Kickend klarkommen mit dem Alter

Dass Deutschland älter wird, ist keine News. Die Zukunft ist berechnet, die Zahlen Allgemeingut. Beim Blick in die Kristallkugel erkennen wir glasklar, was da aufs Land und uns alle zukommt. Schleierhaft bleibt nur, wie der Fußball (wie auch Politik und Wirtschaft) mit diesem dramatischen Wandel umgehen wird. Anstehende Fragen reichen weit hinaus über die Finanzierung von Renten- und Krankenkassen.

Fest steht: Weniger Menschen werden in Deutschland leben. Aus heute 81,1 Millionen Bürgern werden im Jahr 2060 laut Zahlen des Bundesamtes für Statistik 67,6 Millionen. In Deutschland werden dann noch elf Millionen unter 20-Jährige leben (heute 14,6 Mio.), dafür knapp neun Millionen über 80-Jährige (heute 4,3 Mio.). Anders ausgedrückt: der Anteil der unter 20-Jährigen reduziert sich um ein Viertel, der Anteil der über 80-Jährigen wird sich verdoppeln.

Deutschland verändert sich, der Fußball auch. Heute und am Samstag diskutieren 120 Repräsentanten des DFB, der Landes- und Kreisverbände sowie geladene Vereinsmitglieder in Duisburg über den "Fußball für Ältere". Klarkommen mit dem Alter ist auch im Fußball eine wichtige Aufgabe. Gemeinsam will man sich die Frage nach einem adäquaten Umgang mit einer tiefgreifenden kulturellen Veränderung stellen. Antworten wollen gefunden und Strukturen angepasst werden - nicht nur um die knapp 26.000 Vereine zukunftsfähig zu halten.

"Ältere Menschen fühlen sich heute leistungsfähiger"

"Die Bedeutung des Fußballs für Ältere hat Ursachen abseits des demographischen Wandels", sagt DFB-Vizepräsident Rainer Milkoreit. "Ältere Menschen fühlen sich heute leistungsfähiger. Es stimmt, wir haben heute mehr Ü 50- und sogar Ü 60-Mannschaften im Wettbewerb als früher. Jenseits der Zahlen aber entwickelt sich ein neues Bewusstsein. Der Fußball kann seinen Teil dazu beitragen, dass sich das Bild des Alters in Deutschland weiter verändert."

Neben Milkoreit besuchen auch Klaus Jahn, Vorsitzender der Kommission Freizeit- und Breitensport sowie DFB-Direktor Willi Hink die Konferenz. Prof. Dr. Tim Meyer, Internist der Nationalmannschaft, referiert in Duisburg über gesundheitliche Aspekte. Und der Schauspieler Peter Lohmeyer, der in der Verfilmung des ersten deutschen WM-Triumphs, dem Spielfilm "Das Wunder von Bern", den Kriegsheimkehrer Richard Lubanski spielt, erzählt zum Auftakt über seine nicht nachlassende Leidenschaft für den Fußball.



Dass Deutschland älter wird, ist keine News. Die Zukunft ist berechnet, die Zahlen Allgemeingut. Beim Blick in die Kristallkugel erkennen wir glasklar, was da aufs Land und uns alle zukommt. Schleierhaft bleibt nur, wie der Fußball (wie auch Politik und Wirtschaft) mit diesem dramatischen Wandel umgehen wird. Anstehende Fragen reichen weit hinaus über die Finanzierung von Renten- und Krankenkassen.

Fest steht: Weniger Menschen werden in Deutschland leben. Aus heute 81,1 Millionen Bürgern werden im Jahr 2060 laut Zahlen des Bundesamtes für Statistik 67,6 Millionen. In Deutschland werden dann noch elf Millionen unter 20-Jährige leben (heute 14,6 Mio.), dafür knapp neun Millionen über 80-Jährige (heute 4,3 Mio.). Anders ausgedrückt: der Anteil der unter 20-Jährigen reduziert sich um ein Viertel, der Anteil der über 80-Jährigen wird sich verdoppeln.

Deutschland verändert sich, der Fußball auch. Heute und am Samstag diskutieren 120 Repräsentanten des DFB, der Landes- und Kreisverbände sowie geladene Vereinsmitglieder in Duisburg über den "Fußball für Ältere". Klarkommen mit dem Alter ist auch im Fußball eine wichtige Aufgabe. Gemeinsam will man sich die Frage nach einem adäquaten Umgang mit einer tiefgreifenden kulturellen Veränderung stellen. Antworten wollen gefunden und Strukturen angepasst werden - nicht nur um die knapp 26.000 Vereine zukunftsfähig zu halten.

"Ältere Menschen fühlen sich heute leistungsfähiger"

"Die Bedeutung des Fußballs für Ältere hat Ursachen abseits des demographischen Wandels", sagt DFB-Vizepräsident Rainer Milkoreit. "Ältere Menschen fühlen sich heute leistungsfähiger. Es stimmt, wir haben heute mehr Ü 50- und sogar Ü 60-Mannschaften im Wettbewerb als früher. Jenseits der Zahlen aber entwickelt sich ein neues Bewusstsein. Der Fußball kann seinen Teil dazu beitragen, dass sich das Bild des Alters in Deutschland weiter verändert."

Neben Milkoreit besuchen auch Klaus Jahn, Vorsitzender der Kommission Freizeit- und Breitensport sowie DFB-Direktor Willi Hink die Konferenz. Prof. Dr. Tim Meyer, Internist der Nationalmannschaft, referiert in Duisburg über gesundheitliche Aspekte. Und der Schauspieler Peter Lohmeyer, der in der Verfilmung des ersten deutschen WM-Triumphs, dem Spielfilm "Das Wunder von Bern", den Kriegsheimkehrer Richard Lubanski spielt, erzählt zum Auftakt über seine nicht nachlassende Leidenschaft für den Fußball.

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Deutschlands ältester Torwart ist "ein Fliegertyp" - mit 77

Lohmeyer ist 51 und spielt weiterhin mehrmals im Jahr für die gute Sache. Da bevorzugt Jochen Baumann ganz andere Belastungen. Bis auf Widerruf ist der 77-jährige Lübecker Deutschlands ältester aktiver Torhüter. "Ich bin ein Fliegertyp, iIch steige hoch und fische den Ball aus der Ecke", sagt er selbst und ein Mitspieler bestätigt: "Was für Flugnummern er in seinem Alter noch veranstaltet, ist einfach bewundernswert". Seit 1960 spielt er bei Phönix Lübeck. Auch seine Frau ist bis heute aktiv im Tischtennis. Er sagt lächelnd: "Wir kennen es nicht anders."

Wie in Lübeck, so überall im Land. Ältere Menschen wollen weiter im Wettbewerb Sport treiben. In Berlin gibt es zahlreiche Spielklassen im Ü 40- und Ü 50-Bereich und auch die Ü 60-Altersklassen spielen noch um Punkte. Die Spannkraft der Haut lässt nach, die Spannung am Fußball nicht.

DFB-Ü 40- und Ü 50-Cup in Berlin etabliert

In Berlin auf dem Gelände des Olympiastadions findet seit nun schon acht Jahren immer im September der DFB-Ü 40-Cup statt. Das Wochenendturnier ist das Ziel aller älteren Fußballer im Land, der Sehnsuchtsort tausender Pirlos und Kehls des Amateurfußballs. Immer im Herbst lädt der DFB die zehn besten Teams sowie deren Anhang in die Hauptstadt ein, Anfahrt und Unterkunft inklusive. Stefan Beinlich und Hansa Rostocks Ü 40 haben den Cup nun schon drei Jahre in Folge gewonnen. Seit mehreren Jahren wird auch ein Ü 50-Cup auf Kleinfeld ausgetragen. Dieses Jahr ist der Cup für das Wochenende des 19./20. September terminiert.

Doch noch immer ist der Qualifizierungsmodus uneinheitlich. Der Weg nach Berlin? In manchen Landesverbänden führt der über ein Turnier, in anderen via einer Spielrunde. Die Konferenz in Duisburg soll eine Optimierung der Rahmenbedingungen für den Fußball für Ältere anbahnen. Ab welcher Altersklasse soll auf Kleinfeld gespielt werden? Beim Ü 40-Cup in Berlin galt einige Jahre ein Grätschverbot - sollte das bundesweit eingeführt werden? Sollte ein Belastungs-EKG verpflichtende Vorbedingung werden? Und sollte der Fußball für Ältere statuarisch verankert werden? DFB-Abteilungsleiter Bernd Barutta sagt: "Wir brauchen nicht zwingend eine Vereinheitlichung. Regionale Bedürfnisse sind auch wichtig. Fußball für Ältere hat viel mit Kultur und Einstellung zu tun." Drei Themenschwerpunkte sind festgelegt: Spielbetrieb, Gesundheit und Schiedsrichterwesen.

Matthäus als Vorbild

Gesund ist der Fußball im Alter allemal, sogar gesünder, als man lange angenommen hatte. "Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Fußball durch die Mischung aus Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit die Gesundheit vielfältiger fördert als die klassischen Ausdauersportarten", sagt Prof. Dr. Tim Meyer. Er warnt aber auch: "In diesem Alter, wenn wir von den Ü 40- und Ü 50-Spielern sprechen, tauchen einige Erkrankungen wesentlich häufiger auf als zehn Jahre zuvor, besonders die koronare Herzerkrankung. Wenn jemand eine solche Verkalkung der Herzkranzgefäße hat, kann Fußballspielen Risiken bergen. Es ist also ganz wichtig, derartige Vorerkrankungen auszuschließen, so weit es möglich ist."

Mit fast 34 Jahren riss Lothar Matthäus die Achillesferse, und alle Experten waren sich einig: Das war's. Doch Ende 1995 kämpfte sich Matthäus ins Team des FC Bayern München zurück, 1997 gewann er mit den Bayern seine fünfte Deutsche Meisterschaft. Und 1999 wurde er mit 38 Jahren zu Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt. Fußball im Alter? Auf jeden Fall. Duisburg soll nun klären, wie für immer den wachsenden Anteil älterer Spielerinnen und Spieler künftig die Rahmenbedingungen im organisierten deutschen Fußball aussehen werden.