Loderer: "Dass ich eine Frau bin, hat keine Rolle gespielt"

Allein unter Männern - und niemanden hat es interessiert. "Dass ich eine Frau bin, hat keine Rolle gespielt", sagt Sabine Loderer. Und genau so hat die 33-Jährige es gewollt. Unter den Kandidaten des 60. Fußball-Lehrer-Lehrgangs an der Hennes-Weisweiler-Akademie war Loderer die einzige Teilnehmerin, eine Sonderrolle hatte sie ob dessen nicht. Eine schöne Zeit gleichwohl.

Vor der Lizenzverleihung heute in Bonn spricht die Verbandsportlehrerin des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke über die zehn Monate im Kurs von DFB-Ausbildungsleiter Frank Wormuth, über die Höhepunkte in Hennef und ihr Leben nach Erhalt der Fußball-Lehrer-Lizenz.

DFB.de: Frau Loderer, für zehn Monate haben Sie aus dem Koffer gelebt. Zu Hause waren Sie im Grunde nur auf Durchreise. Wie froh sind Sie, dass dies ein Ende hat?

Sabine Loderer: Ich habe ein lachendes und ein weinendes Auge. Vor allem bin ich froh, dass die Prüfungen überstanden sind. Ich werde aber immer gerne auf die Zeit in Hennef blicken. Der Kurs war hochinteressant, wir waren eine super Gruppe, die menschlich toll harmoniert hat. Ich hatte viele schöne Erlebnisse, die ich nicht missen möchte. Irgendwo ist es deswegen auch schade, dass die Zeit nun vorbei ist. Mir werden die Leute fehlen, die für zehn Monate zu meinem Alltag gehört haben.

DFB.de: Als Verbandsportlehrerin benötigen Sie die Fußball-Lehrer-Lizenz nicht zwingend. Seit wann und warum haben Sie mit dem Gedanken gespielt, sich um einen Platz in Hennef zu bewerben?

Loderer: Nicht zwingend stimmt, wobei seitens des DFB und auch des Bayerischen Fußball-Verbandes durchaus gewünscht ist, dass die Verbandsportlehrer die höchste Ausbildung haben. Ich bin jetzt seit viereinhalb Jahren beim Verband, meine Lizenzen habe ich in ziemlich schneller Abfolge erworben. Vom BFV wurde ich dabei immer gefordert und gefördert. Dass ich mittlerweile als Verbandsportlehrerin tätig bin, ist Folge günstiger Umstände. Es war gerade eine Stelle frei, ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ich bin froh und dankbar, dass mir diese Chance gegeben und mir außerdem der Weg zur Bewerbung für die Fußball-Lehrer-Ausbildung geebnet wurde. Der Verband und ich haben den Anspruch, dass ich die bestmögliche Ausbildung haben sollte.

DFB.de: Nach der Eignungsprüfung haben Sie eine Woche warten müssen, bis der Bescheid aus Hennef im Briefkasten lag. Stimmt es, dass Sie auf dem Weg nach Hause Umwege gefahren sind, um nicht zu schnell zum Briefkasten zu kommen?

Loderer: Ich war auf Arbeit in der Sportschule in Oberhaching, von dort ist es ein Stück zu mir nach Hause. Als ich über andere Kandidaten mitbekommen habe, dass die Briefe da sind, habe ich mich zunächst schnell auf den Weg nach Hause gemacht. Unterwegs ist mir dann durch den Kopf gegangen, was der Inhalt des Schreibens für das Folgejahr bedeuten könnte, und ich hab mir dann doch Zeit gelassen und den Moment des Brieföffnens hinausgezögert. Das letzte Stück bin ich beispielsweise gelaufen und nicht - wie sonst - mit dem Bus gefahren. Es war eine Mixtur aus Vorfreude und Anspannung. Je näher ich dem Briefkasten gekommen bin, so größer war die Aufregung, was in dem Brief stehen würde.



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Allein unter Männern - und niemanden hat es interessiert. "Dass ich eine Frau bin, hat keine Rolle gespielt", sagt Sabine Loderer. Und genau so hat die 33-Jährige es gewollt. Unter den Kandidaten des 60. Fußball-Lehrer-Lehrgangs an der Hennes-Weisweiler-Akademie war Loderer die einzige Teilnehmerin, eine Sonderrolle hatte sie ob dessen nicht. Eine schöne Zeit gleichwohl.

Vor der Lizenzverleihung heute in Bonn spricht die Verbandsportlehrerin des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke über die zehn Monate im Kurs von DFB-Ausbildungsleiter Frank Wormuth, über die Höhepunkte in Hennef und ihr Leben nach Erhalt der Fußball-Lehrer-Lizenz.

DFB.de: Frau Loderer, für zehn Monate haben Sie aus dem Koffer gelebt. Zu Hause waren Sie im Grunde nur auf Durchreise. Wie froh sind Sie, dass dies ein Ende hat?

Sabine Loderer: Ich habe ein lachendes und ein weinendes Auge. Vor allem bin ich froh, dass die Prüfungen überstanden sind. Ich werde aber immer gerne auf die Zeit in Hennef blicken. Der Kurs war hochinteressant, wir waren eine super Gruppe, die menschlich toll harmoniert hat. Ich hatte viele schöne Erlebnisse, die ich nicht missen möchte. Irgendwo ist es deswegen auch schade, dass die Zeit nun vorbei ist. Mir werden die Leute fehlen, die für zehn Monate zu meinem Alltag gehört haben.

DFB.de: Als Verbandsportlehrerin benötigen Sie die Fußball-Lehrer-Lizenz nicht zwingend. Seit wann und warum haben Sie mit dem Gedanken gespielt, sich um einen Platz in Hennef zu bewerben?

Loderer: Nicht zwingend stimmt, wobei seitens des DFB und auch des Bayerischen Fußball-Verbandes durchaus gewünscht ist, dass die Verbandsportlehrer die höchste Ausbildung haben. Ich bin jetzt seit viereinhalb Jahren beim Verband, meine Lizenzen habe ich in ziemlich schneller Abfolge erworben. Vom BFV wurde ich dabei immer gefordert und gefördert. Dass ich mittlerweile als Verbandsportlehrerin tätig bin, ist Folge günstiger Umstände. Es war gerade eine Stelle frei, ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ich bin froh und dankbar, dass mir diese Chance gegeben und mir außerdem der Weg zur Bewerbung für die Fußball-Lehrer-Ausbildung geebnet wurde. Der Verband und ich haben den Anspruch, dass ich die bestmögliche Ausbildung haben sollte.

DFB.de: Nach der Eignungsprüfung haben Sie eine Woche warten müssen, bis der Bescheid aus Hennef im Briefkasten lag. Stimmt es, dass Sie auf dem Weg nach Hause Umwege gefahren sind, um nicht zu schnell zum Briefkasten zu kommen?

Loderer: Ich war auf Arbeit in der Sportschule in Oberhaching, von dort ist es ein Stück zu mir nach Hause. Als ich über andere Kandidaten mitbekommen habe, dass die Briefe da sind, habe ich mich zunächst schnell auf den Weg nach Hause gemacht. Unterwegs ist mir dann durch den Kopf gegangen, was der Inhalt des Schreibens für das Folgejahr bedeuten könnte, und ich hab mir dann doch Zeit gelassen und den Moment des Brieföffnens hinausgezögert. Das letzte Stück bin ich beispielsweise gelaufen und nicht - wie sonst - mit dem Bus gefahren. Es war eine Mixtur aus Vorfreude und Anspannung. Je näher ich dem Briefkasten gekommen bin, so größer war die Aufregung, was in dem Brief stehen würde.

DFB.de: Aber Sie sind nicht langsamer zum Briefkasten gelaufen, weil Sie schlimme Befürchtungen hatten…

Loderer: Ich hatte ein ganz gutes Bauchgefühl. Im Rahmen der Eignungsprüfung war mein Empfinden, dass ich in meine Themen ganz gut reingekommen bin. Aber sicher sein kann man sich nie. In so eine Entscheidung fließen viele Faktoren ein. Deswegen war ich durchaus nervös, als ich den Brief geöffnet habe.

DFB.de: Fritzy Kromp hat den Kurs im Jahr 2011 besucht. Haben Sie sich mit Ihrer Verbandsportlehrer-Kollegin im Vorfeld ausgetauscht? Was hat Sie Ihnen erzählt?

Loderer: Natürlich haben wir uns unterhalten. Von ihr habe ich profitiert, vor allem davon, dass ich mit ihr schon mehrfach gemeinsam in einem Trainierteam gearbeitet habe. Sie hat ihr Lehrgangwissen in die tägliche Arbeit einfließen lassen, insofern habe ich dieses quasi passiv vermittelt bekommen. Während der zehn Monate in Hennef gab es mehrfach Augenblicke, in denen ich dachte, dass mir Dinge aus meiner täglichen Arbeit bekannt vorkommen. Das verdanke ich unter anderem meiner Kollegin. Von ihr wusste ich auch in etwa, was mich bei den Eignungsprüfungen erwarten würde.

DFB.de: Sie haben selber erfolgreich Fußball gespielt, mit den Frauen des FC Bayern in der Bundesliga, mit zahlreichen U-Nationalmannschaften für den DFB. Ihre Karriere haben Sie im Alter von 24 Jahren beendet, wegen einer Knieverletzung.

Loderer: Das stimmt so nicht. Meine Karriere habe ich nicht wegen der Knieverletzung beendet. Es kam eines zum anderen. Ich stand damals kurz vor dem Abschluss meines Studiums und habe überlegt, wie meine Zukunft aussehen sollte. Klar war für mich, dass ich zunächst viel reisen und einige Dinge nachholen wollte. Dass ich mich in dieser Saison dann auch noch am Knie verletzt hatte, hat mir den Abschied ein bisschen einfacher gemacht. Die Verletzung war aber nicht ausschlaggebend für mein Karriereende.

DFB.de: Sie waren dann für ein paar Monate in der der halben Welt unterwegs. Wie weit weg war der Fußball in dieser Zeit für Sie?

Loderer: Sehr weit weg. Ich war knapp ein halbes Jahr unterwegs, ab und zu habe ich am Strand ein wenig gekickt. Aber ansonsten habe ich mich mit dem Fußball nicht befasst. Das war sehr gut so - einfach um ein bisschen Abstand zu bekommen. Auch im Frauenfußball muss man sehr viel Zeit investieren, wenn man auf hohem Niveau spielen will. 24 Jahre lang hatte der Fußball mein Leben dominiert. Es war immer Schule und Fußball, Studium und Fußball, Praktikum und Fußball. Alles andere habe ich in dieser Zeit hintenangestellt. Die Beanspruchung war so hoch, dass ich im Laufe meiner Karriere jahrelang nicht im Urlaub war. Ich hatte das Gefühl, einiges nachholen zu wollen. Und dafür war ein gewisser Abstand zum Fußball erforderlich.

DFB.de: Bei Ihrem Einsteig ins Berufsleben haben Sie Veranstaltungen rund um die Rennen der Tourenwagen-WM organisiert. Wie groß ist Ihre Affinität zum Motorsport?

Loderer: Ich hatte vorher überhaupt keinen Bezug um Motorsport. Die Tätigkeit hat mich auch mehr von der Aufgabe her gereizt: das Organisieren, das Event gestalten, die Kunden betreuen. Aber ich bin in den Sport reingewachsen, bin mehrfach Race-Taxi gefahren und habe durchaus meinen Spaß daran gefunden.

DFB.de: Nach drei Jahren in der Agentur der Wechsel zurück in den Fußball. Sie wurden zunächst beim Bayerischen-Fußball Verband für das Projekt Eliteschulen des Fußballs eingestellt. Sie haben es vorhin schon angedeutet, aber wie genau hat sich dies ergeben?

Loderer: Ich habe mich irgendwann gefragt, ob meine Tätigkeit in der Eventbranche etwas ist, was ich wirklich über viele Jahre machen will. Dabei bin ich zum dem Schluss gekommen, dass ich mich langfristig woandershin orientieren will. Das mit dem Fußball war dann wirklich fast eher Zufall. Eine Freundin von mir war eigentlich eingeteilt, bei einem Auswahllehrgang des bayerischen Verbandes als Co-Trainerin zu arbeiten. Sie konnte aber nicht - und hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könne auszuhelfen. Ich konnte. So kam mein erster Kontakt zum BFV zustande, daraus hat sich alles Weitere ergeben. Bis ich schließlich, als ein Verbandstrainer den Verein Richtung SpVgg Unterhaching verließ, die Stelle als Verbandssportlehrerin angeboten bekam.

DFB.de: Wie sieht Ihr Alltag als Verbandssportlehrerin in Oberhaching aus?

Loderer: Wir bilden bei uns im Verband die C-Lizenz-Leistungsfußball und Breitenfußball aus und veranstalten zahlreiche Fortbildungen zur Lizenzverlängerung. Das macht einen großen Teil meiner Arbeit aus. Daneben bin ich zuständig für Training und Betreuung diverser Auswahlmannschaften, aktuell sind dies die U 14-Juniorinnen des BFV. Und hin und wieder arbeiten wir konzeptionell, bringen neue Ideen auf den Weg. Diese Mixtur gefällt mir sehr gut. Ich arbeite gerne aktiv mit Menschen, ich könnte mir nicht vorstellen, 40 Stunden in der Woche mit derselben Arbeit vor dem Computer zu sitzen.

DFB.de: DFB-Ausbilder Frank Wormuth legt Wert darauf, dass zu den Teilnehmern des Kurses jeweils mindestens ein Kandidat gehört, der den Hintergrund eines Verbandsportlehrers hat. Inwieweit haben Sie mit Ihrem "Spezialwissen" den Kurs bereichert?

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Loderer: In Hennef werden wir zu Fußball-Lehrern, also quasi zu "Fußball-Ausbildern" ausgebildet. Als Verbandsportlehrerin profitiere ich von diesem Ansatz. Profitieren wir. Mit Carsten Busch aus Westfalen war ein weiterer Verbandsportlehrer dabei. Und mit Stephan Howaldt aus Berlin noch ein Stützpunktkoordinator. Es gab durchaus Herangehensweisen, die wir aufgrund unserer Viten in den Kurs einbringen konnten. Ob das jetzt methodisch ist oder auch inhaltlich, etwa bei Themen aus dem Schwerpunktfach Psychologie. Im Rahmen der Ausbildungen in unseren Verbänden vermitteln wir diese selber, wir verfügen also über ein gewisses Grundwissen.

DFB.de: Was waren Ihre persönlichen Highlights des Jahres an der HWA?

Loderer: Ein absoluter Höhepunkt war die Zeit in Israel. Wir sind gleich nach Beginn gemeinsam zur U 21-EM geflogen. Es war sportlich sehr interessant, ein so hochklassiges Turnier so nah verfolgen zu können. Gemeinsam mit anderen war ich für Beobachtung und Analyse von Italien eingeteilt. Das war für mich sehr aufschlussreich. Und natürlich war es daneben wahninnig spannend, Israel zu erleben. Wir waren in Jerusalem, an der Klagemauer, in Yad Vashem. Das war beeindruckend und bedrückend gleichermaßen. Toll war auch, das Leben und den Alltag in Tel Aviv mitzubekommen. Die Freundlichkeit der Menschen, ihre Sportbegeisterung, ihre Offenheit. Mich hat das sehr fasziniert.

DFB.de: Und nach der Zeit in Israel: Welche Elemente der Ausbildung waren für Sie besonders spannend?

Loderer: Das ist nicht einfach - ich will da ja auch nichts vergessen. Grandios fand ich das Rhetorikseminar, das federführend von Werner Mickler und Dr. Babette Lobinger durchgeführt wurde. Es war ein sehr intensives und gewinnbringendes Arbeiten. Interessant war auch die "fiktive" Übernahme einer Bundesligamannschaft, bei der wir über Wochen und detailliert Daten von Spielern und Spielen der Bundesliga analysiert haben.

DFB.de: Sie haben Ihr Praktikum bei 1860 München absolviert. Als Ex-Bayern-Spielerin. Sind Sie bei den Löwen nicht auf Vorbehalte gestoßen?

Loderer: Gar nicht. Es war sehr interessant, ich bin top aufgenommen worden. Soweit es ging, haben sie mich an allen Abläufen teilhaben lassen und mich in den Trainingsalltag integriert. Ich war bei den Besprechungen dabei, konnte in sehr viele Bereiche meine Nase reinstecken. Es war sehr lehrreich, mal mitzubekommen, wie mit so einer Profitruppe gearbeitet werden muss und wie viele Einflüsse zu beachten sind. In meine Zeit bei den Löwen fiel auch ein Trainerwechsel. Das war natürlich auf der einen Seite sehr unschön, für mich auf der anderen Seite aber auch informativ. Ich konnte aus erster Hand erleben, welche Mechanismen dann in Gang gesetzt werden. Insgesamt war es richtig super bei den Löwen - es hat viel Spaß gemacht.

DFB.de: Aller Voraussicht nach werden Sie heute die Lizenz zur Fußball-Lehrerin in den Händen halten. Ändert dies auch Ihre beruflichen Perspektiven? Was macht Sabine Loderer in zehn Jahren?

Loderer: Soweit denke ich nicht. Ich bin ein Mensch, der im Hier und Jetzt lebt. Und ich freue mich zunächst, dass meine Aufgabe beim Verband nun wieder mehr Fahrt aufnimmt. Zuletzt habe ich ja wegen der Ausbildung zur Fußball-Lehrerin eher ein bisschen reduziert gearbeitet. Mit dem Wissen, das ich in Hennef hinzugewonnen habe, werde ich noch mal anders vor den Kursen auftreten und agieren können, die ich selber leite. Ich freue mich darauf, weitereichen zu können, was mir an die Hand gegeben wurde. Ich habe beim BFV eine Aufgabe, die mir wahnsinnig Spaß macht. Aktuell sehe ich keinen Anlass, um zu sagen, dass ich mich verändern muss. So, wie es ist, bin ich sehr happy.