Kauczinski gegen Streich: "Spieler und Ideen entwickeln"

Karlsruher SC gegen SC Freiburg. DFB-Pokal. Markus Kauczinski und Christian Streich auf den Trainerbänken. Diese Konstellation gibt es heute (ab 19 Uhr, live bei Sky) im Achtelfinale nicht zum ersten Mal. Vor rund sechseinhalb Jahren standen sich die beiden Trainer mit ihren Klubs im Finale gegenüber. Damals betreuten Kauczinski (42) und Streich (47) noch die A-Junioren von Karlsruhe und Freiburg. Die Freiburger triumphierten am 28. April 2006 in Berlin mit 4:1.

Beide Fußball-Lehrer haben in ihren Vereinen viele Jahre im Jugendbereich gearbeitet. Beide sind während der vergangenen Saison zum Cheftrainer befördert worden. Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Jochen Breideband reden Markus Kauczinski und Christian Streich über heiße Duelle, wichtige Erfahrungen und das badische Pokalderby.

DFB.de: Herr Kauczinski, Herr Streich, Sie haben im Jugendbereich des Öfteren die Klingen gekreuzt. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Duelle?

Markus Kauczinski: Am Besten ist mir das Finale im DFB-Junioren-Vereinspokal in Erinnerung, auch wenn es eine relativ eindeutige Geschichte war und wir 1:4 verloren haben. Ansonsten gab es einige heiße Duelle. Meistens hatte Freiburg die Nase vorne. Es waren schöne Spiele, es hat immer Spaß gemacht.

Christian Streich: Das kann ich nur bestätigen. Diese Partien hatten immer ein gutes Niveau und wurden mit viel Leidenschaft geführt. Markus und ich haben uns dabei auch mal gestritten, uns aber immer wieder vertragen.

DFB.de: Wie haben Sie Ihren Kollegen in all den Jahren kennen- und schätzen gelernt?

Streich: Ich kenne Markus schon lange und habe eine hohe Meinung von ihm. Er steht für tolle Jugendarbeit. Seine Mannschaften haben immer eine gute Entwicklung genommen. Er ist von uns beiden der etwas ruhigere Typ und sehr akribisch. Es wundert mich nicht, dass der KSC in dieser Saison wieder erfolgreich ist.

Kauczinski: Danke für die Blumen. Zu Christian kann ich sagen: Was er geleistet hat, steht für sich. Ich schätze ihn und seine Arbeit sehr. Die Handschrift und die Qualität eines Trainers erkennt man vor allem daran, wenn er auch mit weniger guten Jahrgängen guten Fußball spielen lässt und Erfolg hat. Christian hat es stets geschafft, Spieler und Ideen zu entwickeln. Das gelingt ihm jetzt auch in der Bundesliga.



[bild1]

Karlsruher SC gegen SC Freiburg. DFB-Pokal. Markus Kauczinski und Christian Streich auf den Trainerbänken. Diese Konstellation gibt es heute (ab 19 Uhr, live bei Sky) im Achtelfinale nicht zum ersten Mal. Vor rund sechseinhalb Jahren standen sich die beiden Trainer mit ihren Klubs im Finale gegenüber. Damals betreuten Kauczinski (42) und Streich (47) noch die A-Junioren von Karlsruhe und Freiburg. Die Freiburger triumphierten am 28. April 2006 in Berlin mit 4:1.

Beide Fußball-Lehrer haben in ihren Vereinen viele Jahre im Jugendbereich gearbeitet. Beide sind während der vergangenen Saison zum Cheftrainer befördert worden. Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Jochen Breideband reden Markus Kauczinski und Christian Streich über heiße Duelle, wichtige Erfahrungen und das badische Pokalderby.

DFB.de: Herr Kauczinski, Herr Streich, Sie haben im Jugendbereich des Öfteren die Klingen gekreuzt. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Duelle?

Markus Kauczinski: Am Besten ist mir das Finale im DFB-Junioren-Vereinspokal in Erinnerung, auch wenn es eine relativ eindeutige Geschichte war und wir 1:4 verloren haben. Ansonsten gab es einige heiße Duelle. Meistens hatte Freiburg die Nase vorne. Es waren schöne Spiele, es hat immer Spaß gemacht.

Christian Streich: Das kann ich nur bestätigen. Diese Partien hatten immer ein gutes Niveau und wurden mit viel Leidenschaft geführt. Markus und ich haben uns dabei auch mal gestritten, uns aber immer wieder vertragen.

DFB.de: Wie haben Sie Ihren Kollegen in all den Jahren kennen- und schätzen gelernt?

Streich: Ich kenne Markus schon lange und habe eine hohe Meinung von ihm. Er steht für tolle Jugendarbeit. Seine Mannschaften haben immer eine gute Entwicklung genommen. Er ist von uns beiden der etwas ruhigere Typ und sehr akribisch. Es wundert mich nicht, dass der KSC in dieser Saison wieder erfolgreich ist.

Kauczinski: Danke für die Blumen. Zu Christian kann ich sagen: Was er geleistet hat, steht für sich. Ich schätze ihn und seine Arbeit sehr. Die Handschrift und die Qualität eines Trainers erkennt man vor allem daran, wenn er auch mit weniger guten Jahrgängen guten Fußball spielen lässt und Erfolg hat. Christian hat es stets geschafft, Spieler und Ideen zu entwickeln. Das gelingt ihm jetzt auch in der Bundesliga.

DFB.de: Inwieweit helfen Ihnen die Erfahrungen aus der Jugendarbeit bei Ihrer heutigen Arbeit?

Streich: Es mag sich komisch anhören, aber das Training und der Wettkampf unterscheiden sich nicht wesentlich im Vergleich zu meiner Zeit im Jugendbereich. Mein Alltag hat sich also nicht verändert - außer dass wir hier ein Doppelinterview führen.

Kauczinski: Ich sehe das genauso. Ich profitiere davon, dass ich das Trainersein von der Pike auf gelernt habe. Dieses Basiswissen hilft mir in der täglichen Arbeit, Dinge zu vermitteln. Ich habe durch die Zeit im Jugendbereich gelernt, Mannschaften zu formen und zu entwickeln.

Streich: Es gibt verschiedene Wege. Es gibt Kollegen, die trainieren eine Jugendmannschaft und sagen nach zwei Jahren, dass sie nun in den Erwachsenenbereich aufrücken möchten. Ich hatte nie diesen aktiven Wunsch, die Arbeit mit dem Nachwuchs hat mich sehr ausgefüllt. Ich hatte tausende Gespräche, mit den jungen Spielern, mit den Eltern. Man erlebt und begleitet Kinder, die es nicht schaffen, entwickelt eine Empathie für sie. Im psychologischen Bereich bekommt man da unheimlich viel mit. Ich fühle mich daher als Trainer breit aufgestellt.

Kauczinski: Diese Breite halte ich für ganz entscheidend. Ich habe alles mitgemacht, habe Tragödien erlebt, schwierige Fälle, musste anfangs viel Sozialarbeit betreiben. Davon profitiere ich. Es hilft dabei, richtig mit Menschen umzugehen.

DFB.de: Vermissen Sie die Arbeit im Nachwuchsbereich manchmal?

Streich: Ich komme kaum dazu, darüber nachzudenken. Bei einer Sitzung mit allen Verantwortlichen aus unserer Jugend habe ich mal daran gedacht oder als ich kürzlich eine B-Jugendmannschaft gesehen habe, bei der mir durch den Kopf ging, dass es bestimmt toll ist, diese Jungs zu trainieren. Aber um wirklich Wehmut zu empfinden, dafür habe ich keine Zeit. Außerdem habe ich einen Job, der viel Spaß macht.

Kauczinski: Ich kann als Trainer an allem Freude haben, ob an einer C-Jugend, einer A-Jugend oder einer Mannschaft in der 3. Liga. Allerdings sind jetzt die Wettkämpfe noch mehr das Salz in der Suppe, wenn man vor 15.000 bis 20.000 Zuschauern spielt. Alles ist eine Nummer größer. Ich vermisse die Jugendzeit nicht. Aber ich würde mich nicht scheuen, als Trainer auch wieder den Schritt zurückzugehen. Denn wie gesagt: Der Kern der Arbeit ist der gleiche.

Streich: Ich empfinde es genauso. Markus hat es aber besser ausgedrückt als ich.

DFB.de: Wird das Spiel am Dienstagabend eine ähnlich klare Angelegenheit wie vor sechs Jahren?

Streich: Was war vor sechs Jahren?

Kauczinski: (lacht) Euer 4:1-Sieg im Pokalfinale.

Streich: Das war nicht so eindeutig. Der KSC hatte beim Stande von 0:0 eine Riesenchance, da hätte das Spiel einen ganz anderen Verlauf nehmen können. Eins wissen wir: Wir dürfen Karlsruhe auf keinen Fall unterschätzen. Das wäre das Dümmste, was wir machen könnten. Ich erwarte ein Spiel auf Augenhöhe. Es ist ein Derby vor 28.000 Zuschauern, die Karlsruher haben acht Spiele in Folge gewonnen. Sicherlich haben wir insgesamt die individuell besseren Spieler, aber das Team des KSC ist sehr gefestigt. Mit einem knappen Sieg wäre ich schon glücklich.

Kauczinski: Freiburg ist der Favorit, aber wir haben gezeigt, dass es an gewissen Tagen perfekt laufen kann und dann auch ein perfektes Ergebnis möglich ist. Ich glaube, es wird ein enges Spiel.

DFB.de: In Anbetracht der regionalen Rivalität und der bundesweiten Diskussionen um das Thema Fans in den vergangenen Wochen: Was wünschen Sie sich am Dienstag von den Fans, was fordern Sie von ihnen?

Streich: Fordern möchte ich von den Fans nichts, dazu bin ich nicht in der Position. Aber ich kann eins betonen: Als der KSC ins Achtelfinale eingezogen ist, habe ich mich sehr gefreut, für Markus und für den Verein. Ich freue mich nicht, wenn Karlsruhe in der 3. Liga spielt. Der KSC ist ein Konkurrent, wir arbeiten uns aneinander ab, ohne einen solchen Klub würde uns in der Region etwas fehlen. Ich wünsche mir also, dass die Fans am Dienstag anständig miteinander umgehen und alleine wegen des Fußballs ins Stadion kommen.

[bild2]

Kauczinski: Ich freue mich auf ein schönes Spiel und auf eine tolle Stimmung. Die Vereine verstehen sich gut, Freiburg ist mit seinen vielen jungen Spielern sogar ein Vorbild für uns. Es ist großartig, was der SC mit seinen Mitteln auf die Beine stellt. Diesen Weg möchten wir auch gehen.

DFB.de: Herr Streich, Sie haben kürzlich in einem Interview bedauert, dass Sie kaum noch etwas von anderen erfahren, sondern fast immer die Rolle des Erzählenden einnehmen müssen, seit Sie Bundesligatrainer sind. Was würden Sie gerne von Ihrem Karlsruher Kollegen erfahren?

Streich: Ich würde gerne wahnsinnig viel von Markus erfahren. Aber spontan interessiert mich, ob seine Ehefrau eigentlich immer noch in Freiburg arbeitet?

Kauczinski: Ja, tut sie. (lacht)

Streich: Das ist mir gerade eingefallen, weil ich es noch von früher weiß.