Lucky Luke und der Zauberer von Oz

Arsene Wenger ist nicht dafür bekannt, dass sein Hirn langsam arbeitet. Im Gegenteil: Es existieren einige Parameter, die die Vermutung nahelegen, dass seine grauen Zellen ziemlich flott unterwegs sind. Etwa dieser: Der Coach vom FC Arsenal spricht fünf Sprachen fließend (Französisch, Deutsch, Englisch, Italienisch, Spanisch), und auch auf Japanisch kann er sich mehr recht als schlecht verständigen. Und das muss man erstmal können. Wenn einer wie er über eine Handlung spricht, die beendet ist, bevor sich sein Gedanke finalisiert hat, dann muss diese Handlung ziemlich schnell gewesen sein. Aber, bitteschön, hier ist das Originalzitat: "Immer wenn du denkst, jetzt müsste er eigentlich abspielen, spielt er den Ball - noch bevor du den Gedanken zu Ende gedacht hast." Wengers Worte gelten einem Magier: Mesut Özil, dem Zauberer von Oz. Lucky Luke schießt schneller als sein Schatten, Mesut Özil spielt schneller als sein Trainer denken kann.

Wenger hat zuletzt ziemlich häufig über Özil gesprochen und dabei nicht selten zu einer ausgiebigen Lobhudelei ausgeholt. Knapp vier Minuten währte seine letzte Hommage auf Özil, darin hat der Trainer mit Komplimenten nur so um sich geworfen. Etwa hat er gesagt: "Er ist zu einem sensationellen Fußballer geworden." Oder: "Er überzeugt jeden, dass er nicht nur Talent hat, sondern ein Spieler ist, der für das Team arbeiten will und hart schuftet." Oder: "Er bereitet nun nicht nur die Tore vor, sondern trifft auch selbst. Und das macht ihn zu einem kompletten Spieler."

Dreimal in Folge Spieler des Monats

Keine Frage, Özil ist Arsenals Spieler der Stunde. Fast ähnlich schnell, wie er abspielt, sammelt er Auszeichnungen. Arsenals Spieler des Monats Oktober war: Mesut Özil. Arsenals Spieler des Monats November war: Mesut Özil. Arsenals Spieler des Monats Dezember war: Mesut Özil. Ein lupenreiner Hattrick. In den Ergebnissen der Votings nähert sich Özil Verhältnissen, die in Demokratien verdächtig wirken. Bei der Wahl im Dezember entfielen 81,2 Prozent auf den deutschen Weltmeister, auf Rang zwei folgte Olivier Giroud mit 9,2 Prozent.

Özil ist Mr. Arsenal – und für nicht wenige ist er aktuell auch Mr. Premier League. Auch für einen, der seine Meinung diesbezüglich in sechs Sprachen kundtun könnte. Ob Özil auch der beste Akteur in der Premier League sei, besser etwa als Sergio Aguero oder Eden Hazard, wurde Wenger kürzlich gefragt. Seine Antwort: "Schauen sie sich doch die Zahlen an. Ich denke, die sprechen für sich."

Auf Rekordjagd: 16 Torvorlagen in 19 Einsätzen

Der Trainer meinte diese Zahlen: In der laufenden Spielzeit der englischen Liga kam der Deutsche bislang zu 19 Einsätzen. Dabei hat er drei Tore erzielt und 16 (!) Treffer vorbereitet. Das Premier-League-Ranking der Assists führt Özil damit fast so deutlich an, wie er die letzte Wahl zum Spieler des Monats gewonnen hat. Auf Platz zwei folgt Kevin de Bruyne von Manchester City, der bislang achtmal einen Treffer aufgelegt hat. Mit 16 hat Özil fast so viele Vorlagen auf seinem Konto wie die gesamten Kader des FC Chelsea und von Manchester United (beide 20).

Und es könnten noch viel mehr sein, wenn seine Teamkollegen effizienter in der Verarbeitung seiner Zuspiele wären. Im Spiel gegen Bournemouth hat Özil neun Tormöglichkeiten initiiert, Liga-Rekord in der aktuellen Spielzeit, lediglich eine davon wurde erfolgreich genutzt. Kein Wunder, dass seine Mitspieler sich seinem Trainer anpassen und in höchsten Tönen über den 27-Jährigen sprechen. "Für uns Stürmer ist fantastisch, mit ihm zusammen zu spielen. Er kennt meine Laufwege unglaublich gut, er weiß, wohin die Bälle kommen müssen", sagt etwa Theo Walcott. Und fügt mit Blick auf das Spiel gegen Bournemouth und ironischer Selbstkritik an: "Es würde natürlich helfen, wenn ich die eine oder andere Chance auch nutzen würde."

Arsenals Traum von der ersten Meisterschaft seit 2004

Gleichwohl: Özils Vorlagen haben sein Team an die Spitze der Tabelle geführt. Nach 20 Spieltagen haben die Gunners 42 Punkte gesammelt, zwei mehr als Überraschungs-Zweiter Leicester City und drei mehr als Überraschungs-Nur-Dritter Manchester City. Titelverteidiger Chelsea liegt mit 23 Punkten auf Platz 14, Manchester United mit 33 Punkten auf Platz fünf. Seit 2004 warten die Londoner auf die Meisterschaft – in diesem Jahr scheinen die Chancen so groß wie nie. Mit Chelsea und Manchester United haben zwei Konkurrenten geschwächelt. Und Arsenal hat gelernt, Spiele auch mal schmutzig zu gewinnen. So wie am Neujahrstag zu Hause gegen Newcastle United. Arsenal tat sich schwer, Arsenal hatte kaum Ideen. Auch Özil nicht. "Wir hatten schwere Beine, keinen Spielfluss, keine Bewegung", sagte Wenger.

Umso willkommener ist die kleine Auszeit, die der Spielplan nun bereit hält. In der Premier League geht es für Arsenal erst am 13. Januar weiter, mit dem Spiel bei Jürgens Klopps FC Liverpool. Dann mit frischen Kräften – und einem alten Erfolgsrezept. "Wenn man nicht gut spielt, muss man zusammen halten und einen Weg finden, trotzdem zu gewinnen", sagte Wenger nach dem Spiel gegen Newcastle. "Wir können uns in der Zukunft daran erinnern, wie das heute war." Und so war es: Arsenal gewann durch ein Tor Laurent Koscielny mit 1:0 – nach einer Ecke von… Mesut Özil.

[sl]

Arsene Wenger ist nicht dafür bekannt, dass sein Hirn langsam arbeitet. Im Gegenteil: Es existieren einige Parameter, die die Vermutung nahelegen, dass seine grauen Zellen ziemlich flott unterwegs sind. Etwa dieser: Der Coach vom FC Arsenal spricht fünf Sprachen fließend (Französisch, Deutsch, Englisch, Italienisch, Spanisch), und auch auf Japanisch kann er sich mehr recht als schlecht verständigen. Und das muss man erstmal können. Wenn einer wie er über eine Handlung spricht, die beendet ist, bevor sich sein Gedanke finalisiert hat, dann muss diese Handlung ziemlich schnell gewesen sein. Aber, bitteschön, hier ist das Originalzitat: "Immer wenn du denkst, jetzt müsste er eigentlich abspielen, spielt er den Ball - noch bevor du den Gedanken zu Ende gedacht hast." Wengers Worte gelten einem Magier: Mesut Özil, dem Zauberer von Oz. Lucky Luke schießt schneller als sein Schatten, Mesut Özil spielt schneller als sein Trainer denken kann.

Wenger hat zuletzt ziemlich häufig über Özil gesprochen und dabei nicht selten zu einer ausgiebigen Lobhudelei ausgeholt. Knapp vier Minuten währte seine letzte Hommage auf Özil, darin hat der Trainer mit Komplimenten nur so um sich geworfen. Etwa hat er gesagt: "Er ist zu einem sensationellen Fußballer geworden." Oder: "Er überzeugt jeden, dass er nicht nur Talent hat, sondern ein Spieler ist, der für das Team arbeiten will und hart schuftet." Oder: "Er bereitet nun nicht nur die Tore vor, sondern trifft auch selbst. Und das macht ihn zu einem kompletten Spieler."

Dreimal in Folge Spieler des Monats

Keine Frage, Özil ist Arsenals Spieler der Stunde. Fast ähnlich schnell, wie er abspielt, sammelt er Auszeichnungen. Arsenals Spieler des Monats Oktober war: Mesut Özil. Arsenals Spieler des Monats November war: Mesut Özil. Arsenals Spieler des Monats Dezember war: Mesut Özil. Ein lupenreiner Hattrick. In den Ergebnissen der Votings nähert sich Özil Verhältnissen, die in Demokratien verdächtig wirken. Bei der Wahl im Dezember entfielen 81,2 Prozent auf den deutschen Weltmeister, auf Rang zwei folgte Olivier Giroud mit 9,2 Prozent.

Özil ist Mr. Arsenal – und für nicht wenige ist er aktuell auch Mr. Premier League. Auch für einen, der seine Meinung diesbezüglich in sechs Sprachen kundtun könnte. Ob Özil auch der beste Akteur in der Premier League sei, besser etwa als Sergio Aguero oder Eden Hazard, wurde Wenger kürzlich gefragt. Seine Antwort: "Schauen sie sich doch die Zahlen an. Ich denke, die sprechen für sich."

Auf Rekordjagd: 16 Torvorlagen in 19 Einsätzen

Der Trainer meinte diese Zahlen: In der laufenden Spielzeit der englischen Liga kam der Deutsche bislang zu 19 Einsätzen. Dabei hat er drei Tore erzielt und 16 (!) Treffer vorbereitet. Das Premier-League-Ranking der Assists führt Özil damit fast so deutlich an, wie er die letzte Wahl zum Spieler des Monats gewonnen hat. Auf Platz zwei folgt Kevin de Bruyne von Manchester City, der bislang achtmal einen Treffer aufgelegt hat. Mit 16 hat Özil fast so viele Vorlagen auf seinem Konto wie die gesamten Kader des FC Chelsea und von Manchester United (beide 20).

Und es könnten noch viel mehr sein, wenn seine Teamkollegen effizienter in der Verarbeitung seiner Zuspiele wären. Im Spiel gegen Bournemouth hat Özil neun Tormöglichkeiten initiiert, Liga-Rekord in der aktuellen Spielzeit, lediglich eine davon wurde erfolgreich genutzt. Kein Wunder, dass seine Mitspieler sich seinem Trainer anpassen und in höchsten Tönen über den 27-Jährigen sprechen. "Für uns Stürmer ist fantastisch, mit ihm zusammen zu spielen. Er kennt meine Laufwege unglaublich gut, er weiß, wohin die Bälle kommen müssen", sagt etwa Theo Walcott. Und fügt mit Blick auf das Spiel gegen Bournemouth und ironischer Selbstkritik an: "Es würde natürlich helfen, wenn ich die eine oder andere Chance auch nutzen würde."

Arsenals Traum von der ersten Meisterschaft seit 2004

Gleichwohl: Özils Vorlagen haben sein Team an die Spitze der Tabelle geführt. Nach 20 Spieltagen haben die Gunners 42 Punkte gesammelt, zwei mehr als Überraschungs-Zweiter Leicester City und drei mehr als Überraschungs-Nur-Dritter Manchester City. Titelverteidiger Chelsea liegt mit 23 Punkten auf Platz 14, Manchester United mit 33 Punkten auf Platz fünf. Seit 2004 warten die Londoner auf die Meisterschaft – in diesem Jahr scheinen die Chancen so groß wie nie. Mit Chelsea und Manchester United haben zwei Konkurrenten geschwächelt. Und Arsenal hat gelernt, Spiele auch mal schmutzig zu gewinnen. So wie am Neujahrstag zu Hause gegen Newcastle United. Arsenal tat sich schwer, Arsenal hatte kaum Ideen. Auch Özil nicht. "Wir hatten schwere Beine, keinen Spielfluss, keine Bewegung", sagte Wenger.

Umso willkommener ist die kleine Auszeit, die der Spielplan nun bereit hält. In der Premier League geht es für Arsenal erst am 13. Januar weiter, mit dem Spiel bei Jürgens Klopps FC Liverpool. Dann mit frischen Kräften – und einem alten Erfolgsrezept. "Wenn man nicht gut spielt, muss man zusammen halten und einen Weg finden, trotzdem zu gewinnen", sagte Wenger nach dem Spiel gegen Newcastle. "Wir können uns in der Zukunft daran erinnern, wie das heute war." Und so war es: Arsenal gewann durch ein Tor Laurent Koscielny mit 1:0 – nach einer Ecke von… Mesut Özil.

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