Krays Vincent Wagner: "Der Gang in die Kabine wird kompliziert"

Wenn sich am Freitag (ab 19.30 Uhr) der FC Kray und Rot-Weiss Essen in der Regionalliga West zum Stadtderby gegenüberstehen, steht ein langjähriger Publikumsliebling der RWE-Fans auf der anderen Seite. Vincent Wagner kehrt mit dem kleinen Nachbarn aus dem Essener Osten und damit erstmals als Gegner in das große Stadion Essen zurück.

Stolze sieben Jahre lang war die Essener Hafenstraße sein Wohnzimmer und machten Vince zu einem der dienstältesten RWE-Spieler in der jüngeren Geschichte des Traditionsvereins.

Drei verschiedene Spielklassen, zwischenzeitlicher Absturz in die Oberliga und Rückkehr in die Regionalliga, Insolvenzverfahren, Sensationssiege im DFB-Pokal und Stadionneubau: Der vom Stürmer zum Abwehrspieler umgeschulte 28-Jährige erlebte nach seinem Wechsel von Eintracht Schwerin im Juli 2007 sämtliche Facetten und Gefühlslagen beim ehemaligen Bundesligisten. Vor dem Beginn der aktuellen Saison wurde jedoch aus sportlichen Gründen nicht mehr mit Wagner geplant.

Im aktuellen DFB.de-Interview spricht der Familienvater, der mit seiner Frau Caroline und seinen beiden Kindern Valentina Mia Sophie und Vivienne Violetta Marcheline nur wenige Minuten von seiner langjährigen Wirkungsstätte im Stadtteil Borbeck entfernt lebt, mit dem Journalisten Dominik Sander über sein emotionalstes Spiel, die Unterschiede zwischen Kray und RWE sowie das Ass des Außenseiters im Lokalduell.

DFB.de: Das Essener Derby zwischen dem FC Kray und Rot-Weiss Essen rückt immer näher. Hätten Sie als langjähriger RWE-Spieler gedacht, mal als Gegner ins Stadion Essen zurückzukehren?

Vincent Wagner: Klares Nein. Eigentlich hatte ich vor, mit Rot-Weiss Essen in die 3. Liga aufzusteigen und in diesem Verein vielleicht auch irgendwann meine Karriere zu beenden. Daher könnte auch der Gang in die Mannschaftskabine etwas kompliziert werden, da mich mein Reflex am Freitag wohl in die RWE-Kabine lenkt. Möglicherweise würden mich die mir bekannten Ordner sogar durchlassen (lächelt).

DFB.de: Sie mussten den Traditionsverein vor wenigen Wochen trotz eines laufenden Vertrages verlassen. Hegen Sie noch einen Groll gegen die Verantwortlichen?

Wagner: Ich bin ein geradliniger Typ und kehre reinen Gewissens zu meinem Herzensverein zurück. Fakt ist: Mir wurde von Vereinsseite keine große Wahl gelassen. Dennoch bin ich nach wie vor immer gerne als RWE-Fan im Stadion Essen.



Wenn sich am Freitag (ab 19.30 Uhr) der FC Kray und Rot-Weiss Essen in der Regionalliga West zum Stadtderby gegenüberstehen, steht ein langjähriger Publikumsliebling der RWE-Fans auf der anderen Seite. Vincent Wagner kehrt mit dem kleinen Nachbarn aus dem Essener Osten und damit erstmals als Gegner in das große Stadion Essen zurück.

Stolze sieben Jahre lang war die Essener Hafenstraße sein Wohnzimmer und machten Vince zu einem der dienstältesten RWE-Spieler in der jüngeren Geschichte des Traditionsvereins.

Drei verschiedene Spielklassen, zwischenzeitlicher Absturz in die Oberliga und Rückkehr in die Regionalliga, Insolvenzverfahren, Sensationssiege im DFB-Pokal und Stadionneubau: Der vom Stürmer zum Abwehrspieler umgeschulte 28-Jährige erlebte nach seinem Wechsel von Eintracht Schwerin im Juli 2007 sämtliche Facetten und Gefühlslagen beim ehemaligen Bundesligisten. Vor dem Beginn der aktuellen Saison wurde jedoch aus sportlichen Gründen nicht mehr mit Wagner geplant.

Im aktuellen DFB.de-Interview spricht der Familienvater, der mit seiner Frau Caroline und seinen beiden Kindern Valentina Mia Sophie und Vivienne Violetta Marcheline nur wenige Minuten von seiner langjährigen Wirkungsstätte im Stadtteil Borbeck entfernt lebt, mit dem Journalisten Dominik Sander über sein emotionalstes Spiel, die Unterschiede zwischen Kray und RWE sowie das Ass des Außenseiters im Lokalduell.

DFB.de: Das Essener Derby zwischen dem FC Kray und Rot-Weiss Essen rückt immer näher. Hätten Sie als langjähriger RWE-Spieler gedacht, mal als Gegner ins Stadion Essen zurückzukehren?

Vincent Wagner: Klares Nein. Eigentlich hatte ich vor, mit Rot-Weiss Essen in die 3. Liga aufzusteigen und in diesem Verein vielleicht auch irgendwann meine Karriere zu beenden. Daher könnte auch der Gang in die Mannschaftskabine etwas kompliziert werden, da mich mein Reflex am Freitag wohl in die RWE-Kabine lenkt. Möglicherweise würden mich die mir bekannten Ordner sogar durchlassen (lächelt).

DFB.de: Sie mussten den Traditionsverein vor wenigen Wochen trotz eines laufenden Vertrages verlassen. Hegen Sie noch einen Groll gegen die Verantwortlichen?

Wagner: Ich bin ein geradliniger Typ und kehre reinen Gewissens zu meinem Herzensverein zurück. Fakt ist: Mir wurde von Vereinsseite keine große Wahl gelassen. Dennoch bin ich nach wie vor immer gerne als RWE-Fan im Stadion Essen.

DFB.de: Bei Ihrer offiziellen Verabschiedung während des Testspiels gegen den Vizemeister Borussia Dortmund (1:5) wurden Sie von den RWE-Fans lautstark gefeiert!

Wagner: Es war ein sehr ergreifender Moment für mich, als ich in Richtung der Fankurve gelaufen bin. Da habe ich mich zunächst sogar etwas über mich selbst gewundert, dass ich einen kleinen Klos im Hals hatte. Der Zuspruch der Fans hat mir auf jeden Fall geholfen, die für mich schwierige Situation besser zu verarbeiten.

DFB.de: Was waren Ihre schönsten Momente im RWE-Trikot?

Wagner: Da gibt es einige. In erster Linie erinnere ich mich gerne an die gewonnen Elfmeterschießen in den DFB-Pokalspielen gegen Energie Cottbus und den 1. FC Union Berlin. Dazu kommt noch ein Verbandspokal-Halbfinale gegen TuRU Düsseldorf nur wenige Tage nach unserem feststehenden Wiederaufstieg in die Regionalliga im Jahr 2011. Die ganze Mannschaft war durch die zahlreichen Feiern körperlich am Ende, so dass wir uns so gerade in die Verlängerung und ins Elfmeterschießen gerettet haben. Dass ich in allen drei Pokalspielen den entscheidenden Schuss verwandeln durfte, war ein großes Privileg.

DFB.de: In der Vorwoche haben Sie das Duell zwischen Essen und Oberhausen live im Stadion gesehen. Wie ist Ihr Eindruck von der aktuellen RWE-Mannschaft?

Wagner: Im Mittelfeld und im Sturm ist Rot-Weiss mit sehr hoher individueller Klasse besetzt. Marcel Platzek ist beispielsweise ein sehr kompletter Stürmer, der meiner Meinung nach in den nächsten Jahren in der 2. Bundesliga aufschlagen wird. In der neu zusammengestellten Mannschaft hat sich die Defensive dagegen noch nicht komplett gefunden.

DFB.de: Ihr neuer Verein FC Kray mischt schon zum zweiten Mal in der Regionalliga mit, ist aber nicht allen Kennern des Amateurfußballs ein Begriff. Wie würden Sie den Verein beschreiben?

Wagner: Der FC Kray ist mit seiner kleinen und süßen Platzanlage sehr familiär und auch speziell. Da wird auch mal verbal ausgeteilt, aber am Ende des Tages reichen sich auch alle wieder die Hände. Alle sind mit sehr viel Herzblut dabei, egal ob Zuschauer oder Vereinsverantwortlicher.

DFB.de: Ist das Lokalderby am Freitag noch immer ein Duell David gegen Goliath?

Wagner: Selbstverständlich. Ein Mannschaftsbetreuer bei Rot-Weiss Essen verdient mehr als unsere besten Spieler. Dieser Vergleich sagt alles aus. Von daher wären alle Ergebnisse, die besser als ein 0:3 sind, für uns schon ein Erfolg.

DFB.de: Der Saisonstart des FCK mit sieben Punkten aus vier Partien kann sich aber durchaus sehen lassen, oder?

Wagner: Auf jeden Fall. Speziell in den ersten Halbzeiten der Spiele merkt man zwar, dass der Respekt vor der Regionalliga bei einigen Jungs noch immer groß ist. Doch die Mannschaft ist sehr willig. Das gibt mir Hoffnung für unsere schwere Mission. Wenn wir den Klassenverbleib schaffen sollten, wäre es zwar kein Weltwunder, aber wir würden in der Stadt Essen sozusagen unsterblich werden.

DFB.de: In Ihrer Freizeit spielen Sie seit einigen Jahren gerne Poker. Könnten Sie nach dem Ende Ihrer aktiven Karriere davon leben? Wagner: Die Zeit des großen Poker-Booms ist in Deutschland vorbei. Ich konzentriere mich darauf, mein Lehramtsstudium abzuschließen. Wenn ich nicht ein - auf gut Deutsch gesagt - fußballbesessener Holzkopf gewesen wäre, hätte ich vielleicht professionell pokern können. Ich traue mir jedenfalls zu, bei der "World Series of Poker" in Las Vegas mitzumischen. Allerdings wäre der zeitliche Aufwand dafür extrem groß.

DFB.de: Hat Kray für das Derby auch eine Art Ass im Ärmel?

Wagner: Um im sprachlichen Bild zu bleiben: Für eine Überraschung benötigen wir einen so genannten "One-Outer". Das bedeutet, unser Blatt würde durch die letzte aufgedeckte Gemeinschaftskarte gewinnen. Im Fußball wäre das gleichbedeutend mit einem entscheidenden Treffer in der Schlussphase.