Konrad Weise: Erst Nationalelf, dann erste Liga

Erst Nationalspieler – dann Erstligaspieler. Das ist im Fußballerleben außergewöhnlich. Doch auf Konrad Weise trifft die Seltenheit zu. Im Juli 1970 debütierte der 18-Jährige im Länderspiel gegen den Irak (5:0). Sein Einsatz kam allerdings auf kuriose Art und Weise zustande. Eigentlich war er im heimischen Jenaer Stadion nur Zuschauer. Weil die Iraker jedoch überhart zur Sache gingen, wurden auf DDR-Seite die Einwechselspieler Mangelware. Daher ließ Auswahltrainer Georg Buschner während des Spiels bei Weise anfragen, ob er seine Fußballschuhe dabei habe.

„Natürlich hatte ich in der Kabine welche im Schrank. In der letzten halben Stunde wurde ich für meinen Jenaer Klubkameraden Harald Irmscher im Mittelfeld eingewechselt und schoss sogar eines meiner seltenen Tore“, schildert der gebürtige Greizer die Episode seines Auswahldebüts. Erst im September 1970 bestritt er sein erstes Oberligaspiel. Auf seinen zweiten Einsatz in der höchsten DDR-Spielklasse musste Weise sogar ein weiteres halbes Jahr warten.

„Non-Plus-Ultra der Defensive“

Der Thüringer, der 1961 bei Fortschritt Greiz seine Laufbahn begann und mit 15 Jahren nach Jena delegiert wurde, avancierte beim FC Carl Zeiss Jena bei 419 Pflichtspielen mit drei Pokalsiegen und fünf Vizemeistertiteln sowie in der DDR-Auswahl zum „Non-Plus-Ultra der Defensive“, wie eine Fachzeitschrift formulierte. 1989 wurde der Abwehrspieler in einer Umfrage der DDR-„Fußballwoche“ von Fachjournalisten, Trainern, Funktionären und Prominenten als Vorstopper in die „Superelf der DDR 40 Jahre“ gewählt.

Die Olympischen Spiele 1972 und 1976 sowie die WM-Endrunde 1974 waren die sportlichen Höhepunkte in Weises Laufbahn. Auch wenn Olympia 1972 sein „Skandalspiel“ mit dem „kleinen Finale“ hatte. „Das Reglement sah damals vor, dass bei einem Remis beide Mannschaften Bronze bekommen. Am Anfang spielten die sowjetische Auswahl und wir durchaus auf Sieg. Als es dann aber lange Zeit remis stand, dachten wohl die Spieler daran, dass in ihren Ländern nur Gold, Silber und Bronze zählten und es nur für Medaillen Prämien und Orden gab, der vierte Platz jedoch nichts wert war. So ging beim 2:2 die letzte Viertelstunde im Münchener Olympiastadion in einem Pfeifkonzert unter“, sagt Weise im Rückblick.

Vier Jahre später in Montreal glänzte die DDR bis hin zum Finale mit dem Olympiasieg über Polen. „Wir hatten eine tolle Truppe, das hatte sich schon in der Qualifikation für das Turnier gezeigt, als wir den frisch gekürten Europameister CSSR nach dem Sieg über die damalige BRD ausschalteten.“

86 Einsätze für die DDR-Auswahl

Bei der WM-Endrunde 1974 sprachen und schrieben natürlich alle nur über das Sparwasser-Tor. Dabei war die starke und konsequente Defensive der DDR-Elf das Faustpfand des erfolgreichen Abschneidens. Allen voran Konrad Weise. Der Beweis: Weder „Bomber“ Gerd Müller noch Hollands-Superstar Johan Cruyff konnten sich gegen Weise in Szene setzen. „Da machte es schon stolz, dass man während dieser Endrunde bei dieser Ansammlung von Weltklassespielern in die ,Elf des Tages‘ gewählt wurde.“



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Erst Nationalspieler – dann Erstligaspieler. Das ist im Fußballerleben außergewöhnlich. Doch auf Konrad Weise trifft die Seltenheit zu. Im Juli 1970 debütierte der 18-Jährige im Länderspiel gegen den Irak (5:0). Sein Einsatz kam allerdings auf kuriose Art und Weise zustande. Eigentlich war er im heimischen Jenaer Stadion nur Zuschauer. Weil die Iraker jedoch überhart zur Sache gingen, wurden auf DDR-Seite die Einwechselspieler Mangelware. Daher ließ Auswahltrainer Georg Buschner während des Spiels bei Weise anfragen, ob er seine Fußballschuhe dabei habe.

„Natürlich hatte ich in der Kabine welche im Schrank. In der letzten halben Stunde wurde ich für meinen Jenaer Klubkameraden Harald Irmscher im Mittelfeld eingewechselt und schoss sogar eines meiner seltenen Tore“, schildert der gebürtige Greizer die Episode seines Auswahldebüts. Erst im September 1970 bestritt er sein erstes Oberligaspiel. Auf seinen zweiten Einsatz in der höchsten DDR-Spielklasse musste Weise sogar ein weiteres halbes Jahr warten.

„Non-Plus-Ultra der Defensive“

Der Thüringer, der 1961 bei Fortschritt Greiz seine Laufbahn begann und mit 15 Jahren nach Jena delegiert wurde, avancierte beim FC Carl Zeiss Jena bei 419 Pflichtspielen mit drei Pokalsiegen und fünf Vizemeistertiteln sowie in der DDR-Auswahl zum „Non-Plus-Ultra der Defensive“, wie eine Fachzeitschrift formulierte. 1989 wurde der Abwehrspieler in einer Umfrage der DDR-„Fußballwoche“ von Fachjournalisten, Trainern, Funktionären und Prominenten als Vorstopper in die „Superelf der DDR 40 Jahre“ gewählt.

Die Olympischen Spiele 1972 und 1976 sowie die WM-Endrunde 1974 waren die sportlichen Höhepunkte in Weises Laufbahn. Auch wenn Olympia 1972 sein „Skandalspiel“ mit dem „kleinen Finale“ hatte. „Das Reglement sah damals vor, dass bei einem Remis beide Mannschaften Bronze bekommen. Am Anfang spielten die sowjetische Auswahl und wir durchaus auf Sieg. Als es dann aber lange Zeit remis stand, dachten wohl die Spieler daran, dass in ihren Ländern nur Gold, Silber und Bronze zählten und es nur für Medaillen Prämien und Orden gab, der vierte Platz jedoch nichts wert war. So ging beim 2:2 die letzte Viertelstunde im Münchener Olympiastadion in einem Pfeifkonzert unter“, sagt Weise im Rückblick.

Vier Jahre später in Montreal glänzte die DDR bis hin zum Finale mit dem Olympiasieg über Polen. „Wir hatten eine tolle Truppe, das hatte sich schon in der Qualifikation für das Turnier gezeigt, als wir den frisch gekürten Europameister CSSR nach dem Sieg über die damalige BRD ausschalteten.“

86 Einsätze für die DDR-Auswahl

Bei der WM-Endrunde 1974 sprachen und schrieben natürlich alle nur über das Sparwasser-Tor. Dabei war die starke und konsequente Defensive der DDR-Elf das Faustpfand des erfolgreichen Abschneidens. Allen voran Konrad Weise. Der Beweis: Weder „Bomber“ Gerd Müller noch Hollands-Superstar Johan Cruyff konnten sich gegen Weise in Szene setzen. „Da machte es schon stolz, dass man während dieser Endrunde bei dieser Ansammlung von Weltklassespielern in die ,Elf des Tages‘ gewählt wurde.“

Im Oktober 1981 absolvierte Konrad Weise gegen Polen (2:3) sein letztes Länderspiel. Mit 86 Einsätzen liegt der Jenaer in der Liste der DDR-Länderspiele auf Platz vier hinter Hans-Jürgen Dörner, Joachim Streich und Jürgen Croy.

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Während seiner aktiven Laufbahn schloss Weise 1983 ein Studium als Diplomsportlehrer ab, wirkte von 1986 bis 1988 als Nachwuchstrainer beim FC Carl Zeiss Jena, danach als Assistenztrainer bei der 1. Mannschaft. Dabei hatte er die späteren Nationalspieler Bernd Schneider, Robert Enke und Jörg Böhme unter seinen Fittichen. Von 1998 bis 2002 arbeitete Weise beim damaligen Drittligisten und späteren Oberligisten FSV Zwickau, zuerst als Co-Trainer unter Hans-Jürgen Dörner, später als Cheftrainer. Danach coachte er bis 2005 den Fünftligisten 1. FC Gera 03.

Bis 2008 kickte „Konny“ in der Traditionsmannchaft des FC Carl Zeiss Jena und im „Old-Star-Team Ost“ der ehemaligen DDR-Nationalspieler. „Das ist jetzt leider vorbei. Mein Sprunggelenk macht nicht mehr mit“, bedauert der 58-Jährige. Seit zwölf Jahren betreibt der Thüringer einen Sportfachhandel in seiner Geburtsstadt Greiz. Heute ist Konrad Weise bei den Spielen der deutschen Nationalmannschaft aufmerksamer Beobachter. „Der Club der Nationalspieler bietet dazu, wie zuletzt in Hamburg, eine gute Gelegenheit. Und am Rande trifft man ehemalige Weggefährten und Gegenspieler, kann über alte Zeiten plaudern.“