Klaus Eder: "Als würde ich mit dem linken Bein ins Leere treten"

Mehr als 25 Jahre arbeitet Klaus Eder bereits für den DFB. Bei fast allen Spielen der Nationalmannschaft ist er dabei. Gegen Österreich stand der Physiotherapeut unfreiwillig im Mittelpunkt. Als er zur Behandlung von Marcel Schmelzer auf den Rasen lief, verletzte er sich schwer. Eder musste abreisen, gestern wurde er operiert. Redakteur Steffen Lüdeke hat er im Interview verraten, wie es ihm heute geht und wie es zur Verletzung gekommen ist.

DFB.de: Herr Eder, die erste Frage ergibt sich von selbst: Wie geht es Ihnen?

Klaus Eder: Den Umständen entsprechend, aber eigentlich schon wieder sehr gut. Ich bin jetzt schon wieder zu Hause. Gestern bin ich am linken Ringfinger operiert worden, den ich mir beim Sturz leider auch gebrochen habe. Ich muss jetzt das umsetzen, was ich meinen Patienten immer erzähle: Geduld ist wichtig, man darf nicht zu früh zu große Fortschritte erwarten.

DFB.de: Wie ist es genau zu diesem Ausrutscher gekommen?

Eder: Ich bin nicht ausgerutscht. Ich bin auch nicht mit Dr. Müller-Wohlfahrt kollidiert. Der Sturz war Folge eines kompletten Muskelabrisses, den ich mir beim Lauf auf den Platz zugezogen habe. Es war auf einmal ein Gefühl, als würde ich mit dem linken Bein ins Leere treten.

DFB.de: Sie haben sich einen Muskelabriss zugezogen und einen Finger gebrochen. Dennoch wollten Sie unbedingt weiter, um den verletzten Marcel Schmelzer zu behandeln. Hat Ihr Pflichtgefühl Ihre Schmerzen überlagert?

Eder: Man darf die Wirkung des Adrenalins nicht unterschätzen. Außerdem hatte ich die Hoffnung, dass ich mir nur etwas gezerrt habe. Als Physiotherapeut ist man zudem immer voll auf den verletzten Spieler fokussiert. Das wahre Ausmaß der Verletzung habe ich erst geahnt, als ich über die Treppen nach unten in die Katakomben gegangen bin.

DFB.de: Sie sind seit gut 25 Jahren beim DFB, haben Hunderte Spiele mitgemacht. Sie waren bei etlichen Welt- und Europameisterschaften, außerdem bei vielen Olympischen Spielen. Haben Sie etwas Vergleichbares vorher schon einmal erlebt?



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Mehr als 25 Jahre arbeitet Klaus Eder bereits für den DFB. Bei fast allen Spielen der Nationalmannschaft ist er dabei. Gegen Österreich stand der Physiotherapeut unfreiwillig im Mittelpunkt. Als er zur Behandlung von Marcel Schmelzer auf den Rasen lief, verletzte er sich schwer. Eder musste abreisen, gestern wurde er operiert. Redakteur Steffen Lüdeke hat er im Interview verraten, wie es ihm heute geht und wie es zur Verletzung gekommen ist.

DFB.de: Herr Eder, die erste Frage ergibt sich von selbst: Wie geht es Ihnen?

Klaus Eder: Den Umständen entsprechend, aber eigentlich schon wieder sehr gut. Ich bin jetzt schon wieder zu Hause. Gestern bin ich am linken Ringfinger operiert worden, den ich mir beim Sturz leider auch gebrochen habe. Ich muss jetzt das umsetzen, was ich meinen Patienten immer erzähle: Geduld ist wichtig, man darf nicht zu früh zu große Fortschritte erwarten.

DFB.de: Wie ist es genau zu diesem Ausrutscher gekommen?

Eder: Ich bin nicht ausgerutscht. Ich bin auch nicht mit Dr. Müller-Wohlfahrt kollidiert. Der Sturz war Folge eines kompletten Muskelabrisses, den ich mir beim Lauf auf den Platz zugezogen habe. Es war auf einmal ein Gefühl, als würde ich mit dem linken Bein ins Leere treten.

DFB.de: Sie haben sich einen Muskelabriss zugezogen und einen Finger gebrochen. Dennoch wollten Sie unbedingt weiter, um den verletzten Marcel Schmelzer zu behandeln. Hat Ihr Pflichtgefühl Ihre Schmerzen überlagert?

Eder: Man darf die Wirkung des Adrenalins nicht unterschätzen. Außerdem hatte ich die Hoffnung, dass ich mir nur etwas gezerrt habe. Als Physiotherapeut ist man zudem immer voll auf den verletzten Spieler fokussiert. Das wahre Ausmaß der Verletzung habe ich erst geahnt, als ich über die Treppen nach unten in die Katakomben gegangen bin.

DFB.de: Sie sind seit gut 25 Jahren beim DFB, haben Hunderte Spiele mitgemacht. Sie waren bei etlichen Welt- und Europameisterschaften, außerdem bei vielen Olympischen Spielen. Haben Sie etwas Vergleichbares vorher schon einmal erlebt?

Eder: Nein, zum Glück noch nicht. Ich habe immer die Kollegen bedauert, wenn ich am Fernsehen gesehen habe, wie einer auf dem Spielfeld ausgerutscht ist.

DFB.de: Nach Ihrem Sturz kamen sofort die Spieler auf Sie zu, um Ihnen zu helfen. Haben Sie dies in dieser Situation realisiert?

Eder: Ich fand es unheimlich rührend, wie sich die Spieler verhalten haben. Philipp Lahm hat mir die Eisbox rausgetragen, Mesut und Miro haben mich gestützt und zum Spielfeldrand geführt. Dort konnte ich dann sogar noch Marcel Schmelzer versorgen. Die Spieler haben sofort gefragt, wie es mir geht und ob sie irgendetwas tun können. Überhaupt haben mich die Reaktionen aus dem DFB und von der Mannschaft extrem gefreut. Ich habe von wahnsinnig vielen Spieler SMS und E-Mails bekommen, die Sportliche Leitung war rührend um mich besorgt. Viele haben sich auch persönlich gemeldet. Sehr gefreut habe ich mich auch, dass DFB-Präsident Wolfgang Niersbach angerufen hat. Die Anteilnahme war gewaltig, sie zeigt, wie groß der Zusammenhalt ist.

DFB.de: Wie geht es jetzt für Sie konkret weiter? Als Physiotherapeut benutzen Sie Ihre Hände. Können Sie schon abschätzen, wann Sie wieder arbeiten können?

Eder: Gott sei dank ist es nur der linke Ringfinger, der gebrochen ist. Und dieser Finger ist nicht ganz so wichtig. Bei der Operation ist er mit zwei Drähten gesteckt worden. Die Operation war notwendig, weil ein Bruchstück des Knochens ins Gelenk gerutscht war. Aber das ist jetzt alles wieder korrigiert. Ich war bei den Ärzten in besten Händen. Bei der Muskelverletzung muss man abwarten. Die Bilder der Kernspinuntersuchung werde ich Dr. Müller-Wohlfahrt noch zukommen lassen, dann werden wir sehen. Aber ich kann schon wieder gehen, habe nur dieses dumpfe Gefühl, das typisch ist für Verletzungen dieser Art.

DFB.de: Am Dienstag werden Sie zu Hause vor dem Fernseher sitzen und ein Länderspiel schauen. Wissen Sie noch, wie das geht. Wann waren Sie zuletzt bei einem Länderspiel nicht vor Ort im Stadion?

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Eder: Das ist sehr selten. Eigentlich war das immer nur dann der Fall, wenn Länderspiele zeitgleich mit Olympischen Spielen waren, bei zwei drei Spielen war das der Fall. Und im vergangenen Jahr hat mich der DFB mal freigestellt, damit ich zu Bono (Sänger von U2, d. Red.) nach New York fliegen und ihn behandeln konnte.

DFB.de: Wie schwer fällt es Ihnen, zu Hause zu sitzen und während des Spiels nicht eingreifen zu können, wenn sich ein Spieler verletzt?

Eder: Ich habe volles Vertrauen in meine Kollegen, deswegen ist das für mich nicht schwer. So wichtig nehme ich mich nicht, dass ich glauben würde, dass es ohne mich nicht geht. Meine Kollegen sind alle hervorragende Sportphysiotherapeuten. Außerdem haben wir mit Dr. Schmitt und Dr. Müller-Wohlfahrt zwei unglaublich erfahrene Ärzte.

DFB.de: Werden Sie es vielleicht sogar genießen, mal nicht unter Strom zu stehen, mal keine Verantwortung zu haben?

Eder: Durchaus. Wenn die Jungs gut spielen und wenn sich keiner verletzt, dann werde ich das Spiel mit Sicherheit genießen.