Kauczinski: "Dachte erst an einen Scherz"

Einer seiner Vorgänger kann im Sommer bei den Olympischen Spielen mit der deutschen U 21 Gold gewinnen. Ein anderer kehrt mit Borussia Dortmund wohl in die Champions League zurück und träumt in der laufenden Saison vom Titel in der Europa League. KSC-Trainer Markus Kauczinski hat am Mittwochabend den mit 10.000 Euro dotierten Trainerpreis des deutschen Fußballs erhalten, er steht damit unter anderem in einer Reihe mit Horst Hrubesch und Thomas Tuchel.

15 Jahre ist es her, dass Kauczinski seine Arbeit als Trainer beim Karlsruher SC aufnahm. Der gebürtige Gelsenkirchener, der vor dem Wechsel zwei Jahre im Nachwuchsbereich des FC Schalke 04 tätig gewesen war, durchlief beim KSC nahezu alle Stationen: U 16, U 17, U 19, U 23, ab März 2012 dann die Profis. Mit Karlsruhes A-Junioren stieg er in die Bundesliga auf, das Profiteam führte er zur Meisterschaft in der 3. Liga und damit verbunden zum Aufstieg in die 2. Bundesliga. Im vergangenen Jahr erreichten Kauczinski und der KSC die Relegationsspiele zur Bundesliga, scheiterten dort knapp am Hamburger SV.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Markus Kauczinski (46) über den Trainerpreis, seinen Umgang mit Spielern, verwöhnte Talente, die Diskussion über Laptop-Trainer und darüber, wie sehr er sich in den vergangenen 20 Jahren verändert hat.

DFB.de: Herr Kauczinski, was ist für einen Trainer die größere Herausforderung: Junge Spieler zu entwickeln und dabei auch auf die Persönlichkeitsbildung einzuwirken? Oder erfahrene Spieler zu lenken und ihnen neue Impulse zu vermitteln?

Markus Kauczinski: Beides ist reizvoll und macht mir sehr viel Spaß. Eigentlich behandele ich alle Spieler ähnlich, das Alter ist da nicht so entscheidend. Wichtig ist für mich als Trainer, gerecht und ehrlich zu sein. Natürlich spreche ich Spieler unterschiedlich an. Wie ich das tue, hat aber nicht nur mit dem Alter zu tun, sondern auch mit ihrer Bildung, der Lebensphase, in der sie stecken, und anderen Faktoren. Den einzigen Unterschied zwischen Jung und Alt in meiner Arbeit sehe ich darin, dass ich von älteren Spielern in manchen Situationen mehr erwarte. Trotzdem dürfen auch ihnen Fehler passieren.

DFB.de: Mit der Verleihung des Trainerpreises ist vor allem Ihre Arbeit mit jungen Fußballern und Ihre Heranführung von Talenten gewürdigt worden. Erkennen Sie sich darin wieder?

Kauczinski: Wenn man es auf meine gesamte bisherige Tätigkeit als Trainer bezieht, ja.

DFB.de: Wie haben Sie die Nachricht aufgenommen, dass Sie in diesem Jahr Preisträger sind?

Kauczinski: Im ersten Moment dachte ich, es handelt sich um einen Scherz. Ich sehe den Job, den ich mache, als etwas ganz Normales. Darum war ich ziemlich überrascht und habe nicht gedacht, 'wurde ja auch mal Zeit' (lacht). Die Auszeichnung ist für mich auf alle Fälle etwas Besonderes.



Einer seiner Vorgänger kann im Sommer bei den Olympischen Spielen mit der deutschen U 21 Gold gewinnen. Ein anderer kehrt mit Borussia Dortmund wohl in die Champions League zurück und träumt in der laufenden Saison vom Titel in der Europa League. KSC-Trainer Markus Kauczinski hat am Mittwochabend den mit 10.000 Euro dotierten Trainerpreis des deutschen Fußballs erhalten, er steht damit unter anderem in einer Reihe mit Horst Hrubesch und Thomas Tuchel.

15 Jahre ist es her, dass Kauczinski seine Arbeit als Trainer beim Karlsruher SC aufnahm. Der gebürtige Gelsenkirchener, der vor dem Wechsel zwei Jahre im Nachwuchsbereich des FC Schalke 04 tätig gewesen war, durchlief beim KSC nahezu alle Stationen: U 16, U 17, U 19, U 23, ab März 2012 dann die Profis. Mit Karlsruhes A-Junioren stieg er in die Bundesliga auf, das Profiteam führte er zur Meisterschaft in der 3. Liga und damit verbunden zum Aufstieg in die 2. Bundesliga. Im vergangenen Jahr erreichten Kauczinski und der KSC die Relegationsspiele zur Bundesliga, scheiterten dort knapp am Hamburger SV.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Markus Kauczinski (46) über den Trainerpreis, seinen Umgang mit Spielern, verwöhnte Talente, die Diskussion über Laptop-Trainer und darüber, wie sehr er sich in den vergangenen 20 Jahren verändert hat.

DFB.de: Herr Kauczinski, was ist für einen Trainer die größere Herausforderung: Junge Spieler zu entwickeln und dabei auch auf die Persönlichkeitsbildung einzuwirken? Oder erfahrene Spieler zu lenken und ihnen neue Impulse zu vermitteln?

Markus Kauczinski: Beides ist reizvoll und macht mir sehr viel Spaß. Eigentlich behandele ich alle Spieler ähnlich, das Alter ist da nicht so entscheidend. Wichtig ist für mich als Trainer, gerecht und ehrlich zu sein. Natürlich spreche ich Spieler unterschiedlich an. Wie ich das tue, hat aber nicht nur mit dem Alter zu tun, sondern auch mit ihrer Bildung, der Lebensphase, in der sie stecken, und anderen Faktoren. Den einzigen Unterschied zwischen Jung und Alt in meiner Arbeit sehe ich darin, dass ich von älteren Spielern in manchen Situationen mehr erwarte. Trotzdem dürfen auch ihnen Fehler passieren.

DFB.de: Mit der Verleihung des Trainerpreises ist vor allem Ihre Arbeit mit jungen Fußballern und Ihre Heranführung von Talenten gewürdigt worden. Erkennen Sie sich darin wieder?

Kauczinski: Wenn man es auf meine gesamte bisherige Tätigkeit als Trainer bezieht, ja.

DFB.de: Wie haben Sie die Nachricht aufgenommen, dass Sie in diesem Jahr Preisträger sind?

Kauczinski: Im ersten Moment dachte ich, es handelt sich um einen Scherz. Ich sehe den Job, den ich mache, als etwas ganz Normales. Darum war ich ziemlich überrascht und habe nicht gedacht, 'wurde ja auch mal Zeit' (lacht). Die Auszeichnung ist für mich auf alle Fälle etwas Besonderes.

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DFB.de: Es wird immer mal wieder diskutiert, ob junge Spieler in Profivereinen mittlerweile zu verwöhnt sind. Als Mann der Praxis, der ganz nah dran ist: Wie stehen Sie zu dieser Frage?

Kauczinski: Ich habe das auch gelesen und mir Gedanken darüber gemacht. Ich mag diese generellen Aussagen nicht. Ja, viele bekommen heute vorgegaukelt, dass sie Profis werden können und etwas Besonderes sind. Es gibt Talente, die nur für den Moment leben und denken, dass es von alleine geht. Andererseits erkenne ich weiterhin eine Menge kritischer Jungs, die sich hinterfragen und wissen, worauf es ankommt. Über die gestiegene Professionalität im Nachwuchsbereich lässt sich ohnehin vortrefflich diskutieren.

DFB.de: Inwiefern?

Kauczinski: Die Talente sind besser ausgebildet und zu einem früheren Zeitpunkt auf einem höheren Niveau. Andererseits fehlt mir manchmal ein wenig die Leichtigkeit. Der gestiegene Leistungsdruck kann zur Tretmühle werden, so dass einige Jungs ausgebrannt sind, bevor es für sie richtig losgeht. Ich bin in dieser Thematik hin- und hergerissen, da gibt es nicht nur Pro und nicht nur Contra.

DFB.de: Vor vier Jahren, Sie waren kurz zuvor zum Cheftrainer beim KSC aufstiegen, haben Sie im Interview mit DFB.de gesagt: „Ob Profis oder Jugend, Training und Wettkampf unterscheiden sich kaum.“ Würden Sie diese Aussage heute noch so stehen lassen?

Kauczinski: Prinzipiell ja. Klar, im Nachwuchsbereich ist bedingt durch den athletischen Aspekt vieles ein bisschen langsamer. Aber die Prinzipien und Methodiken ähneln sich. Natürlich verändert man sich als Trainer in vielen Bereichen. Wenn ich an mich vor 20 Jahren zurückdenke, sind das zwei Welten. Das sind im Vergleich zu heute zwei verschiedene Menschen.

DFB.de: Können Sie das präzisieren? Was sind die gravierendsten Unterschiede?

Kauczinski: Unverändert geblieben sind meine Begeisterung, meine Leidenschaft und meine Freude, eine Gruppe zu leiten. Anders geworden sind mein Umgang und mein Auftreten. Früher war ich mehr mittendrin, jetzt stehe ich über vielen Dingen, schaue dank der Erfahrung von außen auf die Situation: Wo muss ich eingreifen? Wo muss ich auch mal weghören? Bei Methodik, Taktik und Systemen bin ich planvoller und bedachter geworden. Früher kam da mehr aus dem Bauch, da war ich impulsgesteuerter. Und durch die Tätigkeit mit den Profis bin ich nun noch stärker auf den Punkt, auf den Tag, auf den Wettkampf ausgerichtet.

DFB.de: Was haben Sie aus Ihren vielen Jahren im Jugendbereich mitgenommen? Was haben Sie dort gelernt?

Kauczinski: Dass man zu jedem Menschen einen Draht finden kann. Dass es sich lohnt, sich mit anderen auseinanderzusetzen und aufeinander zuzugehen. Dass eine Mannschaft stärker sein kann als die Summer ihrer Einzelteile. Und dass eingespielte Abläufe und Sicherheit wichtig sind.

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DFB.de: Sie haben 2012 Ihren Abschluss zum Fußball-Lehrer gemacht. Welche Erinnerungen haben Sie an den damaligen Lehrgang?

Kauczinski: Es war eine sehr intensive Zeit, in der man sich und sein Wirken überprüfen konnte. Es war schön, mal wieder Teil einer Gruppe zu sein, statt als Anführer vor der Gruppe zu stehen. Der Lehrgang hat mir viel Spaß gemacht, auch wenn es sehr anstrengend war.

DFB.de: Einer Ihrer damaligen Lehrgangskollegen, Mehmet Scholl, hat kürzlich wieder die Debatte um Laptop-Trainer entfacht und die Frage, wie wichtig Profi-Erfahrung als Spieler für die spätere Arbeit als Trainer ist.

Kauczinski: Ich fand die Aussagen etwas überspitzt. Ich halte es für falsch, beide Seiten gegenüber zu stellen. Das eine darf das andere nicht ausschließen. Als Trainer sollte man sich immer Neuem öffnen, ohne Altbewährtes zu vergessen. Wichtig ist, dass man die Spieler erreicht. Sich alleine an alten Zeiten und den dortigen Methoden festzuhalten, reicht heute nicht. Genauso wenig macht es Sinn, nur mit Laptop und Wissenschaft zu arbeiten. Die Dosis macht das Gift.

DFB.de: Sie selbst sind früh Trainer geworden und haben keine Erfahrung als Profifußballer vorzuweisen. Haben Sie das Gefühl, dass Ihnen deshalb etwas fehlt für Ihre Arbeit als Coach?

Kauczinski: Nein, gar nicht. Das Gefühl hatte ich noch nie. Es wird ja gerne behauptet, dass man nur als Ex-Profi weiß, wie man sich in gewissen Situationen fühlt. Aber ich glaube, dass genau dies eine meiner Stärken ist – dass ich ein hohes Maß an Empathie habe und mich oft in die Spieler und Menschen hineinversetzen kann.

DFB.de: Im Sommer endet nach 15 Jahren Ihre Zeit beim Karlsruher SC. Was empfinden Sie beim Gedanken an den Abschied und die Zeit danach: Ungewissheit? Vorfreude? Ein bisschen Angst?

Kauczinski: Angst überhaupt nicht. Es handelt sich ja um eine selbst gewählte Entscheidung. Ein bisschen Wehmut wird dabei sein, ich werde einige Dinge vermissen. Gleichzeitig freue ich mich auf den Weg, der vor mir liegt. Wohin er mich führt, ist noch offen. Aktuell bin ich auch viel zu sehr im Alltag beschäftigt, um mich genauer mit meinem Abschied auseinanderzusetzen.