Kampagne: "Wer Schweigen bricht, bricht Macht der Täter"

Unter dem Motto „Sprechen hilft!“ startet die Unabhängige Beauftragte zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs, Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin a.D., eine bundesweite Aufklärungskampagne. Die Unabhängige Beauftragte möchte damit das Thema sexueller Kindesmissbrauch über aktuelle Skandalfälle hinaus auf der Tagesordnung halten und Betroffenen Mut machen, ihr Schweigen zu brechen. Eingerichtet ist hierfür eine bundesweite telefonische Anlaufstelle.

Seit nunmehr vier Monaten können sich dort Betroffene und Menschen, die Missbrauch in ihrem Umfeld wahrnehmen, anonym und vertraulich an Fachleute wenden und über das Erlebte sprechen. „Die Anruferinnen und Anrufer bestätigen uns, wie wichtig es ist, sich überhaupt erstmals jemandem anzuvertrauen – oftmals Jahrzehnte nach der Tat“, sagte Dr. Bergmann bei der Vorstellung der Kampagne in Berlin. „Mit dem Reden können sie sich selbst ein Stück von der Vergangenheit befreien und den Tätern Macht nehmen.“, so die Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung. Jede und jeder einzelne in der Gesellschaft sei aufgefordert, nicht weg zu sehen, Kindern Glauben zu schenken und den Tätern keine Handlungsspielräume zu lassen. Der Slogan der Kampagne lautet deshalb: Wer das Schweigen bricht, bricht die Macht der Täter.

Wim Wenders führt Regie in Kampagnenspots

Der renommierte Filmemacher Wim Wenders („Buena Vista Social Club“, „Himmel über Berlin“) hat für die beiden Kampagnenspots, die ab heute auf allen großen TV-Sendern zu sehen sind, die Regie geführt. Seine Frau Donata Wenders nahm gemeinsam mit dem Schweizer Fotografen Alberto Venzago die Porträts für Plakate, Flyer und Postkarten auf. Alle Künstler haben die Kampagne pro bono umgesetzt. Im Mittelpunkt der Kampagne stehen ein Mann beziehungsweise eine Frau mittleren Alters, der oder dem der Mund zugehalten wird. „Ich habe selbst ein paar Mal erlebt, welche Befreiung es darstellt, wenn jemand endlich über etwas sprechen kann“, sagte Wim Wenders vor Journalisten in Berlin, „ich bin dankbar, dass ich an dieser Kampagne teilnehmen durfte, die hoffentlich die Kraft hat, dieses Leid lindern zu helfen, was zuerst durch Missbrauch, dann aber auch durch das Schweigen darüber entstanden ist.“

Neben der Kampagne wurden auf der Pressekonferenz erste wissenschaftliche Ergebnisse zur Nutzung der telefonischen Anlaufstelle präsentiert: Prof. Dr. Jörg M. Fegert, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm hat die Angaben jener Anrufenden anonym ausgewertet, die sich damit einverstanden erklärten.

"Durchschnittsalter liegt bei 50 Jahren"

Insgesamt 2.500 Anrufe und Briefe haben die Unabhängige Beauftragte und ihr Team in den vergangenen fünf Monaten erreicht. Von den Anrufenden haben sich 60% noch nie jemanden anvertraut. Einmaliger Missbrauch wurde selten berichtet, die meisten wurden mehrfach und wiederkehrend missbraucht. „Wir haben festgestellt, dass Frauen häufiger im familiären Umfeld und Männer eher in Institutionen missbraucht wurden“, sagte Professor Fegert bei der Vorstellung der Ergebnisse seiner Begleitforschung.

„Das Durchschnittsalter der Anrufenden liegt bei 50 Jahren. Der Missbrauch liegt also meist viele Jahre, oft Jahrzehnte zurück“, so der Wissenschafter. 80% der Betroffen erzählten frühestens 20 Jahre nach der Tat von ihren Erlebnissen, viele sogar erst nach 40 bis 50 Jahren, auch viele 70- bis 80-Jährige seien unter den Anrufenden.



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Unter dem Motto „Sprechen hilft!“ startet die Unabhängige Beauftragte zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs, Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin a.D., eine bundesweite Aufklärungskampagne. Die Unabhängige Beauftragte möchte damit das Thema sexueller Kindesmissbrauch über aktuelle Skandalfälle hinaus auf der Tagesordnung halten und Betroffenen Mut machen, ihr Schweigen zu brechen. Eingerichtet ist hierfür eine bundesweite telefonische Anlaufstelle.

Seit nunmehr vier Monaten können sich dort Betroffene und Menschen, die Missbrauch in ihrem Umfeld wahrnehmen, anonym und vertraulich an Fachleute wenden und über das Erlebte sprechen. „Die Anruferinnen und Anrufer bestätigen uns, wie wichtig es ist, sich überhaupt erstmals jemandem anzuvertrauen – oftmals Jahrzehnte nach der Tat“, sagte Dr. Bergmann bei der Vorstellung der Kampagne in Berlin. „Mit dem Reden können sie sich selbst ein Stück von der Vergangenheit befreien und den Tätern Macht nehmen.“, so die Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung. Jede und jeder einzelne in der Gesellschaft sei aufgefordert, nicht weg zu sehen, Kindern Glauben zu schenken und den Tätern keine Handlungsspielräume zu lassen. Der Slogan der Kampagne lautet deshalb: Wer das Schweigen bricht, bricht die Macht der Täter.

Wim Wenders führt Regie in Kampagnenspots

Der renommierte Filmemacher Wim Wenders („Buena Vista Social Club“, „Himmel über Berlin“) hat für die beiden Kampagnenspots, die ab heute auf allen großen TV-Sendern zu sehen sind, die Regie geführt. Seine Frau Donata Wenders nahm gemeinsam mit dem Schweizer Fotografen Alberto Venzago die Porträts für Plakate, Flyer und Postkarten auf. Alle Künstler haben die Kampagne pro bono umgesetzt. Im Mittelpunkt der Kampagne stehen ein Mann beziehungsweise eine Frau mittleren Alters, der oder dem der Mund zugehalten wird. „Ich habe selbst ein paar Mal erlebt, welche Befreiung es darstellt, wenn jemand endlich über etwas sprechen kann“, sagte Wim Wenders vor Journalisten in Berlin, „ich bin dankbar, dass ich an dieser Kampagne teilnehmen durfte, die hoffentlich die Kraft hat, dieses Leid lindern zu helfen, was zuerst durch Missbrauch, dann aber auch durch das Schweigen darüber entstanden ist.“

Neben der Kampagne wurden auf der Pressekonferenz erste wissenschaftliche Ergebnisse zur Nutzung der telefonischen Anlaufstelle präsentiert: Prof. Dr. Jörg M. Fegert, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm hat die Angaben jener Anrufenden anonym ausgewertet, die sich damit einverstanden erklärten.

"Durchschnittsalter liegt bei 50 Jahren"

Insgesamt 2.500 Anrufe und Briefe haben die Unabhängige Beauftragte und ihr Team in den vergangenen fünf Monaten erreicht. Von den Anrufenden haben sich 60% noch nie jemanden anvertraut. Einmaliger Missbrauch wurde selten berichtet, die meisten wurden mehrfach und wiederkehrend missbraucht. „Wir haben festgestellt, dass Frauen häufiger im familiären Umfeld und Männer eher in Institutionen missbraucht wurden“, sagte Professor Fegert bei der Vorstellung der Ergebnisse seiner Begleitforschung.

„Das Durchschnittsalter der Anrufenden liegt bei 50 Jahren. Der Missbrauch liegt also meist viele Jahre, oft Jahrzehnte zurück“, so der Wissenschafter. 80% der Betroffen erzählten frühestens 20 Jahre nach der Tat von ihren Erlebnissen, viele sogar erst nach 40 bis 50 Jahren, auch viele 70- bis 80-Jährige seien unter den Anrufenden.

Mehr Therapie- und Beratungsstellen für Betroffene

Fast alle Betroffenen hinterlassen Botschaften an die Politik in der Anlaufstelle. Die häufigste Botschaft lautet: mehr Therapie- und Beratungsstellen für Betroffene. Im März 2010 hat die Bundesregierung Dr. Christine Bergmann zur Unabhängigen Beauftragten zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs berufen. Damit reagierte die Bundesregierung auf die vielen Fälle sexuellen Missbrauchs, die Anfang des Jahres bekannt wurden. Zu den Hauptaufgaben der Unabhängigen Beauftragten gehört es, Ansprechpartnerin für Betroffene sexuellen Missbrauchs zu sein und ihre Anliegen an die Politik und in die Öffentlichkeit zu vermitteln. Sie spricht Empfehlungen für die Bundesregierung und den Runden Tisch gegen sexuellen Kindesmissbrauch aus und macht Vorschläge, wie Betroffenen materiell und immateriell geholfen werden kann – und wie Kinder noch besser geschützt werden können.

Telefonische Anlaufstelle: 0800-22 55 530

Weitere Informationen zur Kampagne: http://www.sprechen-hilft.de und http://www.beauftragte-missbrauch.de