Khedira: Das Juve-Herz schlägt deutsch

Regelmäßig stellt DFB.de einen Spieler des A-Teams vor, für den Außergewöhnliches ansteht. Heute: Sami Khedira, der heute (ab 20.45 Uhr, live auf Sky) im Achtelfinalhinspiel der Champions League mit Juventus Turin auf den FC Bayern München trifft.

Es existiert eine Erzählung von Pep Guardiola und Sami Khedira, die viel sagt über die Wertschätzung zwischen beiden. Über die einseitige Wertschätzung. Über deren Fehlen. Die Geschichte geht so: Nach der WM in Brasilien, Khedira war frisch gebackener Weltmeister, hatte der FC Bayern München einen anderen frisch gebackenen Weltmeister zu Real Madrid ziehen lassen: Toni Kroos. Ersatz für Kroos musste her. Und so traten die Verantwortlichen des FC Bayern mit einem Vorschlag an Trainer Pep Guardiola heran, der mindestens auf den ersten Blick nahelag: Sami Khedira. Ein Königlicher als Königslösung.

Und was tat Guardiola? Er senkte den Daumen. Khedira? Nach München? Niemals! Die Erzählung muss natürlich nicht stimmen, aber sie könnte stimmen, und wahrscheinlich ist dies ein Grund dafür, warum sie erzählt wird. Stimmen könnte sie, weil Khedira kein Guardiola-Spieler ist, kein Tänzer, kein wieselflinker Virtuose. Und so wurde nichts aus dem Transfer, Khedira verließ Madrid gen Turin und heuerte bei Juve an.

Hilfe von Müller-Wohlfahrt

Trotzdem war Khedira war erst kürzlich in München. Und er wird es bald wieder sein. Vergangenheit und Zukunft verbinden sich in den Händen von Nationalmannschaftsarzt Dr. Müller-Wohlfahrt. Muskelfaserriss, Oberschenkelprobleme, Adduktorenverletzung - Khedira hatte auch in Turin mit Verletzungen zu kämpfen. Die Kämpfe gewann er jeweils nach kurzer Schlacht und dank der Hilfe von Müller-Wohlfahrt.

So war es auch bei seiner jüngsten Blessur. Anfang Februar zog sich der 28-Jährige eine Adduktorenverletzung zu, eine Pause von rund drei Wochen war prognostiziert. Dank der Behandlung bei "Mull" war Khedira bereits nach zwölf Tagen wieder da. Mit einer starken Leistung hatte der Weltmeister bei seinem Blitzcomeback maßgeblichen Anteil am 1:0-Heimerfolg von Juventus Turin im Topspiel der Serie A gegen den SSC Neapel. Durch den 15. Ligasieg in Serie eroberte die "Alte Dame" erstmals die Tabellenspitze von den Süditalienern.



Regelmäßig stellt DFB.de einen Spieler des A-Teams vor, für den Außergewöhnliches ansteht. Heute: Sami Khedira, der heute (ab 20.45 Uhr, live auf Sky) im Achtelfinalhinspiel der Champions League mit Juventus Turin auf den FC Bayern München trifft.

Es existiert eine Erzählung von Pep Guardiola und Sami Khedira, die viel sagt über die Wertschätzung zwischen beiden. Über die einseitige Wertschätzung. Über deren Fehlen. Die Geschichte geht so: Nach der WM in Brasilien, Khedira war frisch gebackener Weltmeister, hatte der FC Bayern München einen anderen frisch gebackenen Weltmeister zu Real Madrid ziehen lassen: Toni Kroos. Ersatz für Kroos musste her. Und so traten die Verantwortlichen des FC Bayern mit einem Vorschlag an Trainer Pep Guardiola heran, der mindestens auf den ersten Blick nahelag: Sami Khedira. Ein Königlicher als Königslösung.

Und was tat Guardiola? Er senkte den Daumen. Khedira? Nach München? Niemals! Die Erzählung muss natürlich nicht stimmen, aber sie könnte stimmen, und wahrscheinlich ist dies ein Grund dafür, warum sie erzählt wird. Stimmen könnte sie, weil Khedira kein Guardiola-Spieler ist, kein Tänzer, kein wieselflinker Virtuose. Und so wurde nichts aus dem Transfer, Khedira verließ Madrid gen Turin und heuerte bei Juve an.

Hilfe von Müller-Wohlfahrt

Trotzdem war Khedira war erst kürzlich in München. Und er wird es bald wieder sein. Vergangenheit und Zukunft verbinden sich in den Händen von Nationalmannschaftsarzt Dr. Müller-Wohlfahrt. Muskelfaserriss, Oberschenkelprobleme, Adduktorenverletzung - Khedira hatte auch in Turin mit Verletzungen zu kämpfen. Die Kämpfe gewann er jeweils nach kurzer Schlacht und dank der Hilfe von Müller-Wohlfahrt.

So war es auch bei seiner jüngsten Blessur. Anfang Februar zog sich der 28-Jährige eine Adduktorenverletzung zu, eine Pause von rund drei Wochen war prognostiziert. Dank der Behandlung bei "Mull" war Khedira bereits nach zwölf Tagen wieder da. Mit einer starken Leistung hatte der Weltmeister bei seinem Blitzcomeback maßgeblichen Anteil am 1:0-Heimerfolg von Juventus Turin im Topspiel der Serie A gegen den SSC Neapel. Durch den 15. Ligasieg in Serie eroberte die "Alte Dame" erstmals die Tabellenspitze von den Süditalienern.

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Mit Khedira spielt Juve erfolgreicher

Khedira ist also wieder fit, und sollte er keine neuerliche Verletzung erleiden, wird er in zwei Wochen wieder in München sein, beim Achtelfinalrückspiel gegen die Bayern. Heute Abend (ab 20.45 Uhr, live auf Sky), im Hinspiel in Turin, ist er dies ziemlich sicher. Trainer Massimiliano Allegri leistete sich am Freitag in Bologna sogar den Luxus, Khedira in der nationalen Liga für die Königsklasse zu schonen. Und viele sehen in dieser Maßnahme den Grund für die Enttäuschung beim torlosen Remis.

Denn, das lässt sich ohne Überhöhung sagen, Juves Spiel steht und fällt mit Khedira. Bei manchen Spielern ist es ja so, dass sich ihr Wert erst zeigt, wenn sie nicht mehr da sind, wenn sie fehlen. Bei Khedira ist es umgekehrt. In 16 Pflichtspielen mit dem Deutschen gelangen Juve 14 Siege (zwei Remis; Punkteschnitt: 2,75), ohne ihn nur elf in 20 Begegnungen (fünf Niederlagen, vier Remis; Punkte: 1,85). Neben seinen Qualitäten in der Defensive hat Khedira auch für eine Belebung der Offensive gesorgt: Drei Tore und drei Vorlagen zieren seine Bilanz.

Allegri und Pogba schwärmen vom deutschen Weltmeister

Und so singen Medien, Mitspieler und Massimiliano Allegri ziemlich einstimmige Hymnen auf den Zugang aus Madrid. "Ich halte Sami für einen ganz großen Spieler", sagt Allegri. Khedira möge mitunter langsam wirken, aber das sei bei Pirlo früher genauso gewesen. Wie der ehemalige Juve-Regisseur sei Khedira "umsichtig, er versteht es großartig, das Spiel zu lesen und zu animieren. Er macht sehr wenig Fehler, steht fast immer richtig. Wir sind froh, ihn zu haben."

Paul Pogba, Sami Khediras Partner im Mittelfeld, verleiht dieser Aussage ein Ausrufezeichen: "Er erobert unglaublich viele Bälle, das macht ihn für uns unverzichtbar. Er organisiert viel im Hintergrund, verleiht der Mannschaft Struktur. Und wenn Sami in der Offensive den Ball fordert, wird es oft gefährlich. Bei ihm sind es kleine Details, die für die Mannschaft aber den großen Unterschied ausmachen."

Khedira: "Ich fühle mich in Turin sehr wohl"

Keine Frage, Khedira ist angekommen in Turin. Sportlich. Und privat? Eine Frage: Angekommen in Turin? "Ich bin in Italien, in Turin und bei Juve voll angekommen. Ich fühle mich hier sehr wohl", sagt er. Nach Spanien hat er sich mit großer Begeisterung ins Abendteuer Italien gestürzt, mit allem, was dazugehört. Seine Wohnung in der Stadt ist bezogen und eingerichtet, Khedira schätzt das Urbane, das Leben um ihn herum. "Ich genieße das, weil man so viel mehr von einem anderen Land und seinen Menschen mitbekommt", sagt er.

Dem Magazin GQ hat er neulich ein paar private Einblicke gewährt. Die Menschheit weiß nun aus sicherer Quelle, dass Khedira es gerne ordentlich und aufgeräumt hat, dass er gerne Espresso trinkt, dass er Steak und gegrilltes Gemüse mag. Der wohl bemerkenswerteste Einblick: Khedira hat sich auf seiner Dachterrasse einen Soccercourt errichten lassen. Zum Fußball, auch. Vor allem aber als Spielfläche für ein neues Hobby: Paddle-Tennis, eine Tennis-Variante mit Schlägern ohne Bespannung.

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Abschied von Real - der richtige Schritt

Khedira und Turin - eine Verbindung, die passt. Der Deutsche hat das Kunststück vollbracht, nach Real Madrid mit der "Alten Dame" einen Klub gefunden zu haben, der sich auf Augenhöge bewegt. Khedira formuliert das so: "Die Besonderheit dieses Klubs zeigt schon der Blick auf die Erfolge und auf die Spieler, die hier unter Vertrag standen: Haller, Platini, Zidane, Nedved, Del Piero, Baggio, Pirlo, das sind die ganz großen Namen. Es ist eine Ehre, dieses Trikot zu tragen."

So ziemlich alles, was er sich mit dem Weggang aus Madrid erhofft hatte, hat sich erfüllt. Khedira ist nicht eitel, das hat er nicht nur mit seinem Verzicht auf das WM-Finale 2014 gegen Argentinien bewiesen. Und doch hat ihm in Madrid, diesem Mekka für Künstler, hin und wieder die Anerkennung für seine Arbeit gefehlt. Die Virtuosität seiner Wucht wurde nicht wahrgenommen, die Aura seiner Ordnung nicht geschätzt.

In Turin ist dies anders. Von Anfang an. "Als ich in meinem ersten Spiel nach 76 Minuten ausgewechselt wurde, haben sich die Fans im Stadion erhoben und mir applaudiert - und sie haben nach dem Spiel auf mich gewartet, weil sie Fotos von mir wollten", erzählt Khedira. "Bei Juve werden nicht nur die Stürmer und die Künstler anerkannt, sondern auch die Spieler, die weniger spektakulär sind, dem Spiel aber Stabilität und Sicherheit geben. Das ist ein unheimlich gutes Gefühl, das ich lange vermisst habe."

"Juve wird weiter um große europäische Titel mitreden"

So lässt sich nach gut einem halben Jahr in Turin bilanzieren: Khedira fühlt sich paddle-wohl. Und die Aussicht auf das Spiel heute Abend macht seine Laune nur noch besser. Schließlich ist er angetreten, um Hand an die großen Titel zu legen. Nach seiner Vertragsunterschrift hat er dies unmissverständlich kundgetan. "Juve ist ein fantastischer Verein, ein Klub mit großer Tradition, glänzender Gegenwart und vielversprechender Zukunft", sagt er. "Ich bin sicher, dass Juve künftig weiter mitreden wird, wenn es um die Vergabe großer europäischer Titel geht. Dazu will ich meinen Teil beitragen."

Heute Abend hat er dafür eine gute Gelegenheit. Und natürlich hat das Spiel gegen die Bayern für den Nationalspieler eine besondere Note. Nicht wegen Guardiola. Aber weil es die Bayern sind, mit vielen Kollegen aus der Nationalmannschaft. Und natürlich wegen des Wettbewerbs und des Modus. "Das sind K.-o.-Spiele, es geht um alles oder nichts, darin liegt der große Reiz", sagt er. "Ich denke, wir haben mit den Bayern den schwersten Gegner erwischt. Aber man spielt in diesem Wettbewerb, um ihn zu gewinnen. Deshalb ist es egal, auf wen du triffst. Du musst jeden schlagen können. In diesem Fall sind es eben die Bayern."