Jones: "Man kann noch viel optimieren"

Sie ist Weltmeisterin geworden. Sie war dreimal Europameisterin, hat zweimal Olympia-Bronze gewonnen. Mit dem FFC Frankfurt war sie sechsmal Deutscher Meister, viermal DFB-Pokalsieger und hat zweimal den Europapokal geholt. Sie ist FIFA-Botschafterin und DFB-Direktorin. Kurzum: Steffi Jones (39) ist eine der prägendsten Figuren in der Geschichte des deutschen Frauenfußballs.

Vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Rumänien am Donnerstag (ab 18 Uhr, live in der ARD) in Bielefeld spricht Jones im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband über Fans, Eigenständigkeit, Optimierungen und über die Entwicklung des deutschen Frauenfußballs.

DFB.de: Frau Jones, was war Ihr schönstes Fan-Erlebnis?

Steffi Jones: Mein 100. Länderspiel. Wir haben gegen die Schweiz gespielt, ich habe ein Tor gemacht, die Fans haben mir auf Plakaten zum Jubiläum gratuliert. Daran erinnere ich mich sehr gerne. Etwas Besonderes war auch das Abschiedsspiel von Birgit Prinz. Es war unheimlich familiär, und der Fan Club Nationalmannschaft hatte sich mit seinen persönlichen Glückwünschen und dem Geschenk, das überreicht wurde, schöne Sachen einfallen lassen.

DFB.de: Seit zwei Jahren haben die deutschen Frauen ihren eigenen Bereich im Fan Club Nationalmannschaft. Aus Ihrer Sicht ein weiterer wichtiger Schritt in der Entwicklung des Frauenfußballs?

Jones: Zu meiner aktiven Zeit hätte ich mir das nicht vorstellen können, damals war vieles noch anders. Wir hatten die Frauen-Nationalmannschaft und die U 19, heute haben wir sechs U-Teams. Damals haben wir uns noch komplett im Sog der Männer bewegt. Ich finde es sehr schön, dass der Fan Club Nationalmannschaft auf die Frauen erweitert wurde. Es ist ein wichtiges Zeichen der Eigenständigkeit, eine große Ehre, und es zeigt, dass die Frauen an Anerkennung gewonnen haben. Darum bin ich auch prominentes Mitglied. Letztlich war die Gründung des Fan Club der logische Schritt in einem Entwicklungsprozess, so wie auch das DFB-Pokalfinale der Frauen vom Endspiel der Männer losgelöst wurde. Eigenständigkeit ist wichtig, um eine Marke wie den Frauenfußball zu etablieren.

DFB.de: Apropos Entwicklung: Wo sehen Sie den Frauenfußball in fünf oder zehn Jahren?

Jones: Generell geht es um Optimierungen. Das Ziel sind professionellere Rahmenbedingungen und Strukturen. Ich rede dabei nicht vom Profitum, das wäre nicht realistisch.



[bild1]

Sie ist Weltmeisterin geworden. Sie war dreimal Europameisterin, hat zweimal Olympia-Bronze gewonnen. Mit dem FFC Frankfurt war sie sechsmal Deutscher Meister, viermal DFB-Pokalsieger und hat zweimal den Europapokal geholt. Sie ist FIFA-Botschafterin und DFB-Direktorin. Kurzum: Steffi Jones (39) ist eine der prägendsten Figuren in der Geschichte des deutschen Frauenfußballs.

Vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Rumänien am Donnerstag (ab 18 Uhr, live in der ARD) in Bielefeld spricht Jones im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband über Fans, Eigenständigkeit, Optimierungen und über die Entwicklung des deutschen Frauenfußballs.

DFB.de: Frau Jones, was war Ihr schönstes Fan-Erlebnis?

Steffi Jones: Mein 100. Länderspiel. Wir haben gegen die Schweiz gespielt, ich habe ein Tor gemacht, die Fans haben mir auf Plakaten zum Jubiläum gratuliert. Daran erinnere ich mich sehr gerne. Etwas Besonderes war auch das Abschiedsspiel von Birgit Prinz. Es war unheimlich familiär, und der Fan Club Nationalmannschaft hatte sich mit seinen persönlichen Glückwünschen und dem Geschenk, das überreicht wurde, schöne Sachen einfallen lassen.

DFB.de: Seit zwei Jahren haben die deutschen Frauen ihren eigenen Bereich im Fan Club Nationalmannschaft. Aus Ihrer Sicht ein weiterer wichtiger Schritt in der Entwicklung des Frauenfußballs?

Jones: Zu meiner aktiven Zeit hätte ich mir das nicht vorstellen können, damals war vieles noch anders. Wir hatten die Frauen-Nationalmannschaft und die U 19, heute haben wir sechs U-Teams. Damals haben wir uns noch komplett im Sog der Männer bewegt. Ich finde es sehr schön, dass der Fan Club Nationalmannschaft auf die Frauen erweitert wurde. Es ist ein wichtiges Zeichen der Eigenständigkeit, eine große Ehre, und es zeigt, dass die Frauen an Anerkennung gewonnen haben. Darum bin ich auch prominentes Mitglied. Letztlich war die Gründung des Fan Club der logische Schritt in einem Entwicklungsprozess, so wie auch das DFB-Pokalfinale der Frauen vom Endspiel der Männer losgelöst wurde. Eigenständigkeit ist wichtig, um eine Marke wie den Frauenfußball zu etablieren.

DFB.de: Apropos Entwicklung: Wo sehen Sie den Frauenfußball in fünf oder zehn Jahren?

Jones: Generell geht es um Optimierungen. Das Ziel sind professionellere Rahmenbedingungen und Strukturen. Ich rede dabei nicht vom Profitum, das wäre nicht realistisch.

DFB.de: Wenn Sie von professionelleren Strukturen sprechen: Können Sie Beispiele nennen?

Jones: Da fällt mir zum Beispiel die neue B-Juniorinnen-Bundesliga ein. Wir wollen auch die Frauen-Bundesliga noch spannender gestalten, nachdem Wolfsburg und der FC Bayern in dieser Saison in die Riege der traditionellen Topteams Potsdam, Frankfurt und Duisburg vorgestoßen sind. Die Bundesliga hat viele internationale Spielerinnen gewonnen, das zeigt, wie attraktiv die Liga ist. Die Nationalmannschaft und die U-Teams sollen weiter die Lokomotive sein.

DFB.de: Wie sieht es mit den Strukturen abseits des Rasens aus?

Jones: Wir möchten die Nationalspielerinnen im Hinblick auf eine duale Karriere fördern. Es ist wichtig, dass die Spielerinnen beides stemmen können: Leistungssport und berufliche Ausbildung bzw. Laufbahn. Es muss sich eine Perspektive nach der sportlichen Karriere bieten. Eine gute Entwicklung ist auch bei den Trainern und deren Qualifizierung festzustellen, das wirkt sich natürlich auf die Qualität der Spielerinnen aus.

DFB.de: Skeptiker bezweifeln, dass die Schraube im Frauenfußball noch viel weiter gedreht werden kann.

Jones: Für uns war nach der WM 2011 wichtig, dass wir nicht stagnieren. Andere Nationen holen auf, darum müssen wir immer wieder mit der Zeit gehen. Ganz entscheidend ist zum Beispiel der Ausbildungsbereich. Man kann im Frauenfußball noch sehr viel optimieren, die Schraube ist längst nicht zu Ende gedreht. Vieles betrifft allerdings den Bereich hinter den Kulissen, der nicht so öffentlichkeitswirksam ist. Man braucht daher immer wieder Highlights wie das Champions-League-Finale jetzt in München oder das DFB-Pokalfinale in Köln.

DFB.de: Immerhin haben die Frauen mit ihren Zuwachsraten dem DFB gerade einen Mitgliederrekord beschert.

Jones: Ich sehe uns als große Fußballfamilie. An einer Stelle gibt es Zuwachs, an anderer Stelle gehen die Zahlen zurück. Es ist eine Herausforderung für alle, die Mitgliederzahlen im deutschen Fußball zu halten. Wir wollen weitere Mädels gewinnen, unter anderem über die Schulen. Unsere Philosophie ist: Nachwuchs gewinnen, halten und fördern.

[bild2]

DFB.de: Was ist der größte Fehler, den man bei der Betrachtung und Beurteilung des Frauenfußballs machen kann?

Jones: Die Frauen mit den Männern zu vergleichen. Immer wieder Parallelen zu ziehen statt die Entwicklung des Frauenfußballs zu sehen, auch im Vergleich zu anderen Mannschaftssportarten im Frauenbereich. Der zweite große Fehler ist, den Alltag mit der WM 2011 zu vergleichen. Die WM im eigenen Land war ein Event, das Maßstäbe gesetzt hat und nicht vergleichbar ist. Der Alltag ist deswegen kein Selbstläufer.

DFB.de: Knapp ein Jahr danach: Was hat die WM gebracht?

Jones: Wir haben auf jeden Fall Geschichte geschrieben. In anderen Ländern wird jetzt mehr für die Förderung des Frauenfußballs getan, die WM hat Türen geöffnet. Auch national hat der Frauenfußball an Stellenwert gewonnen. Wir hatten ungeahnte TV-Quoten. Natürlich war das frühe Ausscheiden unserer Mannschaft im Viertelfinale nicht gut. Für die Vereine wäre es bei der Sponsorensuche einfacher gewesen, wenn wir Weltmeister geworden wären.

DFB.de: Bei den Männern steht die EURO bevor. Wie sehr schmerzt es, dass die deutschen Frauen in diesem Sommer kein Großereignis haben und bei Olympia zuschauen müssen?

Jones: Das ist sicherlich eines der schmerzhaftesten Resultate der WM. Olympia ist etwas ganz Besonderes. Unser Team muss sich jetzt wieder beweisen. Die Mädels sind auf einem guten Weg, das haben sie beim Algarve-Cup gezeigt, und das haben sie bisher in der EM-Qualifikation gezeigt.

DFB.de: Nach der Generation mit Jones, Lingor oder Prinz: Wer sind für Sie die neuen Gesichter des deutschen Frauenfußballs?

Jones: Nadine Angerer gehört auf jeden Fall dazu. In der Abwehr Babett Peter und Saskia Bartusiak. Dazu Kim Kulig, Simone Laudehr, Lira Bajramaj und Celia Okoyino da Mbabi. Schon die WM hat gezeigt, dass sich alle Spielerinnen in der Öffentlichkeit ausdrücken können und sympathisch rüberkommen.