nachbarn aus Deutschland bezeichnen: "Piefke". Damit sei klar gewesen, sagt Harnik, "dass niemand auf die Idee kommt, freiwillig aus meiner Flasche zu trinken".

Aus dem Piefke ist seither einer der großen österreichischen Fußballstars dieser Zeit geworden. Auch an Martin Harnik liegt es, dass die Auswahl der Alpenrepublik vor dem Nachbarschaftsduell in München noch gute Chancen besitzt, sich erstmals seit 1998 wieder für eine Fußball-Weltmeisterschaft zu qualifizieren. "Für das ganze Land wäre das ein unglaublicher Erfolg", sagt Harnik, der schon allein wegen des norddeutschen Idioms seinen Sonderstatus behalten hat: "Ich bin noch immer der Exot in der Mannschaft und genieße das sehr."

"Ich habe eine sehr enge Beziehung zu Österreich"

Martin Harnik ist halber Österreicher und halber Deutscher. Der Liebe wegen verließ sein Vater Erich einst die Heimatgemeinde Allerheiligen in der Steiermark und wanderte nach Hamburg aus, wo er die Deutsche Susann heiratete. Als jüngster von drei Brüdern wuchs Harnik im hohen Norden auf – hat seine Wurzeln aber nie vergessen. "Ich habe eine sehr enge Beziehung zu Österreich und bin sehr froh, dieses Blut in mir zu haben", sagt er. In fast jeden Ferien besucht Harnik seine Oma in Allerheiligen, deren Haus nahe des Sportplatzes er mit einigem Aufwand renovieren ließ. Dem örtlichen Dorfklub gibt er schon mal Tipps, wenn große Spiele anstehen. Und irgendwann, sagt er, will er sich ein eigenes Haus in Österreich kaufen.

Die Frage, ob Harnik für die deutsche oder die österreichische Nationalmannschaft auflaufen soll, hat sich nie gestellt. Er spielte noch, gemeinsam mit Max Kruse übrigens, für den Hamburger Amateurverein SC Vierund Marschlande, als der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) auf den Nachwuchsstürmer aufmerksam wurde und ihn zu einem Lehrgang einlud. Harnik nahm an, fühlte sich sofort wohl – und hat die Entscheidung nie bereut. Im Gegenteil: dass er seinen Lebensmittelpunkt in Deutschland habe, ändere nichts daran, dass er sich als Österreicher fühle. "Es ist für mich eine Herzensangelegenheit, für dieses Land zu spielen."

Von Werder über Fortuna zum VfB

Sein sportlicher Aufstieg in der Heimat der Mutter verlief nicht ganz so rasant wie etwa der des Bayern- Stars David Alaba. Zwar debütierte Harnik mit 20 bei Werder Bremen in der Bundesliga und erzielte im ersten Spiel gegen Nürnberg acht Minuten nach seiner Einwechslung das Siegtor. Der große Durchbruch wollte anschließend trotzdem nicht folgen – auch weil der damalige Werder-Trainer Thomas Schaaf mit der forschen Art und dem österreichischen Temperament des Nachwuchsstürmers wenig anzufangen wusste. Zum Außenverteidiger wurde Harnik vorübergehend umfunktioniert, ehe er bei Werder vollends auf dem Abstellgleis landete.

Zum Zweitligisten Fortuna Düsseldorf ließ sich Harnik 2009 ausleihen und fand seine Treffsicherheit wieder. Im Jahr darauf wechselte er zum Schnäppchenpreis von 300.000 Euro zum VfB Stuttgart, nachdem sich zu seiner eigenen Verwunderung aus Bremen niemand mehr gemeldet hatte. Nicht ohne Verdruss hat man bei Werder anschließend mitverfolgt, wie Harniks Marktwert seither auf neun Millionen Euro geklettert ist.

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In Stuttgart zum Topspieler gereift

In Stuttgart hat sich Harnik zu einem der Topstürmer der Bundesliga entwickelt. Mit neun Toren und neun Vorlagen trug er in seinem ersten Jahr maßgeblich dazu bei, dass die Schwaben die Klasse hielten; mit 17 Toren schoss er den VfB im Jahr darauf in die Europa League. Und am Ende der vergangenen Saison fehlte nicht viel, und Harnik hätte dem FC Bayern das Triple verdorben. Bei der 2:3-Niederlage im DFB-Pokalfinale in Berlin erzielte der Außenstürmer beide Stuttgarter Tore.

Beim VfB ist Harnik heimisch geworden. Er ist eine der großen Identifikationsfiguren des Vereins und hat seinen Vertrag Anfang vergangenen Jahres bis 2016 verlängert. Mit seiner Freundin Sharon wohnt er im Remstal vor den Toren der Stadt, wo es genügend Wälder für die Spaziergänge mit seinen Labrador-Hunden Balu und Bella gibt. Und auch die schwäbische Küche hat der 26-Jährige zu schätzen gelernt, "sie ist so deftig wie die österreichische". An eines jedoch kommen auch Maultaschen und Kässpätzle nicht heran: "an den Schweinsbraten meiner Oma."