Lahm: "Die Qualität der Mannschaft ist außerordentlich"

Kapitän in München, Kapitän für Deutschland. Philipp Lahm ist eines der Gesichter des deutschen Fußballs. Vor dem ersten Spiel im neuen Jahr heute (ab 21 Uhr, live in der ARD) in Paris gegen Frankreich hat der 29-Jährige vom FC Bayern im Interview mit DFB-Redakteur Steffen Lüdeke über Erfolg, Titel und die Entwicklung der Nationalmannschaft gesprochen.

DFB.de: Herr Lahm, heute Abend spielen Sie in Frankreich gegen Frankreich. Wie gut ist eigentlich Ihr Französisch?

Philipp Lahm: Ich kann kaum etwas. (lacht) Ein paar Worte, die ich von Franck Ribery aufgeschnappt habe, mehr weiß ich leider nicht.

DFB.de: Wie lief denn dann zu Beginn seiner Bayern-Zeit die Kommunikation mit ihm?

Lahm: Zunächst muss ich sagen, dass er in den vergangenen Jahren sein Deutsch extrem gut geworden ist. Er spricht sehr viel und versteht alles. Am Anfang hat er sich schon schwergetan, da war es nicht leicht, sich mit ihm zu verständigen. Auch, weil er kein oder kaum Englisch spricht. Aber im Fußball geht so etwas immer, wir sprechen ja irgendwie alle eine Sprache.

DFB.de: Die Spieler des FC Bayern sind als Tabellenführer bei der Nationalmannschaft, das war zuletzt nicht immer so. Macht es einen Unterschied im Umgang miteinander, ob Bayern oder Dortmund die Liga anführt?

Lahm: Zur Nationalmannschaft zu kommen, ist etwas Besonderes. Das war bei mir immer so, das wird auch immer so bleiben. Die besten Spieler Deutschlands treffen sich, wir repräsentieren unser Land. Dabei spielt es keine Rolle, wer für welchen Verein spielt und wie die Konstellation in der Tabelle ist. Unabhängig davon ist es natürlich schön, wenn man aus einer guten Phase heraus zur Nationalmannschaft kommt. Auch für das Selbstvertrauen ist das gut. Dafür muss man aber nicht zwingend Tabellenführer sein.

DFB.de: Und dennoch: Die Bayern sind mit sehr breiter Brust angereist. Inwieweit kann die Nationalmannschaft davon profitieren?



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Kapitän in München, Kapitän für Deutschland. Philipp Lahm ist eines der Gesichter des deutschen Fußballs. Vor dem ersten Spiel im neuen Jahr heute (ab 21 Uhr, live in der ARD) in Paris gegen Frankreich hat der 29-Jährige vom FC Bayern im Interview mit DFB-Redakteur Steffen Lüdeke über Erfolg, Titel und die Entwicklung der Nationalmannschaft gesprochen.

DFB.de: Herr Lahm, heute Abend spielen Sie in Frankreich gegen Frankreich. Wie gut ist eigentlich Ihr Französisch?

Philipp Lahm: Ich kann kaum etwas. (lacht) Ein paar Worte, die ich von Franck Ribery aufgeschnappt habe, mehr weiß ich leider nicht.

DFB.de: Wie lief denn dann zu Beginn seiner Bayern-Zeit die Kommunikation mit ihm?

Lahm: Zunächst muss ich sagen, dass er in den vergangenen Jahren sein Deutsch extrem gut geworden ist. Er spricht sehr viel und versteht alles. Am Anfang hat er sich schon schwergetan, da war es nicht leicht, sich mit ihm zu verständigen. Auch, weil er kein oder kaum Englisch spricht. Aber im Fußball geht so etwas immer, wir sprechen ja irgendwie alle eine Sprache.

DFB.de: Die Spieler des FC Bayern sind als Tabellenführer bei der Nationalmannschaft, das war zuletzt nicht immer so. Macht es einen Unterschied im Umgang miteinander, ob Bayern oder Dortmund die Liga anführt?

Lahm: Zur Nationalmannschaft zu kommen, ist etwas Besonderes. Das war bei mir immer so, das wird auch immer so bleiben. Die besten Spieler Deutschlands treffen sich, wir repräsentieren unser Land. Dabei spielt es keine Rolle, wer für welchen Verein spielt und wie die Konstellation in der Tabelle ist. Unabhängig davon ist es natürlich schön, wenn man aus einer guten Phase heraus zur Nationalmannschaft kommt. Auch für das Selbstvertrauen ist das gut. Dafür muss man aber nicht zwingend Tabellenführer sein.

DFB.de: Und dennoch: Die Bayern sind mit sehr breiter Brust angereist. Inwieweit kann die Nationalmannschaft davon profitieren?

Lahm: Natürlich nimmt man das Selbstbewusstsein aus dem Klub mit zum DFB nehmen. Aber wie gesagt: Das trifft nicht nur die Bayern-Spieler. Dortmund hat beispielsweise am Wochenende mit dem 3:2 in Leverkusen gewonnen, geknickt habe ich die Spieler des BVB hier nicht erlebt. Warum auch?

DFB.de: 2013 ist ein Jahr ohne großes Turnier. Joachim Löw hat gesagt, dass es ein Jahr der Konzentration wird. Wie würden Sie 2013 überschreiben?

Lahm: So wie der Bundestrainer. Wir ordnen alles der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien unter. Unser Ziel ist es, so früh wie möglich Klarheit zu haben. Dem gilt unsere ganze Konzentration. Für mich wäre 2013 ein erfolgreiches Jahr, wenn wir uns spielerisch entwickeln und souverän und möglichst früh die Qualifikation schaffen.

DFB.de: Auch weil dies die Möglichkeit bieten würde, in den letzten Qualifikationsspielen einige Dinge auszuprobieren?

Lahm: Ganz klar. Mit der Nationalmannschaft haben wir immer relativ wenig Zeit. So ist es ja auch jetzt. Wir treffen uns für gerade mal drei Tage, wir trainieren ein-, zweimal zusammen. Da kann man kaum Automatismen einstudieren. Durch eine frühzeitige Qualifikation würden wir Zeit gewinnen, das wäre sehr hilfreich. So war es ja auch bei der EM-Qualifikation, wo wir schon einige Runden vor Ende das Ticket für Polen und die Ukraine sicher hatten.

DFB.de: Hat das denn geholfen? Den Titel gewonnen hat Deutschland nicht.

Lahm: Ja. Wir sind zwar im Halbfinale ausgeschieden, aber immerhin bis ins Halbfinale gekommen. Wir haben uns in einer sehr schwierigen Gruppe durchgesetzt, man darf die EM nicht nur auf die 90 Minuten gegen Italien reduzieren. Natürlich wären wir gerne ins Finale gekommen und hätten dann auch den letzten Schritt gesetzt. Und dennoch bewerte ich 2012 als Erfolg. Wir sind Weltranglistenzweiter, es geht schlechter.

DFB.de: Italien war nicht besser, Italien war cleverer - das sind Ihre Worte. Macht das Hoffnung, kann man Cleverness lernen?

Lahm: Wir können vor allem aus unseren Fehlern lernen. Wenn man sieht, wie die Gegentore entstanden sind, dann bin ich ziemlich sicher, dass wir solche Tore nicht noch einmal kassieren. Ein Kontertor nach einer eigenen Ecke darf nicht fallen. Wir müssen daran arbeiten, dass wir in den großen Spielen, so wie eben im Halbfinale eines großen Turniers, in der Lage sind, unsere Topform abzurufen.

DFB.de: Wie weit ist die Mannschaft auf diesem Weg?

Lahm: Weit. Ich schaue zurück und sehe, dass wir uns in den vergangenen Jahren positiv entwickelt haben. Wir waren bei den großen Turnieren immer mindestens im Halbfinale. Wir blicken deswegen auf erfolgreiche Jahre zurück, aber ich hoffe, dass noch erfolgreichere vor uns liegen. Die Qualität der Mannschaft ist außerordentlich. Man darf nur nicht den Fehler machen, daraus einen Anspruch abzuleiten. Wir werden alles für den Titel tun, aber wir werden ihn nicht versprechen. Spanien hat die letzten drei großen Titel gewonnen, das hat noch kein anderes Team geschafft. Spanien ist für mich eine Jahrhundertmannschaft.

DFB.de: In der Vorrunde der EM stand Spanien im Spiel gegen Kroatien kurz vor dem Aus. Unschlagbar sind sie nicht.

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Lahm: Es gibt einige Mannschaften, die viel Qualität haben. Auch im Halbfinale gegen Portugal war es für Spanien sehr eng. Bei den großen Turnieren begegnen sich viele Mannschaften beinahe auf Augenhöhe. Viele Spiele sind knapp. Unser Anspruch muss es sein, in diesen knappen Spielen zu bestehen. Das ist oft gelungen, leider noch nicht immer.

DFB.de: Das Jahr beginnt mit dem Spiel gegen Frankreich. So wie das Jahr 2012 auch. Bei der Niederlage in Bremen waren Sie wegen einer Verletzung nicht dabei. Wie haben Sie damals das Spiel verfolgt?

Lahm: Gemütlich, auf der Couch und mit gedrückten Daumen. Es ist doch klar, dass ich mitfiebere und hoffe, dass wir guten Fußball zeigen und die Spiele gewinnen. Manchmal hilft das Daumendrücken. Ich war gegen die Niederlande mal daheim, da hat die Mannschaft 3:0 gewonnen und hervorragend Fußball gespielt. Ich konnte das richtig genießen. Gegen Frankreich war es leider nicht ganz so.

DFB.de: Gegen Frankreich hat eine deutsche Nationalmannschaft seit 1987 nicht mehr gewonnen. Ist diese Historie relevant für Sie?

Lahm: Nein, das ist Vergangenheit. Es gibt ja immer Mannschaften, die einem mehr liegen und andere, die einem nicht so liegen. Aber man kann Nationalmannschaften nicht über die Zeit miteinander vergleichen. Die jetzige Mannschaft der Franzosen hat nichts mehr mit der zu tun, die 1998 Weltmeister geworden. Heute treffen die aktuellen Nationalmannschaften von Deutschland und Frankreich aufeinander - was früher war, zählt dafür nicht.

DFB.de: Was erwarten Sie von dem Spiel?

Lahm: Ich freue mich sehr darauf. Ich habe noch nie gegen Frankreich gespielt. Trainer Didier Deschamps hat es geschafft, gute junge Spieler in die Mannschaft zu integrieren, und er hat dafür gesorgt, dass die Mannschaft funktioniert. Für uns ist das ein guter Test gegen eine Topnation.

DFB.de: Wie wichtig wäre es, endlich mal wieder ein Jahr mit einem Sieg zu beginnen? Der letzte Sieg zum Jahresauftakt datiert von 2008...

Lahm: Man muss in dieser Bilanz berücksichtigen, dass wir in Deutschland eine Winterpause haben. Für die Spieler ist das sehr positiv, für die Regeneration ist das wichtig, für die zweite Saisonhälfte auch. Die Pause im Winter bringt es aber mit sich, dass wir immer ein wenig brauchen, um richtig in die Rückrunde zu starten. Hinzu kommt, dass der Länderspieltermin im Februar für uns oft quasi die erste Englische Woche des Jahres ist. Und auch an diesen Rhythmus muss man sich erst gewöhnen. Ich bin aber überzeugt, dass wir bereit sind und gegen Frankreich ein gutes Spiel zeigen werden. Die Leistungen der Nationalspieler in ihren Vereinen haben ja auch gestimmt.

DFB.de: Dass es für ihn kein Vorbeikommen geben wird, haben Sie Franck Ribery aber schon gesagt. Genug Deutsch versteht er ja.

Lahm: Ich kenne Franck von vielen Trainingseinheiten. Es ist fast unmöglich, ihn zu 100 Prozent auszuschalten. Aber ich freue mich sehr darauf, ihm auf dem Platz zu begegnen. Es wird bestimmt ein spannendes und interessantes Duell.