Kiels Becker: "In drei Jahren in die 2. Liga"

Fünf Jahre lang hat Ralf Becker beim VfB Stuttgart mitgewirkt. Der 45-Jährige war Chefscout, übernahm zwischenzeitlich sogar die Leitung im Bereich Junioren und Scouting. Anfang des Jahres trennten sich der VfB und der ehemalige Mittelfeldspieler, der unter anderem für Bayer 04 Leverkusen und den FC St. Pauli gespielt hat. Bei Holstein Kiel hat er nun eine neue Herausforderung in der 3. Liga gefunden. Anfang Juni trat er seinen Dienst als Geschäftsführer Sport an. Im DFB.de-Interview spricht Ralf Becker mit Mitarbeiter Oliver Jensen darüber, inwiefern er gut auf diesen Job vorbereitet ist, welches Potenzial er in Kiel sieht und warum sein Ex-Verein VfB den Wiederaufstieg packen wird.

DFB.de: Herr Becker, Sie waren Fußballprofi, Co-Trainer, Cheftrainer, Chefscout und Leiter für den Bereich Junioren und Scouting. Sind Sie damit gut auf Ihre Funktion als Sportlicher Leiter vorbereitet?

Ralf Becker: Die vergangenen zehn Jahre waren eine gute Ausbildung für meinen aktuellen Job. Als Geschäftsführer Sport bin ich für all die Bereiche verantwortlich, in denen ich früher gearbeitet habe. Die fußballerische Fach- und Marktkompetenz bringe ich also mit. Wobei natürlich auch die eine oder andere Aufgabe hinzukommen wird, mit der ich bisher wenig Kontakt hatte.

DFB.de: Wie sind Sie zu diesem Job gelangt?

Becker: Ich bekam einen Anruf von Holstein Kiel und wurde gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte. Danach habe ich mich mit dem Verein in all seinen Bereichen, also der Infrastruktur, den Trainingsmöglichkeiten, dem Nachwuchsleistungszentrum und der Stadt, beschäftigt. Für mich war sofort klar: Das würde ich gerne machen.

DFB.de: In der Saison 2014/2015 wäre Holstein Kiel fast in die 2. Bundesliga aufgestiegen. In der vergangenen Saison spielte der Verein teilweise gegen den Abstieg. Wo liegt das wahre Potential dieses Vereins?

Becker: Man kann die damalige Situation mit der heutigen schwer vergleichen. In der Saison 2014/2015 ging es eigentlich darum, schnell Punkte zu holen und den Klassenverbleib zu sichern. Mit dem Teamgeist und dem steigenden Selbstvertrauen entwickelte sich eine Eigendynamik, die fast mit dem Aufstieg gekrönt worden wäre. Die Enttäuschung darüber, in der Relegation knapp gescheitert zu sein, hatten die Spieler zu Beginn der letzten Saison sicherlich im Hinterkopf. Zudem brachen einige Leistungsträger weg. Das kann zu einem Absturz führen. Rückblickend war das ein Konsolidierungsjahr.

DFB.de: Kommende Saison möchte Holstein Kiel also wieder vorne angreifen?

Becker: Die 3. Liga ist eine enge Spielklasse. Oft entscheiden Nuancen zwischen Platz 3 und 13. Trotzdem muss man sagen, dass wir in Kiel gute Möglichkeiten haben. Es muss unser Anspruch sein, im ersten Tabellendrittel zu landen. Mittelfristig ist die 2. Bundesliga das Ziel.

DFB.de: Wann genau? Ihr Vertrag in Kiel läuft bis 2019.

Becker: Wenn die Gegebenheiten so gut bleiben und alle einen guten Job machen, sollte uns das innerhalb dieser drei Jahre gelingen.



Fünf Jahre lang hat Ralf Becker beim VfB Stuttgart mitgewirkt. Der 45-Jährige war Chefscout, übernahm zwischenzeitlich sogar die Leitung im Bereich Junioren und Scouting. Anfang des Jahres trennten sich der VfB und der ehemalige Mittelfeldspieler, der unter anderem für Bayer 04 Leverkusen und den FC St. Pauli gespielt hat. Bei Holstein Kiel hat er nun eine neue Herausforderung in der 3. Liga gefunden. Anfang Juni trat er seinen Dienst als Geschäftsführer Sport an. Im DFB.de-Interview spricht Ralf Becker mit Mitarbeiter Oliver Jensen darüber, inwiefern er gut auf diesen Job vorbereitet ist, welches Potenzial er in Kiel sieht und warum sein Ex-Verein VfB den Wiederaufstieg packen wird.

DFB.de: Herr Becker, Sie waren Fußballprofi, Co-Trainer, Cheftrainer, Chefscout und Leiter für den Bereich Junioren und Scouting. Sind Sie damit gut auf Ihre Funktion als Sportlicher Leiter vorbereitet?

Ralf Becker: Die vergangenen zehn Jahre waren eine gute Ausbildung für meinen aktuellen Job. Als Geschäftsführer Sport bin ich für all die Bereiche verantwortlich, in denen ich früher gearbeitet habe. Die fußballerische Fach- und Marktkompetenz bringe ich also mit. Wobei natürlich auch die eine oder andere Aufgabe hinzukommen wird, mit der ich bisher wenig Kontakt hatte.

DFB.de: Wie sind Sie zu diesem Job gelangt?

Becker: Ich bekam einen Anruf von Holstein Kiel und wurde gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte. Danach habe ich mich mit dem Verein in all seinen Bereichen, also der Infrastruktur, den Trainingsmöglichkeiten, dem Nachwuchsleistungszentrum und der Stadt, beschäftigt. Für mich war sofort klar: Das würde ich gerne machen.

DFB.de: In der Saison 2014/2015 wäre Holstein Kiel fast in die 2. Bundesliga aufgestiegen. In der vergangenen Saison spielte der Verein teilweise gegen den Abstieg. Wo liegt das wahre Potential dieses Vereins?

Becker: Man kann die damalige Situation mit der heutigen schwer vergleichen. In der Saison 2014/2015 ging es eigentlich darum, schnell Punkte zu holen und den Klassenverbleib zu sichern. Mit dem Teamgeist und dem steigenden Selbstvertrauen entwickelte sich eine Eigendynamik, die fast mit dem Aufstieg gekrönt worden wäre. Die Enttäuschung darüber, in der Relegation knapp gescheitert zu sein, hatten die Spieler zu Beginn der letzten Saison sicherlich im Hinterkopf. Zudem brachen einige Leistungsträger weg. Das kann zu einem Absturz führen. Rückblickend war das ein Konsolidierungsjahr.

DFB.de: Kommende Saison möchte Holstein Kiel also wieder vorne angreifen?

Becker: Die 3. Liga ist eine enge Spielklasse. Oft entscheiden Nuancen zwischen Platz 3 und 13. Trotzdem muss man sagen, dass wir in Kiel gute Möglichkeiten haben. Es muss unser Anspruch sein, im ersten Tabellendrittel zu landen. Mittelfristig ist die 2. Bundesliga das Ziel.

DFB.de: Wann genau? Ihr Vertrag in Kiel läuft bis 2019.

Becker: Wenn die Gegebenheiten so gut bleiben und alle einen guten Job machen, sollte uns das innerhalb dieser drei Jahre gelingen.

###more###

DFB.de: Der Verein hat sich von Leistungsträgern wie Marc Heider und Maik Kegel getrennt. Auch mit Stürmer Manuel Schäffler wird nicht mehr geplant. Warum ist dieser Umbruch notwendig?

Becker: Im Fußball ist es normal, dass es von Zeit zu Zeit kleinere oder größere Umbrüche gibt. Dazu sind manchmal harte und vielleicht auch unpopuläre Entscheidungen notwendig.

DFB.de: Die bekannteste Verpflichtung ist Dominic Peitz vom Karlsruher SC. Soll er direkt eine Führungsrolle übernehmen?

Becker: Dominic Peitz ist aufgrund seiner Persönlichkeit, seiner Erfahrung und seiner Mentalität in den nächsten Jahren ein absoluter Führungsspieler. Nicht nur mit seiner Leistung, sondern auch mit seiner ganzen Persönlichkeit wird er der Mannschaft sehr gut tun.

DFB.de: Eine weitere namhafte Verpflichtung ist Dominick Drexler, der vom VfR Aalen nach Kiel gewechselt ist. Was versprechen Sie sich von ihm?

Becker: Er hat letzte Saison neun Tore geschossen und sieben vorbereitet. Dominick wird die Qualität unserer Offensive verbessern. Er ist nicht nur ein Torschütze, sondern wird sich auch als Vorbereiter einbringen.

DFB.de: Wird es weitere Neuzugänge geben?

Becker: Der Kader steht größtenteils. Trotzdem wird vielleicht noch etwas passieren.

DFB.de: Wie ist Ihr erster Eindruck vom Vereinsumfeld und den Arbeitsbedingungen?

Becker: Das Trainingszentrum und die Trainingsplätze bieten optimale Voraussetzungen für die tägliche Arbeit. Selbst eine oder zwei Ligen höher haben nicht alle Vereine diese Möglichkeiten. Auch die medizinische und therapeutische Betreuung ist hervorragend. Alle Voraussetzungen, um erfolgreich zu arbeiten, sind gegeben.

DFB.de: Und was sind die negativen Aspekte?

Becker: Da fallen mir erst mal keine ein.

DFB.de: Als Kritiker könnte man sagen, das Stadion ist etwas unmodern. Im Falle eines Aufstiegs in die 2. Bundesliga wäre einiges zu tun.

Becker: Das stimmt. Aber wenn ich mich an meine Zeit beim FC St. Pauli zurückerinnere: Das Stadion war zwar größer, aber nicht unbedingt moderner. Die Katakomben hatten alles andere als Bundesliga-Niveau. Trotzdem herrschte am Millerntor ein ganz besonderes Flair. Kurzum: Momentan reicht das Holstein-Stadion, auch von der Größe, völlig aus. Gerade wenn es gut gefüllt ist, herrscht dort eine super Stimmung.

###more###

DFB.de: Der Zuschauerschnitt von Holstein Kiel belief sich vergangene Saison auf 5193. Der Handballverein THW Kiel hat fast doppelt so viele Zuschauer. Wie kann aus Kiel eine Fußball-Stadt werden?

Becker: Der THW Kiel ist der FC Bayern München des Handballs. Die ganze Stadt ist stolz auf diesen Verein. Ich werde mich auch sicherlich mit dem THW Kiel austauschen. Unabhängig davon wollen wir mit attraktiven und leidenschaftlichen Spielen dafür sorgen, dass in Kiel auch der Fußball immer mehr wahrgenommen wird. Da ist der Club durch die erfolgreiche Arbeit der letzten Jahre auch bereits auf einem guten Weg.

DFB.de: Viele Mannschaften aus der 3. Liga haben das Problem, dass in der nahen Umgebung Bundesligisten oder Zweitligisten angesiedelt sind, die die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Holstein Kiel hingegen ist der einzige Fußball-Profiverein von ganz Schleswig-Holstein. Resultiert daraus nicht ein unermesslich großes Potenzial?

Becker: Natürlich wollen wir der Verein aller Schleswig-Holsteiner sein. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir das einzige Nachwuchsleistungszentrum des Bundeslandes haben. Wir haben also ein Alleinstellungsmerkmal, was diese Qualität betrifft. Wir können talentierte Spieler an den Verein binden und werden sie gut ausbilden, sodass sie später vielleicht zu den Profis stoßen. Wobei es nicht nur darum geht, möglichst viele Fußballprofis auszubilden. Die meisten Jugendspieler können später nicht vom Fußball leben. Trotzdem sammeln sie hier Erfahrungen, lernen Disziplin und Zuverlässigkeit. Das wird für ihr späteres Leben hilfreich sein. Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen: Der einzige Profiverein in der Umgebung zu sein, hat auch einen Nachteil...

DFB.de: Welcher wäre das?

Becker: Spielerverpflichtungen können sich schwieriger gestalten. Wer zu Holstein Kiel wechselt, muss wahrscheinlich umziehen. Wenn man hingegen im Rhein-Main-Gebiet oder im Westen spielt, kann man sich vom Standort her zehn Vereine aussuchen, ohne den Wohnort wechseln zu müssen.

DFB.de: Sie waren bis Anfang Februar noch Chefscout beim VfB Stuttgart. Wie groß ist Ihre Hoffnung, dass Ihr Ex-Verein den Wiederaufstieg schaffen wird?

Becker: Ich habe ein gutes Gefühl. Nach dem Abstieg wurden gute Entscheidungen getroffen - gerade auch mit dem neuen Trainer. Die Enttäuschung in der Region war zwar groß. Aber nun entsteht wieder eine Aufbruchstimmung.

DFB.de: Wo sehen Sie den Grund dafür, dass ehemals große Vereine wie der VfB Stuttgart, Eintracht Frankfurt, der Hamburger SV oder Werder Bremen seit Jahren gegen den Abstieg spielen?

Becker: Der Fußball wandelt sich. Es kommen immer neue Vereine mit unterschiedlichen Möglichkeiten und Strukturen hinzu. Wird in einem Verein nicht immer zeitgemäß gearbeitet, kann es eng werden. Mehr möchte ich dazu nicht sagen. Ich konzentriere mich lieber auf Holstein Kiel.