Katzenmeier: "Beckenbauer war immer mein Förderer"

80 Jahre alt wird Adolf Katzenmeier am heutigen 15. November. Die schwierige gesundheitliche Phase nach seinem gravierenden Arbeitsunfall vor einem Jahr hat der langjährige Physiotherapeut der deutschen Nationalmannschaft auch psychisch gut überwunden. Dort hatte der gebürtige Frankfurter über Jahrzehnte eine Ausnahmestellung im Betreuerteam der DFB-Auswahl inne.

Im DFB.de-Exklusivinterview mit Redakteur Wolfgang Tobien gibt "Adi" Katzenmeier seine ganz persönlichen Gedanken und Ansichten rund um seinen 80. Geburtstag preis. Welches der schönste Tag und der unvergesslichste Moment während seiner 45 Dienstjahre beim DFB waren, warum ihm Udo Jürgens ganz besonders imponiert, welch große Bedeutung für ihn das Klavierspiel hat, wer seine Freunde sind, was seine Ängste waren. Und warum ihn gerade auch am 80. Geburtstag die Gedanken an seinen inzwischen 38 Jahre alten Sohn Marcel nicht loslassen.

DFB.de: Herr Katzenmeier, was würden Sie einem Menschen wie Adolf Katzenmeier als Gratulation zum 80. Geburtstag sagen?

Adolf Katzenmeier: Ich würde ihm den Reim zurufen "80 Jahre sind vorbei – was gestern war, ist einerlei – schau nach vorne, nicht zurück – vertrau der Zeit und Deinem Glück". Und dass ich ihm die Daumen drücke, damit wir in fünf Jahren gemeinsam auch seinen 85. feiern können.

DFB.de: Wie ist Ihre physische und psychische Verfassung am diesjährigen 15. November?

Katzenmeier: Körperlich liegt hinter mir ein schweres Jahr. Im Herbst 2013 bin ich bei einem Arbeitsunfall an meiner Massagebank schwer gestürzt und hatte immer wieder Probleme und Schmerzen. Erst in diesem Sommer hat sich dann herausgestellt, dass ich mir dabei den ersten Lendenwirbel gebrochen hatte. Acht Wochen Krankenhaus wegen einiger Komplikationen waren die Folge mit unterschiedlichsten Behandlungen. 37 Kilo wog ich nur noch und musste dann in der Reha wieder aufgepäppelt werden. Physisch geht es mir jetzt wieder ganz ordentlich.

DFB.de: Wie haben Sie diese schwere Zeit psychisch verkraftet?

Katzenmeier: Vom Kopf her ist alles klar. Eine gründliche neurologische Untersuchung bestätigte mir dies. Und über meine geistige Verfassung kann ich nicht klagen. Psychisch bin ich voll da.



80 Jahre alt wird Adolf Katzenmeier am heutigen 15. November. Die schwierige gesundheitliche Phase nach seinem gravierenden Arbeitsunfall vor einem Jahr hat der langjährige Physiotherapeut der deutschen Nationalmannschaft auch psychisch gut überwunden. Dort hatte der gebürtige Frankfurter über Jahrzehnte eine Ausnahmestellung im Betreuerteam der DFB-Auswahl inne.

Im DFB.de-Exklusivinterview mit Redakteur Wolfgang Tobien gibt "Adi" Katzenmeier seine ganz persönlichen Gedanken und Ansichten rund um seinen 80. Geburtstag preis. Welches der schönste Tag und der unvergesslichste Moment während seiner 45 Dienstjahre beim DFB waren, warum ihm Udo Jürgens ganz besonders imponiert, welch große Bedeutung für ihn das Klavierspiel hat, wer seine Freunde sind, was seine Ängste waren. Und warum ihn gerade auch am 80. Geburtstag die Gedanken an seinen inzwischen 38 Jahre alten Sohn Marcel nicht loslassen.

DFB.de: Herr Katzenmeier, was würden Sie einem Menschen wie Adolf Katzenmeier als Gratulation zum 80. Geburtstag sagen?

Adolf Katzenmeier: Ich würde ihm den Reim zurufen "80 Jahre sind vorbei – was gestern war, ist einerlei – schau nach vorne, nicht zurück – vertrau der Zeit und Deinem Glück". Und dass ich ihm die Daumen drücke, damit wir in fünf Jahren gemeinsam auch seinen 85. feiern können.

DFB.de: Wie ist Ihre physische und psychische Verfassung am diesjährigen 15. November?

Katzenmeier: Körperlich liegt hinter mir ein schweres Jahr. Im Herbst 2013 bin ich bei einem Arbeitsunfall an meiner Massagebank schwer gestürzt und hatte immer wieder Probleme und Schmerzen. Erst in diesem Sommer hat sich dann herausgestellt, dass ich mir dabei den ersten Lendenwirbel gebrochen hatte. Acht Wochen Krankenhaus wegen einiger Komplikationen waren die Folge mit unterschiedlichsten Behandlungen. 37 Kilo wog ich nur noch und musste dann in der Reha wieder aufgepäppelt werden. Physisch geht es mir jetzt wieder ganz ordentlich.

DFB.de: Wie haben Sie diese schwere Zeit psychisch verkraftet?

Katzenmeier: Vom Kopf her ist alles klar. Eine gründliche neurologische Untersuchung bestätigte mir dies. Und über meine geistige Verfassung kann ich nicht klagen. Psychisch bin ich voll da.

DFB.de: Was wäre für Sie das schönste Geschenk zum 80. Geburtstag?

Katzenmeier: Wenn ich wieder arbeiten könnte. Im neuen Jahr versuche ich auf jeden Fall wieder anzugreifen. Voller Einsatz an der Massagebank wird wohl nicht mehr gehen. Doch meine große Erfahrung kann und will ich als Ratgeber weitergeben. Das lasse ich mir nicht verbieten.

DFB.de: 29.200 Tage liegen an ihrem 80. Geburtstag hinter Ihnen. Welcher war im Rückblick der schönste?

Katzenmeier: Als kurz vor der WM 1974 der Anruf vom DFB kam, ich würde gleich abgeholt werden zur Fahrt ins WM-Trainingslager nach Malente. Das hat mich damals fast umgehauen, so überrascht war ich. Bis dahin hatte ich zwar schon elf Jahre für den DFB gearbeitet, mit der A-Nationalmannschaft aber nichts oder nur aushilfsweise mal zu tun gehabt. Franz Beckenbauer, der mich und den ich von der Jugend-Nationalmannschaft her kannte, hat als Kapitän darauf bestanden, so wurde mir später gesagt, dass ich als zweiter Masseur und zur Entlastung von Erich Deuser unbedingt benötigt würde bei dieser WM in Deutschland. Damit begannen für mich 34 Jahre mit dem A-Nationalteam und die schönste Zeit meines Berufslebens.

DFB.de: Alfred Biolek, Brigitte Bardot, Sophia Loren, Udo Jürgens, Nana Mouskouri oder Donald Duck – sie alle sind 2014 80 Jahre alt. Welche dieser Persönlichkeiten imponiert Ihnen am meisten?

Katzenmeier: Jeder von ihnen ist ganz sicher eine eindrucksvolle und beneidenswerte Persönlichkeit, sogar als Comic-Figur. Doch ganz besonders imponiert mir die Lebensleistung von Udo Jürgens. Zumal er ein großer Fan des Fußballs und ein Freund der Nationalmannschaft ist. Und weil er, wie ich, ein ganz besonderes Verhältnis zu und mit dem Klavier hat. Ihn mit seiner Show am Klavier beim "Fest der Weltmeister" Ende März dieses Jahres in Düsseldorf erlebt zu haben, war für mich ein ganz besonderer Moment meines Lebens.

DFB.de: Welche Bedeutung hat für Sie das Klavier?

Katzenmeier: Wenn ich ein Klavier gesehen habe, wenn irgendwo eines in der Nähe stand, sind die flinken Hände immer ganz nervös geworden. Zu Hause konnte ich vier, fünf Stunden ohne Unterbrechung in die Tasten greifen. Das Klavier ist ein ganz wichtiger und wesentlicher Bestandteil meines Lebens. Für mich ist das Klavier wie ein Muskel. Für beide muss man ein besonderes Gefühl beim Tasten haben. Wegen der Folgen meines Unfalls kann ich im Moment aber leider nicht die komplette Tastatur des Klaviers bedienen.

DFB.de: Wem haben Sie Ihren legendären Tastsinn zu verdanken?

Katzenmeier: Den für den Muskel ganz sicher meinem Vater, der als Masseur gearbeitet hatte und mich für den Beruf des Physiotherapeuten begeistern konnte. Das Gefühl für die Klavier-Tastatur hat mir mein Onkel vermittelt, in dessen Wohnung sich ein Klavier befand, auf dem ich schon als Kind immer herumgeklimpert habe. Er war selbst ein sehr guter Klavierspieler und hat mir die ersten Unterrichtsstunden gegeben und dann für weitere Fortbildungslektionen gesorgt.

DFB.de: Zahllosen Menschen, Promis und völlig Unbekannten haben Sie in den vergangenen Jahrzehnten mit Ihrer Heilkunst wieder zu einem besseren Leben verholfen, sie sogar wieder jünger gemacht. Was würden Sie auf keinen Fall machen, um noch einmal jung zu sein?

Katzenmeier: Ich würde nie eine dieser immer wieder mit großen Anzeigen beworbenen Verjüngungskuren machen. Das brauche ich nicht. Mich hat das Klavierspiel jung gehalten, natürlich auch meine vielen Patienten und ganz besonders die Erfolge, zu denen ich ihnen verhelfen konnte.

DFB.de: Sieben Welt- und acht Europameisterschaften, neun Bundestrainer, rund 400 A-Länderspiele, zwei WM-Titel und ein EM-Triumph – wer war die wichtigste Person für Sie hinter dieser eindrucksvollen Statistik?

Katzenmeier: Ohne wenn und aber Franz Beckenbauer. Er hat mir zu dieser traumhaften Zeit bei der Nationalmannschaft verholfen. Er gab damals, 1974, die Initialzündung dazu und war auch in vielen Jahren danach immer mein Förderer. Ihm habe ich unglaublich viel zu verdanken.

DFB.de: Was war der unvergesslichste Moment während Ihrer 45 Jahre beim DFB?

Katzenmeier: Nie vergessen werde ich diesen wirklich total lebensbedrohlichen Augenblick, als Guido Buchwald ohnmächtig und mit verschluckter Zunge auf dem Spielfeld lag. Während der EM-Endrunde 1992 war das im Spiel gegen Schottland, als er bei einem Kopfballduell mit einem Gegenspieler schwer an der Schläfe getroffen wurde und bewusstlos ohne jegliche körperliche Kontrolle wie ein Wackelpudding zu Boden stürzte. Die Zunge war in seine Kehle gerutscht, er drohte zu ersticken. Mit dem Daumen der linken Hand drückte ich Ober- und Unterkiefer auseinander und mit dem Zeigefinger der linken Hand, in den er sich auch noch unbewusst verbiss, zog ich die Zunge wieder hervor. Ich war glücklich wie selten zuvor, nachdem ich ihm geholfen hatte, wieder zu sich zu kommen.

DFB.de: Gab es auch mal eine Situation, in der selbst Sie nicht mehr weiter wussten?

Katzenmeier: Eigentlich nicht, weil ich immer in ein absolut kompetentes Team mit Ärzten wie Heini Hess, Wilfried Kindermann, Hans-Wilhelm Müller-Wohlfart oder Josef Schmidt und tolle Physio-Kollegen wie Klaus Eder oder Hansi Montag eingebunden war. Ein Schockmoment gab es allerdings mal vor einem Länderspiel in Kaiserslautern. Dr. Hess war im Mannschaftshotel in Bad Kreuznach eine steile Treppe hinuntergestürzt und hatte sich schwer verletzt. Doch auch dieses Problem bekamen wir in den Griff.

DFB.de: Welchen Stellenwert hat Frankfurt in Ihrem Leben?

Katzenmeier: Es ist das Zentrum meines Lebens. In Frankfurt bin ich geboren und aufgewachsen. Hier habe ich mein berufliches und privates Glück gefunden, meine Frau kennen gelernt, die die wichtigste Mitarbeiterin in meiner Praxis ist. Hier habe ich wunderschöne Stunden bei der Eintracht und beim DFB erlebt, vor allem als Kriegskind aber auch schreckliche Angst durchgestanden. Ganz besonders bei den Bombenangriffen im März 1944. Immer wieder Fliegeralarm, und dann ab in den Luftschutzkeller. Das war Angst ohne Ende.

DFB.de: Haben Sie jetzt mit 80 Jahren noch vor irgendetwas Angst?

Katzenmeier: Heute habe ich nur vor einer Sache Angst, das betrifft die Zukunft unseres Sohnes Marcel. Er hat gesundheitliche Probleme, kann deswegen nicht arbeiten und ist auf unsere Hilfe angewiesen. Was wird aus ihm, wenn wir, seine Eltern, ihm nicht mehr helfen können. Das macht mir Angst.

DFB.de: Wen würden Sie an Ihrem 80. Geburtstag als Ihre fünf wichtigsten Freunde bezeichnen?

Katzenmeier: Franz Beckenbauer, meine frühere Gruppe der medizinischen Abteilung beim Nationalteam, Wolfgang Niersbach, den Poldi und etliche andere Nationalspieler. Bis auf eine oder zwei Ausnahmen, die ich aber nicht namentlich nennen will, stehen mir alle diese Spieler sehr nahe.

DFB.de: Und wann wird nun das Buch mit Ihren Anekdoten, den Geheimnissen und der einen oder anderen Beichte erscheinen, die Ihnen Ihre prominenten Patienten auf der Massagebank anvertraut haben?

Katzenmeier: Ich bin bereits dran an meinen Lebenserinnerungen. Die ersten Seiten sind schon geschrieben. Es gibt ja einiges zu berichten. Nicht nur Positives. Zum Beispiel, warum ich 1978 nicht zur WM nach Argentinien mitreisen durfte. Doch wirkliche Geheimnisse, die mir anvertraut wurden, werde ich nicht preisgeben. Ich habe nie aus dem Nähkästchen geplaudert – und das bleibt auch so. Zunächst aber werde ich im Frühjahr 2015, wenn ich wieder richtig fit bin, mit einer großen Party meinen 80. Geburtstag nachfeiern.