Joker Kirsten: Dreierpack gegen Albanien

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau auf DFB.de.

27. März

Vor 90 Jahren wird die Endrunde um die Süddeutsche Meisterschaft fortgesetzt. Nach dem achten von zehn Spieltagen ist sie nahezu entschieden. Punktestand und Form des 1. FC Nürnberg erlauben wenig Zweifel, der Club fegt den VfB Stuttgart mit 5:1 vom heimischen Platz am "Zabo". "Wieder einmal hat der Club eines jener Spiele gezeigt, die seine Anhänger seit Jahren erfreuen", lobt der kicker. Die Tore teilen sich die Nationalspieler Hans Kalb (drei) und Alfred Wieder (zwei) auf. Theoretische Chancen auf den Titel hat nur noch Nachbar Spielvereinigung Fürth, aber die sinken nach dem 0:2 beim FSV Frankfurt auf ein Minimum. 20.000 Zuschauer werden Zeuge einer "Sensation", wie der kicker findet, denn der FSV spielt nach einem Platzverweis über eine Stunde in Unterzahl. Der Schiedsrichter nimmt seine Entscheidung auch nach der Intervention eines Frankfurter Vorstandsmitglieds namens Nuß, das einfach aufs Feld rennt, nicht zurück. "Solche Leute kann man auf unseren Fußballfeldern brauchen", lobt das Fachblatt den Unparteiischen namens Müller und tauft ihn "Müller, den Eisernen". Das torreichste Spiel sieht Mannheim, wo der VfL Neckarau den FSV Mainz 05 mit 5:2 abfertigt.

In der Endrunde um die Norddeutsche Meisterschaft bezwingt der HSV im dritten Spiel auch Kilia Kiel (4:0), Tull Harder schießt die ersten beiden Tore vor der Pause – und der kicker weiß warum: "Er trinkt jetzt nur noch Kaffee Haag…und das scheint sehr viel auszumachen." Ein Spektakel wird in Lübeck geboten, wo sich Phönix und Hannover 96 mit 3:3 trennen – und nach Platzverweisen 2:3. Umso erstaunlicher, dass die Gäste einen 0:3-Rückstand aufholen können.

Vor 20 Jahren finden vier Bundesligaspiele an Grün-Donnerstag statt. Heimsiege gibt es nicht. Der FC St. Pauli unterliegt Meister Borussia Dortmund mit 0:1, Andreas Möller beendet die Mini-Krise der Borussia nach zwei Niederlagen mit seinem Tor. "Ihm gebührt Dank. Heute hat er uns drei Punkte gerettet", lobt Matthias Sammer den Matchwinner. St. Pauli droht der Abstieg, da Duisburg gegen den HSV punktet (1:1). Aufsteiger VfL Bochum wahrt seine Chancen auf den UEFA-Cup-Platz dank des ersten Bundesligators von Olaf Schreiber zum 2:2 gegen den 1. FC Köln und trotz des schlechten Rasens. "Der Platz war eine Frechheit", schimpft Nationalspieler Dariusz Wosz. Der VfB Stuttgart hat Europa schon sicher, doch die Meisterschaft muss er nach dem 1:1 gegen 1860 München allmählich abhaken. Giovane Elber fliegt vom Platz und sorgt für das Bild des Spieltags, klebt er sich doch aus Trotz über seine Verwarnung wegen Meckerns ein Pflaster über den Mund – was ihn nicht vor der allerdings umstrittenen Gelb-Roten Karte bewahrt. Vielleicht hat er sie sogar durch das Pflaster provoziert. Trainer Joachim Löw ist sauer und verdoppelt die Geldstrafe für Mecker-Gelb auf 1000 DM: "Giovane kann nicht zwischen Spaß und Ernst unterscheiden."

28. März

Vor 70 Jahren feiert Bundestrainer Sepp Herberger, damals außer Dienst, da es 1947 weder einen DFB noch eine Nationalmannschaft gibt, seinen 50. Geburtstag. Zu diesem Anlass wird von der Deutschen Nachrichtenagentur vermeldet, "Herberger arbeitet zur Zeit erneut an der Aufstellung einer deutschen Mannschaft, die nach Möglichkeit noch in diesem Jahr an die Öffentlichkeit treten soll."

Vor 40 Jahren kommen 300 Gäste in den Rittersaal des Mannheimer Schlosses, um Herberger zum 70. Geburtstag zu gratulieren. Darunter auch FIFA-Präsident Joao Havelange und DFB-Präsident Hermann Neuberger, der die Gäste von der Gründung der Sepp-Herberger-Stiftung unterrichtete. Auch Gustav Sebes, Trainer der 1954 in Bern unterlegenen Ungarn, ist gekommen. Rund hundert ehemalige Nationalspieler bringen ihrem "Chef" ein Ständchen und singen "Hoch auf dem gelben Wagen". Der Jubilar erhält viel Beifall für seine halbstündige Dankesrede.

Vor 30 Jahren fällt in der Bundesliga eine Vorentscheidung. Bayern München gewinnt das Spitzenspiel beim HSV 2:1, hat drei Punkte Vorsprung und den Segen des Kaisers: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Bayern diesen Vorsprung noch verspielen", sagt DFB-Teamchef Franz Beckenbauer. Manager Uli Hoeneß wehrt Glückwünsche noch ab, weist aber daraufhin: "Wir haben bewiesen, dass wir die beste deutsche Mannschaft sind." Ohne den ungenauen Abstoß von Uli Stein, den Thomas von Heesen nicht kontrollieren kann, und den folgenden Treffer von Michael Rummenigge (87.) wäre der Beweis jedoch schwerer gefallen. HSV-Manager Felix Magath grollt: "Uli Stein war der beste Mann auf dem Platz, bis drei Minuten vor Schluss."

Außer den Bayern gewinnt kein Gast am 22. Spieltag, allein vier Partien enden 2:1. Am bedeutendsten für den Abstiegskampf ist jedoch ein 1:0, das Fortuna Düsseldorf gegen den FC Homburg verbucht. Das Tor des Tages schießt der 19 Jahre alte Joker Michael Preetz mit der Hacke. "Ich konnte doch gar nicht anders. Mit dem linken Fuß hätte ich mich hingelegt, mit dem rechten Spann das linke Bein angeschossen", sagte der Fortuna-Held: "Was blieb, war nur die Hacke." Zum Kunststück gezwungen sozusagen. Und weil Fortuna 10.000 Freikarten an Schüler verteilt, wird es sogar entsprechend laut bejubelt. Zur Freude tragen auch die Resultate der Konkurrenz bei. Eintracht Frankfurt verliert trotz Führung in Kaiserslautern 1:2 und verbucht 1:15 Punkte aus den letzten acht Spielen – einmalig in ihrer Bundesligahistorie.

Die Personalie des Tages: Frank Lippmann. Der ein Jahr zuvor anlässlich des Dresdner Europacupspiels in Uerdingen in die BRD geflohene Stürmer gibt nach Ablauf seiner Sperre in Nürnberg sein Bundesliga-Debüt. Beim 1:1 gegen Leverkusen wird er nach 58 Minuten ausgewechselt, zu spät seiner Meinung nach: "Zur Zeit habe ich nur Kraft für eine Halbzeit."

Vor 25 Jahren endet das Spitzenspiel der Bundesliga unentschieden. Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt trennen sich vor 52.616 Zuschauern 2:2. Die Hessen gehen früh durch Anthony Yeboah in Führung und sind nach Gegentoren von Michael Zorc und Gerhard Poschner letztlich froh über den Punkt, den Ralf Falkenmayer sichert. Er beschenkt sich in seinem Jubiläumsspiel (300. Bundesligaeinsatz) quasi selbst. Der frühere Dortmunder Andy Möller wird vom Publikum ausgebuht und zeigt Nerven: "So abgezockt bin ich nicht. Ich bin froh, dass es vorbei ist", gesteht er. Da ahnt niemand, dass er 1994 wieder nach Dortmund gehen wird. Das Remis hat einen Sieger: Der VfB Stuttgart rückt nach dem 3:2 gegen den HSV auf einen Punkt an den BVB heran, Fritz Walter ist schon Spitze: Nach seinem Doppelschlag hat der kleine VfB-Stürmer 16 Tore und damit die meisten. Bayern München kassiert auch unter seinem neuen Trainer Erich Ribbeck eine Heimniederlage – das 1:3 gegen Nürnberg ist schon die siebte der Saison 1991/1992 und markiert einen Vereinsrekord. Buhmann des Tages ist Stefan Effenberg, der beim Stand von 1:2 mit seinem Elfmeter an Andy Köpke scheitert, obwohl Olaf Thon hätte schießen sollen. Ribbeck sagt geknickt: "Es muss spätestens jetzt jedem klar sein, dass es gegen den Abstieg geht." Für Sieger Nürnberg geht es dagegen um den UEFA-Cup-Einzug – verkehrte bayerische Fußballwelt. Nach Abpfiff bekommt der Club hohen Besuch in der Kabine, Argentiniens Nationaltrainer Alfio Basile persönlich unterrichtet den zweimaligen Torschützen Sergio Zarate von seiner Nominierung in die Nationalelf.

Andere sind schon mit ihrem Bundesliga-Debüt zufrieden, jedenfalls wenn es so gut verläuft wie für Kölns Torwart Alexander Bade. Der 21-Jährige ersetzt den verletzten Bodo Illgner, hält in Bochum den 2:1-Sieg fest und ist im kicker der "Mann des Tages". Der Sieg ist umso wertvoller, als der 1. FC nach dem Platzverweis für Weltmeister Pierre Littbarski 75 Minuten in Unterzahl spielt. Rot sieht auch Hansa Rostocks Torwart Daniel Hoffmann im Aufsteigerduell gegen die Stuttgarter Kickers. Es ist sein zweiter Platzverweis und zum zweiten Mal schickt ihn Hans-Jürgen Kasper vom Feld. "Das geht bestimmt ins Guiness-Buch der Rekorde ein", witzelt Hoffmann über seine seltsame Beziehung zu Herrn Kasper. Nicht ahnend, dass der Argentinier Diego Klimowicz bis 2009 sogar viermal vom immer selben Schiedsrichter des Feldes verwiesen werden wird – von Lutz Wagner.

Vor 10 Jahren spielt die Nationalmannschaft in Duisburg gegen Dänemark. Bundestrainer Joachim Löw nutzt das Testspiel zum Experimentieren und nimmt seine erste Niederlage in Kauf. Sie tritt ein, Niklas Bendtner schießt das einzige Tor des Abends (81.) in einem schwachen Spiel. Im DFB-Dress debütieren Torwart Robert Enke, die Mittelfeldspieler Roberto Hilbert und Simon Rolfes in der Startelf. Von der Bank kommen die Debütanten Stefan Kießling, Gonzalo Castro und Patrick Helmes. Nur zwei Spieler haben mehr als zehn Einsätze auf dem Konto, Kevin Kuranyi und Thomas Hitzlsperger. "Ein Muster ohne Wert – erste Niederlage für Löw", mäkelt der kicker. Rückendeckung erhält Löw von seinem Vor-Vorgänger Rudi Völler, der von "einer völlig nachvollziehbaren Lösung" spricht.



Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau auf DFB.de.

27. März

Vor 90 Jahren wird die Endrunde um die Süddeutsche Meisterschaft fortgesetzt. Nach dem achten von zehn Spieltagen ist sie nahezu entschieden. Punktestand und Form des 1. FC Nürnberg erlauben wenig Zweifel, der Club fegt den VfB Stuttgart mit 5:1 vom heimischen Platz am "Zabo". "Wieder einmal hat der Club eines jener Spiele gezeigt, die seine Anhänger seit Jahren erfreuen", lobt der kicker. Die Tore teilen sich die Nationalspieler Hans Kalb (drei) und Alfred Wieder (zwei) auf. Theoretische Chancen auf den Titel hat nur noch Nachbar Spielvereinigung Fürth, aber die sinken nach dem 0:2 beim FSV Frankfurt auf ein Minimum. 20.000 Zuschauer werden Zeuge einer "Sensation", wie der kicker findet, denn der FSV spielt nach einem Platzverweis über eine Stunde in Unterzahl. Der Schiedsrichter nimmt seine Entscheidung auch nach der Intervention eines Frankfurter Vorstandsmitglieds namens Nuß, das einfach aufs Feld rennt, nicht zurück. "Solche Leute kann man auf unseren Fußballfeldern brauchen", lobt das Fachblatt den Unparteiischen namens Müller und tauft ihn "Müller, den Eisernen". Das torreichste Spiel sieht Mannheim, wo der VfL Neckarau den FSV Mainz 05 mit 5:2 abfertigt.

In der Endrunde um die Norddeutsche Meisterschaft bezwingt der HSV im dritten Spiel auch Kilia Kiel (4:0), Tull Harder schießt die ersten beiden Tore vor der Pause – und der kicker weiß warum: "Er trinkt jetzt nur noch Kaffee Haag…und das scheint sehr viel auszumachen." Ein Spektakel wird in Lübeck geboten, wo sich Phönix und Hannover 96 mit 3:3 trennen – und nach Platzverweisen 2:3. Umso erstaunlicher, dass die Gäste einen 0:3-Rückstand aufholen können.

Vor 20 Jahren finden vier Bundesligaspiele an Grün-Donnerstag statt. Heimsiege gibt es nicht. Der FC St. Pauli unterliegt Meister Borussia Dortmund mit 0:1, Andreas Möller beendet die Mini-Krise der Borussia nach zwei Niederlagen mit seinem Tor. "Ihm gebührt Dank. Heute hat er uns drei Punkte gerettet", lobt Matthias Sammer den Matchwinner. St. Pauli droht der Abstieg, da Duisburg gegen den HSV punktet (1:1). Aufsteiger VfL Bochum wahrt seine Chancen auf den UEFA-Cup-Platz dank des ersten Bundesligators von Olaf Schreiber zum 2:2 gegen den 1. FC Köln und trotz des schlechten Rasens. "Der Platz war eine Frechheit", schimpft Nationalspieler Dariusz Wosz. Der VfB Stuttgart hat Europa schon sicher, doch die Meisterschaft muss er nach dem 1:1 gegen 1860 München allmählich abhaken. Giovane Elber fliegt vom Platz und sorgt für das Bild des Spieltags, klebt er sich doch aus Trotz über seine Verwarnung wegen Meckerns ein Pflaster über den Mund – was ihn nicht vor der allerdings umstrittenen Gelb-Roten Karte bewahrt. Vielleicht hat er sie sogar durch das Pflaster provoziert. Trainer Joachim Löw ist sauer und verdoppelt die Geldstrafe für Mecker-Gelb auf 1000 DM: "Giovane kann nicht zwischen Spaß und Ernst unterscheiden."

28. März

Vor 70 Jahren feiert Bundestrainer Sepp Herberger, damals außer Dienst, da es 1947 weder einen DFB noch eine Nationalmannschaft gibt, seinen 50. Geburtstag. Zu diesem Anlass wird von der Deutschen Nachrichtenagentur vermeldet, "Herberger arbeitet zur Zeit erneut an der Aufstellung einer deutschen Mannschaft, die nach Möglichkeit noch in diesem Jahr an die Öffentlichkeit treten soll."

Vor 40 Jahren kommen 300 Gäste in den Rittersaal des Mannheimer Schlosses, um Herberger zum 70. Geburtstag zu gratulieren. Darunter auch FIFA-Präsident Joao Havelange und DFB-Präsident Hermann Neuberger, der die Gäste von der Gründung der Sepp-Herberger-Stiftung unterrichtete. Auch Gustav Sebes, Trainer der 1954 in Bern unterlegenen Ungarn, ist gekommen. Rund hundert ehemalige Nationalspieler bringen ihrem "Chef" ein Ständchen und singen "Hoch auf dem gelben Wagen". Der Jubilar erhält viel Beifall für seine halbstündige Dankesrede.

Vor 30 Jahren fällt in der Bundesliga eine Vorentscheidung. Bayern München gewinnt das Spitzenspiel beim HSV 2:1, hat drei Punkte Vorsprung und den Segen des Kaisers: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Bayern diesen Vorsprung noch verspielen", sagt DFB-Teamchef Franz Beckenbauer. Manager Uli Hoeneß wehrt Glückwünsche noch ab, weist aber daraufhin: "Wir haben bewiesen, dass wir die beste deutsche Mannschaft sind." Ohne den ungenauen Abstoß von Uli Stein, den Thomas von Heesen nicht kontrollieren kann, und den folgenden Treffer von Michael Rummenigge (87.) wäre der Beweis jedoch schwerer gefallen. HSV-Manager Felix Magath grollt: "Uli Stein war der beste Mann auf dem Platz, bis drei Minuten vor Schluss."

Außer den Bayern gewinnt kein Gast am 22. Spieltag, allein vier Partien enden 2:1. Am bedeutendsten für den Abstiegskampf ist jedoch ein 1:0, das Fortuna Düsseldorf gegen den FC Homburg verbucht. Das Tor des Tages schießt der 19 Jahre alte Joker Michael Preetz mit der Hacke. "Ich konnte doch gar nicht anders. Mit dem linken Fuß hätte ich mich hingelegt, mit dem rechten Spann das linke Bein angeschossen", sagte der Fortuna-Held: "Was blieb, war nur die Hacke." Zum Kunststück gezwungen sozusagen. Und weil Fortuna 10.000 Freikarten an Schüler verteilt, wird es sogar entsprechend laut bejubelt. Zur Freude tragen auch die Resultate der Konkurrenz bei. Eintracht Frankfurt verliert trotz Führung in Kaiserslautern 1:2 und verbucht 1:15 Punkte aus den letzten acht Spielen – einmalig in ihrer Bundesligahistorie.

Die Personalie des Tages: Frank Lippmann. Der ein Jahr zuvor anlässlich des Dresdner Europacupspiels in Uerdingen in die BRD geflohene Stürmer gibt nach Ablauf seiner Sperre in Nürnberg sein Bundesliga-Debüt. Beim 1:1 gegen Leverkusen wird er nach 58 Minuten ausgewechselt, zu spät seiner Meinung nach: "Zur Zeit habe ich nur Kraft für eine Halbzeit."

Vor 25 Jahren endet das Spitzenspiel der Bundesliga unentschieden. Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt trennen sich vor 52.616 Zuschauern 2:2. Die Hessen gehen früh durch Anthony Yeboah in Führung und sind nach Gegentoren von Michael Zorc und Gerhard Poschner letztlich froh über den Punkt, den Ralf Falkenmayer sichert. Er beschenkt sich in seinem Jubiläumsspiel (300. Bundesligaeinsatz) quasi selbst. Der frühere Dortmunder Andy Möller wird vom Publikum ausgebuht und zeigt Nerven: "So abgezockt bin ich nicht. Ich bin froh, dass es vorbei ist", gesteht er. Da ahnt niemand, dass er 1994 wieder nach Dortmund gehen wird. Das Remis hat einen Sieger: Der VfB Stuttgart rückt nach dem 3:2 gegen den HSV auf einen Punkt an den BVB heran, Fritz Walter ist schon Spitze: Nach seinem Doppelschlag hat der kleine VfB-Stürmer 16 Tore und damit die meisten. Bayern München kassiert auch unter seinem neuen Trainer Erich Ribbeck eine Heimniederlage – das 1:3 gegen Nürnberg ist schon die siebte der Saison 1991/1992 und markiert einen Vereinsrekord. Buhmann des Tages ist Stefan Effenberg, der beim Stand von 1:2 mit seinem Elfmeter an Andy Köpke scheitert, obwohl Olaf Thon hätte schießen sollen. Ribbeck sagt geknickt: "Es muss spätestens jetzt jedem klar sein, dass es gegen den Abstieg geht." Für Sieger Nürnberg geht es dagegen um den UEFA-Cup-Einzug – verkehrte bayerische Fußballwelt. Nach Abpfiff bekommt der Club hohen Besuch in der Kabine, Argentiniens Nationaltrainer Alfio Basile persönlich unterrichtet den zweimaligen Torschützen Sergio Zarate von seiner Nominierung in die Nationalelf.

Andere sind schon mit ihrem Bundesliga-Debüt zufrieden, jedenfalls wenn es so gut verläuft wie für Kölns Torwart Alexander Bade. Der 21-Jährige ersetzt den verletzten Bodo Illgner, hält in Bochum den 2:1-Sieg fest und ist im kicker der "Mann des Tages". Der Sieg ist umso wertvoller, als der 1. FC nach dem Platzverweis für Weltmeister Pierre Littbarski 75 Minuten in Unterzahl spielt. Rot sieht auch Hansa Rostocks Torwart Daniel Hoffmann im Aufsteigerduell gegen die Stuttgarter Kickers. Es ist sein zweiter Platzverweis und zum zweiten Mal schickt ihn Hans-Jürgen Kasper vom Feld. "Das geht bestimmt ins Guiness-Buch der Rekorde ein", witzelt Hoffmann über seine seltsame Beziehung zu Herrn Kasper. Nicht ahnend, dass der Argentinier Diego Klimowicz bis 2009 sogar viermal vom immer selben Schiedsrichter des Feldes verwiesen werden wird – von Lutz Wagner.

Vor 10 Jahren spielt die Nationalmannschaft in Duisburg gegen Dänemark. Bundestrainer Joachim Löw nutzt das Testspiel zum Experimentieren und nimmt seine erste Niederlage in Kauf. Sie tritt ein, Niklas Bendtner schießt das einzige Tor des Abends (81.) in einem schwachen Spiel. Im DFB-Dress debütieren Torwart Robert Enke, die Mittelfeldspieler Roberto Hilbert und Simon Rolfes in der Startelf. Von der Bank kommen die Debütanten Stefan Kießling, Gonzalo Castro und Patrick Helmes. Nur zwei Spieler haben mehr als zehn Einsätze auf dem Konto, Kevin Kuranyi und Thomas Hitzlsperger. "Ein Muster ohne Wert – erste Niederlage für Löw", mäkelt der kicker. Rückendeckung erhält Löw von seinem Vor-Vorgänger Rudi Völler, der von "einer völlig nachvollziehbaren Lösung" spricht.

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29. März

Vor 75 Jahren werden Gauliga-Spiele bestritten. In Westfalen schlägt Tabellenführer Schalke 04 Westfalia Herne 2:0, Ernst Kalwitzki und Fritz Szepan netzen ein. Ein eher bescheidenes Resultat für den Ex-Meister, der in 14 Spielen bereits 77 Tore erzielt hat. Diesmal gönnen die "Knappen" dem VfL Bochum den höchsten Tagessieg – 4:1 gegen die SpVgg. Herten. In der Westmark gewinnt der 1. FC Kaiserslautern dagegen standesgemäß. Das 7:1 gegen Borussia Neunkirchen sichert Platz eins vor dem FV Metz, der 1942 auch zu Deutschland gehört. In Württemberg überrascht der 4:3-Heimsieg der TSG Ulm 46 gegen den VfB Stuttgart, der damit seine Meisterchancen begraben kann. Ansonsten wird der Spielbetrieb am "Tag der Wehrmacht" zugunsten von Partien diverser Soldaten-Auswahlen beschnitten. So schlägt ein Team in München stationierter Soldaten eine Mischung aus "Löwen"- und Bayern-Kicker 3:1. Obwohl es um nichts geht, sind auch diese Spiele gut besucht. 12.000 Zuschauer sehen etwa das 3:2 von Hertha BSC gegen eine Luftwaffenauswahl – alles ist recht, was vom Kriegsalltag ablenkt. An den wiederum erinnert auch der kicker: "Deutschland kämpft auf den Schlachtfeldern um seine Existenz. Es kommt darauf an, dass wir in diesem Kampf siegen. Fußballspiele müssen da bescheiden zurücktreten."

Vor 20 Jahren wird der 25. Bundesligaspieltag abgeschlossen. Bayern München bleibt durch ein 1:0 gegen Werder Bremen Erster, bietet aber Fußball zum Abgewöhnen. Schuld ist auch das denkbar frühe Tor durch Alexander Zickler nach 16 Sekunden, danach "haben wir alles vergessen", schimpft Trainer Giovanni Trapattoni. Ärger bereitet auch der Ex-Bremer Mario Basler, der für seine Auswechslung wenig Verständnis aufbringt und das Stadion ungeduscht verlässt – das Spiel läuft noch. Weil er immerhin den Mund hielt vor der Presse adelt ihn Manager Uli Hoeneß ironisch als "weisen Mann". Bayer Leverkusen bleibt Zweiter, schlägt Schalke 04 mit 2:0, Ulf Kirsten und Erik Meijer knacken den Schalker Beton im letzten Drittel der Partie. Im Abstiegskampf schöpft Hansa Rostock neue Hoffnung, während für Gegner SC Freiburg nach dem 1:3 an der Ostsee die Lichter ausgehen. Torschütze Michael Spies: "Ich bin kein Illusionist, die Leistung verbietet jede Wunsch-Träumerei." Fortuna Düsseldorf streicht in Mönchengladbach die siebte Auswärtspleite in Folge ein (0:2) – und Fan-Idol Carlo Werner aus dem Kader. Differenzen mit Trainer Rudi Wojtowicz bescheren Werner unfrohe Ostern 1997.

30. März

Vor 70 Jahren wird der 23. Spieltag der einzigen deutschen Oberliga (Süd) ausgetragen. In Neckarau kommt es zu einem Spielabbruch, als der Schiedsrichter in der 70. Minute beim Stand von 4:3 für den heimischen VfL den Spieler Alfred Fritschi vom Karlsruher FV vom Feld stellt, dieser sich aber weigert. Die Gastgeber können auf Punkte am Grünen Tisch hoffen, die sie im Abstiegskampf dringend brauchen. Sechs Mannschaften wird es treffen, noch ist keine abgeschlagen. Die enge Tabelle erlaubt große Sprünge, so kommt der BC Augsburg durch ein 4:2 gegen Aschaffenburg vom 18. Platz auf den 13. Rang. Neues Schlusslicht ist der FC Bamberg nach einem 0:5 bei 1860 München, das Tabellenführer 1. FC Nürnberg noch am nächsten kommt. Doch der Club wahrt seinen Sechs-Punkte-Vorsprung durch ein 4:1 gegen den VfR Mannheim, dreimal trifft Hans Pöschl. Den einzigen Auswärtssieg verbucht Bayern München (2:1 bei Phönix Karlsruhe).

In der Hamburger Liga verfolgen 28.000 Zuschauer das Derby zwischen dem FC St. Pauli und dem HSV, das keinen Sieger hat (2:2). Dabei verspielt St. Pauli in den letzten 25 Minuten noch eine 2:0-Führung, Es ist das bestbesuchte Spiel der Saison in dieser Liga.

Vor 60 Jahren tagt der DFB-Beirat in Duisburg und beschließt unter anderem: eine Erhöhung der Vertragsspielerbezüge wird abgelehnt, Oberliga-Spieler verdienen weiterhin maximal 320 DM. Spieler, die ohne Freigabe ihres Vereins wechseln, werden nur noch ein Jahr statt zuvor 18 Monate gesperrt. Dem SV Sodingen werden in der Oberliga West sechs (statt zuvor acht Punkte) abgezogen – wegen fehlerhafter Buchführung.

Vor 40 Jahren kommt Meister Borussia Mönchengladbach im Heimspiel gegen Aufsteiger Borussia Dortmund nur zu einem 1:1. Mit der Nachholpartie ist die Bundesligatabelle 1976/77 begradigt, Borussia ist wieder Erster –aber nur dank der Tordifferenz. Einen Punktvorsprung verdirbt sie sich durch einen denkbar überflüssigen Elfmeter. "Hannes und Wittkamp behinderten in Gemeinschaftsarbeit Burgsmüller, der ohne Ball im Strafraum herumgelaufen war", beschreibt der kicker die merkwürdige Szene, die den Sieg kostet. Denn Lothar Huber hat Nerven wie Stahlseile und verwandelt den Elfmeter gewohnt sicher.

Vor zehn Jahren ist das Spiel Arminia Bielefeld gegen Borussia Dortmund ein Kellerderby der Bundesliga. Arminia gewinnt mit 1:0 und schießt den BVB auf den 17. Platz, klettert selbst auf den 16. BVB-Sportdirektor Michael Zorc warnt: "Wenn sich bei nichts dramatisch ändert, steigen wir ab." Es ist der schlechteste Tabellenstand seit 21 Jahren für den BVB, der bereits den dritten Trainer der Saison beschäftigt. Thomas Doll setzt erst mal einen Laktattest an.

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31. März

Vor 60 Jahren ist das Oberliga-Programm reduziert. Der Süden spielt gar nicht (nur im Pokal), der Norden hat nur zwei Nachholspiele. Tabellenführer HSV lässt bei Eintracht Nordhorn einen Punkt (3:3), zwei Uwe Seeler-Tore verhindern die drohende Niederlage. Der FC St. Pauli schlägt den VfL Osnabrück mit 1:0. Im Westen gibt es immerhin fünf Spiele und 22 Tore. Meister Borussia Dortmund reicht ein Kelbassa-Treffer zum Sieg in Herne und zur Verteidigung der Tabellenführung. Doch der Duisburger SV, nach Minuspunkten gleichauf, hält mit und putzt Preußen Münster 5:3. Der begehrte zweite Endrundenplatz rückt dagegen für den 1. FC Köln in weite Ferne, bei Rot-Weiß Essen geraten die Geißböcke unter die Räder. Trotz 2:0-Führung verlieren sie mit 6:2! Allerdings müssen zwei Kölner die Partie verletzt als Statisten zu Ende bringen. "Mit nur neun Spielern ist gegen RWE nichts zu machen", erkennt Trainer Hennes Weisweiler. Borussia Mönchengladbach ist bereits abgestiegen und kommt doch zum dritten Saisonsieg (2:1 vs. Meidericher SV).

Komplettes Programm nur im Südwesten. Tabellenführer 1. FC Kaiserslautern putzt Andernach mit 7:1. "Ottmars Ausbrüche zermürbten alle", titelt das Sport Magazin. Weltmeister Ottmar Walter erzielt zwei Tore und verdient sich neben Karl Schmidt die Bestnote. Die Sportfreunde Saarbrücken erreichen durch die 1:3-Heimpleite gegen den VfR Frankenthal die 100-Gegentore-Marke, in 27 Spielen – und werden mit dem Abstieg bestraft.

Am selben Tag gewinnt die von Helmut Schön betreute deutsche Jugendnationalmannschaft vor 30.000 Zuschauern in Oberhausen gegen England mit 4:1. Im DFB-Team steht der kommende WM-Teilnehmer Karl-Heinz Schnellinger von Düren 99. Auf dem Bankett findet die Oberbürgermeisterin von Oberhausen, Luise Albertz, "Worte, die sogar fußballfachlich fundiert sind", wie das Sport Magazin bemerkt. 1957 ist das noch als Kompliment gemeint.

Vor 30 Jahren erreicht der HSV das DFB-Pokalfinale. Manfred Kastl trifft gegen Borussia Mönchengladbach vor 45.000 Zuschauern in der 85. Minute mit der Brust zum 1:0 – Tor ist Tor. Routinier Manfred Kaltz hat ihn zuvor zusammen gestaucht, nun reklamiert er seinen Anteil am Treffer. "Manchmal schießt er aus unmöglichen Winkeln. Da habe ich ihm die Meinung gesagt und es hat ja schließlich auch geholfen", sagt der Ex-Nationalspieler lächelnd.

Vor zehn Jahren verliert Tabellenführer Schalke 04 bei Bayern München mit 0:2. Roy Makaay erzielt schon in der 3. Minute sein 75. Bundesligator, Hasan Salihamidzic besiegelt dies sechste Saisonpleite der Gäste. "So werden wir nicht Meister", schimpft Nationalspieler Gerald Asamoah. Doch wer dann? Die Bayern sind zu weit weg (Vierter) und Werder Bremen lässt in Cottbus Federn (0:0). Aus dem Hintergrund schießt der VfB Stuttgart heran, nach dem 3:1 gegen Aachen fehlen nur noch vier Punkte zur Spitze und Kapitän Fernando Meira droht schon: „Wir haben intern ein Ziel, aber bis zum letzten Spieltag wird man von uns dazu nichts hören." So sprechen die, die Meister werden wollen. Im Abstiegskampf verliert Mainz 05 wieder Boden und unterliegt Bayer Leverkusen zuhause mit 1:3. "Ein verrücktes Spiel, das Mainz nie hätte verlieren dürfen", findet der kicker und verweist auf 6:1 Ecken und 10:7 Chancen für den FSV. Immerhin zieht Konkurrent Eintracht Frankfurt nicht davon. Die Hessen führen bei Schlusslicht Mönchengladbach 1:0, dann fliegt Abwehrchef Kyrgiakos vom Platz (86.) und prompt glückt Insua der Ausgleich (89.). Zuviel für Trainer Friedhelm Funkel, der die letzten Sekunden des Spiels von der Tribüne sehen muss.

1. April

Vor 100 Jahren kommt Bayern München über ein 2:2 bei Lokalrivale Phönix-Germania nicht hinaus. Die Begegnung gehört zur in Kriegszeiten ausgetragenen "Frühjahrsmeisterschaft von München".

Vor 50 Jahren fallen in der Bundesliga nur 18 Tore, davon sieben am Bökelberg. Borussia Mönchengladbach schlägt Aufsteiger Rot-Weiß Essen trotz zweimaligen Rückstands mit 4:3, zwei Treffer von Gäste-Stürmer Willi Lippens sind letztlich zu wenig. Auch Jupp Heynckes schießt zwei Tore, das erste und das letzte, das die Essener auf Platz 16 festsetzt. Schlusslicht Karlsruher SC kommt ihnen wenigstens nicht näher, der KSC unterliegt zuhause dem 1. FC Nürnberg mit 0:1. Der Club feiert seinen dritten Torwart Gyula Toth, an diesem Tag eine wahre Nummer 1. Der VfB Stuttgart bringt im Zwei-Elfmeter-Spiel beim HSV (1:1) einen Punkt mit, bleibt aber auf einem Abstiegsplatz. HSV-Ausputzer Willi Schulz verursachr ausgerechnet im 100. Bundesligaspiel einen Elfmeter. Bedroht bleiben auch Fortuna Düsseldorf (0:1 gegen 1860 München), Schalke 04 (1:1 gegen Frankfurt) und Werder Bremen (1:2 in Hannover). Auch das Titelrennen bleibt spannend. Tabellenführer Braunschweig spielt wiedermal 0:0 (in Dortmund), die Frankfurter, die auf Schalke in vorletzter Minute durch Lothar Schämer noch ausgleichen, liegen zwei Zähler zurück. Von hinten pirscht sich Titelverteidiger 1860 München heran, Wilfried Kohlars Treffer in Düsseldorf verkürzt den Rückstand auf drei Punkte. Bayern München schlägt den 1. FC Köln 2:0 und hat ebenfalls noch Titelchancen. Sicherer erscheint, dass Gerd Müller Torschützenkönig wird. Nach seinem 26. Saisontor hat er einen Vorsprung von acht Treffern auf Lothar Emmerich. Nach seinem typischen Müller-Tor, im Fünfmeterraum erzielt, geht der "Bomber" für einige Minuten k.o. – Zusammenprall mit Torwart Milutin Soskic.

Vor 40 Jahren feiert der HSV seinen höchsten Sieg über Bayern München (5:0). Fünf verschiedene Torschützen zeichnen für das Bayern-Debakel verantwortlich. Das Ergebnis halten manche für einen April-Scherz, ebenso wie die Meldungen dass Franz Beckenbauer zu Cosmos New York wechsele. "Ich kann ein Angebot nur kommentieren, wenn es konkret ist", weicht der Kaiser den Reporterfragen aus. Noch ein Randthema ist wichtiger als das Spiel: während der Partie kommt es auf den Rängen des Volkspark-Stadions (51.000 Zuschauer) zu einem Massensturz, ein 15-Jähriger verliert sein Leben, 15 weitere Personen kommen ins Krankenhaus. Klare Heimsiege gibt es auch in den anderen Freitagspartien und immer schießt ein Stürmer drei Tore: Bei Kölns 4:1 gegen den KSC baut Geburtstagskind Dieter Müller (23) seine Führung in der Torjägerliste aus (26 Treffer), Kaiserslautern feiert gegen Werder Bremen Klaus Toppmöller, dem binnen 20 Minuten ein Hattrick gelingt. Mit dem siebten Heimsieg in Folge entfernt sich der FCK allmählich aus der Abstiegszone.

Vor 30 Jahren erreicht Zweitligist Stuttgarter Kickers das Pokalfinale. Gegen Fortuna Düsseldorf nutzen die Kickers den Heimvorteil und gewinnen verdient 3:0, 10.000 Fans singen das Lied "So ein Tag, so wunderschön wie heute". HSV-Torwart Uli Stein ist vor dem Fernseher beeindruckt: "Das wird ein harter Brocken im Finale." Am selben Tag gewinnt die Nationalmannschaft der Frauen in Bad Neuenahr gegen Holland 3:1. Doris Fitschen, Silvia Neid und Martina Voß treffen noch vor der Pause, nur 600 Zuschauer sind Zeuge des deutschen Sieges.

Vor 25 Jahren spielt Werder Bremen beim FC Brügge im Halbfinale des Pokalsieger-Cups. Es wird ein Skandalspiel, das vor dem Abbruch steht. Werder-Torwart Oliver Reck wird mit Flaschen und Feuerzeugen beworfen und nach 69 Minuten ausgewechselt. Obwohl die Bremer das Hinspiel 1:0 verlieren, legen sie keinen Protest ein. Lauthals protestieren tun sie trotzdem. Otto Rehhagel sagt: "Wir hatten einen Hexenkessel erwartet, aber nicht so schlimm. Ich bin 30 Jahre im Geschäft, aber dass man so auf der Bank angefeindet und beworfen wird, habe ich noch nicht erlebt."

Vor zehn Jahren ist der HSV das beste Team der Rückrunde. Dazu macht ihn der 1:0-Heimsieg gegen den VfL Wolfsburg, Trainer Huub Stevens hat den Vorletzten der Hinrunde in sichere Gefilde geführt. Torschütze Mehdi Mahdavikia bewirbt sich eindrucksvoll um einen neuen Vertrag.

2. April

Vor 70 Jahren meldet der Sport, dass in Köln "eine Deutsche Hochschule für Leibesübungen ins Leben gerufen worden" sei. Die Leitung "liegt in den bewährten Händen von Dr. Diem.“ An ihr werden auch künftige Fußballtrainer ausgebildet. In eigener Sache meldet das erste überregionale deutsche Sportblatt nach dem Krieg: "Einschneidende Papierkürzungs-maßnahmen zwingen den Verlag, die Auflage weiter einzuschränken. Wir können daher zu unserem Bedauern keine weiteren Bestellungen für den ‚Sport‘ mehr aufnehmen."

Vor 40 Jahren gibt es in den sechs Partien der Bundesliga keinen Heimsieg. Programmgemäß und doch schmucklos ist das 1:0 von Meister Mönchengladbach bei Schlusslicht Tennis Borussia Berlin, Allan Simonsens Treffer sorgt für den sechsten Auswärtssieg des formschwachen Tabellenführers. Aber nun hat man wieder einen Punkt Vorsprung auf Eintracht Braunschweig, die im Verfolgerduell mit dem MSV Duisburg nur zu einem 1:1 kommt. Eintracht-Trainer Branko Zebec grummelt: "Wir haben keinen, der die Verantwortung übernimmt. Wir müssen deshalb unseren Mäzen Mast streicheln, dass er uns für die neue Saison zwei Spielerpersönlichkeiten besorgt." Einer wäre Real Madrids Paul Breitner, dessen Verpflichtung Mast über Stadionlautsprecher bereits ankündigt, noch aber gibt es keinen Vollzug. Für die Sensation des Tages sorgt Abstiegskandidat 1. FC Saarbrücken, der auf Schalke 1:0 gewinnt und die Titelchancen der Knappen zerstört. "Die Jungs wissen wahrscheinlich gar nicht, was sie dem Verein angetan haben. In dieser Woche wird Fraktur geredet", verspricht 04-Trainer Friedel Rausch. In Saarbrücken rechnen sie wieder: "Jetzt habe ich tatsächlich noch Hoffnung, dass wir eventuell doch noch dem Abstieg entrinnen können", sagt Kapitän Egon Schmitt, "ich bin fassungslos, wie gut wir gespielt haben." Das Gegenteil gilt für Rot-Weiß Essen, das gegen Aufsteiger Borussia Dortmund schon auf Zweitliganiveau spielt und 1:5 untergeht. Die Ex-Essener Burgsmüller und Lippens schießen drei Tore und haben kein Problem zu jubeln. Lippens: "Für den Verein tut mir der Abstieg leid, doch es gibt Spieler hier, denen gönne ich das ganze Elend."
Am selben Tag kommen zum Zweitliga-Spitzenspiel zwischen dem TSV 1860 München und dem VfB Stuttgart sagenhafte 77.573 Zuschauer, die den "Löwen" eine Millionen-Einnahme bescheren. Davon profitieren auch die Spieler, jeder erhält 10.000 DM. Nur eine Siegprämie verdient sich keiner, der Hit bleibt torlos – auch weil Stuttgarts Markus Elmer einen Elfmeter verschießt.

Vor 30 Jahren entlässt Fortuna Düsseldorf nach dem Aus im DFB-Pokal bei Zweitligist Stuttgarter Kickers Trainer Dieter Brei. Brei macht aus seiner Enttäuschung keinen Hehl und beschuldigt "Drahtzieher" im Team für seinen Abgang: "Diese Art und Weise des Abschieds nach 15 Jahren bei der Fortuna schmerzt doch sehr."

Vor 25 Jahren gibt Stefan Effenberg bekannt, dass er Bayern München verlassen wolle. Aus Imagegründen. "Ich habe keine Lust mehr, noch einige Jahre mit diesem Image und diesem Klischee zu leben. Deshalb gehe ich besser weg aus Deutschland", sagt der 23 Jahre alte Nationalspieler, der sich in zwei Jahren München den Ruf eines Rebellen verdient hat. Sein Weg wird ihn nach Florenz führen – und 1998 doch wieder zurück nach München.

Vor 20 Jahren spielt die Nationalmannschaft in Granada (Spanien) gegen Albanien. Das WM-Qualifikationsspiel kann wegen des Bürgerkriegs nicht in Albanien stattfinden. Doch auch auf neutralem Platz ist der Fußballzwerg der gewohnt unbequeme Gegner. Schon nach 15 Minuten bietet sich Albanien die große Chance, doch Andreas Köpke hält den Elfmeter des Hertha-Stürmers Altin Rraklli. Bis zur 62. Minute fallen keine Tore, danach umso mehr. Zunächst geht Albanien durch einen weiteren Foulelfmeter in Führung. Bundestrainer Berti Vogts wechselt umgehend den Leverkusener Ulf Kirsten ein und das macht sich bezahlt. Eine Minute später köpft er den Ausgleich, lässt in der 80. Minute wieder per Kopf und in der 84. Minute weitere Tore folgen. Ein Joker-Hattrick binnen 22 Minuten – sensationell und Rekord (ehe ihn Oliver Bierhoff bereits vier Monate später ablöst). Ein dritter (!) Elfmeter für Albanien bringt den Gegner noch auf 2:3 heran, dann endet das merkwürdige Länderspiel vor nur 8000 Zuschauern mit einem Zittersieg.