Magdalena Neuner: Den Fußball im Visier

Als kleines Kind wollte Magdalena Neuner Fußball spielen, doch sie durfte nicht mitmachen. Weil sie ein Mädchen war. „Damals hat mich das schon gekränkt“, sagt sie. Stattdessen entschied sie sich für den Skilanglauf, später für den Biathlon.

Keine schlechte Entscheidung. Inzwischen hat die 23-Jährige alles gewonnen, was sie in ihrem Sport gewinnen kann, Weltmeistertitel en masse, zweimal Olympia-Gold. Ihr Traum: ein Sieg bei den Olympischen Spielen 2018 in ihrer bayerischen Heimat - München ist einer von drei Bewerbern für das Großereignis, die Wallgauerin eine Sportbotschafterin der "Candidate City".

Bei aller Liebe zum Sport im Schnee - der Fußball hat Magdalena Neuner trotzdem nie so ganz losgelassen. Im Training spielt sie regelmäßig, beim Public Viewing feuerte sie die Fußball-Nationalmannschaft bei den WM-Spielen in Südafrika an. Und sie wirbt als Botschafterin für die Frauen-WM 2011. DFB.de-Redakteur Gereon Tönnihsen hat sich mit ihr in Oberhof getroffen.

Für Freunde und Kollegen bleibt sie die Magdalena

Dicker Nebel liegt über Oberhof, die feuchte, eisige Luft dringt durch die Kleider. Magdalena Neuner schließt den Reißverschluss ihrer Jacke bis zum Hals. Die 23-Jährige blickt zur Biathlon-Arena, die praktisch menschenleer ist. Heute ist zur Abwechslung mal kein Training. Ein kurzes Atemholen in einer harten Vorbereitung, bis zum Beginn der Weltcup-Saison ist es nicht mehr lang.

Magdalena Neuner wird als eine der Favoritinnen an den Start gehen. Wie eigentlich jedes Jahr. Im vergangenen Winter hat sie bei den Olympischen Spielen in Vancouver zweimal Gold und einmal Silber gewonnen, hat ihre Karriere gekrönt, die eigentlich immer noch am Anfang steht. Schließlich ist sie erst 23.

„Gold-Lena“ hat sie der Boulevard genannt oder „Turbo-Neuner“. Spitznamen, die nur den Superlativ kennen. Sie selbst kann damit nicht wirklich viel anfangen. Klar, das sei ganz witzig, aber mehr auch nicht. Für Freunde und Kollegen ist sie nach wie vor Magdalena. Das soll auch so bleiben.

Immer noch begeistert von ihrem Sport

Doch manche Fanpost, die sie bekommt, ist an „Gold-Lena aus Wallgau“ adressiert oder an „Biathlon-Königin Magdalena Neuner“. Ob sie sich noch motivieren kann bei all dem Ruhm, all dem Lorbeer, all den Erfolgen? „Ja, das kann ich“, sagt sie.

Und es wirkt nicht aufgesetzt, sondern sehr überzeugend. „Meine Begeisterung für den Sport ist immer noch da, und es ist immer wieder schön, auf dem Podest zu stehen, egal ob es der erste Sieg ist oder der zwanzigste.“ Dafür lohne sich jeder Kilometer, jeder Schuss. Auch, wenn es so unwirtlich ist wie in diesen Tagen im Thüringer Wald.

Ein Empfang wie beim FC Bayern

Neuners Ziele für 2011: Gesamt-Weltcup und die WM in Chanty-Mansijsk im Biathlon. Und als sie im Februar aus Kanada zurück nach Deutschland kam, wurden sie und die anderen erfolgreichen bayerischen Sportler auf dem Münchner Marienplatz begeistert empfangen.

Dort, wo sonst der FC Bayern seine Titel feiert. „Das war etwas ganz Besonderes“, sagt sie. „Wahnsinnig viele Leute waren da. Wir standen oben auf dem Balkon und haben vor lauter Menschen den Boden nicht mehr sehen können.“

Die Euphorie ließ sie kurzzeitig ihre Erschöpfung vergessen, doch als sie nach Hause kam, war da nur noch große, bleierne Müdigkeit. Alle Anspannung der olympischen Wochen war auf einmal weg, der Akku leer, und nach der Saison dauerte es einige Wochen, ehe sie morgens aufwachte und sich wieder ausgeschlafen fühlte.

"Fußball stärkt die Gemeinschaft"

Auch so mancher Fußballer berichtet von solchen Phasen, wenn besondere Emotionen und Herausforderungen hinter ihm liegen. Wie bei einer Weltmeisterschaft. Im Sommer, als Jogis Jungs in Südafrika Spiele und Anerkennung gewannen, feuerte Neuner das Team beim Public Viewing an.

Und als die Deutschen England mit 4:1 besiegten, saß sie mit ihren Kolleginnen bei ihrem Trainer im Garten, der Fernseher stand auf der Terrasse, und die Nachbarn beschwerten sich, weil es so laut wurde. Die Damen hatten Vuvuzelas dabei. „Fußball hat etwas Verbindendes“, sagt sie. „Er stärkt die Gemeinschaft, egal ob man zusieht oder selbst spielt.“

"Ich habe auch schon Tore gemacht"

Einmal in der Woche spielt sie in ihrer Trainingsgruppe in Mittenwald selbst, eine gute halbe Stunde lang, zum Aufwärmen. „Die Jungs spielen ungern auf die Mädels“, hat sie festgestellt. „Dafür trauen sie sich nicht, bei uns voll in den Zweikampf zu gehen.“ Sie selbst spielt mal hinten, mal vorne, „alles macht Spaß. Ich habe auch schon Tore gemacht. Inzwischen darf ich sogar fast mitspielen.“

Als sie noch ein Kind war, durfte sie das nicht. Weil sie ein Mädchen war. Und im Verein gab es in jener Zeit nur Jungs. „Ich war damals schon gekränkt und traurig“, sagt sie. Vorbei. Vergessen. „Es ist doch alles gut danach gelaufen“, sagt sie und zeigt dieses Lächeln, das schon so viele Zeitungsseiten zierte. Ein natürliches Lächeln, ein ehrliches. Und deshalb ansteckendes.

Darum nahm es ihr Moderator Michael Steinbrecher vermutlich auch nicht krumm, als sie nach ihrem Olympiasieg im Sportstudio des ZDF an der berühmten Torwand fünfmal rechts unten anvisierte. Immerhin: Einmal traf sie auch.

Botschafterin für die Frauen-WM 2011 in Deutschland

Bei der Frauen-WM im kommenden Jahr in Deutschland gehört sie zur „Top-Elf für 2011“ der Frauen, die für das Turnier werben. Sie ist Patin für den Spielort Augsburg. Sie ist angekommen im Fußball.

Eine Art Retourkutsche für die Ablehnung von damals? „Nein, überhaupt nicht“, sagt sie. „Das ist eine Herzenssache. Ich finde es einfach wichtig, für dieses Ereignis zu werben. Unsere Fußball-Frauen spielen so schön und erfolgreich, das muss man unterstützen.“

Wie sie denken auch andere: Popsängerin Nena etwa, die frühere Weltklasse-Schwimmerin Franziska van Almsick, Journalistin Dunja Hayali oder die Tatort-Kommissarinnen Ulrike Folkerts und Maria Furtwängler. „Es wäre schön, wenn wir eine ähnliche Euphorie hätten wie bei den Männern“, sagt Magdalena Neuner.

Eine der beliebtesten Sportlerinnen hierzulande

Im Biathlon ist das längst so. Der Sport ist keine Männerdomäne mehr wie er es früher noch war. Und nicht nur Skifans sind Topläuferinnen wie Neuner, Kati Wilhelm oder Andrea Henkel ein Begriff. Seit ihren drei WM-Siegen 2007 ist Magdalena Neuner eine der beliebtesten Sportlerinnen Deutschlands.

Mal kurz fünf Minuten einkaufen, das ist schon oft nur eine schöne Absicht gewesen, aber keine realistische. Immer wieder ist sie erkannt worden und gefragt nach ihren Erfolgen, Erinnerungen, Erlebnissen. Alles sehr nett und meistens angenehm, nicht selten aber auch anstrengend.

„Im Vergleich zu Fußballern können aber wenige Menschen etwas mit mir anfangen“, sagt sie. „Biathlon ist zwar eine sehr populäre Sportart, aber nicht so wie Fußball. Selbst wenn man kein Fan ist, kennt und erkennt man Spieler wie Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller.“

Mentaltrainer hat geholfen

Dabei ihre Privatsphäre zu wahren, sei für die Fußballer sicherlich nicht immer einfach. Ihr selbst gelingt das noch ganz gut. Sie weiß aber auch, dass mit Beliebtheit auch Erwartungen einhergehen. Wer einmal gewonnen hat, dem soll das immer wieder gelingen. Und wer es immer wieder schafft, bei dem empfindet man mitunter Platz zwei schon als Niederlage.

„Ja, der Druck von außen ist da“, sagt Magdalena Neuner. Und er sei größer als der eigene: „Ich weiß, was ich kann, und will natürlich so erfolgreich wie möglich sein. Aber ich kann auch mal mit Platz fünf zufrieden sein.“

Was von außen kommt, versucht sie, nicht zu sehr an sich herankommen zu lassen. Dabei hat ihr auch ein Mentaltrainer geholfen, von dem sie sich in der Olympiavorbereitung in der Regel zwei Stunden pro Woche coachen ließ. Sie sei dadurch gelassener geworden, dabei aber konzentriert und fokussiert auf das Wesentliche.

Ehrgeiz ja - aber nicht verkrampfen

Beim Biathlon sind das vor allem die Scheiben, die es zu treffen gilt. „Früher stand ich manchmal am Schießstand und habe gedacht: Du musst jetzt treffen“, sagt sie. Zum Druck von außen kam dann der von innen. Zu viel. In Antholz 2009 schoss sie in Führung liegend beim letzten Schießen fünf „Fahrkarten“. Es dauerte einige Zeit, ehe sie das verarbeitet hatte.

Heute sagt sie: „Es ist Sport. Dass man mal danebenschießt, kann immer passieren.“ An ihrem Ehrgeiz ändert das nichts. Aber er lässt sie nicht mehr verkrampfen. 2010 gewann sie in Antholz zweimal. Und wurde später Olympiasiegerin. „Ich gehe jetzt mit außergewöhnlichen Situationen anders um und kann Erfolge und schöne Momente wie bei Olympia ganz anders wahrnehmen und genießen“, sagt sie.

Nicht nur im Sport, auch darüber hinaus. Sie schaut aus dem Fenster, noch immer dringen keine Sonnenstrahlen durch den schweren Dunst, aber immerhin ist es einigermaßen hell. Anders als im dreiwöchigen Trainingslager im finnische Muonio. „In Kälte, Schnee und Dunkelheit“, sagt Neuner. Dagegen ist es in Oberhof fast schon sommerlich.

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Als kleines Kind wollte Magdalena Neuner Fußball spielen, doch sie durfte nicht mitmachen. Weil sie ein Mädchen war. „Damals hat mich das schon gekränkt“, sagt sie. Stattdessen entschied sie sich für den Skilanglauf, später für den Biathlon.

Keine schlechte Entscheidung. Inzwischen hat die 23-Jährige alles gewonnen, was sie in ihrem Sport gewinnen kann, Weltmeistertitel en masse, zweimal Olympia-Gold. Ihr Traum: ein Sieg bei den Olympischen Spielen 2018 in ihrer bayerischen Heimat - München ist einer von drei Bewerbern für das Großereignis, die Wallgauerin eine Sportbotschafterin der "Candidate City".

Bei aller Liebe zum Sport im Schnee - der Fußball hat Magdalena Neuner trotzdem nie so ganz losgelassen. Im Training spielt sie regelmäßig, beim Public Viewing feuerte sie die Fußball-Nationalmannschaft bei den WM-Spielen in Südafrika an. Und sie wirbt als Botschafterin für die Frauen-WM 2011. DFB.de-Redakteur Gereon Tönnihsen hat sich mit ihr in Oberhof getroffen.

Für Freunde und Kollegen bleibt sie die Magdalena

Dicker Nebel liegt über Oberhof, die feuchte, eisige Luft dringt durch die Kleider. Magdalena Neuner schließt den Reißverschluss ihrer Jacke bis zum Hals. Die 23-Jährige blickt zur Biathlon-Arena, die praktisch menschenleer ist. Heute ist zur Abwechslung mal kein Training. Ein kurzes Atemholen in einer harten Vorbereitung, bis zum Beginn der Weltcup-Saison ist es nicht mehr lang.

Magdalena Neuner wird als eine der Favoritinnen an den Start gehen. Wie eigentlich jedes Jahr. Im vergangenen Winter hat sie bei den Olympischen Spielen in Vancouver zweimal Gold und einmal Silber gewonnen, hat ihre Karriere gekrönt, die eigentlich immer noch am Anfang steht. Schließlich ist sie erst 23.

„Gold-Lena“ hat sie der Boulevard genannt oder „Turbo-Neuner“. Spitznamen, die nur den Superlativ kennen. Sie selbst kann damit nicht wirklich viel anfangen. Klar, das sei ganz witzig, aber mehr auch nicht. Für Freunde und Kollegen ist sie nach wie vor Magdalena. Das soll auch so bleiben.

Immer noch begeistert von ihrem Sport

Doch manche Fanpost, die sie bekommt, ist an „Gold-Lena aus Wallgau“ adressiert oder an „Biathlon-Königin Magdalena Neuner“. Ob sie sich noch motivieren kann bei all dem Ruhm, all dem Lorbeer, all den Erfolgen? „Ja, das kann ich“, sagt sie.

Und es wirkt nicht aufgesetzt, sondern sehr überzeugend. „Meine Begeisterung für den Sport ist immer noch da, und es ist immer wieder schön, auf dem Podest zu stehen, egal ob es der erste Sieg ist oder der zwanzigste.“ Dafür lohne sich jeder Kilometer, jeder Schuss. Auch, wenn es so unwirtlich ist wie in diesen Tagen im Thüringer Wald.

Ein Empfang wie beim FC Bayern

Neuners Ziele für 2011: Gesamt-Weltcup und die WM in Chanty-Mansijsk im Biathlon. Und als sie im Februar aus Kanada zurück nach Deutschland kam, wurden sie und die anderen erfolgreichen bayerischen Sportler auf dem Münchner Marienplatz begeistert empfangen.

Dort, wo sonst der FC Bayern seine Titel feiert. „Das war etwas ganz Besonderes“, sagt sie. „Wahnsinnig viele Leute waren da. Wir standen oben auf dem Balkon und haben vor lauter Menschen den Boden nicht mehr sehen können.“

Die Euphorie ließ sie kurzzeitig ihre Erschöpfung vergessen, doch als sie nach Hause kam, war da nur noch große, bleierne Müdigkeit. Alle Anspannung der olympischen Wochen war auf einmal weg, der Akku leer, und nach der Saison dauerte es einige Wochen, ehe sie morgens aufwachte und sich wieder ausgeschlafen fühlte.

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"Fußball stärkt die Gemeinschaft"

Auch so mancher Fußballer berichtet von solchen Phasen, wenn besondere Emotionen und Herausforderungen hinter ihm liegen. Wie bei einer Weltmeisterschaft. Im Sommer, als Jogis Jungs in Südafrika Spiele und Anerkennung gewannen, feuerte Neuner das Team beim Public Viewing an.

Und als die Deutschen England mit 4:1 besiegten, saß sie mit ihren Kolleginnen bei ihrem Trainer im Garten, der Fernseher stand auf der Terrasse, und die Nachbarn beschwerten sich, weil es so laut wurde. Die Damen hatten Vuvuzelas dabei. „Fußball hat etwas Verbindendes“, sagt sie. „Er stärkt die Gemeinschaft, egal ob man zusieht oder selbst spielt.“

"Ich habe auch schon Tore gemacht"

Einmal in der Woche spielt sie in ihrer Trainingsgruppe in Mittenwald selbst, eine gute halbe Stunde lang, zum Aufwärmen. „Die Jungs spielen ungern auf die Mädels“, hat sie festgestellt. „Dafür trauen sie sich nicht, bei uns voll in den Zweikampf zu gehen.“ Sie selbst spielt mal hinten, mal vorne, „alles macht Spaß. Ich habe auch schon Tore gemacht. Inzwischen darf ich sogar fast mitspielen.“

Als sie noch ein Kind war, durfte sie das nicht. Weil sie ein Mädchen war. Und im Verein gab es in jener Zeit nur Jungs. „Ich war damals schon gekränkt und traurig“, sagt sie. Vorbei. Vergessen. „Es ist doch alles gut danach gelaufen“, sagt sie und zeigt dieses Lächeln, das schon so viele Zeitungsseiten zierte. Ein natürliches Lächeln, ein ehrliches. Und deshalb ansteckendes.

Darum nahm es ihr Moderator Michael Steinbrecher vermutlich auch nicht krumm, als sie nach ihrem Olympiasieg im Sportstudio des ZDF an der berühmten Torwand fünfmal rechts unten anvisierte. Immerhin: Einmal traf sie auch.

Botschafterin für die Frauen-WM 2011 in Deutschland

Bei der Frauen-WM im kommenden Jahr in Deutschland gehört sie zur „Top-Elf für 2011“ der Frauen, die für das Turnier werben. Sie ist Patin für den Spielort Augsburg. Sie ist angekommen im Fußball.

Eine Art Retourkutsche für die Ablehnung von damals? „Nein, überhaupt nicht“, sagt sie. „Das ist eine Herzenssache. Ich finde es einfach wichtig, für dieses Ereignis zu werben. Unsere Fußball-Frauen spielen so schön und erfolgreich, das muss man unterstützen.“

Wie sie denken auch andere: Popsängerin Nena etwa, die frühere Weltklasse-Schwimmerin Franziska van Almsick, Journalistin Dunja Hayali oder die Tatort-Kommissarinnen Ulrike Folkerts und Maria Furtwängler. „Es wäre schön, wenn wir eine ähnliche Euphorie hätten wie bei den Männern“, sagt Magdalena Neuner.

Eine der beliebtesten Sportlerinnen hierzulande

Im Biathlon ist das längst so. Der Sport ist keine Männerdomäne mehr wie er es früher noch war. Und nicht nur Skifans sind Topläuferinnen wie Neuner, Kati Wilhelm oder Andrea Henkel ein Begriff. Seit ihren drei WM-Siegen 2007 ist Magdalena Neuner eine der beliebtesten Sportlerinnen Deutschlands.

Mal kurz fünf Minuten einkaufen, das ist schon oft nur eine schöne Absicht gewesen, aber keine realistische. Immer wieder ist sie erkannt worden und gefragt nach ihren Erfolgen, Erinnerungen, Erlebnissen. Alles sehr nett und meistens angenehm, nicht selten aber auch anstrengend.

„Im Vergleich zu Fußballern können aber wenige Menschen etwas mit mir anfangen“, sagt sie. „Biathlon ist zwar eine sehr populäre Sportart, aber nicht so wie Fußball. Selbst wenn man kein Fan ist, kennt und erkennt man Spieler wie Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller.“

Mentaltrainer hat geholfen

Dabei ihre Privatsphäre zu wahren, sei für die Fußballer sicherlich nicht immer einfach. Ihr selbst gelingt das noch ganz gut. Sie weiß aber auch, dass mit Beliebtheit auch Erwartungen einhergehen. Wer einmal gewonnen hat, dem soll das immer wieder gelingen. Und wer es immer wieder schafft, bei dem empfindet man mitunter Platz zwei schon als Niederlage.

„Ja, der Druck von außen ist da“, sagt Magdalena Neuner. Und er sei größer als der eigene: „Ich weiß, was ich kann, und will natürlich so erfolgreich wie möglich sein. Aber ich kann auch mal mit Platz fünf zufrieden sein.“

Was von außen kommt, versucht sie, nicht zu sehr an sich herankommen zu lassen. Dabei hat ihr auch ein Mentaltrainer geholfen, von dem sie sich in der Olympiavorbereitung in der Regel zwei Stunden pro Woche coachen ließ. Sie sei dadurch gelassener geworden, dabei aber konzentriert und fokussiert auf das Wesentliche.

Ehrgeiz ja - aber nicht verkrampfen

Beim Biathlon sind das vor allem die Scheiben, die es zu treffen gilt. „Früher stand ich manchmal am Schießstand und habe gedacht: Du musst jetzt treffen“, sagt sie. Zum Druck von außen kam dann der von innen. Zu viel. In Antholz 2009 schoss sie in Führung liegend beim letzten Schießen fünf „Fahrkarten“. Es dauerte einige Zeit, ehe sie das verarbeitet hatte.

Heute sagt sie: „Es ist Sport. Dass man mal danebenschießt, kann immer passieren.“ An ihrem Ehrgeiz ändert das nichts. Aber er lässt sie nicht mehr verkrampfen. 2010 gewann sie in Antholz zweimal. Und wurde später Olympiasiegerin. „Ich gehe jetzt mit außergewöhnlichen Situationen anders um und kann Erfolge und schöne Momente wie bei Olympia ganz anders wahrnehmen und genießen“, sagt sie.

Nicht nur im Sport, auch darüber hinaus. Sie schaut aus dem Fenster, noch immer dringen keine Sonnenstrahlen durch den schweren Dunst, aber immerhin ist es einigermaßen hell. Anders als im dreiwöchigen Trainingslager im finnische Muonio. „In Kälte, Schnee und Dunkelheit“, sagt Neuner. Dagegen ist es in Oberhof fast schon sommerlich.