Löws doppeltes Debüt

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau auf DFB.de.

15. August

Vor 80 Jahren endet das Olympische Fußballturnier in Berlin. Italien schlägt Österreich in der Verlängerung vor rund 100.000 Zuschauern 2:1, beide Tore erzielt Annibale Frossi, der als einer der Erfinder des Catenaccios in die Geschichte eingehen wird. Als Spieler bevorzugt er noch die Offensive, in Berlin wird er Torschützenkönig der Spiele (sieben Treffer). Die Partie leitet der spätere DFB-Präsident Dr. Peco Bauwens. Bronze geht an Deutschland-Bezwinger Norwegen (3:2 gegen Polen am 13. August).

Vor 60 Jahren trifft die Nationalmannschaft in Ludwigshafen auf den 1. FC Kaiserslautern. Es ist eine Geste des DFB an die Mannschaft, die in den Jahren zuvor die meisten Spieler abstellte. Vier Weltmeister von Bern spielen nun gegen Deutschland und tragen vor 50.000 Zuschauern zum 2:1 des FCK bei. Willibald Wenzel trifft zum 0:1, Ulrich Biesinger gleicht aus, dann entscheidet Horst Eckel die Partie.

Vor 30 Jahren wird Toni Schumacher (1. FC Köln) als Fußballer des Jahres geehrt. Der Nationalkeeper freut sich: "Ich bin stolz auf diese Auszeichnung, nur der WM-Titel hätte sie übertroffen." Da will ihm auch der Gegner den Ehrentag nicht verderben, Eintracht Frankfurt begnügt sich im Bundesligaspiel in Köln mit einem 0:0. Torlos endet auch das zweite Freitagsspiel zwischen Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen. Auch hier ist nur ein Torwart glücklich, Borussias Teddy de Beer schwärmt: "Vom MSV Duisburg war ich nur 150 Zuschauer gewohnt. Hier kam ich in ein Stadion mit 33.000 Menschen und die rufen dann noch deinen Namen, da bist du zwangsläufig euphorisch gestimmt."

Vor 15 Jahren gewinnt die Nationalmannschaft in Budapest ein Testspiel gegen Ungarn 5:2. Es ist der höchste Auswärtssieg gegen den alten Rivalen, dessen Verband seinen 100. Geburtstag feiert. Deutschland schenkt dem Jubilar fünf Tore ein, Jörg Böhme (Elfmeter), Sebastian Kehl, Carsten Jancker, Frank Baumann und Joker Oliver Bierhoff treffen. Bester Mann auf dem Platz ist der Berliner Sebastian Deisler. "Völlers Jugendstil bleibt erfolgreich", lobt der kicker.



Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau auf DFB.de.

15. August

Vor 80 Jahren endet das Olympische Fußballturnier in Berlin. Italien schlägt Österreich in der Verlängerung vor rund 100.000 Zuschauern 2:1, beide Tore erzielt Annibale Frossi, der als einer der Erfinder des Catenaccios in die Geschichte eingehen wird. Als Spieler bevorzugt er noch die Offensive, in Berlin wird er Torschützenkönig der Spiele (sieben Treffer). Die Partie leitet der spätere DFB-Präsident Dr. Peco Bauwens. Bronze geht an Deutschland-Bezwinger Norwegen (3:2 gegen Polen am 13. August).

Vor 60 Jahren trifft die Nationalmannschaft in Ludwigshafen auf den 1. FC Kaiserslautern. Es ist eine Geste des DFB an die Mannschaft, die in den Jahren zuvor die meisten Spieler abstellte. Vier Weltmeister von Bern spielen nun gegen Deutschland und tragen vor 50.000 Zuschauern zum 2:1 des FCK bei. Willibald Wenzel trifft zum 0:1, Ulrich Biesinger gleicht aus, dann entscheidet Horst Eckel die Partie.

Vor 30 Jahren wird Toni Schumacher (1. FC Köln) als Fußballer des Jahres geehrt. Der Nationalkeeper freut sich: "Ich bin stolz auf diese Auszeichnung, nur der WM-Titel hätte sie übertroffen." Da will ihm auch der Gegner den Ehrentag nicht verderben, Eintracht Frankfurt begnügt sich im Bundesligaspiel in Köln mit einem 0:0. Torlos endet auch das zweite Freitagsspiel zwischen Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen. Auch hier ist nur ein Torwart glücklich, Borussias Teddy de Beer schwärmt: "Vom MSV Duisburg war ich nur 150 Zuschauer gewohnt. Hier kam ich in ein Stadion mit 33.000 Menschen und die rufen dann noch deinen Namen, da bist du zwangsläufig euphorisch gestimmt."

Vor 15 Jahren gewinnt die Nationalmannschaft in Budapest ein Testspiel gegen Ungarn 5:2. Es ist der höchste Auswärtssieg gegen den alten Rivalen, dessen Verband seinen 100. Geburtstag feiert. Deutschland schenkt dem Jubilar fünf Tore ein, Jörg Böhme (Elfmeter), Sebastian Kehl, Carsten Jancker, Frank Baumann und Joker Oliver Bierhoff treffen. Bester Mann auf dem Platz ist der Berliner Sebastian Deisler. "Völlers Jugendstil bleibt erfolgreich", lobt der kicker.

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16. August

Vor 30 Jahren heißt der Bundesliga-Tabellenführer Bayer Uerdingen. Nur die Krefelder haben beide Saisonspiele gewonnen, jeweils mühsam gegen die Aufsteiger. Zwei Tore von Friedhelm Funkel sichern das 2:1 gegen BW 90 Berlin. Immerhin ist Bayer schon 14 Bundesligaspiele ungeschlagen und meldet Vereinsrekord. Ein Erfolgsgeheimnis ist das neuartige Auslaufen nach dem Spiel, das Professor Heinz Liesen im Fußball eingeführt hat. Stürmer Stefan Kuntz staunt: "Man fühlt sich hinterher wie neugeboren."

Am selben Tag weiht der 1. FC Kaiserslautern sein renoviertes Stadion ein, das jetzt nach Klublegende Fritz Walter heißt. Wolfram Wuttke schießt das erste Tor im neuen Heim und sagt: "In diesem Stadion können wir immer 120 Prozent bringen." Trotzdem reicht es nur zu einem 1:1 gegen die Gladbacher Borussen. Die meisten Zuschauer kommen nach Hamburg, wo der HSV das Nordderby gegen Werder Bremen 3:0 gewinnt. Debütant Dietmar Beiersdorfer schaltet Rudi Völler aus und "ist auf dem besten Wege, die Entdeckung beim Hamburger SV zu werden", schreibt der kicker über den aktuellen Vorstandsvorsitzenden des HSV. Nationalspieler Heinz Gründel schießt zwei Tore und tritt sozusagen auf dem Höhepunkt aus dem DFB-Team zurück: "Beckenbauer soll sich einen anderen Doofen suchen." Worte eines Frustrierten, er wäre eben zu gern mit nach Mexiko gefahren. Meister Bayern München gewinnt bei Fortuna Düsseldorf 3:0, Torwart Jean-Marie Pfaff hat mit Fortuna weniger Probleme als mit seinen Schuhen. Beim Rauslaufen bricht ein Stollen, er fällt auf die Nase und zetert: "Seit Monaten habe ich Probleme mit den Schuhen, aber nichts passiert."

Vor 20 Jahren startet die 34. Bundesliga-Saison mit zwei Freitagsspielen und diversen Neuerungen. Erstmals prangt ein Liga-Logo von den Ärmeln aller Spieler und aus den Lautsprechern schallt eine Liga-Hymne. Die Trainer dürfen pro Partie 18 statt zuvor 16 Spieler nominieren und der Einsatz von Nicht-EU-Ausländern wird nicht mehr beschränkt. Der FC St. Pauli weicht zum Auftakt gegen die Bayern ins Volksparkstadion aus, verliert 1:2 und wird vom Rekordmeister hart rangenommen. Nach einem Ellbogencheck von Jürgen Klinsmann scheidet Tore Pedersen benommen aus, kommt erst auf der Trage zu sich. Diagnose: Gehirnerschütterung und ein Veilchen. Klinsmann entschuldigt sich telefonisch, zuvor musste auch er einstecken. St. Pauli-Trainer Uli Maslo: "Er hat sich heute sehr unfair verhalten." Das kann man Mario Basler nicht vorwerfen, aber auch er schickt einen Hamburger zum Arzt. Sein entscheidender Freistoß zum 1:2 ist so hart getreten, dass sich Pauli-Torhüter Klaus Thomforde einen Finger auskugelt. Da kann die zweite Partie des Abends nicht mithalten, Borussia Mönchengladbach und Aufsteiger Arminia Bielefeld, nach elf Jahren zurück, trennen sich 0:0.

Vor zehn Jahren ist Joachim Löw erstmals Cheftrainer bei einem Länderspiel. In Gelsenkirchen gelingt zum Einstand ein 3:0 gegen Schweden. Miroslav Klose wird vor der Partie als Fußballer des Jahres geehrt. Prompt erzielt er zwei Tore, auch Kapitän Bernd Schneider trifft im ersten Spiel nach der WM im eigenen Land. Alle Tore fallen noch vor der Pause. Der Debütant verhilft auch zwei Spielern zum Debüt: Manuel Friedrich (Mainz 05) und Malik Fathi (Hertha BSC) spielen 45 Minuten mit. Sie sind die Einzigen, die nicht an der WM teilgenommen haben. Der kicker titelt: "Traumstart für Löw! Klose lässt's wieder krachen." Ein Debüt gibt auch der Deutsche Klaus Toppmöller als Nationaltrainer von Georgien. Beim Fußballzwerg Färöer feiert er ein 6:0 in der EM-Qualifikation.

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17. August

Vor 75 Jahren ruht der Ligabetrieb noch. Dafür fallen drei Testspielergebnisse aus dem Rahmen: Schalke 04 gewinnt eine Woche vor dem DFB-Pokalachtelfinale in Bad Harzburg gegen Blau Weiß 90 Berlin 11:1, dabei ist Blau-Weiß aktueller Berliner Meister. Der 1. FC Nürnberg unterliegt auf eigenem Platz Admira Wien 0:4, und der HSV geht bei Rapid Wien 1:6 unter. Bayern München bleibt auch im dritten Spiel des Alpen-Pokals gegen eine Wiener Mannschaft sieglos, spielt 1:1 gegen Wacker und der kicker gesteht ein: "Heute zweifeln wir nicht mehr daran, dass der ostmärkische Fußball unter den deutschen Bereichen eine Sonderstellung einnimmt." Die Ostmark - so heißt Österreich seit dem Anschluss an das Reich 1938. In derselben Ausgabe bezeichnet der ehemalige Reichstrainer Otto Nerz in einem Artikel über die Stars des Fußballs den Schalker Fritz Szepan als den "besten deutschen Fußballspieler".

Vor 25 Jahren wird die zweite Runde im DFB-Pokal ausgetragen. Für sieben Bundesligisten ist es bereits die Schlussrunde. Für die Sensation des Tages sorgt Zweitligist FC Homburg, der bei Bayern München in der Verlängerung 4:2 gewinnt. 9000 Zuschauer werden Zeuge einer historischen Blamage, seitdem hat Bayern kein Heimspiel mehr gegen einen unterklassigen Klub verloren. Trainer Jupp Heynckes spricht von einer "Blockade im Kopf", Homburg-Präsident Manfred Ommer hat Mitleid: "Es tut weh, den FC Bayern so zu sehen. Schade um diese große Mannschaft." Auch der andere bayerische Bundesligist blamiert sich, der 1. FC Nürnberg scheidet bei Oberligist TSV Havelse im Elfmeterschießen aus. Schalke 04 fliegt bei Zweitliga-Schlusslicht RW Erfurt aus dem Rennen (1:2), Torhüter Jens Lehmann tritt vor Wut ein Loch in die Kabinentür. Der VfL Bochum unterliegt zu Hause Zweitligist Hannover 96 2:3. Da ahnt noch er nicht, dem späteren Pokalsieger unterlegen gewesen zu sein. Auch sensationell: das 2:1 des Viertligisten Bergmann-Borsig Berlin gegen Zweitligist SC Freiburg (2:1) durch zwei Tore des späteren Nationalspielers Stefan Beinlich und das deutliche 4:1 des Drittligisten SC Bamberg gegen den 1. FC Saarbrücken (2. Liga). Im reinen Bundesligaduell der Hansestädte schlägt Werder Bremen den HSV 3:1, alle Tore fallen vor der Pause. Meister Kaiserslautern muss in Duisburg in die Verlängerung, dann treffen Guido Hoffmann und Marcel Witeczek zum 2:0.

Vor 20 Jahren feiert Christoph Daum ein spektakuläres Bundesliga-Comeback. Mit Bayer Leverkusen schlägt er am ersten Spieltag den Meister Borussia Dortmund 4:2. Daum beschwichtigt: "Wir hatten heute ungefähr 15 Fehler drin, drei bis fünf werde ich ansprechen." Der Fehlstart des Meisters verblüfft indes die Fachwelt, schon nach sieben Minuten steht es 0:2. Zur Pause hat Borussia ausgeglichen, aber den zweiten Doppelschlag des Werksklubs kann der BVB nicht mehr wettmachen. Nach Ecken gewinnt Bayer gar 10:3. Platz eins erobert der VfB Stuttgart, denn ein Trainer-Debütant gewinnt noch höher. Joachim Löw, offiziell eine Interimslösung nach dem Rauswurf von Rolf Fringer drei Tage vor Saisonstart, führt die Schwaben zu einem 4:0 gegen Schalke 04. Löw hat nichts gegen eine Weitebeschäftigung: "Ich würde mir das zutrauen, aber der Verein hat klar gesagt, dass er einen Fringer-Nachfolger sucht." Torschütze Fredi Bobic macht Werbung für die interne Lösung, denn Löw sei "voll akzeptiert und die Zusammenarbeit klappt super". Auch Löws Ex-Klub SC Freiburg startet erfolgreich, beim 3:2 gegen Werder Bremen gibt es für jede Mannschaft einen Platzverweis - gegen Uwe Wassmer und Thomas Wolter. Die Entscheidung fällt durch einen von Alain Sutter verwandelten Handelfmeter, den Torwart Oliver Reck als "lächerlich" bezeichnet. Auch an den Elfmetern gibt es Kritik, aber Hellmut Krug lässt sich nicht beirren: "Alle Entscheidungen waren hundertprozentig richtig." 1860 München feiert Bernhard Winkler, der beide Treffer zum 2:1 über den HSV erzielt. Das Aufsteiger-Duell entscheidet Peter Közle zugunsten des VfL Bochum, ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub MSV Duisburg (1:0), wo er im Groll geschieden ist, ist der Österreicher der Matchwinner.

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18. August

Vor 90 Jahren trennen sich der Dresdner SC und Bayern München in Freundschaft 5:5.

Vor 60 Jahren startet die Oberliga-Saison 1956/1957 mit zwei Samstagsspielen. Im Südwesten demonstriert Meister 1. FC Kaiserslautern seine Ambitionen und gewinnt bei den Sportfreunden Saarbrücken 4:1, einmal trifft Weltmeister Horst Eckel. Im Norden trennen sich Altona 93 und der FC St. Pauli 2:2.

Vor 40 Jahren kämpft Bayern München um den europäischen Supercup. Der Sieger des Landesmeister-Pokals trifft im Olympiastadion auf den RSC Anderlecht (Pokalsieger-Cup) und gewinnt 2:1. Vor 41.000 Zuschauern bringt Arie Haan die Belgier in Führung, doch Gerd Müller lässt seine Bayern nicht verkommen und schießt noch zwei Tore (58., 88.). "Müller, Müller über alles!" titelt der kicker. Die Entscheidung fällt 14 Tage danach in Brüssel.

Vor 20 Jahren unterliegt Fortuna Düsseldorf im Sonntagsspiel der Bundesliga dem rheinischen Nachbarn 1. FC Köln deutlich 0:3. 40.000 Zuschauer werden Zeuge des verpatzten Saisonstarts der Fortunen, Trainer Aleksandar Ristic ruft schon nach Verstärkungen: "Zwei neue Spieler mit Bundesliga-Erfahrung!" Kölns Trainer Peter Neururer setzt Superstar Toni Polster auf die Bank, das Ergebnis gibt ihm Recht, Vertreter Holger Gaißmayer trifft. Polster beschwert sich über seine wortlos vollzogene Degradierung, Neururer kontert: "Ich muss nicht jedem alles erklären und denke nur an die Mannschaft."

Vor 15 Jahren gibt es in der Bundesliga zwei Teams mit makelloser Bilanz: Borussia Dortmund (2:0 in Rostock) und 1. FC Kaiserslautern (3:2 beim HSV) gewinnen auch ihr viertes Spiel. Dass dies gleich zwei Teams gelingt, ist neu in der Bundesligahistorie. Pokalsieger Schalke dagegen hat bis dato gar keinen Sieg - und gegen Leverkusen kommt auch noch Pech dazu. In der 91. Minute bekommt der Gast beim Stand von 3:2 einen letzten Freistoß. Bernd Schneider schiebt Kollege Zoltan Sebescen zur Seite: "Ich schieße. Pass auf, der sitzt." Der Nationalspieler hält Wort und vermasselt Schalke die Bundesliga-Premiere in der Veltins-Arena. Immerhin ist Schalke 04 seit diesem Tag der erste Bundesligist, der bereits in drei verschiedenen Stadien Heimspiele ausgetragen hat - zuvor in der Glückauf-Kampfbahn und im Parkstadion.

Vor zehn Jahren erklimmt Außenseiter 1. FC Nürnberg unter Trainer Hans Meyer die Tabellenführung. Das 1:0 gegen Mönchengladbach ist bereits der achte Heimsieg in Folge und Vereinsrekord. "Wir dürfen jetzt nicht größenwahnsinnig werden", warnt Präsident Michael A. Roth vor dem Spitzenspiel bei den Bayern.

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19. August

Vor 60 Jahren spielen die Oberligen nach dreimonatiger Pause wieder. Erster Tabellenführer im Süden ist der VfB Stuttgart (2:0 beim VfR Mannheim), im Westen regiert der Duisburger SV (4:0 gegen Mönchengladbach), im Norden ist der VfL Osnabrück (2:0 bei Concordia Hamburg) vorne, im Südwesten ist es Phönix Ludwigshafen (3:0 in Frankenthal). Es gibt zwar in allen Ligen noch höhere Siege, doch maßgeblich ist 1956/1957 weiterhin das Divisionsverfahren, das die abwehrstärkeren Teams begünstigt. So deklassiert Hannover 96 den VfL Wolfsburg ebenso mit 5:1 wie der 1. FC Saarbrücken Wormatia Worms. Besonders hart: Die SpVgg. Fürth schlägt Jahn Regensburg 6:3 (vier Tore von Klaus Kuhnert), ist aber im Süden nur Fünfter hinter vier Teams ohne Gegentor beziehungsweise mit nur einem. Dazu zählt auch Kickers Offenbach, das bei Aufsteiger Bayern München 1:0 gewinnt. Die Bayern können sich mit der Rekordkulisse des Tages (25.000) im Süden trösten, bundesweit nur übertroffen von den 40.000 im Müngersdorfer Stadion, die ein 1:4 des 1. FC Köln gegen Rot-Weiß Essen sehen. Die dramatischste Wende sehen 21.000 Fans am Flingerbroich, wo Fortuna Düsseldorf aus einem 0:2 gegen Preußen Dellbrück noch ein 3:2 macht. Der Deutsche Meister Borussia Dortmund bleibt dagegen in den Startblöcken hängen und kommt beim SV Sodingen nur zu einem 1:1. Für einen Sommertag ist es zumeist recht ungemütlich, Werder Bremen verliert in Neumünster 2:4 "bei Windstärke 6-7", wie das Sport Magazin meldet.

Vor 30 Jahren erobert der HSV durch einen 3:0 im Nachholspiel bei Borussia Mönchengladbach die Tabellenspitze. Zwei Tore erzielt der 22-jährige Tobias Homp, der unerkannt an den Autogrammjägern vorbeihuschen kann. Es sind seine ersten beiden Treffer im 20. Bundesliga-Einsatz, eines soll noch dazu kommen in weiteren 94. Homp strahlt: "Ich kann es immer noch nicht fassen, eine herrliche Sache - will ich meinen." Jung-Manager Felix Magath, seit wenigen Wochen im Amt, wehrt derweil erste Glückwünsche ab: "Ich habe damit nichts zu tun. Das ist der Erfolg der Mannschaft und des Trainers, nicht des Managers."

Vor zehn Jahren findet der zweite Bundesliga-Spieltag statt. Vier Platzverweise trüben die Bilanz des Tages, an dem nur Werder Bremen (2:1 gegen Leverkusen) ein Heimsieg gelingt. Eine Rote Karte geht an den Frankfurter Debütanten Sotirios Krygiakos beim 0:0 gegen Wolfsburg. Trainer Friedhelm Funkel tadelt ihn: "Er muss sich daran gewöhnen, dass er nicht mehr in Schottland spielt." Das einzig torlose Spiel des Tages rettet Eintracht-Keeper Markus Pröll, der wie am ersten Spieltag wieder einen Elfmeter hält, nun von Diego Klimowicz (80.). Enttäuschung in Dortmund, wo 70.100 Zuschauer bis zur 76. Minute auf ein Tor warten. Als es durch Martin Amedick endlich fällt, gelingt Mainz schon im Gegenzug durch Edu der Ausgleich. Acht Partien ohne Niederlage - Trainer Jürgen Klopp schafft ausgerechnet an künftiger Arbeitsstätte einen Mainzer Vereinsrekord. Alemannia Aachen verliert sein erstes Bundesligaspiel am Tivoli nach 36 Jahren gegen Schalke 04 0:1, dabei spielen die Gäste eine Stunde in Unterzahl (Rot für Mladen Krstajic). Mitaufsteiger Energie Cotttbus trennt sich vom HSV 2:2, hier geht der Hamburger Guy Demel früher duschen (81.). Was doppelt schwer wiegt, da mit Khalid Boulahrouz ein weiterer Verteidiger ausfällt – und zwar endgültig. Boulahrouz nimmt ein Angebot vom FC Chelsea an und spült 10,5 Millionen Euro in die HSV-Kassen. Das Angebot habe es ihm unmöglich gemacht, in Cottbus noch zu spielen, berichtet Trainer Thomas Doll leicht irritiert: "Er hat es sich nicht zugetraut, wir können nur Leute gebrauchen, die mit 100 Prozent bei der Sache sind. Schade, er hätte einen besseren Abgang haben können."

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20. August

Vor 50 Jahren beginnt nur drei Wochen nach dem WM-Finale mit deutscher Beteiligung die vierte Bundesliga-Saison. Nur auf Schalke (0:0 gegen Borussia Mönchengladbach) gibt es weder Tore noch Sieger, es ist das einzige Remis. Meister 1860 München erlaubt sich einen Fehlstart beim 1. FC Köln, der gemeinsam mit dem VfB Stuttgart (1:0 gegen Nürnberg), dem MSV Duisburg (2:0 gegen Debütant RW Essen) und Eintracht Braunschweig (2:0 gegen Werder Bremen) erster Tabellenführer ist. Kölns Tore gegen den Meister fallen binnen 60 Sekunden durch Karl-Heinz Thielen und Wolfgang Overath (Elfmeter). Nach heutiger Zählweise wäre der 1. FC Kaiserslautern erster Spitzenreiter, nach einem 3:1 gegen den KSC. Frust bei Bayern München, das gegen Eintracht Frankfurt zuhause 1:2 unterliegt. Auch Borussia Dortmund unterliegt auf eigenem Platz 1:2 – und das gegen Aufsteiger Fortuna Düsseldorf. Das Tor zum ersten Düsseldorfer Sieg in der Bundesliga erzielt Peter Meyer (80.). Wieder mal im Zentrum der HSV-Ovationen steht Uwe Seeler, der das Nordderby gegen Hannover 96 (2:1) mit einem Abstauber entscheidet. Zum Auftakt strömen 300.000 Zuschauer in die Arenen, gewiss auch eine Folge der WM in England.

Vor 25 Jahren absolviert die Bundesliga eine Englische Woche. Erstmals wird an diesem Dienstag die Ampel-Karte (Gelb-Rot) gezückt, sie geht an Bayerns Stefan Effenberg, der zuvor noch mit einem Elfmeter an Schalkes Jens Lehmann scheitert. Trotzdem gewinnen die Bayern 3:2. Borussia Mönchengladbach verzeichnet den schlechtesten Start der Ligahistorie und ist nach dem 0:2 gegen Bremen Vorletzter. Trainer Gerd vom Bruch sagt trotzig: "Ich bin nicht bereit zu glauben, dass das wahre Leistungsvermögen meiner Mannschaft ist." Schlechter geht es nur Nachbar Fortuna Düsseldorf, der in Dortmund (1:3) auch sein viertes Saisonspiel verliert.

Vor 20 Jahren finden vier Bundesligaspiele statt. Schalke 04 und Borussia Mönchengladbach trennen sich 0:0 und bleiben auch nach 180 Saisonminuten torlos. Ein Eigentor des Rostockers André Hofschneider verhilft Werder Bremen zum ersten Punkt, Hansa Jonathan Akpoborie zeichnet auch für das dritte Saisontor seines Klubs verantwortlich. Der HSV feiert gegen den SC Freiburg ein Schützenfest (5:1). "Tolles Spiel, toller Start", lobt Präsident Uwe Seeler die Vorstellung der Magath-Elf, die schon zur Pause 4:0 führt. Gleichmütig quittiert SC-Torwart Jörg Schmadtke die Pleite: "Wir müssen auch mit dieser Niederlage leben und wir werden dies schaffen. Wie gesagt: So ist das Leben!" Arminia Bielefeld ärgert sich über eine 1:2-Heimniederlage gegen den FC St. Pauli, Trainer Ernst Middendorp analysiert: "Keine Sicherheit im Spielaufbau, Mannschaft total verkrampft, mit dummen Fehlern beide Gegentore herausgefordert."

Vor zehn Jahren gewinnt der VfB Stuttgart bei Arminia Bielefeld 3:2, obwohl er ab der 65. Minute mit einem Mann weniger und ab der 80. mit zwei in Unterzahl spielt. Held des Tages ist Cacau, der zwei Tore erzielt, als sein Team schon dezimiert ist - darunter das 3:2 in der 82. Minute. Spektakulär, aber kein Novum. Es ist schon der fünfte Sieg eines Bundesligisten, der mit nur neun Spielern vom Feld geht. Torwart Timo Hildebrand schwärmt: "Es war eine überragende moralische Leistung. Wir haben für uns und für den Trainer gespielt." Der heißt Armin Veh und wird den VfB zum Meister machen. Der Titelverteidiger quält sich derweil am selben Tag zu einem 2:1 in Bochum, Philipp Lahm schießt die Bayern zum Sieg. Manager Uli Hoeneß tadelt: "Wir waren unkonzentriert und hätten höher gewinnen müssen." Immerhin sind sie die ersten, die im rewirpowerSTADION gewinnen, denn das alte Ruhrstadion trägt seit diesem Tag einen neuen Namen.

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21. August

Vor 40 Jahren wird der zweite Bundesliga-Spieltag ausgetragen, zu dem in acht Partien 270.000 Zuschauer strömen (Bochum gegen KSC wurde verlegt). Der kicker stellt fest: "Das Volk strömt in Scharen. Fußball zieht wieder!" Einen großen Anteil daran hat Aufsteiger Borussia Dortmund, der auch sein zweites Spiel gewinnt. Gegen Mitaufsteiger 1. FC Saarbrücken (2:1) kommen 40.000 Zuschauer ins Westfalenstadion, mehr als beim Nordderby zwischen Werder und dem HSV (2:2 vor 37.000 Fans). Nur in Berlin kommen noch mehr Zuschauer: Das Gastspiel von Meister Borussia Mönchengladbach bei der Hertha interessiert 78.000 Fans, die nur ein Tor sehen - von Jupp Heynckes, für die Borussia. Tabellenführer Hertha ist damit gestürzt, abgelöst vom 1. FC Köln, der bei Rot-Weiß Essen 3:0 gewinnt. Millionen-Stürmer Roger van Gool eröffnet den Torreigen, Dieter Müller und Herbert Zimmermann sorgen für klare Verhältnisse. Doch beim Stand von 0:1 verschießt Essens Werner Lorant einen Elfmeter, sonst... Der kicker findet: "3:0 - aber Köln hatte Glück". Keine Zweifel am verdienten Sieg erntet Eintracht Frankfurt, die den überforderten Aufsteiger Tennis Borussia Berlin mit 7:1 abfertigt. Weltmeister Bernd Hölzenbein erzielt drei Tore, Gäste-Trainer Rudi Gutendorf fand, sein Team habe es "nicht verdient, so viele Tore zu fangen", kündigt aber einen Umbau der Abwehr an. Darüber wagt Dettmar Cramer nicht nachzudenken, schließlich stehen in der Bayern-Abwehr drei Weltmeister. Aber auch mit Maier, Beckenbauer und Schwarzenbeck setzt es ein 2:5 bei Angstgegner MSV Duisburg, und das trotz Blitzführung durch Conny Torstensson (2.). Beim Einchecken am Düsseldorfer Flughafen frozzelt eine Stewardess Franz Beckenbauer: "Heute habt ihr aber ganz schön alt ausgesehen. Was war denn los?" Die Antwort gibt Dettmar Cramer in Anspielung auf wichtige Ausfälle: "Wenn der Bauer Pech hat, findet er Mist in der Hose." Mist ist auch der Start von Fortuna Düsseldorf, die durch das 1:3 gegen Braunschweig erstmals seit dem Aufstieg 1971 die Rote Laterne erhält.

Vor 25 Jahren kassiert Aufsteiger Hansa Rostock seine erste Bundesliganiederlage überhaupt, bleibt aber auch nach dem 0:3 in Stuttgart Erster. Meister Kaiserslautern jagt seine Anhänger wieder durch ein typisches Betzenberg-Wechselbad. Gegen Aufsteiger Stuttgarter Kickers wird zunächst ein 3:1-Vorsprung verspielt, Marcus Marin verschießt sogar einen Elfmeter. In der 80. Minute glückt Marcel Witeczek das 4:3, dann fliegt der Ex-Lauterer Wolfgang Wolf noch vom Platz. Alle Zutaten eines typischen Betzenberg-Spiels, zu dem in jenen Tagen natürlich auch ein Happy-End gehört. Zweitligaatmosphäre dagegen in der Lohrheide, wo Wattenscheid 09 gegen Karlsruhe (1:1) nur 4000 Zuschauer begrüßt.

Vor 20 Jahren stürmt Bayer Leverkusen an die Tabellenspitze. Trotz Rückstands nach 54 Minuten gewinnt die Daum-Auswahl in Duisburg noch 3:1, ein Hattrick von Ulf Kirsten bringt binnen 17 Minuten die Wende. Auf Platz zwei: Daums Ex-Klub und Leverkusens Nachbar 1. FC Köln, der 1860 München 1:0 schlägt. Im Machtkampf mit Peter Neururer zieht Toni Polster wieder den Kürzeren. Erst nach 67 Minuten wird der Österreicher eingewechselt, zur Freude der Fans. Neururer wagt die Kontroverse mit dem Idol der Massen: "Toni fehlt die Fähigkeit zur Selbstkritik." Hauskrach nach einem Traumstart, in Köln kein Novum. Meister Borussia Dortmund dagegen besänftigt die ersten Kritiker und fegt Fortuna Düsseldorf 4:0 vom Platz, Joker Karl-Heinz Riedle nutzt 21 Minuten Spielzeit für zwei Tore. Die Überraschung des Tages: Bayern München patzt zu Hause gegen Aufsteiger VfL Bochum - nur 1:1. 60.000 Zuschauer sehen zwar das erste Bundesliga-Tor eines Italieners durch Ruggeri Rizzitelli, aber Peter Peschel verhindert, dass es ein Siegtreffer wird.

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