Marco Reus: "Ein überragendes Gefühl"

89 Minuten lang musste Marco Reus im EM-Qualifikationsspiel in der Türkei warten, dann endlich war es soweit. Von Bundestrainer Joachim Löw kam das Zeichen, Reus lief zum Spielfeldrand und setzte den Schritt, der ihn zum deutschen Nationalspieler machte. Nach drei Minuten war das Debüt beendet, ein unvergleichliches Erlebnis war es gleichwohl.

Im Interview mit DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke erzählt der Spieler von Borussia Mönchengladbach, wie sehr er sich über seine Premiere gefreut hat, was er bei seiner Einstandsrede gesagt hat und warum sich sein belgischer Vereinskollege Igor de Camargo demnächst einen Friseur suchen muss.

DFB.de: Herr Reus, oh, falscher Zettel, das sind noch die Fragen für Philipp Lahm.

Marco Reus: Kein Problem. Die kann ich auch beantworten.

DFB.de: Na dann mal los: Wie fühlt man sich so als Kapitän der Nationalmannschaft?

Reus: (lacht) Für mich ist es natürlich eine Ehre, dieses Team zu führen. Ich bin ja noch nicht so lange dabei.

DFB.de: Werden wir seriös: Sie haben am Freitag in Istanbul im EM-Qualifikationsspiel gegen die Türkei Ihr Debüt gegeben und sind jetzt deutscher Nationalspieler. Herzlichen Glückwunsch!

Reus: Danke.



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89 Minuten lang musste Marco Reus im EM-Qualifikationsspiel in der Türkei warten, dann endlich war es soweit. Von Bundestrainer Joachim Löw kam das Zeichen, Reus lief zum Spielfeldrand und setzte den Schritt, der ihn zum deutschen Nationalspieler machte. Nach drei Minuten war das Debüt beendet, ein unvergleichliches Erlebnis war es gleichwohl.

Im Interview mit DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke erzählt der Spieler von Borussia Mönchengladbach, wie sehr er sich über seine Premiere gefreut hat, was er bei seiner Einstandsrede gesagt hat und warum sich sein belgischer Vereinskollege Igor de Camargo demnächst einen Friseur suchen muss.

DFB.de: Herr Reus, oh, falscher Zettel, das sind noch die Fragen für Philipp Lahm.

Marco Reus: Kein Problem. Die kann ich auch beantworten.

DFB.de: Na dann mal los: Wie fühlt man sich so als Kapitän der Nationalmannschaft?

Reus: (lacht) Für mich ist es natürlich eine Ehre, dieses Team zu führen. Ich bin ja noch nicht so lange dabei.

DFB.de: Werden wir seriös: Sie haben am Freitag in Istanbul im EM-Qualifikationsspiel gegen die Türkei Ihr Debüt gegeben und sind jetzt deutscher Nationalspieler. Herzlichen Glückwunsch!

Reus: Danke.

DFB.de: Wie wars denn?

Reus: Es ist ein schönes, ein überragendes Gefühl, es tatsächlich geschafft zu haben. Ich habe lange darauf gewartet, hatte dann leider immer wieder Pech und musste wegen diversen Verletzungen absagen. Umso mehr bin ich froh, dass es nun endlich geklappt hat.

DFB.de: Sie wurden in der 89. Minute eingewechselt. Hätten Sie gerne länger die Möglichkeit gehabt zu zeigen, was Sie können?

Reus: Als Fußballer will man immer möglichst viel spielen. Aber ich bin weit davon entfernt, hier bei der Nationalmannschaft Ansprüche zu stellen. Für mich war zunächst wichtig, überhaupt mein erstes Spiel zu machen. Und natürlich hoffe ich, dass der Premiere noch viele Spiele folgen werden und ich dann nicht immer erst kurz vor Schluss eingewechselt werde.

DFB.de: Wie viele Glückwunsch-SMS und Anrufe haben Sie nach dem Spiel erhalten?

Reus: Etliche. Gezählt habe ich sie nicht, aber es war eine Menge. Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass so viele Menschen an mich gedacht haben.

DFB.de: Die größte Prüfung mussten Sie nach dem Spiel bestehen - die obligatorische Einstandsrede vor der Mannschaft.

Reus: Ich habe es schon früher in der Schule nicht gemocht, wenn ich mich vor die Klasse stellen und eine Rede halten sollte. Wirklich gefreut habe ich mich also nicht auf diesen Moment. Aber es musste sein. Und dann habe ich mehr als zwei Minuten geredet, länger als viele meiner Vorgänger.

DFB.de: Sie sind jetzt Nationalspieler, viel besser könnte es kaum laufen. Bei Ihnen lief es aber nicht immer so glatt. Mit 17 Jahren haben Sie Borussia Dortmund verlassen und sich bei Rot Weis Ahlen einem kleineren Verein angeschlossen.

Reus: Dieser Schritt hat meine Karriere angekurbelt. Heute weiß ich, dass das genau die richtige Entscheidung war. Damals habe ich lange überlegt, ob sie wirklich sinnvoll ist. Ich war bei einem großen Verein und bin zu einem kleineren Verein gegangen. Wenn man so will, war dies ein Schritt zurück. Aber manchmal ist dies genau das richtige Mittel, um einen besseren Weg zu finden. So war es bei mir. In Ahlen habe ich meine Einsatzzeiten bekommen, das hat mir sehr geholfen.

DFB.de: Hatten Sie jemals Zweifel, ob es etwas mit der Karriere als Profi werden würde?

Reus: Ich hatte immer den Traum, als Fußballprofi Karriere zu machen. Da habe ich nicht darüber nachgedacht, ob es schief gehen könnte. Da hätte auch nichts gebracht. Ich habe immer versucht, weiter an mir zu arbeiten. Negative Gedanken habe ich ausgeblendet. Und zum Glück hat sich alles gut entwickelt.

DFB.de: Das ist fast untertrieben, die Experten überschlagen sich derzeit mit Lob. Selbst ihr Trainer in Gladbach, Lucien Favre, nannte Sie zuletzt "unfassbar gut". Registrieren Sie so etwas?

Reus: Ich bekomme das mit. Und natürlich freue ich mich über solche Äußerungen. Ich weiß sie aber auch richtig einzuordnen. Ich weiß durchaus, dass ich mich noch in vielen Bereichen verbessern muss. Ich glaube nicht, dass ich Gefahr laufe, die Bodenhaftung zu verlieren.

DFB.de: Falls doch, haben Sie in Ihrem Umfeld Leute, die Sie wieder auf den Boden holen würden?

Reus: Klar. Meine Familie, meine Freundin, meine Freunde. Sie unterstützen mich großartig, sie würden schon sagen: "Marco, da entwickelt sich etwas in die falsche Richtung." Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass dies tatsächlich notwendig wird.

DFB.de: Im Abschlusstraining vor dem Spiel gegen die Türkei hat Joachim Löw Sie mehrfach zur Seite genommen und mit Ihnen geredet. Was gab es zu besprechen?

Reus: Der Bundestrainer weiß genau, was er von seinen Spielern erwartet. Ich war zwar schon oft nominiert, habe aber noch nicht oft mit der Mannschaft trainiert. Die Philosophien von Gladbach und der Nationalmannschaft unterscheiden sich ein wenig. Also habe ich im DFB-Team auch andere Aufgaben. Darüber haben wir gesprochen.

DFB.de: Düsseldorf ist nahe Ihrer Heimat. Es kommen bestimmt viele Freunde, Verwandte und Bekannte von Ihnen zum Spiel.

Reus: Klar, ein paar Karten mehr als sonst musste ich organisieren. Es kommen schon einige.

DFB.de: Macht das für Ihr Spiel einen Unterschied?

Reus: Ich freue mich natürlich, dass sie alle da sind. Aber ich spiele nicht anders oder nervöser als sonst.

DFB.de: Als Deutschland zum letzten Mal Europameister wurde, waren Sie sechs Jahre alt. Haben Sie Erinnerungen an die EM 1996?

Reus: Wenige, ein paar Bilder habe ich vor Augen, das Golden Goal von Oliver Bierhoff, aber sonst kaum etwas. Viel mehr Erinnerungen habe ich logischerweise an die WM 2006. Das war überragend, ich war damals oft auf der Fanmeile und habe gejubelt. Und jetzt spiele ich mit einigen dieser Jungs zusammen, das ist eigentlich unfassbar.

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DFB.de: Heute Abend geht es gegen Belgien (ab 19 Uhr, live im ZDF). Wie stark schätzen Sie die Mannschaft ein. Wie schwer wird es, den zehnten Sieg im zehnten Spiel perfekt zu machen?

Reus: Wir haben uns gestern Videos der Belgier angeschaut. Sie haben eine spielerisch sehr starke Mannschaft. Offensiv halte ich sie für besser als das Team der Türken. Wir müssen dagegenhalten, aber ich bin ziemlich sicher, dass uns dies gelingen wird. Wenn wir unsere Leistung bringen, dann sollten wir auch dieses Spiel gewinnen.

DFB.de: Sie sollten ursprünglich auf Ihren Gladbacher Vereinskollegen Igor de Camargo treffen, er ist jedoch verletzt abgereist. Sie sollen eine Wette mit ihm laufen haben.

Reus: Noch nicht, aber das kommt noch.

DFB.de: Um was wird gewettet?

Reus: Ursprünglich hatte er mal angedacht, dass sich der Verlierer die Haare abschneiden muss…

DFB.de: Aber?

Reus: Er soll sich schon mal einen Friseur suchen. Nein, wir werden wohl eine etwas moderatere Wette eingehen. Um ein Essen oder so.

DFB.de: Und Sie sind überzeugt, dass er das zahlen muss.

Reus: So siehts aus (lacht).