Keßler: Bekenntnisse einer Weltfußballerin

"Also, ich muss ehrlich sagen, dass mir der Fußball sehr fehlt." Bekenntnis einer Weltklassefußballerin. Der Weltfußballerin des Jahres 2014. Nadine Keßler stand neben Cristiano Ronaldo im Scheinwerferlicht auf der Bühne des "Ballon d’Or" und wusste damals schon, wie düster es um ihre Chancen bestellt war, irgendwann wieder beschwerdefrei Fußball zu spielen. Elf Operationen in zehn Jahren. Eine lange Leidenszeit. Mit gerade mal 28 Jahren zog eine der weltweit besten Fußballerinnen den Schlussstrich. Musste es tun. Nun beginnt für sie mit einem sechsmonatigen Praktikum beim Deutschen Fußball-Bund die Zeit danach. Nach der Fußballkarriere.

"Der DFB ist ganz nett zu mir", sagt die Pfälzerin und lacht. In der Marketing-Direktion sammelt sie begleitend zu ihrem Sportbusiness-Studium auf dem VfL-Wolfsburg-Campus wertvolle Berufserfahrungen. So wie sie früher keine Laufeinheit versäumt hätte, verpasst sie jetzt kein Meeting. Sie fühlt sich wohl, hat sich manches anders vorgestellt: "Hier sind unglaublich viele junge, sehr engagierte und auch kreative Leute, total offen, gar nicht - ich sag' das jetzt mal so salopp - spießig, sondern wirklich sehr modern." Sie sagt, die Überbegriffe in ihrer jetzigen Lebensphase seien "Neugierde" und "Ausprobieren".

Vorzeitiges Karriereende: "Manchmal kommt doch die Wehmut"

Eineinhalb Jahre kämpfte sie am Ende ihrer großen Karriere, nur um am Ende nüchtern feststellen zu müssen: "Es ist so, dass das Knie Leistungssport nicht mehr aushält." Am 21. September 2014 hatte sie ihr letztes Spiel bestritten. Am 14. April 2016 erklärte sie ihre Karriere offiziell für beendet. Fünf Jahre war sie beim 1. FC Saarbrücken aktiv, wurde 2006 als zweitbeste Nachwuchsspielerin ihres Jahrgangs ausgezeichnet. 2009 der Wechsel zu Turbine Potsdam. Deutsche Meisterin, zum ersten Mal der Triumph in der Champions League. 2011 weiter zum VfL Wolfsburg. Die erfolgreichsten zwei Jahre ihrer Karriere. Mit Wolfsburg holte sie das Triple. Und wurde im Januar 2015 an der Seite von CR7 als Weltfußballerin des Jahres ausgezeichnet.

"Ich musste das akzeptieren und habe es auch akzeptiert, aber manchmal kommt doch die Wehmut", sagt sie heute. Sie hat ihr lädiertes Knie so lange bekämpft. Mit all ihrer Kraft darum gerungen, weiter auf höchstem Niveau Fußball spielen zu können. Kein Strandurlaub ohne Kraftraum. Kein spielfreier Sonntag ohne Kraftraum. "Es ist unglaublich, wie viel du muskulär kompensieren kannst, wenn du ein gutes Kraftniveau und eine gute Ansteuerung hast. Aber ich musste immer zusätzliche Einheiten machen. Ohne eine halbe Stunde im Kraftraum bin ich nicht ins Training gegangen."



"Also, ich muss ehrlich sagen, dass mir der Fußball sehr fehlt." Bekenntnis einer Weltklassefußballerin. Der Weltfußballerin des Jahres 2014. Nadine Keßler stand neben Cristiano Ronaldo im Scheinwerferlicht auf der Bühne des "Ballon d’Or" und wusste damals schon, wie düster es um ihre Chancen bestellt war, irgendwann wieder beschwerdefrei Fußball zu spielen. Elf Operationen in zehn Jahren. Eine lange Leidenszeit. Mit gerade mal 28 Jahren zog eine der weltweit besten Fußballerinnen den Schlussstrich. Musste es tun. Nun beginnt für sie mit einem sechsmonatigen Praktikum beim Deutschen Fußball-Bund die Zeit danach. Nach der Fußballkarriere.

"Der DFB ist ganz nett zu mir", sagt die Pfälzerin und lacht. In der Marketing-Direktion sammelt sie begleitend zu ihrem Sportbusiness-Studium auf dem VfL-Wolfsburg-Campus wertvolle Berufserfahrungen. So wie sie früher keine Laufeinheit versäumt hätte, verpasst sie jetzt kein Meeting. Sie fühlt sich wohl, hat sich manches anders vorgestellt: "Hier sind unglaublich viele junge, sehr engagierte und auch kreative Leute, total offen, gar nicht - ich sag' das jetzt mal so salopp - spießig, sondern wirklich sehr modern." Sie sagt, die Überbegriffe in ihrer jetzigen Lebensphase seien "Neugierde" und "Ausprobieren".

Vorzeitiges Karriereende: "Manchmal kommt doch die Wehmut"

Eineinhalb Jahre kämpfte sie am Ende ihrer großen Karriere, nur um am Ende nüchtern feststellen zu müssen: "Es ist so, dass das Knie Leistungssport nicht mehr aushält." Am 21. September 2014 hatte sie ihr letztes Spiel bestritten. Am 14. April 2016 erklärte sie ihre Karriere offiziell für beendet. Fünf Jahre war sie beim 1. FC Saarbrücken aktiv, wurde 2006 als zweitbeste Nachwuchsspielerin ihres Jahrgangs ausgezeichnet. 2009 der Wechsel zu Turbine Potsdam. Deutsche Meisterin, zum ersten Mal der Triumph in der Champions League. 2011 weiter zum VfL Wolfsburg. Die erfolgreichsten zwei Jahre ihrer Karriere. Mit Wolfsburg holte sie das Triple. Und wurde im Januar 2015 an der Seite von CR7 als Weltfußballerin des Jahres ausgezeichnet.

"Ich musste das akzeptieren und habe es auch akzeptiert, aber manchmal kommt doch die Wehmut", sagt sie heute. Sie hat ihr lädiertes Knie so lange bekämpft. Mit all ihrer Kraft darum gerungen, weiter auf höchstem Niveau Fußball spielen zu können. Kein Strandurlaub ohne Kraftraum. Kein spielfreier Sonntag ohne Kraftraum. "Es ist unglaublich, wie viel du muskulär kompensieren kannst, wenn du ein gutes Kraftniveau und eine gute Ansteuerung hast. Aber ich musste immer zusätzliche Einheiten machen. Ohne eine halbe Stunde im Kraftraum bin ich nicht ins Training gegangen."

###more###

Botschafterin für den Fußball in der Herberger-Stiftung

Nadine Keßlers neues Leben findet nicht mehr auf einem Spielfeld statt. Es gibt einige Spielfelder. Sie ist neugierig, will sich jetzt auch ausprobieren. Als Botschafterin der ältesten Fußballstiftung Deutschlands, der Sepp-Herberger-Stiftung, besuchte sie vor wenigen Wochen die Deutschen Meisterschaften der Werkstätten für behinderte Menschen in Duisburg-Wedau. Viele strahlende Gesichter, sie fand immer die richtigen Worte. Auch die UEFA hat bei ihr angeklopft. Gefragt, ob sie UEFA-Botschafterin für den Frauenfußball werden wolle. Sie sagte ja. "Mein Ziel ist es, Menschen zu inspirieren und jungen Mädchen zu zeigen, dass man es trotz widriger Umstände schaffen kann."

Nadine Keßler war schon immer neugierig, entschied auch mal etwas spontan, wo andere tagelang das Für und Wider abwägen. 2009 fragte sie der heutige Justizminister Heiko Maas, ob sie bei der 13. Bundesversammlung teilnehmen wolle. Sie plauderte mit der damaligen Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten, Gesine Schwan, die bekanntlich dann Horst Köhler unterlag. "Heiko hatte mich gefragt, und ich sagte 'Klar', obwohl das für mich als junger Mensch natürlich schon eine Herausforderung war", so Keßler. "Spätabends bin ich von Berlin nach Leverkusen gefahren, dort hatten wir am nächsten Tag ein Spiel, dass wir Gottseidank gewonnen haben."

Der Fußball fehlt ihr

Das Knie ist besser geworden. Selbst beim normalen Gehen hatte sie 2015 starke Schmerzen. Immerhin: "Heute bin ich im Alltag weitgehend beschwerdefrei." Doch der Fußball fehlt ihr. Sie erinnert sich daran, dass ihr die Besuche bei Länder- und Bundesligaspielen gar nicht so viel ausgemacht hatten. Und dann fuhr sie nachhause in die Pfalz. "Als ich den Bolzplatz sah, auf dem ich angefangen hatte, da haben mich meine Emotionen völlig weggehauen, und da verstand ich, was mir eigentlich fehlt, nämlich einfach dieses sich einen Ball schnappen und so lange spielen, bis man nicht mehr kann. Und natürlich fehlt mir auch die Gemeinschaft."

Die Kolleginnen und Kollegen aus den DFB-Wirtschaftsdiensten sind jetzt ihre Mitspieler. Doppelpässe und bestimmt manchmal auch Zweikämpfe. Der Kopf ist entscheidend. Vieles ist wie früher. "Es gibt allem mehr Bedeutung, wenn man es teilen kann", sagt Nadine Keßler. "Ich bin wirklich dankbar, dass ich jetzt wieder ein neues Team gefunden habe."

Noch ein Bekenntnis einer Weltklassefußballerin. Das nächste Abenteuer hat schon begonnen.

###more###