Laumen: "Wer wird schon gerne zum Gespött der Republik gemacht?"

Besondere Begegnungen, besondere Zeitzeugen. Auf DFB.de erinnern sich prägende Figuren der Bundesliga an ganz spezielle Duelle, passend zum jeweils aktuellen Spieltag der Saison 2014/2015. Vor dem dritten Spieltag spricht der heute 71 Jahre alte Herbert Laumen im DFB.de-Interview mit dem Autor und Historiker Udo Muras über den ersten zweistelligen Sieg der Bundesligageschichte. Am 7. Januar 1967 schlug Borussia Mönchengladbach den FC Schalke 04 mit 11:0, Laumen erzielte drei Tore. Am Samstag (ab 18.30 Uhr, live bei Sky) steht die Paarung wieder auf dem Spielplan.

DFB.de: Herr Laumen, können Sie sich überhaupt noch an das Spiel erinnern? Es ist ja fast 50 Jahre her…

Herbert Laumen: Ja, denn an solche Ergebnisse erinnert man sich ewig. Ich weiß noch, dass Schnee lag. Und weil wir die ganze Woche über auf Schnee trainiert hatten, waren wir bestens vorbereitet. Die elf Tore haben sich auf vier Schützen verteilt: Günter Netzer, Bernd Rupp, Jupp Heynckes und mich.

DFB.de: Bravo, stimmt alles. Die Bundesliga existierte damals dreieinhalb Jahre, es gab schon rund 1000 Spiele - aber noch kein zweistelliges Resultat. Wie kam es dazu? Schalke war ja keine Kirmestruppe, und Borussias große Tage standen noch bevor, es war erst Ihre zweite Saison nach dem Aufstieg.

Laumen: Bei uns lief alles, zur Pause stand es schon 4:0 - und bei Schalke ging in der zweiten Halbzeit gar nix mehr. Ich weiß noch, wie der Friedel Rausch bettelte: "Nun hört doch endlich auf mit dem Toreschießen." Aber wir in unserem jugendlichen Elan und mit unserem sportlichen Ehrgeiz waren nicht bereit zurückzustecken. Das hätten die Schalker ja auch nicht getan.

DFB.de: Gab es nicht noch einen besonderen Grund für das Schützenfest?

Laumen: Schon. Wir waren besonders heiß, weil Schalke von Fritz Langner trainiert wurde. Der war vorher bei uns gewesen und hatte sich mit den Worten verabschiedet, er könne "aus Ackergäulen keine Rennpferde machen". Das hat uns noch mal motiviert.

DFB.de: Wussten Sie auch von der tragischen Komponente, die das Spiel beeinflusste? Zwei Tage zuvor war die Frau des Schalker Spielers Manfred Kreuz gestorben. Er fehlte deshalb, und die ganze Mannschaft war getroffen, eigentlich wollten sie nicht spielen.



Besondere Begegnungen, besondere Zeitzeugen. Auf DFB.de erinnern sich prägende Figuren der Bundesliga an ganz spezielle Duelle, passend zum jeweils aktuellen Spieltag der Saison 2014/2015. Vor dem dritten Spieltag spricht der heute 71 Jahre alte Herbert Laumen im DFB.de-Interview mit dem Autor und Historiker Udo Muras über den ersten zweistelligen Sieg der Bundesligageschichte. Am 7. Januar 1967 schlug Borussia Mönchengladbach den FC Schalke 04 mit 11:0, Laumen erzielte drei Tore. Am Samstag (ab 18.30 Uhr, live bei Sky) steht die Paarung wieder auf dem Spielplan.

DFB.de: Herr Laumen, können Sie sich überhaupt noch an das Spiel erinnern? Es ist ja fast 50 Jahre her…

Herbert Laumen: Ja, denn an solche Ergebnisse erinnert man sich ewig. Ich weiß noch, dass Schnee lag. Und weil wir die ganze Woche über auf Schnee trainiert hatten, waren wir bestens vorbereitet. Die elf Tore haben sich auf vier Schützen verteilt: Günter Netzer, Bernd Rupp, Jupp Heynckes und mich.

DFB.de: Bravo, stimmt alles. Die Bundesliga existierte damals dreieinhalb Jahre, es gab schon rund 1000 Spiele - aber noch kein zweistelliges Resultat. Wie kam es dazu? Schalke war ja keine Kirmestruppe, und Borussias große Tage standen noch bevor, es war erst Ihre zweite Saison nach dem Aufstieg.

Laumen: Bei uns lief alles, zur Pause stand es schon 4:0 - und bei Schalke ging in der zweiten Halbzeit gar nix mehr. Ich weiß noch, wie der Friedel Rausch bettelte: "Nun hört doch endlich auf mit dem Toreschießen." Aber wir in unserem jugendlichen Elan und mit unserem sportlichen Ehrgeiz waren nicht bereit zurückzustecken. Das hätten die Schalker ja auch nicht getan.

DFB.de: Gab es nicht noch einen besonderen Grund für das Schützenfest?

Laumen: Schon. Wir waren besonders heiß, weil Schalke von Fritz Langner trainiert wurde. Der war vorher bei uns gewesen und hatte sich mit den Worten verabschiedet, er könne "aus Ackergäulen keine Rennpferde machen". Das hat uns noch mal motiviert.

DFB.de: Wussten Sie auch von der tragischen Komponente, die das Spiel beeinflusste? Zwei Tage zuvor war die Frau des Schalker Spielers Manfred Kreuz gestorben. Er fehlte deshalb, und die ganze Mannschaft war getroffen, eigentlich wollten sie nicht spielen.

Laumen: Vor dem Spiel wussten wir das nicht. Jetzt wo Sie es sagen, fällt es mir auch wieder ein, dass da ein Trauerfall war. Davon unabhängig hatten wir auch so etwas Mitleid mit den Schalkern. Wer wird schon gerne zum Gespött der Republik gemacht?

DFB.de: Haben Sie sich auf dem Platz angespornt, um ein zweistelliges Resultat zu erreichen?

Laumen: Nein, so haben wir nicht gedacht. Wir haben es ja selbst nicht für möglich gehalten. Borussia hat das in der Bundesliga übrigens viermal geschafft, es gab noch ein 12:0 und zwei 10:0. Damals gab es den Spruch: "Wegen uns wurde die Zeitlupe erfunden."

DFB.de: Ach so, damit man kein Tor verpasst. Schalke durfte sich dann ja schon in der Woche darauf revanchieren - im DFB-Pokal.

Laumen: Richtig, da haben sie dann 4:2 gewonnen. Unser Problem war, dass wir in der ersten Minute in Führung gingen und dann dachten, es geht so weiter.

DFB.de: Und wie geht es an diesem Samstag aus? Zweistellig wohl nicht, oder?

Laumen: Das wird es in der Bundesliga wohl kaum noch geben, obwohl die Bayern vor einem Jahr knapp dran waren gegen den HSV (9:2; die Red.). Bei unserem Spiel wäre ich schon zufrieden, wenn wir ein Tor mehr erzielen als Schalke.

Zur Person: Herbert Laumen spielte von 1965 bis 1971 für Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga, für die er in 186 Spielen 97 Tore erzielte. 1970 und 1971 wurde er Deutscher Meister. Berühmt wurde Laumen jedoch durch das eine Tor, das er fallen ließ: Der legendäre Pfostenbruch vom Bökelberg im Heimspiel gegen Werder Bremen am 3. April 1971 wurde durch seinen Sturz ins Netz ausgelöst. Laumen setzte seine Karriere in Bremen (1971 bis 1973) und Kaiserslautern (1973/1974) fort. Er schoss insgesamt 121 Tore in 267 Bundesligaspielen und kam 1968 zu zwei A-Länderspielen.