Lars und Sven Bender: "Keine Zeit zum Träumen"

Die Bender-Zwillinge sind wieder vereint: Wenn die U 20-Nationalmannschaft im Achtelfinale der Weltmeisterschaft gegen Nigeria am Mittwoch (ab 20 Uhr, live bei Eurosport) antritt, könnten Lars und Sven Bender gemeinsam auf dem Platz stehen.

Dies war in einer offiziellen Begegnung letztmals am 30. Spieltag der vergangenen Zweitligasaison beim Gastspiel des TSV 1860 München in Augsburg der Fall. Lars, der in der Sommerpause von den "Löwen" zu Bayer Leverkusen wechselte, hat bereits drei Spiele in der WM-Vorrunde absolviert und seinen Beitrag zum Gruppensieg geleistet. Sven Bender reiste am Sonntag zum Team, nachdem er zunächst von seinem neuen Klub Borussia Dortmund nicht freigestellt worden war.

Die Benders haben gemeinsam alle deutschen Junioren-Nationalmannschaften durchlaufen. Beide standen im Aufgebot der U 17-EM 2006 in Luxemburg und der U 19-EM 2008 in der Tschechischen Republik, wo sie beim Triumph unter DFB-Trainer Horst Hrubesch zu den tragenden Säulen des Teams gehörten.

Im DFB.de-Exklusivinterview mit Redakteur Maximilian Geis sprechen Lars und Sven Bender über die Perspektiven für die Weltmeisterschaft, die Abstellungsdiskussionen im Vorfeld des Turniers und die Freude, wieder gemeinsam auf dem Platz zu stehen.

Frage: Lars und Sven Bender, sind Sie froh, wieder gemeinsam spielen zu können?

Lars Bender: Selbstverständlich. Das war seit Ende der vergangenen Saison nicht mehr der Fall.

Sven Bender: Ja, wir sind einfach froh, dass es wieder soweit ist.

Frage: Lars, Sie haben bereits in der Vorrunde mitgespielt. Wie fällt Ihre Bilanz aus?

Lars Bender: Positiv, denn wir haben unsere schwere Gruppe gewonnen und phasenweise zeigen können, was in der Truppe steckt. Natürlich hatten wir ein Zwischentief in der Partie gegen Südkorea und zu Beginn des dritten Spiels gegen Kamerun. Aber danach haben wir die richtige Reaktion gezeigt und ein ordentliches Spiel gemacht. Das war ein wichtiger Schritt. Jetzt wollen wir den nächsten Schritt machen und im Achtelfinale ein paar Prozent draufpacken.

Frage: Sven, haben Sie die Vorrunde verfolgen können?

Sven Bender: Das war nicht einfach, weil wir mit dem BVB häufig parallel trainiert oder gespielt haben. Ich bin immer davon ausgegangen, dass die Jungs den Gruppensieg packen können, und jetzt ist es einfach klasse, dass ich dabei sein kann. Wir haben gute Spieler dabei und einige Leitfiguren, die andere Spieler auch führen können.

Frage: Was hat Ihnen BVB-Coach Jürgen Klopp zum Abschied gesagt?

Sven Bender: Natürlich hat er mir viel Glück gewünscht und gesagt, dass ich reinhauen soll.

Frage: Jetzt geht es gegen Nigeria. Haben Sie sich den nächsten Gegner schon mal angeschaut?

Lars Bender: Ein bisschen habe ich schon gesehen. Das werden wir in einer Videoanalyse noch vertiefen. Nigeria ist eine afrikanische Mannschaft mit viel Qualität und einigen guten Einzelspielern. Aber ihnen fehlt ab und an die Ordnung. Das könnte unsere Chance sein. Ich gehe davon aus, dass wir uns durchsetzen und für das Viertelfinale qualifizieren. Das wäre nach den Voraussetzungen zum Turnierstart ein riesiger Erfolg.

Frage: Sie spielen auf die Abstellungsdiskussionen im Vorfeld der WM an. Wie haben Sie diese Situation wahrgenommen?

Lars Bender: Wir haben von Anfang an gesagt, dass die Vereine und der DFB diese Frage lösen müssen und wir entsprechend danach handeln. Ich bin froh, dass ich hier dabei sein kann, denn die WM ist ein Riesenerlebnis und eine außergewöhnliche Erfahrung. Für meinen Geschmack wurde vorher zu viel Wirbel veranstaltet.

Frage: Inwiefern?

Lars Bender: Nun ja, es gab fast jeden Tag neue Absagen, und man konnte fast den Eindruck haben, dass wir mit einer Mannschaft zweiter Klasse hier sind. Aber wir haben immerhin noch acht Europameister im Aufgebot, und für die anderen Spieler ist die WM eine sehr große Chance. Auch die Jungs, die erst spät in das Aufgebot gerutscht sind, haben die Berechtigung, hier zu sein. Der eine oder andere hat gezeigt, dass mehr in ihm steckt, als ihm vorher zugetraut wurde.

Frage: Das Personal hat sich geändert - wie ist die Atmosphäre im Vergleich zum EM-Triumph im vergangenen Jahr?

Lars Bender: Wir waren bei der EM schon eine geile Truppe. Hier ist das ein anderes Ding, weil viele ihr erstes großes Turnier spielen. Natürlich ist man dann zu Beginn nervös, weil man sich selbst auch sehr stark unter Druck setzt. Aber die Atmosphäre zwischen uns Spielern und auch dem Team hinter dem Team ist genauso angenehm wie bei der EM.

Frage: Sven Bender, können Sie das bestätigen, nachdem Sie nun auch schon eine Weile beim Team sind?

Sven Bender: Selbstverständlich. Ich kenne ja die meisten hier. Wir haben eine gute Stimmung in der Mannschaft. Das gefällt mir sehr gut.

Frage: Die WM als Riesenerlebnis ist - können Sie das präzisieren?

Sven Bender: Man muss sich innerhalb kürzester Zeit auf unterschiedliche Gegner einstellen. Zudem kann man sich mit den besten Spielern der Welt in seiner Altersklasse messen. Das ist eine enorme Herausforderung. Diese Erfahrung bei einem Turnier auf solch hohem Niveau zu haben, hilft einem durch die gesamte Karriere hindurch.

Frage: Welche Eindrücke haben Sie bisher vom Gastgeberland gewonnen?

Lars Bender: Ich konnte mir zuvor nicht viel unter Ägypten vorstellen. Klar hört man ab und zu mal was vom Land als Urlaubsziel. Aber wenn man hier ist, ist es was anderes. Überraschend ist für mich, wie karg das Land mit seinen großen Wüstengebieten ist. Kairo, wo wir gelandet sind, ist im Gegensatz dazu natürlich vollgepackt. Hier in Suez haben wir ein prima Quartier. In Ismailia war es nicht so schön, aber dafür haben wir den Suez-Kanal aus nächster Nähe sehen können. Die Bedingungen sind überall gut, die Trainingsplätze sind top.

Sven Bender: Für mich ist es schwierig, darüber nach so kurzer Zeit ein Urteil zu fällen. Positiv ist mir auf jeden Fall die Freundlichkeit der Menschen aufgefallen.

Frage: Freuen Sie sich darüber, dass Sie die WM mit Ihrem Bruder erleben können?

Lars Bender: Ich bin grundsätzlich froh über jede Verstärkung, aber zu Sven habe ich natürlich eine besondere Beziehung. Es ist immer schön, mit ihm kicken zu gehen. Das haben wir durch unsere Wechsel jetzt nicht mehr so oft. Aber das ist nicht so tragisch, denn wir sehen uns regelmäßig. Es ist ein wenig ungewohnt, dass man nicht mehr tagtäglich zusammen ist. Sonst hatten wir den anderen immer in jeder Minute um uns herum. Jetzt ist es schön, dass wir die Tage hier gemeinsam verbringen können.

Sven Bender: Es ist natürlich eine neue Erfahrung für uns, in getrennten Vereinen zu spielen. Aber wir werden die Zeit miteinander genießen und wie immer gemeinsam das Beste für die Mannschaft geben.

Frage: Wie lauten ihre persönlichen kurz- und mittelfristigen Ziele?

Lars Bender: Ich konzentriere mich auf die WM, will mein Bestes geben und möglichst weit kommen. Das wäre nach der EM im vergangenen Jahr eine Riesengeschichte. Danach möchte ich mich in Leverkusen wieder anbieten und auf meine Einsätze kommen. Irgendwann will ich natürlich Stammkraft sein und international spielen.

Sven Bender: Zunächst hoffe ich, dass das Turnier für die Mannschaft erfolgreich verläuft. Im Verein läuft es momentan gut, diese Entwicklung möchte ich nach der WM fortsetzen.

Frage: Gibt es einen großen Traum, den Sie beide träumen?

Sven Bender: Darüber sprechen wir nicht. Wenn es mal soweit ist, verraten wir es (lacht).

Lars Bender: Wir müssen erst mal in kleinen Schritten denken. Zum Träumen haben wir keine Zeit (lacht).

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Die Bender-Zwillinge sind wieder vereint: Wenn die U 20-Nationalmannschaft im Achtelfinale der Weltmeisterschaft gegen Nigeria am Mittwoch (ab 20 Uhr, live bei Eurosport) antritt, könnten Lars und Sven Bender gemeinsam auf dem Platz stehen.

Dies war in einer offiziellen Begegnung letztmals am 30. Spieltag der vergangenen Zweitligasaison beim Gastspiel des TSV 1860 München in Augsburg der Fall. Lars, der in der Sommerpause von den "Löwen" zu Bayer Leverkusen wechselte, hat bereits drei Spiele in der WM-Vorrunde absolviert und seinen Beitrag zum Gruppensieg geleistet. Sven Bender reiste am Sonntag zum Team, nachdem er zunächst von seinem neuen Klub Borussia Dortmund nicht freigestellt worden war.

Die Benders haben gemeinsam alle deutschen Junioren-Nationalmannschaften durchlaufen. Beide standen im Aufgebot der U 17-EM 2006 in Luxemburg und der U 19-EM 2008 in der Tschechischen Republik, wo sie beim Triumph unter DFB-Trainer Horst Hrubesch zu den tragenden Säulen des Teams gehörten.

Im DFB.de-Exklusivinterview mit Redakteur Maximilian Geis sprechen Lars und Sven Bender über die Perspektiven für die Weltmeisterschaft, die Abstellungsdiskussionen im Vorfeld des Turniers und die Freude, wieder gemeinsam auf dem Platz zu stehen.

Frage: Lars und Sven Bender, sind Sie froh, wieder gemeinsam spielen zu können?

Lars Bender: Selbstverständlich. Das war seit Ende der vergangenen Saison nicht mehr der Fall.

Sven Bender: Ja, wir sind einfach froh, dass es wieder soweit ist.

Frage: Lars, Sie haben bereits in der Vorrunde mitgespielt. Wie fällt Ihre Bilanz aus?

Lars Bender: Positiv, denn wir haben unsere schwere Gruppe gewonnen und phasenweise zeigen können, was in der Truppe steckt. Natürlich hatten wir ein Zwischentief in der Partie gegen Südkorea und zu Beginn des dritten Spiels gegen Kamerun. Aber danach haben wir die richtige Reaktion gezeigt und ein ordentliches Spiel gemacht. Das war ein wichtiger Schritt. Jetzt wollen wir den nächsten Schritt machen und im Achtelfinale ein paar Prozent draufpacken.

Frage: Sven, haben Sie die Vorrunde verfolgen können?

Sven Bender: Das war nicht einfach, weil wir mit dem BVB häufig parallel trainiert oder gespielt haben. Ich bin immer davon ausgegangen, dass die Jungs den Gruppensieg packen können, und jetzt ist es einfach klasse, dass ich dabei sein kann. Wir haben gute Spieler dabei und einige Leitfiguren, die andere Spieler auch führen können.

Frage: Was hat Ihnen BVB-Coach Jürgen Klopp zum Abschied gesagt?

Sven Bender: Natürlich hat er mir viel Glück gewünscht und gesagt, dass ich reinhauen soll.

Frage: Jetzt geht es gegen Nigeria. Haben Sie sich den nächsten Gegner schon mal angeschaut?

Lars Bender: Ein bisschen habe ich schon gesehen. Das werden wir in einer Videoanalyse noch vertiefen. Nigeria ist eine afrikanische Mannschaft mit viel Qualität und einigen guten Einzelspielern. Aber ihnen fehlt ab und an die Ordnung. Das könnte unsere Chance sein. Ich gehe davon aus, dass wir uns durchsetzen und für das Viertelfinale qualifizieren. Das wäre nach den Voraussetzungen zum Turnierstart ein riesiger Erfolg.

Frage: Sie spielen auf die Abstellungsdiskussionen im Vorfeld der WM an. Wie haben Sie diese Situation wahrgenommen?

Lars Bender: Wir haben von Anfang an gesagt, dass die Vereine und der DFB diese Frage lösen müssen und wir entsprechend danach handeln. Ich bin froh, dass ich hier dabei sein kann, denn die WM ist ein Riesenerlebnis und eine außergewöhnliche Erfahrung. Für meinen Geschmack wurde vorher zu viel Wirbel veranstaltet.

Frage: Inwiefern?

Lars Bender: Nun ja, es gab fast jeden Tag neue Absagen, und man konnte fast den Eindruck haben, dass wir mit einer Mannschaft zweiter Klasse hier sind. Aber wir haben immerhin noch acht Europameister im Aufgebot, und für die anderen Spieler ist die WM eine sehr große Chance. Auch die Jungs, die erst spät in das Aufgebot gerutscht sind, haben die Berechtigung, hier zu sein. Der eine oder andere hat gezeigt, dass mehr in ihm steckt, als ihm vorher zugetraut wurde.

Frage: Das Personal hat sich geändert - wie ist die Atmosphäre im Vergleich zum EM-Triumph im vergangenen Jahr?

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Lars Bender: Wir waren bei der EM schon eine geile Truppe. Hier ist das ein anderes Ding, weil viele ihr erstes großes Turnier spielen. Natürlich ist man dann zu Beginn nervös, weil man sich selbst auch sehr stark unter Druck setzt. Aber die Atmosphäre zwischen uns Spielern und auch dem Team hinter dem Team ist genauso angenehm wie bei der EM.

Frage: Sven Bender, können Sie das bestätigen, nachdem Sie nun auch schon eine Weile beim Team sind?

Sven Bender: Selbstverständlich. Ich kenne ja die meisten hier. Wir haben eine gute Stimmung in der Mannschaft. Das gefällt mir sehr gut.

Frage: Die WM als Riesenerlebnis ist - können Sie das präzisieren?

Sven Bender: Man muss sich innerhalb kürzester Zeit auf unterschiedliche Gegner einstellen. Zudem kann man sich mit den besten Spielern der Welt in seiner Altersklasse messen. Das ist eine enorme Herausforderung. Diese Erfahrung bei einem Turnier auf solch hohem Niveau zu haben, hilft einem durch die gesamte Karriere hindurch.

Frage: Welche Eindrücke haben Sie bisher vom Gastgeberland gewonnen?

Lars Bender: Ich konnte mir zuvor nicht viel unter Ägypten vorstellen. Klar hört man ab und zu mal was vom Land als Urlaubsziel. Aber wenn man hier ist, ist es was anderes. Überraschend ist für mich, wie karg das Land mit seinen großen Wüstengebieten ist. Kairo, wo wir gelandet sind, ist im Gegensatz dazu natürlich vollgepackt. Hier in Suez haben wir ein prima Quartier. In Ismailia war es nicht so schön, aber dafür haben wir den Suez-Kanal aus nächster Nähe sehen können. Die Bedingungen sind überall gut, die Trainingsplätze sind top.

Sven Bender: Für mich ist es schwierig, darüber nach so kurzer Zeit ein Urteil zu fällen. Positiv ist mir auf jeden Fall die Freundlichkeit der Menschen aufgefallen.

Frage: Freuen Sie sich darüber, dass Sie die WM mit Ihrem Bruder erleben können?

Lars Bender: Ich bin grundsätzlich froh über jede Verstärkung, aber zu Sven habe ich natürlich eine besondere Beziehung. Es ist immer schön, mit ihm kicken zu gehen. Das haben wir durch unsere Wechsel jetzt nicht mehr so oft. Aber das ist nicht so tragisch, denn wir sehen uns regelmäßig. Es ist ein wenig ungewohnt, dass man nicht mehr tagtäglich zusammen ist. Sonst hatten wir den anderen immer in jeder Minute um uns herum. Jetzt ist es schön, dass wir die Tage hier gemeinsam verbringen können.

Sven Bender: Es ist natürlich eine neue Erfahrung für uns, in getrennten Vereinen zu spielen. Aber wir werden die Zeit miteinander genießen und wie immer gemeinsam das Beste für die Mannschaft geben.

Frage: Wie lauten ihre persönlichen kurz- und mittelfristigen Ziele?

Lars Bender: Ich konzentriere mich auf die WM, will mein Bestes geben und möglichst weit kommen. Das wäre nach der EM im vergangenen Jahr eine Riesengeschichte. Danach möchte ich mich in Leverkusen wieder anbieten und auf meine Einsätze kommen. Irgendwann will ich natürlich Stammkraft sein und international spielen.

Sven Bender: Zunächst hoffe ich, dass das Turnier für die Mannschaft erfolgreich verläuft. Im Verein läuft es momentan gut, diese Entwicklung möchte ich nach der WM fortsetzen.

Frage: Gibt es einen großen Traum, den Sie beide träumen?

Sven Bender: Darüber sprechen wir nicht. Wenn es mal soweit ist, verraten wir es (lacht).

Lars Bender: Wir müssen erst mal in kleinen Schritten denken. Zum Träumen haben wir keine Zeit (lacht).