Jurgeleit: "Holstein und Weiche trennt mehr als eine Liga"

Schon lange weg, aber noch immer nah dran: Daniel Jurgeleit, Trainer des Nord-Regionalligisten ETSV Weiche Flensburg, ist seinem ehemaligen Verein Holstein Kiel nach wie vor viel näher, als man vielleicht glaubt. Gerade einmal 400 Meter Luftlinie wohnt der 48 Jahre alte Ex-Profi, der die "Störche" 2006 nach sieben Jahren verließ, vom Holstein-Stadion entfernt. Auch ohne den starken Nordwind an der Förde kann der gebürtige Ratinger in seinem Wohnzimmer den Kieler Torjubel hören und von seinem Balkon das Stadion sehen.

Am Samstag (ab 14 Uhr) kommt der Spitzenreiter aus Kiel in Jurgeleits zweites "Wohnzimmer", gastiert erstmals in einem Liga-Derby beim ETSV Weiche Flensburg. Im exklusiven DFB.de-Interview mit Journalist Dominik Sander spricht der zweifache Familienvater, der mit 117 Treffern für Union Solingen, den FC Homburg und den VfB Lübeck den siebten Platz in der ewigen Torschützenliste der 2. Bundesliga belegt, über das Prestigeduell und seine bewegte Kieler Vergangenheit.

DFB.de: Nur noch wenige Tage bis zum großen Derby gegen Herbstmeister Holstein Kiel. Herr Jurgeleit, mit welchen Gefühlen treten Sie gegen ihren langjährigen Verein an?

Daniel Jurgeleit: Ohne Zweifel mit ganz besonderen. Bei diesem Spiel kann mir keiner meiner Spieler erzählen, dass es nur um drei Punkte geht. Schließlich bin ich nicht der einzige ehemalige Kieler beim ETSV Weiche. Viele meiner Jungs fiebern dem Derby entgegen, werden gegen ihren Ex-Klub noch konzentrierter sein und wollen beweisen, dass sie mit dem großen Favoriten mithalten können.

DFB.de: Was haben Sie aus Ihrer Zeit als Spieler, Co-Trainer, Nachwuchskoordinator und Sportlicher Leiter bei den "Störchen" mitgenommen?

Jurgeleit: Es gibt wenig Positionen, die ich bei Holstein Kiel nicht bekleidet oder in die ich zumindest hineingeschnuppert habe (lacht). Die Zeit in Kiel war für meine weitere Zukunft sehr lehrreich. An diesen Verein werde ich immer positive Erinnerungen haben.

DFB.de: 2006 traten Sie zusammen mit dem damaligen Trainer Frank Neubarth von Ihrem Amt zurück. Was hatte Sie zu diesem Schritt bewogen?

Jurgeleit: Der Plan von Frank Neubarth und mir war es, innerhalb von drei Jahren in die 2. Bundesliga aufzusteigen. Schon in der zweiten Saison hatten wir den Aufstieg vor Augen. Am Ende fehlten ein paar Punkte. Im dritten Jahr sollte es klappen, doch wir bewegten uns vermehrt auf den Plätzen fünf bis acht, und im Verein kam Unruhe auf. Frank Neubarth und ich sind aus solidarischen Gründen gemeinsam zurückgetreten, haben uns die Entscheidung aber nicht einfach gemacht.



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Schon lange weg, aber noch immer nah dran: Daniel Jurgeleit, Trainer des Nord-Regionalligisten ETSV Weiche Flensburg, ist seinem ehemaligen Verein Holstein Kiel nach wie vor viel näher, als man vielleicht glaubt. Gerade einmal 400 Meter Luftlinie wohnt der 48 Jahre alte Ex-Profi, der die "Störche" 2006 nach sieben Jahren verließ, vom Holstein-Stadion entfernt. Auch ohne den starken Nordwind an der Förde kann der gebürtige Ratinger in seinem Wohnzimmer den Kieler Torjubel hören und von seinem Balkon das Stadion sehen.

Am Samstag (ab 14 Uhr) kommt der Spitzenreiter aus Kiel in Jurgeleits zweites "Wohnzimmer", gastiert erstmals in einem Liga-Derby beim ETSV Weiche Flensburg. Im exklusiven DFB.de-Interview mit Journalist Dominik Sander spricht der zweifache Familienvater, der mit 117 Treffern für Union Solingen, den FC Homburg und den VfB Lübeck den siebten Platz in der ewigen Torschützenliste der 2. Bundesliga belegt, über das Prestigeduell und seine bewegte Kieler Vergangenheit.

DFB.de: Nur noch wenige Tage bis zum großen Derby gegen Herbstmeister Holstein Kiel. Herr Jurgeleit, mit welchen Gefühlen treten Sie gegen ihren langjährigen Verein an?

Daniel Jurgeleit: Ohne Zweifel mit ganz besonderen. Bei diesem Spiel kann mir keiner meiner Spieler erzählen, dass es nur um drei Punkte geht. Schließlich bin ich nicht der einzige ehemalige Kieler beim ETSV Weiche. Viele meiner Jungs fiebern dem Derby entgegen, werden gegen ihren Ex-Klub noch konzentrierter sein und wollen beweisen, dass sie mit dem großen Favoriten mithalten können.

DFB.de: Was haben Sie aus Ihrer Zeit als Spieler, Co-Trainer, Nachwuchskoordinator und Sportlicher Leiter bei den "Störchen" mitgenommen?

Jurgeleit: Es gibt wenig Positionen, die ich bei Holstein Kiel nicht bekleidet oder in die ich zumindest hineingeschnuppert habe (lacht). Die Zeit in Kiel war für meine weitere Zukunft sehr lehrreich. An diesen Verein werde ich immer positive Erinnerungen haben.

DFB.de: 2006 traten Sie zusammen mit dem damaligen Trainer Frank Neubarth von Ihrem Amt zurück. Was hatte Sie zu diesem Schritt bewogen?

Jurgeleit: Der Plan von Frank Neubarth und mir war es, innerhalb von drei Jahren in die 2. Bundesliga aufzusteigen. Schon in der zweiten Saison hatten wir den Aufstieg vor Augen. Am Ende fehlten ein paar Punkte. Im dritten Jahr sollte es klappen, doch wir bewegten uns vermehrt auf den Plätzen fünf bis acht, und im Verein kam Unruhe auf. Frank Neubarth und ich sind aus solidarischen Gründen gemeinsam zurückgetreten, haben uns die Entscheidung aber nicht einfach gemacht.

DFB.de: Beim ETSV Weiche Flensburg, für den Sie seit 2010 tätig sind, arbeiteten Sie von Beginn an als Trainer. Welche Aufgabe macht mehr Spaß?

Jurgeleit: Der Trainerjob macht mir persönlich mehr Spaß, weil ich nach wie vor gerne auf dem Fußballplatz stehe und mich so mehr einbringen kann. Es war auch immer mein Ziel, als Trainer zu arbeiten. Weil ich bis ins hohe Alter von 39 Jahren selbst gespielt habe, blieb allerdings wenig Zeit, um die entsprechenden Trainerscheine zu machen. Bei Kiel war ich zunächst Co-Trainer, bin auch deshalb in die andere Schiene gerutscht.

DFB.de: Zurück zum Derby: Wegen einiger Sicherheitsauflagen ist die Zuschauerkapazität auf 1300 Plätze begrenzt. Gab es keine Überlegungen, in ein größeres Stadion umzuziehen?

Jurgeleit: Natürlich wäre es schön, wenn noch ein paar Zuschauer mehr ins Stadion kommen dürften, doch die Stimmung wird so oder so großartig sein. Wir als Verein sind froh, ein echtes Heimspiel auf unserer Anlage gegen unseren großen Nachbarn zu haben. Doch unseren Gegner werden wir damit nicht erschrecken oder beeindrucken können. Dafür müssen wir im Spiel sorgen.

DFB.de: Wie viele Welten trennen Holstein und des ETSV Weiche?

Jurgeleit: Es ist schwer, einen Vergleich anzustellen, aber definitiv mehr als eine Liga. Das Umfeld der Kieler ist in den vergangenen Jahren mit dem Stadion und dem Nachwuchsleistungszentrum noch weiter gewachsen. Wir verfügen beispielsweise nur über Flutlicht auf dem Trainingsplatz, alle Spieler gehen arbeiten und trainieren drei- bis viermal pro Woche. Fünf bis sechsstündige Auswärtsfahrten, die wir seit dieser Saison machen, waren für alle im Verein Neuland. Für uns ist die Regionalliga nach wie vor ein Abenteuer.

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DFB.de: Flensburg wird finanziell von Mäzen Harald Uhr tatkräftig unterstützt. Ist die Regionalliga das Ende der Fahnenstange für den ETSV?

Jurgeleit: Harald Uhr ist ein Fußballverrückter, ohne den es die kleine Erfolgsgeschichte des ETSV gar nicht gegeben hätte. Dank ihm hat der Verein eine enorme Entwicklung gemacht und versucht jetzt, sich nach und nach an die Regionalliga anzupassen. Wir gehen diesen Weg seit einigen Monaten, machen dabei aber ganz kleine Schritte und müssen sehen, wie schnell wir uns in dieser Liga stabilisieren können. Aktuell ist die Regionalliga für uns das Höchste der Gefühle.

DFB.de: Das Hinspiel hat Holstein hauchdünn 2:1 gewonnen. Ärgern Sie sich noch heute über diese Niederlage?

Jurgeleit: Ja, weil der Siegtreffer durch Fabian Wetter nach einem Freistoß erst in der Nachspielzeit fiel. Da hätte sich keiner über ein Remis beschweren dürfen. Dennoch haben wir in diesem Spiel gezeigt, was in besonderen Spielen möglich ist, wenn wir uns nicht einigeln.

DFB.de: Wo sehen Sie Holstein Kiel und den ETSV Weiche in drei Jahren?

Jurgeleit: Kiel wird dann allerspätestens in der 3. Liga spielen. Ich wünsche und gönne dem Verein aber schon in diesem Jahr den Aufstieg. Ich hoffe, dass der ETSV sich in der Regionalliga hält und Schritt für Schritt etabliert.