Manuel Gräfe: "Ein Traum wird wahr"

Am Samstag (ab 20 Uhr, live in der ARD und bei Sky) ist es wieder soweit: Im Berliner Olympiastadion steigt das Finale um den DFB-Pokal zwischen Bayern München und dem VfB Stuttgart. Dabei stehen nicht nur die 22 Spieler auf dem Feld im Mittelpunkt, sondern auch der Schiedsrichter.

In diesem Jahr kommt Manuel Gräfe zu der Ehre, das Highlight in seiner Heimatstadt zu pfeifen. Für den 30 Jahre alten Sportwissenschaftler ist es eine Premiere in doppelter Hinsicht. Gräfe leitet nicht nur das erste Mal das Endspiel des DFB-Pokals, sondern ist auch erstmals in einem Pflichtspiel in der deutschen Hauptstadt im Einsatz.

Im DFB.de-Interviw mit Redakteur Steffen Lüdeke hat der FIFA-Referee vor seinem Karriere-Highlight über die Heimat Berlin, die Spannung vor dem Finale und die Höhepunkte in seiner bisherigen Laufbahn gesprochen.

DFB.de: Herr Gräfe, stimmt die Vermutung, dass Sie die meisten Stadien in Deutschland besser kennen als das Berliner Olympiastadion?

Manuel Gräfe: Das kann gut sein, jedenfalls von der Perspektive des Spielfeldes aus. (lacht) Ich habe einmal ein Schülerländerspiel im Olympiastadion geleitet, Deutschland gegen Frankreich. Und dann das Freundschaftsspiel Hertha BSC gegen Real Madrid. Ansonsten kenne ich das Stadion nur als Besucher. Als Bundesliga-Schiedsrichter war ich ja immer zu den Pokalendspielen eingeladen, und hin und wieder war ich auch privat bei Spielen von Hertha BSC.

DFB.de: Als Berliner durften Sie nie ein Pflichtspiel im Olympiastadion leiten. Haben Sie deswegen immer besonders gehofft, mit der Leitung des DFB-Pokalfinals betraut zu werden? Und war die Enttäuschung besonders groß, wenn ein anderer Schiedsrichter ausgewählt worden ist?

Gräfe: Nein, überhaupt nicht. Ich habe mir keine Gedanken über die Nominierung gemacht. Alle Schiedsrichter, die mit dieser Aufgabe betraut worden sind, haben sich die Nominierung redlich verdient. Das DFB-Pokalfinale ist für die Schiedsrichter eine Auszeichnung für gute Leistungen über einen längeren Zeitraum. Man muss schon ein bisschen was geleistet haben, sonst wird einem diese Ehre nicht zuteil. Dafür muss man auch ein gewisses Alter erreicht haben, weil die Schiedsrichterkommission mit dem Finale insbesondere die Konstanz auf hohem Niveau belohnt.

DFB.de: Wie haben Sie von der Nominierung erfahren?



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Am Samstag (ab 20 Uhr, live in der ARD und bei Sky) ist es wieder soweit: Im Berliner Olympiastadion steigt das Finale um den DFB-Pokal zwischen Bayern München und dem VfB Stuttgart. Dabei stehen nicht nur die 22 Spieler auf dem Feld im Mittelpunkt, sondern auch der Schiedsrichter.

In diesem Jahr kommt Manuel Gräfe zu der Ehre, das Highlight in seiner Heimatstadt zu pfeifen. Für den 30 Jahre alten Sportwissenschaftler ist es eine Premiere in doppelter Hinsicht. Gräfe leitet nicht nur das erste Mal das Endspiel des DFB-Pokals, sondern ist auch erstmals in einem Pflichtspiel in der deutschen Hauptstadt im Einsatz.

Im DFB.de-Interviw mit Redakteur Steffen Lüdeke hat der FIFA-Referee vor seinem Karriere-Highlight über die Heimat Berlin, die Spannung vor dem Finale und die Höhepunkte in seiner bisherigen Laufbahn gesprochen.

DFB.de: Herr Gräfe, stimmt die Vermutung, dass Sie die meisten Stadien in Deutschland besser kennen als das Berliner Olympiastadion?

Manuel Gräfe: Das kann gut sein, jedenfalls von der Perspektive des Spielfeldes aus. (lacht) Ich habe einmal ein Schülerländerspiel im Olympiastadion geleitet, Deutschland gegen Frankreich. Und dann das Freundschaftsspiel Hertha BSC gegen Real Madrid. Ansonsten kenne ich das Stadion nur als Besucher. Als Bundesliga-Schiedsrichter war ich ja immer zu den Pokalendspielen eingeladen, und hin und wieder war ich auch privat bei Spielen von Hertha BSC.

DFB.de: Als Berliner durften Sie nie ein Pflichtspiel im Olympiastadion leiten. Haben Sie deswegen immer besonders gehofft, mit der Leitung des DFB-Pokalfinals betraut zu werden? Und war die Enttäuschung besonders groß, wenn ein anderer Schiedsrichter ausgewählt worden ist?

Gräfe: Nein, überhaupt nicht. Ich habe mir keine Gedanken über die Nominierung gemacht. Alle Schiedsrichter, die mit dieser Aufgabe betraut worden sind, haben sich die Nominierung redlich verdient. Das DFB-Pokalfinale ist für die Schiedsrichter eine Auszeichnung für gute Leistungen über einen längeren Zeitraum. Man muss schon ein bisschen was geleistet haben, sonst wird einem diese Ehre nicht zuteil. Dafür muss man auch ein gewisses Alter erreicht haben, weil die Schiedsrichterkommission mit dem Finale insbesondere die Konstanz auf hohem Niveau belohnt.

DFB.de: Wie haben Sie von der Nominierung erfahren?

Gräfe: Herbert Fandel, der Vorsitzende der Schiedsrichterkommission, hat mich angerufen und mir zur Nominierung gratuliert.

DFB.de: Haben Sie schon geahnt, was kommen würde, als Sie seine Nummer im Display gesehen haben?

Gräfe: Nein. Es ist ja nichts Ungewöhnliches, dass wir miteinander telefonieren. Eigentlich sprechen wir nach jedem Spiel miteinander. Auch sonst gibt es immer mal wieder etwas zu bereden. Sonderlich viel habe ich mir also nicht gedacht, als er angerufen hat. Und umso größer war natürlich meine Überraschung und Freude.

DFB.de: Was macht das Pokalfinale für Sie so besonders?

Gräfe: Wo soll ich anfangen? Es schauen alle zu, viele live im Stadion, unsere Frauen, die sonst ja nie dabei sind, alle Familienmitglieder, viele Freunde, der ganze DFB-Stab, viele Trainer und Spieler. Ganz Fußball-Deutschland blickt an diesem Tag auf dieses eine Spiel. Es ist doch klar, dass dies auch für die Schiedsrichter außergewöhnlich ist. Es gibt in Deutschland einfach kein größeres, schöneres und emotionaleres Fußballspiel.

DFB.de: Das Finale 2013 ist nicht Ihr erstes Pokalendspiel. Schon vor zehn Jahren waren Sie dabei, damals als Assistent von Lutz Michael Fröhlich beim Spiel zwischen Bayern und Lautern.

Gräfe: Es war wunderschön, eine ganz tolle Erfahrung. Wir hatten im Team von Lutz Fröhlich drei überragende Tage. Das einzige, was schade war, ist, dass das Olympiastadion damals umgebaut wurde. Die Haupttribüne fehlte, es gab kein Dach. Die Stimmung war trotzdem grandios. Das Spiel selber war spannend und intensiv, es gab eine Rote Karte, was in Pokalfinals nicht häufig vorkommt, aber eben auch mal passieren kann. Aus Schiedsrichter-Sicht ist damals alles gut gelaufen.

DFB.de: In der Bundesliga haben Sie die Paarung Bayern gegen Stuttgart einmal gepfiffen, im Dezember 2011. Mit acht Gelben und einer Gelb-Roten Karte waren Sie stark gefordert. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Partie?

Gräfe: Es war ein intensives Spiel, so wie es häufig vorkommt in dieser Konstellation. Wenn eine Mannschaft spielstärker ist, setzt der Gegner neben dem spielerischen Element vor allem Einsatz und Willen ein. Das führt fast zwangsläufig dazu, dass der Schiedsrichter ein wenig mehr Arbeit hat. Das erwarte ich auch für das Pokalfinale. Aber eigentlich gehe ich vor jedem Spiel davon aus, dass es intensiv und schwierig wird. Und wenn es dann anders kommt, lasse ich mich gerne positiv überraschen.

DFB.de: Können Sie als Schiedsrichter die Atmosphäre in einem Stadion eigentlich genießen – oder sind Sie so konzentriert, dass Sie im Grunde gar nicht mitbekommen, was abseits des Platzes passiert?

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Gräfe: Das Pokalfinale lässt sich in dieser Hinsicht mit keinem anderen Spiel vergleichen. Unter anderem durch die Berichterstattung im Vorfeld spürt man ja, dass dieses Spiel etwas ganz Besonderes ist. Für mich als Berliner gilt dies umso mehr. Es wird für mich sehr speziell sein, mich vor dieser Kulisse in meiner Heimat warmzulaufen und später das Spiel anzupfeifen. Diese Atmosphäre werde ich mitbekommen und aufsaugen. Auch wenn vor dem Spiel die Nationalhymne gespielt wird. Ich kenne das ja von meinen Einsätzen bei Länderspielen, aber die deutsche Nationalhymne vor einem Spiel zu hören - das kenne ich als Schiedsrichter nicht. Wenn es dann losgeht, wenn der Ball rollt, sind auch wir Schiedsrichter so sehr im Tunnel und fokussiert, da hat das Drumherum keinen Einfluss mehr.

DFB.de: Wie ordnen Sie das DFB-Pokalendspiel im Rahmen Ihrer Karriere ein? Erleben Sie morgen einen der Höhepunkte?

Gräfe: Das kann man so sagen. In Deutschland ist es das Highlight! Ich hatte aber auch viele spannende und schöne Spiele im Ausland, bei denen man noch einmal ganz andere Erfahrungen vor allem im Umfeld sammelt. Spiele in der Champions League, in der Europa League und etliche Länderspiele. Dazu zähle ich ebenso die zweiwöchige Erfahrung bei Spielen in Südkorea ganz zu Beginn meiner Bundesligalaufbahn ebenso wie auch die Leitung des Pokalfinals in Aserbaidschan oder aber meinen Einsatz als erster deutscher Schiedsrichter in einem Ligaspiel in Israel sowie die Spiele in Libyen und Saudi Arabien. Das Pokalfinale in Deutschland lässt sich damit nur schwer vergleichen – und ragt doch noch einmal deutlich heraus. Für mich wird damit ein Traum wahr, und das erfüllt mich mit Zufriedenheit und Dankbarkeit.