Marcel Reichwein: "Cello" trifft in jeder Gegend

Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in einer Serie vor. Heute: Preußen Münsters Angreifer Marcel Reichwein, der zu den erfolgreichsten Torjägern in der Geschichte der 3. Liga zählt.

Marcel Reichwein, Torjäger des Drittligisten SC Preußen Münster, ist in seiner Karriere schon ein wenig herumgekommen, war unter anderem zwischen Emden und Erfurt, Aalen und Ahlen sowie Wuppertal und Regensburg auf "Wanderschaft". Auf allen Stationen stand er aber vor dem gegnerischen Tor sehr oft richtig. Wenn es sein muss, auch mal in der Schussbahn seines Gegenspielers wie bei seinem jüngsten Treffer zum 2:2-Endstand für die Preußen gegen Rot-Weiß Erfurt an diesem Mittwoch.

"Dieses Tor zählte zweifellos zu meinen kuriosesten Treffern", sagt der 28-Jährige, der seit Saisonbeginn für den Traditionsverein aus dem Münsterland stürmt und mit 44 Drittligatreffern den fünften Platz in der "Ewigen Torschützenliste der 3. Liga" belegt, im Gespräch mit DFB.de.

In der entscheidenden Szene setzte der recht schmal gebaute, mit einer Körperlange von 1,90 Meter aber auch groß gewachsene Angreifer einem Rückpass von Erfurts Carsten Kammlott nach. Gäste-Abwehrspieler Christoph Menz war zwar eher am Ball, schoss dann aber Reichwein an und produzierte so eine für Torhüter Philipp Mickel Klewin unhaltbare Bogenlampe. „Ich habe auf den Rückpass spekuliert und meinen Fuß reingehalten. Da war etwas Instinkt dabei“, beschreibt Reichwein das Erfolgserlebnis gegen seinen Ex-Klub.

"Möglichst aktiv am Spielgeschehen teilnehmen"

Sein insgesamt fünfter Drittliga-Doppelpack war nicht unbedingt in Torjäger-Manier, passt aber doch etwas zur Spielweise von Reichwein. Der gebürtige Hesse (Hadamar) ist eher weniger der Typ für technische Kabinettstückchen auf dem Platz und kommt manchmal auch über wenig Ballkontakte zum Torerfolg. "Ich möchte aber schon möglichst aktiv am Spielgeschehen teilnehmen. Meine Stärken sehe ich vor allem im Kopfball und Torabschluss", so von den Mitspielern nur "Cello" gerufene Neu-Münsteraner, der einst im Nachwuchsbereich von Bayer 04 Leverkusen ausgebildet wurde.

Sein Spitzname wurde übrigens vor allem durch seine Station bei Rot-Weiß Erfurt (2010 bis 2012) geläufig, ist aber nicht in erster Linie auf den bekannten Song "Cello" zurückzuführen, den Kult-Rocker Udo Lindenberg im November 2011 mit dem aus Erfurt stammenden Sänger Clueso neu aufgenommen hatte. Reichwein klärt auf: "Meine Frau Anja nennt mich manchmal Marcello, die Mitspieler haben dann die kürzere Version übernommen. Den ruhigen Song finde ich aber auch super."

Historischer Viererpack krönte Zeit in Erfurt

Auf dem Platz kann Marcel Reichwein aber auch schon mal deutliche Töne anschlagen. "Als Führungsspieler ist es meine Aufgabe, meine Mannschaftskollegen auch mal zu pushen. Mir ist es auch lieber, wenn andere Spieler mir ihre Meinung direkt ins Gesicht sagen", so der Angreifer, der auch schon für den Wuppertaler SV, Kickers Emden, Rot Weiss Ahlen und Jahn Regensburg am Ball war, in der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt aber seine sportlich bisher beste Zeit durchlebte. 73 Spiele, 29 Tore lautet die Bilanz während seines zweijährigen Engagements im Osten der Republik.

In besonderer Erinnerung behält der Mann mit dem markanten Stirnband und dem starken rechten Fuß dabei den 17. März 2012. An diesem Tag stellte "Cello" durch einen fulminanten Viererpack gegen den damaligen Tabellenführer SV Sandhausen (4:0) eine Rekordmarke für die 3. Liga auf. Neben Reichwein waren nur Dominik Stroh-Engel (für den jetzigen Zweitligisten SV Darmstadt 98), Salvatore Amirante (FC Carl Zeiss Jena) und vor wenigen Tagen auch Marcel Ziemer (FC Hansa Rostock) vier Tore in einem Spiel gelungen. "Es war kurios: Noch im Abschlusstraining vor dem Spiel hatte ich das Tor aus drei Metern nicht getroffen", verrät Reichwein mit einem Lächeln.

Nach vielen Wechseln: Längerer Verbleib in Münster geplant

Als Torschützenkönig der Saison 2011/2012 (mit insgesamt 17 Treffern) verließ der gelernte Bürokaufmann die Erfurter und wechselte zum VfR Aalen in die 2. Bundesliga. Beim damaligen Aufsteiger schoss er zwar auch das erste Zweitliga-Tor der Aalener Vereinsgeschichte, brach aber auch dort seine Zelte nach "nur" zwei Jahren wieder ab. "Nach dem Trainerwechsel von Ralph Hasenhüttl zu Stefan Ruthenbeck in der zweiten Saison hat es für mich sportlich nicht mehr so gepasst. Ich hatte mir mehr Einsatzzeit ausgerechnet", sagt Reichwein.

Bei den Preußen, seiner achten Station im Seniorenbereich, plant der Rechtsfuß nun einen längeren Verbleib. "Meine Familie und ich lieben die Stadt schon jetzt. Ich kann mir auch vorstellen, beim SCP irgendwann meine Karriere zu beenden", betont der Torjäger, der mit seiner Frau Anja und seinem bald zweijährigen Sohn Toni Cello vor einigen Tagen seine neue Wohnung in der Fahrradstadt Münster bezogen hat.

Beim Golfen etwas vom Fußball-Geschäft abschalten

Sportlich möchte Marcel Reichwein möglichst an seine Torquote aus Erfurter Zeiten anknüpfen. "Ich setze mir aber weiterhin keine festen Marken. Wenn ich am Saisonende nur zehn Tore auf dem Konto haben sollte und wir oben mitmischen, dann bin ich auch zufrieden", so der 28-Jährige, der den Aufstieg in die 2. Bundesliga als mittelfristiges Ziel für die Münsteraner ansieht.

Um vom Alltagsgeschäft abzuschalten, hat der Torjäger seit einiger Zeit ein neues Hobby mit kleineren Bällen für sich entdeckt. "Ich gehe gerne auf den Golfplatz", sagt "Cello". Bei einem Handicap von 44 (Höchstwert ist 54) fällt ihm ein "Hole-in-one" aber noch deutlich schwerer als auf dem Fußballplatz.

[mspw]

Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in einer Serie vor. Heute: Preußen Münsters Angreifer Marcel Reichwein, der zu den erfolgreichsten Torjägern in der Geschichte der 3. Liga zählt.

Marcel Reichwein, Torjäger des Drittligisten SC Preußen Münster, ist in seiner Karriere schon ein wenig herumgekommen, war unter anderem zwischen Emden und Erfurt, Aalen und Ahlen sowie Wuppertal und Regensburg auf "Wanderschaft". Auf allen Stationen stand er aber vor dem gegnerischen Tor sehr oft richtig. Wenn es sein muss, auch mal in der Schussbahn seines Gegenspielers wie bei seinem jüngsten Treffer zum 2:2-Endstand für die Preußen gegen Rot-Weiß Erfurt an diesem Mittwoch.

"Dieses Tor zählte zweifellos zu meinen kuriosesten Treffern", sagt der 28-Jährige, der seit Saisonbeginn für den Traditionsverein aus dem Münsterland stürmt und mit 44 Drittligatreffern den fünften Platz in der "Ewigen Torschützenliste der 3. Liga" belegt, im Gespräch mit DFB.de.

In der entscheidenden Szene setzte der recht schmal gebaute, mit einer Körperlange von 1,90 Meter aber auch groß gewachsene Angreifer einem Rückpass von Erfurts Carsten Kammlott nach. Gäste-Abwehrspieler Christoph Menz war zwar eher am Ball, schoss dann aber Reichwein an und produzierte so eine für Torhüter Philipp Mickel Klewin unhaltbare Bogenlampe. „Ich habe auf den Rückpass spekuliert und meinen Fuß reingehalten. Da war etwas Instinkt dabei“, beschreibt Reichwein das Erfolgserlebnis gegen seinen Ex-Klub.

"Möglichst aktiv am Spielgeschehen teilnehmen"

Sein insgesamt fünfter Drittliga-Doppelpack war nicht unbedingt in Torjäger-Manier, passt aber doch etwas zur Spielweise von Reichwein. Der gebürtige Hesse (Hadamar) ist eher weniger der Typ für technische Kabinettstückchen auf dem Platz und kommt manchmal auch über wenig Ballkontakte zum Torerfolg. "Ich möchte aber schon möglichst aktiv am Spielgeschehen teilnehmen. Meine Stärken sehe ich vor allem im Kopfball und Torabschluss", so von den Mitspielern nur "Cello" gerufene Neu-Münsteraner, der einst im Nachwuchsbereich von Bayer 04 Leverkusen ausgebildet wurde.

Sein Spitzname wurde übrigens vor allem durch seine Station bei Rot-Weiß Erfurt (2010 bis 2012) geläufig, ist aber nicht in erster Linie auf den bekannten Song "Cello" zurückzuführen, den Kult-Rocker Udo Lindenberg im November 2011 mit dem aus Erfurt stammenden Sänger Clueso neu aufgenommen hatte. Reichwein klärt auf: "Meine Frau Anja nennt mich manchmal Marcello, die Mitspieler haben dann die kürzere Version übernommen. Den ruhigen Song finde ich aber auch super."

Historischer Viererpack krönte Zeit in Erfurt

Auf dem Platz kann Marcel Reichwein aber auch schon mal deutliche Töne anschlagen. "Als Führungsspieler ist es meine Aufgabe, meine Mannschaftskollegen auch mal zu pushen. Mir ist es auch lieber, wenn andere Spieler mir ihre Meinung direkt ins Gesicht sagen", so der Angreifer, der auch schon für den Wuppertaler SV, Kickers Emden, Rot Weiss Ahlen und Jahn Regensburg am Ball war, in der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt aber seine sportlich bisher beste Zeit durchlebte. 73 Spiele, 29 Tore lautet die Bilanz während seines zweijährigen Engagements im Osten der Republik.

In besonderer Erinnerung behält der Mann mit dem markanten Stirnband und dem starken rechten Fuß dabei den 17. März 2012. An diesem Tag stellte "Cello" durch einen fulminanten Viererpack gegen den damaligen Tabellenführer SV Sandhausen (4:0) eine Rekordmarke für die 3. Liga auf. Neben Reichwein waren nur Dominik Stroh-Engel (für den jetzigen Zweitligisten SV Darmstadt 98), Salvatore Amirante (FC Carl Zeiss Jena) und vor wenigen Tagen auch Marcel Ziemer (FC Hansa Rostock) vier Tore in einem Spiel gelungen. "Es war kurios: Noch im Abschlusstraining vor dem Spiel hatte ich das Tor aus drei Metern nicht getroffen", verrät Reichwein mit einem Lächeln.

Nach vielen Wechseln: Längerer Verbleib in Münster geplant

Als Torschützenkönig der Saison 2011/2012 (mit insgesamt 17 Treffern) verließ der gelernte Bürokaufmann die Erfurter und wechselte zum VfR Aalen in die 2. Bundesliga. Beim damaligen Aufsteiger schoss er zwar auch das erste Zweitliga-Tor der Aalener Vereinsgeschichte, brach aber auch dort seine Zelte nach "nur" zwei Jahren wieder ab. "Nach dem Trainerwechsel von Ralph Hasenhüttl zu Stefan Ruthenbeck in der zweiten Saison hat es für mich sportlich nicht mehr so gepasst. Ich hatte mir mehr Einsatzzeit ausgerechnet", sagt Reichwein.

Bei den Preußen, seiner achten Station im Seniorenbereich, plant der Rechtsfuß nun einen längeren Verbleib. "Meine Familie und ich lieben die Stadt schon jetzt. Ich kann mir auch vorstellen, beim SCP irgendwann meine Karriere zu beenden", betont der Torjäger, der mit seiner Frau Anja und seinem bald zweijährigen Sohn Toni Cello vor einigen Tagen seine neue Wohnung in der Fahrradstadt Münster bezogen hat.

Beim Golfen etwas vom Fußball-Geschäft abschalten

Sportlich möchte Marcel Reichwein möglichst an seine Torquote aus Erfurter Zeiten anknüpfen. "Ich setze mir aber weiterhin keine festen Marken. Wenn ich am Saisonende nur zehn Tore auf dem Konto haben sollte und wir oben mitmischen, dann bin ich auch zufrieden", so der 28-Jährige, der den Aufstieg in die 2. Bundesliga als mittelfristiges Ziel für die Münsteraner ansieht.

Um vom Alltagsgeschäft abzuschalten, hat der Torjäger seit einiger Zeit ein neues Hobby mit kleineren Bällen für sich entdeckt. "Ich gehe gerne auf den Golfplatz", sagt "Cello". Bei einem Handicap von 44 (Höchstwert ist 54) fällt ihm ein "Hole-in-one" aber noch deutlich schwerer als auf dem Fußballplatz.