Klinsmann: "Titel sind keine logische Folge"

Bei der WM 2006 beendeten die Italiener im Halbfinale auch den Traum von Jürgen Klinsmann. Der damalige Bundestrainer und heutige Auswahlcoach der USA ist aber nach eigener Aussage "längst darüber hinweg". Dass Deutschland gegen Italien bei einem großen Turnier bisher noch nicht gewinnen konnte, halte er "eher für Zufall. Ich erkenne da kein System. Das sind Momentaufnahmen, bei denen die Tagesform eine entscheidende Rolle spielt", sagt der 47-Jährige.

Frage: Herr Klinsmann, welche Erinnerungen haben Sie an das Halbfinale 2006 gegen Italien?

Jürgen Klinsmann: Nicht gerade die besten. Aber es nützt ja nichts, ewig wegen eines Spieles zu trauern. Es war eine Begegnung auf Augenhöhe, in der wir einfach Pech hatten.

Frage: Wie sehr schmerzte das Aus damals?

Klinsmann: Es schmerzte natürlich, weil ich heute noch überzeugt bin, dass wir das Elfmeterschießen gewonnen hätten. Und nachdem wir vier Tage zuvor gegen Argentinien diesen Höhepunkt der Euphorie hatten, war der Sturz umso tiefer. Aber wir haben 2006 trotzdem ein gutes Turnier gespielt und das hat sich dann auch wieder ins Bewusstsein geschoben.

Frage: Schmerzt es noch heute?

Klinsmann: Nein. Darüber bin ich längst weg.

Frage: Wie ist die italienische Mannschaft mit der heutigen zu vergleichen?



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Bei der WM 2006 beendeten die Italiener im Halbfinale auch den Traum von Jürgen Klinsmann. Der damalige Bundestrainer und heutige Auswahlcoach der USA ist aber nach eigener Aussage "längst darüber hinweg". Dass Deutschland gegen Italien bei einem großen Turnier bisher noch nicht gewinnen konnte, halte er "eher für Zufall. Ich erkenne da kein System. Das sind Momentaufnahmen, bei denen die Tagesform eine entscheidende Rolle spielt", sagt der 47-Jährige.

Frage: Herr Klinsmann, welche Erinnerungen haben Sie an das Halbfinale 2006 gegen Italien?

Jürgen Klinsmann: Nicht gerade die besten. Aber es nützt ja nichts, ewig wegen eines Spieles zu trauern. Es war eine Begegnung auf Augenhöhe, in der wir einfach Pech hatten.

Frage: Wie sehr schmerzte das Aus damals?

Klinsmann: Es schmerzte natürlich, weil ich heute noch überzeugt bin, dass wir das Elfmeterschießen gewonnen hätten. Und nachdem wir vier Tage zuvor gegen Argentinien diesen Höhepunkt der Euphorie hatten, war der Sturz umso tiefer. Aber wir haben 2006 trotzdem ein gutes Turnier gespielt und das hat sich dann auch wieder ins Bewusstsein geschoben.

Frage: Schmerzt es noch heute?

Klinsmann: Nein. Darüber bin ich längst weg.

Frage: Wie ist die italienische Mannschaft mit der heutigen zu vergleichen?

Klinsmann: Man kann sie eigentlich gar nicht miteinander vergleichen. Anderer Trainer, viele andere Spieler, eine andere Taktik und eine andere Spielphilosophie. Das ist ganz was anderes.

Frage: Was zeichnet die italienische Mannschaft bei dieser EM aus?

Klinsmann: Sie ist sehr diszipliniert, wie es italienische Teams eigentlich immer sind. Hinzu kommt aber, dass sie auch sehr schnell umschalten kann. Wenn die Spieler eine Lücke sehen, geht es ganz schnell, bis der Ball vor dem gegnerischen Tor ist. Und das macht diese Mannschaft so gefährlich.

Frage: Andrea Pirlo ist die Zentrale der Italiener. Was ist das Besondere an ihm?

Klinsmann: Er ist der Mann, der diese Pässe spielen kann. Er kann dem Spiel diesen Rhythmus geben und er kann mit diesen Pässen die gegnerische Abwehrreihe überlisten.

Frage: Wie ist Italien diesmal zu besiegen?

Klinsmann: Es ist auf jeden Fall nicht einfach. Aber das ist im Halbfinale einer Europameisterschaft auch nicht zu erwarten. Man muss die eigenen Fehler minimieren und trotzdem schnell und druckvoll nach vorne spielen. Mit viel Tempo und viel Elan. Ich bin auf jeden Fall gespannt.

Frage: Warum konnte Deutschland bei einem großen Turnier eigentlich noch nicht gegen Italien gewinnen? Und warum klappt es diesmal?

Klinsmann: Das halte ich eher für Zufall. Ich erkenne da kein System. Diese Spiele leben auch nicht von ihrer Geschichte, sondern vom aktuellen Leistungsvermögen und das sind dann Momentaufnahmen, bei denen die Tagesform eine entscheidende Rolle spielt.

Frage: Wo sehen Sie die Stärken der deutschen Mannschaft? Und wäre der Titel nicht die logische Folge der Entwicklung in den letzten Jahren?"

Klinsmann: Titel sind keine logische Folge einer Entwicklung. Es gibt ja auch noch andere starke Teams. Ich sehe dieses Turnier als sehr ausgeglichen an, und es werden am Ende Nuancen entscheiden. Vielleicht gewinnt die Mannschaft, die den größten Ehrgeiz, sprich Titelhunger, hat.

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Frage: Wie deutlich erkennbar sind in der heutigen deutschen Mannschaft noch die Spuren aus Ihrer Zeit als Bundestrainer?

Klinsmann: Das sollen andere beurteilen. Ich hatte eine Aufgabe von 2004 bis 2006 - und ich glaube, wir haben die mit unserem Team gut erfüllt.

Frage: Haben Sie Kontakt zu Joachim Löw und wie bewerten Sie seine Arbeit?

Klinsmann: Natürlich habe ich noch einen sehr engen Kontakt zu Jogi Löw. Während der EM tauschen wir uns per SMS aus - ich weiß, dass er in dieser Phase aber wichtigere Dinge zu tun hat, als den Kontakt zu halten. Aber der Kontakt ist nach wie vor gleich gut.

Frage: Gibt es noch einen besonderen Kontakt nach Italien?

Klinsmann: Ich habe sehr gute und intensive Kontakte nach Italien. Nicht nur zu ehemaligen Mitspielern, auch zu ehemaligen Präsidenten, die ich zum Länderspiel nach Genua (Anm.: Italien - USA, 0:1, 29. Februar) eingeladen hatte. Das waren tolle Momente, diese Menschen wiederzusehen nach all den Jahren. Auch wenn ich jetzt die meiste Zeit des Jahres in den USA verbringe, ist der Kontakt sehr intensiv.

Frage: Sie wurden 1996 Europameister. Welche Erinnerungen haben Sie noch an die EM 1996 - vor allem an die Tage vor dem Endspiel?

Frage: Unvergessliche Erinnerungen. Im Wembley-Stadion, in London, was damals ja meine 'Heimat' war, als Kapitän Europameister zu werden, nach einer Verletzung, wegen der ich im Halbfinale pausiert habe, Sieg durch Golden Goal - das sind Erinnerungen, die ewig bleiben.