Lucas: Mit "Hafenstraßen-Fußball" den Großen Paroli bieten

Im Hauptberuf arbeitet Jürgen Lucas (46) im Bereich der Medizintechnik in leitender Position. Nebenbei ist er als "Talenteschmied" tätig, formt und fördert als Teamchef die U 19-Spieler des West-Regionalligisten Rot-Weiss Essen. Mit 19 Punkten nach 14 Spieltagen ist RWE in dieser Saison der bisher erfolgreichste Aufsteiger aller drei Staffeln in der A-Junioren-Bundesliga. Die Chancen auf den Verbleib in der höchsten deutschen U 19-Spielklasse stehen ausgezeichnet. Auch privat hat Lucas Grund zur Freude: Sein Sohn Nico, als Mittelfeldspieler einer der Essener Leistungsträger, wird spätestens zur neuen Saison in den Kader der ersten Mannschaft aufrücken. Im aktuellen DFB.de-Interview spricht Jürgen Lucas, der kurzzeitig auch schon als Interimstrainer bei der ersten Mannschaft eingesprungen war, mit dem Journalisten Filippos Kounelis über das Essener Erfolgsgeheimnis, den Hafenstraßen-Fußball und den Vaterstolz.

DFB.de: Am Sonntag steht für Ihre Mannschaft das erste Pflichtspiel im neuen Jahr an. Im Niederrheinpokal geht es gegen den unterklassigen SC Velbert. Scharren Ihre Spieler schon mit den Hufen, Herr Lucas?

Jürgen Lucas: Ich spüre, dass die Vorfreude auf den Wettkampfbetrieb von Tag zu Tag größer wird. Mit Hinblick auf die Restrunde in der A-Junioren-Bundesliga wollen wir natürlich im Pokal eine Runde weiterkommen, um mit viel Selbstbewusstsein in die Liga zu starten.

DFB.de: Worauf legen Sie während der Vorbereitung besonderen Wert?

Lucas: Der Fokus lag bisher vor allem auf dem Spiel bei eigenem Ballbesitz. Nach der Winterpause wollen wir mehr Torchancen herausspielen und dadurch auch den einen oder anderen Treffer mehr erzielen. Dafür benötigen wir in unserem Spielaufbau mehr Ruhe und Übersicht. Darüberhinaus ging es darum, unser Auftreten gegen den Ball zu festigen. Das haben wir über weite Strecken der Hinrunde aber schon sehr gut hinbekommen.

DFB.de: RWE schloss das Jahr 2015 als bester Aufsteiger der gesamten A-Junioren-Bundesliga ab. Was ist das Erfolgsgeheimnis?

Lucas: Zum einen liegt es daran, dass wir über eine spielstarke Mannschaft verfügen. Zum anderen spielt der Großteil des Kaders schon seit der vergangenen Aufstiegssaison zusammen. In der vergangenen Spielzeit hatten wir schon sehr viele Talente aus dem Jungjahrgang dabei, die jetzt Verantwortung übernehmen und vorangehen. Die Automatismen greifen dadurch leichter ineinander. Besonders zu Saisonbeginn konnten wir daraus einen Vorteil ziehen.

DFB.de: 19 Punkte hat Ihre Mannschaft nach 14 Spieltagen auf dem Konto. Der Vorsprung auf die Abstiegsplätze beträgt bereits neun Zähler. Wie lauten Ihre Ziele für die Restrunde?

Lucas: Wichtig ist, dass wir jeden einzelnen Spieler in seiner Entwicklung einen Schritt voranbringen. Den Jungs aus dem älteren Jahrgang wollen wir den letzten Schliff vor dem Sprung in den Seniorenfußball geben. Bei den jüngeren Spielern, die auch in der nächsten Saison noch für die A-Junioren spielberechtigt sind, geht es darum, dass sie sich schon jetzt im U 19-Kader etablieren. Unser Ziel als Mannschaft ist es, den Gegnern weiterhin so gut Paroli zu bieten wie bisher. Die anderen Teams haben sich in den zurückliegenden Spielen immer besser auf uns eingestellt. Jetzt sind wir gefordert, dagegen Lösungen zu finden.

DFB.de: Wird das bisher formulierte Ziel Klassenverbleib nach oben korrigiert?

Lucas: Wir müssen realistisch bleiben. Die Restrunde wird kein Selbstläufer. In erster Linie geht es darum, den Verbleib in der Bundesliga so schnell wie möglich in trockene Tücher zu bringen. Fakt ist: Wer nach 14 Spieltagen auf einem einstelligen Tabellenplatz steht, will diese Position möglichst auch behaupten. Ich kann aber auch damit leben, wenn wir einen oder zwei Ränge abrutschen, die Spieler in ihrer Entwicklung aber vorankommen.

DFB.de: Seit Saisonbeginn wird in Essen von "Hafenstraßen-Fußball" geredet. Wie weit reicht die Philosophie? Was sind die wichtigsten Grundsätze?

Lucas: Wir ziehen mit der Regionalliga-Mannschaft an einem Strang, wollen auch im Nachwuchsbereich den viel zitierten Hafenstraßen-Fußball zeigen. Unsere Philosophie ist es, emotionalen Fußball zu bieten. Dazu gehört auch, dass wir im Spiel immer aktiv sein wollen - mit und ohne Ball. Jeder muss bereit sein, für seinen Mitspieler in die Bresche zu springen.

DFB.de: In der A-Junioren-Bundesliga misst sich RWE unter anderem auch mit zahlreichen Nachwuchsmannschaften von Bundesligisten. Merkt man die Unterschiede?

Lucas: Die Möglichkeiten in der Liga sind sehr unterschiedlich. Wir treten gegen die besten Nachwuchsspieler Deutschlands an. Wir sind froh, uns mit solchen Gegnern messen zu dürfen. Umso stolzer macht es mich, dass wir sogar den Großen durchaus Paroli bieten können. Dabei fällt mir in erster Linie unser 3:1-Heimerfolg gegen Bayer 04 Leverkusen oder auch das 1:1 im Derby beim Deutschen Meister FC Schalke 04 ein. Die Schwierigkeit liegt aber dann darin, nach solchen Erfolgen nicht abzuheben. Wir wissen genau wo, wir herkommen. Wenn wir nicht jederzeit 100 Prozent abrufen, haben wir keine Chance, in dieser Liga zu bestehen.

DFB.de: Wie wichtig ist es für den Verein, dass seine Nachwuchstalente konstant in der höchsten Spielklasse zum Einsatz zu kommen?

Lucas: Um talentierte Spieler an sich zu binden, ist es von großer Bedeutung. Wir sind aber nicht blauäugig und wissen, dass ein Jahr kommen kann, in dem wir es nicht schaffen, die Klasse zu halten. Auch dann müssen wir Spieler begeistern, zu Rot-Weiss Essen wechseln zu wollen.



Im Hauptberuf arbeitet Jürgen Lucas (46) im Bereich der Medizintechnik in leitender Position. Nebenbei ist er als "Talenteschmied" tätig, formt und fördert als Teamchef die U 19-Spieler des West-Regionalligisten Rot-Weiss Essen. Mit 19 Punkten nach 14 Spieltagen ist RWE in dieser Saison der bisher erfolgreichste Aufsteiger aller drei Staffeln in der A-Junioren-Bundesliga. Die Chancen auf den Verbleib in der höchsten deutschen U 19-Spielklasse stehen ausgezeichnet. Auch privat hat Lucas Grund zur Freude: Sein Sohn Nico, als Mittelfeldspieler einer der Essener Leistungsträger, wird spätestens zur neuen Saison in den Kader der ersten Mannschaft aufrücken. Im aktuellen DFB.de-Interview spricht Jürgen Lucas, der kurzzeitig auch schon als Interimstrainer bei der ersten Mannschaft eingesprungen war, mit dem Journalisten Filippos Kounelis über das Essener Erfolgsgeheimnis, den Hafenstraßen-Fußball und den Vaterstolz.

DFB.de: Am Sonntag steht für Ihre Mannschaft das erste Pflichtspiel im neuen Jahr an. Im Niederrheinpokal geht es gegen den unterklassigen SC Velbert. Scharren Ihre Spieler schon mit den Hufen, Herr Lucas?

Jürgen Lucas: Ich spüre, dass die Vorfreude auf den Wettkampfbetrieb von Tag zu Tag größer wird. Mit Hinblick auf die Restrunde in der A-Junioren-Bundesliga wollen wir natürlich im Pokal eine Runde weiterkommen, um mit viel Selbstbewusstsein in die Liga zu starten.

DFB.de: Worauf legen Sie während der Vorbereitung besonderen Wert?

Lucas: Der Fokus lag bisher vor allem auf dem Spiel bei eigenem Ballbesitz. Nach der Winterpause wollen wir mehr Torchancen herausspielen und dadurch auch den einen oder anderen Treffer mehr erzielen. Dafür benötigen wir in unserem Spielaufbau mehr Ruhe und Übersicht. Darüberhinaus ging es darum, unser Auftreten gegen den Ball zu festigen. Das haben wir über weite Strecken der Hinrunde aber schon sehr gut hinbekommen.

DFB.de: RWE schloss das Jahr 2015 als bester Aufsteiger der gesamten A-Junioren-Bundesliga ab. Was ist das Erfolgsgeheimnis?

Lucas: Zum einen liegt es daran, dass wir über eine spielstarke Mannschaft verfügen. Zum anderen spielt der Großteil des Kaders schon seit der vergangenen Aufstiegssaison zusammen. In der vergangenen Spielzeit hatten wir schon sehr viele Talente aus dem Jungjahrgang dabei, die jetzt Verantwortung übernehmen und vorangehen. Die Automatismen greifen dadurch leichter ineinander. Besonders zu Saisonbeginn konnten wir daraus einen Vorteil ziehen.

DFB.de: 19 Punkte hat Ihre Mannschaft nach 14 Spieltagen auf dem Konto. Der Vorsprung auf die Abstiegsplätze beträgt bereits neun Zähler. Wie lauten Ihre Ziele für die Restrunde?

Lucas: Wichtig ist, dass wir jeden einzelnen Spieler in seiner Entwicklung einen Schritt voranbringen. Den Jungs aus dem älteren Jahrgang wollen wir den letzten Schliff vor dem Sprung in den Seniorenfußball geben. Bei den jüngeren Spielern, die auch in der nächsten Saison noch für die A-Junioren spielberechtigt sind, geht es darum, dass sie sich schon jetzt im U 19-Kader etablieren. Unser Ziel als Mannschaft ist es, den Gegnern weiterhin so gut Paroli zu bieten wie bisher. Die anderen Teams haben sich in den zurückliegenden Spielen immer besser auf uns eingestellt. Jetzt sind wir gefordert, dagegen Lösungen zu finden.

DFB.de: Wird das bisher formulierte Ziel Klassenverbleib nach oben korrigiert?

Lucas: Wir müssen realistisch bleiben. Die Restrunde wird kein Selbstläufer. In erster Linie geht es darum, den Verbleib in der Bundesliga so schnell wie möglich in trockene Tücher zu bringen. Fakt ist: Wer nach 14 Spieltagen auf einem einstelligen Tabellenplatz steht, will diese Position möglichst auch behaupten. Ich kann aber auch damit leben, wenn wir einen oder zwei Ränge abrutschen, die Spieler in ihrer Entwicklung aber vorankommen.

DFB.de: Seit Saisonbeginn wird in Essen von "Hafenstraßen-Fußball" geredet. Wie weit reicht die Philosophie? Was sind die wichtigsten Grundsätze?

Lucas: Wir ziehen mit der Regionalliga-Mannschaft an einem Strang, wollen auch im Nachwuchsbereich den viel zitierten Hafenstraßen-Fußball zeigen. Unsere Philosophie ist es, emotionalen Fußball zu bieten. Dazu gehört auch, dass wir im Spiel immer aktiv sein wollen - mit und ohne Ball. Jeder muss bereit sein, für seinen Mitspieler in die Bresche zu springen.

DFB.de: In der A-Junioren-Bundesliga misst sich RWE unter anderem auch mit zahlreichen Nachwuchsmannschaften von Bundesligisten. Merkt man die Unterschiede?

Lucas: Die Möglichkeiten in der Liga sind sehr unterschiedlich. Wir treten gegen die besten Nachwuchsspieler Deutschlands an. Wir sind froh, uns mit solchen Gegnern messen zu dürfen. Umso stolzer macht es mich, dass wir sogar den Großen durchaus Paroli bieten können. Dabei fällt mir in erster Linie unser 3:1-Heimerfolg gegen Bayer 04 Leverkusen oder auch das 1:1 im Derby beim Deutschen Meister FC Schalke 04 ein. Die Schwierigkeit liegt aber dann darin, nach solchen Erfolgen nicht abzuheben. Wir wissen genau wo, wir herkommen. Wenn wir nicht jederzeit 100 Prozent abrufen, haben wir keine Chance, in dieser Liga zu bestehen.

DFB.de: Wie wichtig ist es für den Verein, dass seine Nachwuchstalente konstant in der höchsten Spielklasse zum Einsatz zu kommen?

Lucas: Um talentierte Spieler an sich zu binden, ist es von großer Bedeutung. Wir sind aber nicht blauäugig und wissen, dass ein Jahr kommen kann, in dem wir es nicht schaffen, die Klasse zu halten. Auch dann müssen wir Spieler begeistern, zu Rot-Weiss Essen wechseln zu wollen.

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DFB.de: Ihr Angreifer Said Harouz kam vor der Winterpause schon zu zwei Regionalliga-Einsätzen. Mit Torhüter Maksimilijan Milovanovic, Timo Becker und Ihrem Sohn Nico Lucas absolvierten jetzt drei Spieler aus der U 19 das Trainingslager mit der ersten Mannschaft im türkischen Belek. Was erhoffen Sie sich davon?

Lucas: In erster Linie ist es für die Spieler etwas Besonderes, mit der ersten Mannschaft zu trainieren und sich dort beweisen zu dürfen. Jedes Mal, wenn einer meiner Spieler von Einheiten mit dem Regionalliga-Kader kommt, bringt er frischen Wind mit. Das Selbstvertrauen und auch das Selbstbewusstsein steigen.

DFB.de: Macht es Sie besonders stolz, dass Ihr eigener Sohn vor dem Sprung in die erste Mannschaft steht und bereits einen Vertrag für die nächste Saison erhalten hat?

Lucas: Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mich das kalt lässt. Als Vater bin ich natürlich stolz und freue mich für Nico mit. Das ist nicht nur für ihn eine Auszeichnung, sondern auch für alle Trainer, die ihn zu dem Spieler geformt haben, der er jetzt ist. Schließlich ist Nico bereits seit der U 10 für RWE am Ball.

DFB.de: Könnte es die U 19 verkraften, wenn der eine oder andere Nachwuchsspieler schon frühzeitig den Sprung in den Regionalliga-Kader schafft?

Lucas: Kurzfristig wäre es sportlich sicher ein Verlust für die U 19. Aber im Großen und Ganzen arbeiten wir doch genau darauf hin. Das Ziel der U 19 ist und bleibt die Förderung von jungen Spielern. Je mehr den Sprung in die erste Mannschaft schaffen, umso besser.

DFB.de: Gab es während der Winterpause Veränderungen im Kader?

Lucas: Wir haben mit Maximilian Lange vom 1. FC Mönchengladbach einen weiteren Torhüter verpflichtet. Daher kann es sein, dass uns bis zum Ende der Transferperiode noch jemand verlässt.

DFB.de: Mit dem erst 26-jährigen Robin Krüger unterstützt Sie in dieser Saison ein alter Bekannter, der zuletzt bereits einige Jahre als Co-Trainer für den Regionalliga-Kader tätig war. Wie funktioniert die Zusammenarbeit?

Lucas: Es war eine gemeinsame Idee von mir und unserem Sportdirektor Andreas Winkler, dass Robin zur U 19 wechselt. Ich bin froh, einen so hervorragenden jungen Mann an meiner Seite zu haben. Wir ergänzen uns ausgezeichnet.