Landesverbände diskutieren Zukunft gesellschaftlicher Verantwortung

Ob nun der Tag so günstig gewählt, die Anziehungskraft des Themas so stark war oder im DFB einfach Redebedarf besteht: Vertreter aus wirklich allen 21 Landesverbänden trafen sich am Donnerstagabend zur Jahreskonferenz Gesellschaftliche Verantwortung in der Sportschule Hennef. "Das gab es noch nie", sagte "Hausherr" Alfred Vianden.

Einen Abend und einen Tag lang stand in Hennef das umfangreiche gesellschaftliche Engagement des DFB zur Diskussion. Eugen Gehlenborg, im DFB-Präsidium verantwortlich für Sozial- und Gesellschaftspolitik, setzte Donnerstag beim "Kaminabend" gleich mal die Ziele und die hießen: "Sensibilisierung" und "Dialog". "Fußball trägt Verantwortung und findet mitten in der Gesellschaft statt", sagte Gehlenborg, und gerade deshalb seien Fairplay, Integration, die große Anzahl an Flüchtlingen oder die Inklusion behinderter Menschen typische Aufgaben für Verbände und Vereine. Die Gesellschaftliche Verantwortung leistet somit einen wichtigen Beitrag für die Zukunft des Fußballs. Und dass kein Ort passender für diesen Jahresausklang sei als Hennef, erklärte Vianden, der seit 2007 am Mittelrhein Präsident ist. "Wir haben hier 2012 ein Dialogforum Sexuelle Identitäten abgehalten, das erste im Fußball damals. Und hier in Aachen entstand die Idee der Fairplay-Liga, die bei den Bambini heute in ganz Deutschland gespielt wird."

"Unwichtige" Themen gestalten

Egidius Braun war einer von Alfred Viandens Vorgängern am Mittelrhein. Dass Fußball mehr ist als ein 1:0, wird immer schlagartig deutlich, wenn eines dieser "ach so unwichtigen" Randthemen plötzlich die Schlagzeilen beherrscht. Auch darüber wurde in Hennef diskutiert. Den Fußballfan interessiert das 4-4-2, die Verletzung des Stars, die Wettquote und sonst wenig anderes. Bis mal etwas schief läuft. Denn der Anhänger erwartet, nein, verlangt zurecht, dass Fußball gewaltfrei und fair gespielt wird. Und dass die Spieler nicht gedopt sind, dass Turniervergaben integer ablaufen, dass der Jugendfußball Werte vermittelt, am besten die richtigen. Und dass dieses Spiel Menschen verbindet, über Generationen oder unterschiedliche Kulturen hinweg.

Wie man diese Aufgaben effizient und erfolgreich löst, darum ging es in Hennef, bei der Jahreskonferenz, die, so Gehlenborg, nun regelmäßig stattfinden soll. Vertreten waren die Landesverbände, die DFB-Zentrale, die DFB-Stiftungen und die Bundesliga-Stiftung, dazu der Deutsche Olympische Sportbund, ein Vertreter der Bundesbeauftragten für Integration, die Sporthochschule Köln und das Berliner Institut für Integrations- und Migrationsforschung. DFB-Vizepräsident Peter Frymuth, verantwortlich für den Spielbetrieb, besuchte am Freitag die Konferenz und betonte die Bedeutung des Vereinsdialogs und des Dialogs mit allen Partnern aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Immer ging es in Hennef darum ins Gespräch zu kommen, etwa darüber wie man im Landesverband Stakeholder-Dialog gestaltet oder wie man die Themen der Gesellschaftlichen Verantwortung organisiert und vermarktet.

Gesellschaftliche Verantwortung fest verankert

Podiumsdiskussionen und Workshops dienten dazu, die strategische Ausrichtung und die operative Umsetzung zu beleuchten. Dabei ist die Gesellschaftliche Verantwortung heute bei vielen Landesverbänden fest verankert, so das Ergebnis einer Befragung unter den Konferenzteilnehmern. Bei rund der Hälfte der Landesverbände bearbeitet eine eigene Abteilung Themen wie Fairplay und Inklusion. Sechzig Prozent haben ein eigenes Gremium, bei fast allen ist das Thema im Vorstand oder Präsidium besetzt. Chancen stehen ebenso erkennbare Risiken gegenüber, etwa die Überforderung durch zu hochgesteckte Erwartungen. Der Fußball alleine kann Jugendgewalt nicht eindämmen. Die Konferenz endete mit einer vom Journalisten Ronald Blaschke moderierte Podiumsrunde, in der die zweifache Europameisterin und WM-Torschützenkönigin Celia Sasic und der dreimalige Deutsche Meister und Europapokalsieger Jimmy Hartwig ihre Perspektive einbrachten.

Davor gab es Lob. "Im Bereich sportbezogene Integrationsarbeit darf der DFB stolz sein, hier wurde gerade im Fußball in den vergangenen Jahren ungeheuer viel bewegt", sagte Prof. Dr. Tina Nobis von der Humboldt-Universität Berlin. Es gab Mahnungen. "Der DFB kann nicht die Reparaturwerkstatt für alle sozialen Missstände im Land sein", sagte Dr. Stephan Schlensog, Generalsekretär der Stiftung Weltethos. Es gab Zweifel. "Christoph Metzelder nehme ich sein Engagement ab, aber manche Spieler machen etwas Soziales nur aus Imagegründen", sagte Okka Gundel, ARD-Sportmoderatorin.

Und Peter Lang von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung schließlich versuchte den Landesverbänden, die manchmal ächzen ob allzu vieler Kampagnen und Botschaften, Mut zuzusprechen: "Immer wichtiger wird doch die Vermittlung von verbindlichen und verbindenden Werten in unserer Gesellschaft. Wer das versucht, muss Jugendliche in ihren Lebenswelten ansprechen. Der Sportverein und die Verbände stehen dabei nicht alleine, auch Schulen, Kirchen und kulturelle Vereine engagieren sich. Es ist nicht nur der Sport gefordert, aber eben auch der Sport."

Dieser partnerschaftlichen Rolle wollen der DFB und seine Landesverbände auch zukünftig gerecht bleiben.

[th]

Ob nun der Tag so günstig gewählt, die Anziehungskraft des Themas so stark war oder im DFB einfach Redebedarf besteht: Vertreter aus wirklich allen 21 Landesverbänden trafen sich am Donnerstagabend zur Jahreskonferenz Gesellschaftliche Verantwortung in der Sportschule Hennef. "Das gab es noch nie", sagte "Hausherr" Alfred Vianden.

Einen Abend und einen Tag lang stand in Hennef das umfangreiche gesellschaftliche Engagement des DFB zur Diskussion. Eugen Gehlenborg, im DFB-Präsidium verantwortlich für Sozial- und Gesellschaftspolitik, setzte Donnerstag beim "Kaminabend" gleich mal die Ziele und die hießen: "Sensibilisierung" und "Dialog". "Fußball trägt Verantwortung und findet mitten in der Gesellschaft statt", sagte Gehlenborg, und gerade deshalb seien Fairplay, Integration, die große Anzahl an Flüchtlingen oder die Inklusion behinderter Menschen typische Aufgaben für Verbände und Vereine. Die Gesellschaftliche Verantwortung leistet somit einen wichtigen Beitrag für die Zukunft des Fußballs. Und dass kein Ort passender für diesen Jahresausklang sei als Hennef, erklärte Vianden, der seit 2007 am Mittelrhein Präsident ist. "Wir haben hier 2012 ein Dialogforum Sexuelle Identitäten abgehalten, das erste im Fußball damals. Und hier in Aachen entstand die Idee der Fairplay-Liga, die bei den Bambini heute in ganz Deutschland gespielt wird."

"Unwichtige" Themen gestalten

Egidius Braun war einer von Alfred Viandens Vorgängern am Mittelrhein. Dass Fußball mehr ist als ein 1:0, wird immer schlagartig deutlich, wenn eines dieser "ach so unwichtigen" Randthemen plötzlich die Schlagzeilen beherrscht. Auch darüber wurde in Hennef diskutiert. Den Fußballfan interessiert das 4-4-2, die Verletzung des Stars, die Wettquote und sonst wenig anderes. Bis mal etwas schief läuft. Denn der Anhänger erwartet, nein, verlangt zurecht, dass Fußball gewaltfrei und fair gespielt wird. Und dass die Spieler nicht gedopt sind, dass Turniervergaben integer ablaufen, dass der Jugendfußball Werte vermittelt, am besten die richtigen. Und dass dieses Spiel Menschen verbindet, über Generationen oder unterschiedliche Kulturen hinweg.

Wie man diese Aufgaben effizient und erfolgreich löst, darum ging es in Hennef, bei der Jahreskonferenz, die, so Gehlenborg, nun regelmäßig stattfinden soll. Vertreten waren die Landesverbände, die DFB-Zentrale, die DFB-Stiftungen und die Bundesliga-Stiftung, dazu der Deutsche Olympische Sportbund, ein Vertreter der Bundesbeauftragten für Integration, die Sporthochschule Köln und das Berliner Institut für Integrations- und Migrationsforschung. DFB-Vizepräsident Peter Frymuth, verantwortlich für den Spielbetrieb, besuchte am Freitag die Konferenz und betonte die Bedeutung des Vereinsdialogs und des Dialogs mit allen Partnern aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Immer ging es in Hennef darum ins Gespräch zu kommen, etwa darüber wie man im Landesverband Stakeholder-Dialog gestaltet oder wie man die Themen der Gesellschaftlichen Verantwortung organisiert und vermarktet.

Gesellschaftliche Verantwortung fest verankert

Podiumsdiskussionen und Workshops dienten dazu, die strategische Ausrichtung und die operative Umsetzung zu beleuchten. Dabei ist die Gesellschaftliche Verantwortung heute bei vielen Landesverbänden fest verankert, so das Ergebnis einer Befragung unter den Konferenzteilnehmern. Bei rund der Hälfte der Landesverbände bearbeitet eine eigene Abteilung Themen wie Fairplay und Inklusion. Sechzig Prozent haben ein eigenes Gremium, bei fast allen ist das Thema im Vorstand oder Präsidium besetzt. Chancen stehen ebenso erkennbare Risiken gegenüber, etwa die Überforderung durch zu hochgesteckte Erwartungen. Der Fußball alleine kann Jugendgewalt nicht eindämmen. Die Konferenz endete mit einer vom Journalisten Ronald Blaschke moderierte Podiumsrunde, in der die zweifache Europameisterin und WM-Torschützenkönigin Celia Sasic und der dreimalige Deutsche Meister und Europapokalsieger Jimmy Hartwig ihre Perspektive einbrachten.

Davor gab es Lob. "Im Bereich sportbezogene Integrationsarbeit darf der DFB stolz sein, hier wurde gerade im Fußball in den vergangenen Jahren ungeheuer viel bewegt", sagte Prof. Dr. Tina Nobis von der Humboldt-Universität Berlin. Es gab Mahnungen. "Der DFB kann nicht die Reparaturwerkstatt für alle sozialen Missstände im Land sein", sagte Dr. Stephan Schlensog, Generalsekretär der Stiftung Weltethos. Es gab Zweifel. "Christoph Metzelder nehme ich sein Engagement ab, aber manche Spieler machen etwas Soziales nur aus Imagegründen", sagte Okka Gundel, ARD-Sportmoderatorin.

Und Peter Lang von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung schließlich versuchte den Landesverbänden, die manchmal ächzen ob allzu vieler Kampagnen und Botschaften, Mut zuzusprechen: "Immer wichtiger wird doch die Vermittlung von verbindlichen und verbindenden Werten in unserer Gesellschaft. Wer das versucht, muss Jugendliche in ihren Lebenswelten ansprechen. Der Sportverein und die Verbände stehen dabei nicht alleine, auch Schulen, Kirchen und kulturelle Vereine engagieren sich. Es ist nicht nur der Sport gefordert, aber eben auch der Sport."

Dieser partnerschaftlichen Rolle wollen der DFB und seine Landesverbände auch zukünftig gerecht bleiben.