Marco Reus: Bereit für die Titelrolle

Wenn Marco Reus mit Mario Götze und André Schürrle Nachrichten hin- und herschickt, dann nutzt er dazu den beliebten Dienst "WhatsApp", bei dem er mit seinen beiden Kumpels die Gruppe "Zweieinhalb Weltmeister" gegründet hat. Der Titel, den sich Götze und Schürrle ausgedacht hatten, war als Trost gedacht für ihren Freund, der den deutschen WM-Triumph verletzt verpasste. Denn es ist wie verhext: Reus ist zwar einer der besten Fußballer Deutschlands, auf einen großen Mannschaftstitel aber wartet er noch.

Heute Abend soll damit Schluss sein. Reus ist bereit für das DFB-Pokalfinale gegen den VfL Wolfsburg (ab 20 Uhr, live in der ARD und auf Sky) – sportlich wie menschlich.

Am Tag nach dem Finale von Berlin wird Marco Reus feiern. So oder so. Offen ist allerdings noch, wie die Stimmung dabei sein wird. Ausgelassen oder eher gedämpft, das hängt alles vom Ausgang des Pokalendspiels ab. Am Tag nach dem Finale wird Reus 26 Jahre alt.

Reus wartet noch auf ersten großen Einzel-Titel

26 – eigentlich ist man in diesem Alter dem Status eines Teenie-Schwarms schon entwachsen, doch Reus' Popularität ist gerade bei den ganz jungen Fußball-Fans – Jungen wie Mädchen – ungebrochen. 12,3 Millionen Menschen haben sich bei Facebook als seine Fans geoutet, und wenn Reus in Dortmund das Training verpasst, geht ein virtueller Aufschrei durch die sozialen Netzwerke. Veröffentlicht er ein Bild von sich beim Fotodienst Instagram, explodiert der "Gefällt mir"-Zähler regelrecht. Und wenn er, wie zu Jahresanfang geschehen, eine eigene Modekollektion ("MRXI") auf den Markt bringt und den Erlös auch noch für einen guten Zweck einsetzt, ist sie binnen Rekordzeit ausverkauft.

Reus, dieser begeisternde, schnelle, trickreiche, schussstarke Fußballer, hat eine Ausnahmestellung. Nicht nur in Dortmund. Und ist damit auch ein Beleg dafür, dass es nicht allein Titel sind, die für Beliebtheit sorgen. Denn auf seinen ersten richtig großen Titel wartet der Fußballer des Jahres 2012 noch. Zweimal wurde er mit dem BVB Vizemeister (2013, 2014). 2013 unterlag er mit der Borussia im Londoner Champions-League-Finale dem FC Bayern. Ein Jahr später waren es erneut die Münchner, die ihm im Finale des DFB-Pokals den Titel vor der Nase wegschnappten. Immerhin durfte er mit dem BVB zweimal den Supercup in die Höhe halten.



Wenn Marco Reus mit Mario Götze und André Schürrle Nachrichten hin- und herschickt, dann nutzt er dazu den beliebten Dienst "WhatsApp", bei dem er mit seinen beiden Kumpels die Gruppe "Zweieinhalb Weltmeister" gegründet hat. Der Titel, den sich Götze und Schürrle ausgedacht hatten, war als Trost gedacht für ihren Freund, der den deutschen WM-Triumph verletzt verpasste. Denn es ist wie verhext: Reus ist zwar einer der besten Fußballer Deutschlands, auf einen großen Mannschaftstitel aber wartet er noch.

Heute Abend soll damit Schluss sein. Reus ist bereit für das DFB-Pokalfinale gegen den VfL Wolfsburg (ab 20 Uhr, live in der ARD und auf Sky) – sportlich wie menschlich.

Am Tag nach dem Finale von Berlin wird Marco Reus feiern. So oder so. Offen ist allerdings noch, wie die Stimmung dabei sein wird. Ausgelassen oder eher gedämpft, das hängt alles vom Ausgang des Pokalendspiels ab. Am Tag nach dem Finale wird Reus 26 Jahre alt.

Reus wartet noch auf ersten großen Einzel-Titel

26 – eigentlich ist man in diesem Alter dem Status eines Teenie-Schwarms schon entwachsen, doch Reus' Popularität ist gerade bei den ganz jungen Fußball-Fans – Jungen wie Mädchen – ungebrochen. 12,3 Millionen Menschen haben sich bei Facebook als seine Fans geoutet, und wenn Reus in Dortmund das Training verpasst, geht ein virtueller Aufschrei durch die sozialen Netzwerke. Veröffentlicht er ein Bild von sich beim Fotodienst Instagram, explodiert der "Gefällt mir"-Zähler regelrecht. Und wenn er, wie zu Jahresanfang geschehen, eine eigene Modekollektion ("MRXI") auf den Markt bringt und den Erlös auch noch für einen guten Zweck einsetzt, ist sie binnen Rekordzeit ausverkauft.

Reus, dieser begeisternde, schnelle, trickreiche, schussstarke Fußballer, hat eine Ausnahmestellung. Nicht nur in Dortmund. Und ist damit auch ein Beleg dafür, dass es nicht allein Titel sind, die für Beliebtheit sorgen. Denn auf seinen ersten richtig großen Titel wartet der Fußballer des Jahres 2012 noch. Zweimal wurde er mit dem BVB Vizemeister (2013, 2014). 2013 unterlag er mit der Borussia im Londoner Champions-League-Finale dem FC Bayern. Ein Jahr später waren es erneut die Münchner, die ihm im Finale des DFB-Pokals den Titel vor der Nase wegschnappten. Immerhin durfte er mit dem BVB zweimal den Supercup in die Höhe halten.

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WM-Titel nur vor dem Fernseher

Das größte Drama aber spielte sich im vergangenen Sommer ab. Reus galt als gesetzt in Joachim Löws Startelf für die Weltmeisterschaft in Brasilien, doch beim letzten Test vor der Abreise ins Campo Bahia verletzte sich Reus schwer. Gegen Armenien (6:1) zog er sich einen Anriss des Syndesmosebandes zu und musste vom Platz getragen werden. Den Abpfiff erlebte er schon nicht mehr im Stadion, sondern im Krankenhaus.

Einen Monat später triumphierte Deutschland im legendären Maracanã – ohne den bitter enttäuschten Reus. Als seine Nationalmannschaftskollegen in den turbulenten Minuten nach dem Finalsieg über Argentinien Reus' Trikot in die Kamera hielten, bekam er diesen rührenden Moment gar nicht mit. "Ich hatte den Fernseher zu diesem Zeitpunkt schon ausgemacht und war ins Bett gegangen", verriet Reus nach der WM. Ein Satz, der viel darüber aussagt, wie er sich in den Momenten, als Deutschland euphorisiert den Gewinn des vierten Sterns feierte, gefühlt haben muss.

Jetzt, rund zwölf Monate später, bietet sich Reus im DFB-Pokalfinale die nächste Titelchance – ausgerechnet am Ende der problematischsten BVB-Saison seit Jahren. Und sein Anteil daran, dass die Borussia aus der sportlichen Klemme, in der sie im Frühjahr feststeckte, herauskam, ist nicht zu unterschätzen. Statistisch betrachtet, holt der BVB ohne seinen größten Star deutlich weniger Punkte. Der sportlich noch einmal gereifte Offensivspieler, der von Trainer Jürgen Klopp meist auf dem Flügel eingesetzt wird, war in seinen 20 Liga-Einsätzen an zwölf Treffern (sieben Tore, fünf Vorlagen) direkt beteiligt. Auch in der Champions League (drei Tore, eine Vorlage) und dem DFB-Pokal (ein Tor) zeigte er seine Klasse. Doch fast wichtiger noch als seine sportlichen Glanztaten war seine Unterschrift unter einen neuen Vertrag, der ihn bis 2019 an den BVB bindet.

"Der BVB ist mein Verein. Es ist eine Entscheidung fürs Leben"

Monatelang war über seine Zukunft spekuliert worden – und es gab nicht wenige, die sie außerhalb Dortmunds sahen. Der FC Bayern war als neuer Arbeitgeber im Gespräch, aber auch Real Madrid und weitere Topklubs aus dem europäischen Ausland, die nicht nur eine höhere Titelchance, sondern wohl auch mehr Geld versprochen hätten als der BVB. Reus jedoch, der auch menschlich durch die Geschehnisse des vergangenen Jahres deutlich erwachsener und zum Führungsspieler beim BVB geworden ist, entschied sich für die Heimat. Für die Nähe zu seinem geliebten Umfeld. Und für den Klub, bei dem er aufwuchs und zu dem er nach den Stationen Ahlen und Mönchengladbach im Sommer 2012 zurückkehrte.

Bei den schwarz-gelben Anhängern löste Reus durch seine Unterschrift einen Jubelsturm sondergleichen aus. Von jetzt auf gleich drehte sich die zuvor betrübte Stimmung hin zu einer optimistischen Zukunftserwartung, die die Aufholjagd des BVB in der Tabelle bis zum Saisonende begleitete. "Ihr seid ein triftiger Grund, warum ich meinen Vertrag verlängert habe", sagte Reus an jenem Tag an die Adresse der Fans gerichtet. "Ich bin hier aufgewachsen, hier geboren. Der BVB ist mein Verein. Es ist eine Entscheidung fürs Leben. Familie, Freunde – das ist mehr wert als alles andere. So kann ich befreit aufspielen." Worte, die an den Dortmundern herunterglitten wie warmes Öl.

Auch wenn Reus woanders womöglich größere Chancen auf Titel gehabt hätte, seine Gier auf Erfolge ist ungebrochen. In Berlin will er sie fürs Erste stillen und damit endgültig die persönliche Tragödie um die verpasste WM abhaken. "Es wird ein großes Finale gegen einen großen Gegner, aber wir werden alles in die Waagschale werfen. Wir wollen den Cup nach Hause holen!", hat Reus den Fans des BVB versprochen. Er selbst will dabei mit gutem Beispiel vorangehen. Die Zeit für den großen Erfolg ist reif. Marco Reus ist es auch.