Königlicher Kroos vor seinem ersten Clasico

Regelmäßig stellt DFB.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Heute: Toni Kroos, der als Spielgestalter von Real Madrid in Spanien vor seinem ersten Clasico steht.

Seine ersten Ballkontakte als Spieler von Real Madrid hatten wenig von dem, wofür die Königlichen Toni Kroos verpflichtet hatten. Dem Weltmeister wird nicht zu Unrecht eine gewisse Erhabenheit in seinem Spiel nachgesagt. Seine Schusstechnik, seine Präzision, auch seine Art der Fortbewegung – all das hat unter vielen Aspekten majestätische Züge. Das Vorurteil war wenig gewagt: Kroos und Real - das passt.

Und dann das! Ballkontakt eins im realen Leben von Kross ist ein ziemlich sinnentleerter Befreiungsschlag, genauso der zweite und dritte. Kroos drischt die Bälle ohne erkennbaren Plan in die Ränge der Zuschauer. Auch bei seinem vierten Pass findet sich weit und breit kein Mitspieler, der das Leder als Adressat aufnehmen könnte.

Für Rustikalität ist Kroos nicht aus München in die spanische Hauptstadt gelockt worden, eher für Virtuosität. Die Resonanz von den Rängen erstaunt nur auf den ersten Blick. Der Weltmeister erntet Ovationen, und das von einem Publikum, das für viele Dinge bekannt ist - für Geduld und Nachsicht nicht. Im Fall von Kroos machen die Fans keine Ausnahme, im Fall von Kroos sind sie an diesem Tag im Juli 2014 zugegen, um seiner Präsentation beizuwohnen. Kroos ist seit vier Tagen Weltmeister und seit wenigen Augenblicken die neueste Attraktion von Real Madrid. Und gerade erledigt er, was bei diesen Anlässen üblich ist: Er schießt Bälle ins Publikum und wird bei jedem Schuss frenetisch gefeiert.

Von Gigant zu Gigant

Kurz zuvor hatte er seine ersten Worte als Königlicher gesprochen. Und dabei gesagt, was man als Neuling bei Real Madrid so sagt. Wie sehr er sich freut, wie stolz er ist, wie dankbar etc. So weit, so gewöhnlich. Wobei, einen Unterschied zu vielen seiner Vorgänger gibt es dann doch. Viele Geschichten nach Transfers zu Real Madrid enthalten auch diese Botschaft: Endlich die großen Spiele, endlich mit Großen spielen. Toni Kroos' Geschichte muss anders erzählt werden.

Er hatte schon vorher große Spiele, er hat auch vorher schon mit großen Teams und Spielern gespielt. Er kommt als Weltmeister, er kommt vom FC Bayern, Kroos steht nicht mit großen Augen staunend vor der Größe Reals. Stattdessen sagt er solche Sätze: "Wir reden über die zwei größten Vereine der Welt." Oder diese hier: "Ich kenne das Gefühl, in einer Mannschaft zu spielen, die große individuelle Qualität hat. Es sind nur die Namen, die bei Real anders sind." Und schließlich: "Ich habe ja das Glück, dass ich von einem Verein gekommen bin, bei dem die Ansprüche ebenfalls groß sind. Deshalb musste ich mich nicht besonders umstellen."

Erster original Clasico - mit viel Schwarz-Rot-Gold

Alles halb so wild also, jedenfalls für einen Spieler mit den Fähigkeiten, den Meriten und dem Selbstvertrauen eines Toni Kroos. Am Samstag spielt dieser Spieler ein Spiel, das auch für ihn etwas Neues ist, eine andere Dimension. Kroos hat schon viele Plagiate gespielt, Bayern gegen Dortmund, der deutsche "El Clasico". Nun erwartet ihn das Original. Real Madrid empfängt den FC Barcelona (18 Uhr), auf Vereinsebene ist diese Paarung weltweit das ultimative Fußballspiel.

"Dass es ein besonderes Spiel ist, hat man ja auch schon in Deutschland mitbekommen", sagt Kroos, nun ist er erstmals live dabei. 260 Duelle haben die Clubs bislang ausgetragen, Barcelona gewann den Clasico 108 Mal, 95 Mal siegte Real, 57 Partien endeten unentschieden. Anno 2014 hat die Konstellation eine Besonderheit: so viel Schwarz-Rot-Gold war nie. In den 80er-Jahren war das Duell zwischen Real und Barca auch das Spiel zwischen Bernd Schuster und Uli Stielike, diesmal sind neben Kroos noch Weltmeisterkollege Sami Khedira und auf Seiten der Gäste U 21-Torhüter Marc André ter Stegen involviert. Ein deutsches Trio beim Clasico – das gab es noch nie.

Im Fokus wird Kroos stehen. Sportlich lässt sich nach seinen ersten zehn Wochen zwischenbilanzieren, dass der Weltmeister alles eingelöst, was Real mit ihm verbunden hatte. Im Gefüge von Carlo Ancelotti gehört er zu den Unantastbaren, Kroos ist einer der Akteure, die für die großen Aufgaben geschont werden. Bei wichtigen Duellen wie dem Champions League-Klassiker gegen den FC Liverpool, das Real unter der Woche mit 3:0 gewann, steht er im Rampenlicht, und glänzt. Als Spielgestalter, als Flankengeber, als Passmaschine.

Lob vom Vorgänger

Die Zahl seiner Verehrer wächst täglich, selbst sein Vorgänger-Nachfolger hat sich jüngst als Kroos-Fan geoutet. Der Spanier Xabi Alonso hatte sechs Jahre lang das königliche Spiel dirigiert, ehe er in diesem Sommer in München eine neue Herausforderung suchte. Sein Urteil über den Kroos-Transfer: "Dass ein Spieler von der Kategorie, der Klasse, der Qualität von Kroos kommt, hat mich gefreut." Sein Urteil: "Er ist einer der Spieler, die so gut sind, dass man für sie einfach eine Schwäche haben muss. Es gibt wenige Spieler wie ihn auf der Welt.“

In Spanien hat Kroos von der ersten Sekunde an geglänzt, nicht nur sportlich. Zehn Tage vor seinem ersten Auftritt im Estadio Bernabeu war Real-Legende Alfredo di Stefano gestorben, und Kroos war sensibel genug, bei seiner Präsentation sein Mitgefühl zum Ausdruck zu bringen. "Bevor ich anfange, möchte ich meine Trauer äußern", sagte Kroos. "Ich weiß, wie viel er dem Verein und den Fans bedeutet hat." 20.000 Fans waren Gast seiner Vorstellung in Madrid, das Stadion kochte, die Resonanz war überwältigend. "So etwas ist in Deutschland unvorstellbar", sagte Kroos. "In Spanien ist die Fußball-Mentalität der Fans noch emotionaler."

Real unter Druck

Das ganze Ausmaß der Emotionalität der spanischen Fans wird Kroos zum ersten Mal am Samstag erleben. Real steht unter Druck, gegen Real Sociedad und Atletico setzte es zu Saisonbeginn zwei Niederlagen. Nach acht Spieltagen liegt Real vier Punkte hinter Tabellenführer Barcelona auf Rang drei, eine Niederlage ist streng verboten.

Kroos kennt die Konstellation, er weiß, was auf dem Spiel steht. Und er freut sich auf seinen ersten "El Clasico" im Estadio Santiago Bernabéu. "Es ist ein wichtiges Spiel für die Fans und auch aufgrund der Tabellensituation", sagte er unmittelbar nach dem 3:0 in Liverpool, "beide Teams sind gut drauf – wir freuen uns drauf!" Bälle auf die Tribüne befördern wird er dann wohl eher selten - dafür ist er ja auch nicht geholt worden.

[sl]

Regelmäßig stellt DFB.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Heute: Toni Kroos, der als Spielgestalter von Real Madrid in Spanien vor seinem ersten Clasico steht.

Seine ersten Ballkontakte als Spieler von Real Madrid hatten wenig von dem, wofür die Königlichen Toni Kroos verpflichtet hatten. Dem Weltmeister wird nicht zu Unrecht eine gewisse Erhabenheit in seinem Spiel nachgesagt. Seine Schusstechnik, seine Präzision, auch seine Art der Fortbewegung – all das hat unter vielen Aspekten majestätische Züge. Das Vorurteil war wenig gewagt: Kroos und Real - das passt.

Und dann das! Ballkontakt eins im realen Leben von Kross ist ein ziemlich sinnentleerter Befreiungsschlag, genauso der zweite und dritte. Kroos drischt die Bälle ohne erkennbaren Plan in die Ränge der Zuschauer. Auch bei seinem vierten Pass findet sich weit und breit kein Mitspieler, der das Leder als Adressat aufnehmen könnte.

Für Rustikalität ist Kroos nicht aus München in die spanische Hauptstadt gelockt worden, eher für Virtuosität. Die Resonanz von den Rängen erstaunt nur auf den ersten Blick. Der Weltmeister erntet Ovationen, und das von einem Publikum, das für viele Dinge bekannt ist - für Geduld und Nachsicht nicht. Im Fall von Kroos machen die Fans keine Ausnahme, im Fall von Kroos sind sie an diesem Tag im Juli 2014 zugegen, um seiner Präsentation beizuwohnen. Kroos ist seit vier Tagen Weltmeister und seit wenigen Augenblicken die neueste Attraktion von Real Madrid. Und gerade erledigt er, was bei diesen Anlässen üblich ist: Er schießt Bälle ins Publikum und wird bei jedem Schuss frenetisch gefeiert.

Von Gigant zu Gigant

Kurz zuvor hatte er seine ersten Worte als Königlicher gesprochen. Und dabei gesagt, was man als Neuling bei Real Madrid so sagt. Wie sehr er sich freut, wie stolz er ist, wie dankbar etc. So weit, so gewöhnlich. Wobei, einen Unterschied zu vielen seiner Vorgänger gibt es dann doch. Viele Geschichten nach Transfers zu Real Madrid enthalten auch diese Botschaft: Endlich die großen Spiele, endlich mit Großen spielen. Toni Kroos' Geschichte muss anders erzählt werden.

Er hatte schon vorher große Spiele, er hat auch vorher schon mit großen Teams und Spielern gespielt. Er kommt als Weltmeister, er kommt vom FC Bayern, Kroos steht nicht mit großen Augen staunend vor der Größe Reals. Stattdessen sagt er solche Sätze: "Wir reden über die zwei größten Vereine der Welt." Oder diese hier: "Ich kenne das Gefühl, in einer Mannschaft zu spielen, die große individuelle Qualität hat. Es sind nur die Namen, die bei Real anders sind." Und schließlich: "Ich habe ja das Glück, dass ich von einem Verein gekommen bin, bei dem die Ansprüche ebenfalls groß sind. Deshalb musste ich mich nicht besonders umstellen."

Erster original Clasico - mit viel Schwarz-Rot-Gold

Alles halb so wild also, jedenfalls für einen Spieler mit den Fähigkeiten, den Meriten und dem Selbstvertrauen eines Toni Kroos. Am Samstag spielt dieser Spieler ein Spiel, das auch für ihn etwas Neues ist, eine andere Dimension. Kroos hat schon viele Plagiate gespielt, Bayern gegen Dortmund, der deutsche "El Clasico". Nun erwartet ihn das Original. Real Madrid empfängt den FC Barcelona (18 Uhr), auf Vereinsebene ist diese Paarung weltweit das ultimative Fußballspiel.

"Dass es ein besonderes Spiel ist, hat man ja auch schon in Deutschland mitbekommen", sagt Kroos, nun ist er erstmals live dabei. 260 Duelle haben die Clubs bislang ausgetragen, Barcelona gewann den Clasico 108 Mal, 95 Mal siegte Real, 57 Partien endeten unentschieden. Anno 2014 hat die Konstellation eine Besonderheit: so viel Schwarz-Rot-Gold war nie. In den 80er-Jahren war das Duell zwischen Real und Barca auch das Spiel zwischen Bernd Schuster und Uli Stielike, diesmal sind neben Kroos noch Weltmeisterkollege Sami Khedira und auf Seiten der Gäste U 21-Torhüter Marc André ter Stegen involviert. Ein deutsches Trio beim Clasico – das gab es noch nie.

Im Fokus wird Kroos stehen. Sportlich lässt sich nach seinen ersten zehn Wochen zwischenbilanzieren, dass der Weltmeister alles eingelöst, was Real mit ihm verbunden hatte. Im Gefüge von Carlo Ancelotti gehört er zu den Unantastbaren, Kroos ist einer der Akteure, die für die großen Aufgaben geschont werden. Bei wichtigen Duellen wie dem Champions League-Klassiker gegen den FC Liverpool, das Real unter der Woche mit 3:0 gewann, steht er im Rampenlicht, und glänzt. Als Spielgestalter, als Flankengeber, als Passmaschine.

Lob vom Vorgänger

Die Zahl seiner Verehrer wächst täglich, selbst sein Vorgänger-Nachfolger hat sich jüngst als Kroos-Fan geoutet. Der Spanier Xabi Alonso hatte sechs Jahre lang das königliche Spiel dirigiert, ehe er in diesem Sommer in München eine neue Herausforderung suchte. Sein Urteil über den Kroos-Transfer: "Dass ein Spieler von der Kategorie, der Klasse, der Qualität von Kroos kommt, hat mich gefreut." Sein Urteil: "Er ist einer der Spieler, die so gut sind, dass man für sie einfach eine Schwäche haben muss. Es gibt wenige Spieler wie ihn auf der Welt.“

In Spanien hat Kroos von der ersten Sekunde an geglänzt, nicht nur sportlich. Zehn Tage vor seinem ersten Auftritt im Estadio Bernabeu war Real-Legende Alfredo di Stefano gestorben, und Kroos war sensibel genug, bei seiner Präsentation sein Mitgefühl zum Ausdruck zu bringen. "Bevor ich anfange, möchte ich meine Trauer äußern", sagte Kroos. "Ich weiß, wie viel er dem Verein und den Fans bedeutet hat." 20.000 Fans waren Gast seiner Vorstellung in Madrid, das Stadion kochte, die Resonanz war überwältigend. "So etwas ist in Deutschland unvorstellbar", sagte Kroos. "In Spanien ist die Fußball-Mentalität der Fans noch emotionaler."

Real unter Druck

Das ganze Ausmaß der Emotionalität der spanischen Fans wird Kroos zum ersten Mal am Samstag erleben. Real steht unter Druck, gegen Real Sociedad und Atletico setzte es zu Saisonbeginn zwei Niederlagen. Nach acht Spieltagen liegt Real vier Punkte hinter Tabellenführer Barcelona auf Rang drei, eine Niederlage ist streng verboten.

Kroos kennt die Konstellation, er weiß, was auf dem Spiel steht. Und er freut sich auf seinen ersten "El Clasico" im Estadio Santiago Bernabéu. "Es ist ein wichtiges Spiel für die Fans und auch aufgrund der Tabellensituation", sagte er unmittelbar nach dem 3:0 in Liverpool, "beide Teams sind gut drauf – wir freuen uns drauf!" Bälle auf die Tribüne befördern wird er dann wohl eher selten - dafür ist er ja auch nicht geholt worden.