Jennifer Zietz: Ein Stück Heimat

Es sind Worte, die Fußballer gerne benutzen, wenn sie über ihren Verein sprechen. Sie reden dann von einer Herzensangelegenheit, von einem Stück Heimat – und haben schon längst bei einem anderen Klub unterschrieben. Wenn Jennifer Zietz solche Dinge formuliert, dann gibt es am Wahrheitsgehalt keinen Zweifel. Seit 1998 ist die 31-Jährige inzwischen bei Turbine Potsdam. Sie hat dort alles erlebt, sie ist dort groß geworden. Aus dem jungen Mädchen ist eine Frau geworden. Aus dem Talent ist das Urgestein geworden. Keine andere Spielerin steht länger in Potsdam unter Vertrag.

"Ich habe mehr als die Hälfte meines Lebens bei Turbine verbracht. Und ich habe mich immer total wohlgefühlt", sagt die 15-malige deutsche Nationalspielerin. "Es gab viele gute Zeiten und nur wenige Momente, die nicht so toll waren. Aber auch das gehört dazu. Es hat mich stärker und gleichzeitig entspannter gemacht. Ich bin froh und auch ein wenig stolz darüber, den gesamten Weg mitgegangen und noch immer dabei zu sein."

Erinnerungen kommen hoch

Bei dem Finale gegen den VfL Wolfsburg am Freitag (ab 17.15 Uhr, live in der ARD) in Köln kommen bei Zietz zwangsläufig Erinnerungen hoch. Zuletzt gab es dieses Duell im Endspiel des DFB-Pokals vor zwei Jahren. Wolfsburg lag schnell mit 3:0 vorne, die Brandenburgerinnen kamen zwar noch auf 2:3 heran, mehr ging nicht mehr. "Wir haben noch eine Rechnung offen. Zuletzt haben wir einige wichtige Spiele gegen den VfL verloren. Wir sind mal wieder an der Reihe", betont Zietz.

Dreimal hat Turbine diesen so prestigeträchtigen Wettbewerb bisher gewonnen. 2004, 2005, 2006 – und immer stand Jennifer Zietz 90 Minuten lang auf den Platz. An den 3:0-Erfolg gegen den 1. FFC Frankfurt vor elf Jahren denkt die Mittelfeldspielerin besonders gerne zurück – Zietz war der Treffer zum zwischenzeitlichen 2:0 gelungen: "Ich weiß noch ganz genau, wie wir uns damals wie kleine Kinder auf dieses Ereignis im Berliner Olympiastadion gefreut haben. Schon am Tag vorher beim Abschlusstraining war die Stimmung ausgelassen. Das war ganz sicher einer der Höhepunkte meiner bisherigen Karriere."

Zietz hat im Vereinsfußball mit Turbine fast alles gewonnen, was man gewinnen kann. Einmal die Champions League, einmal den UEFA Women's Cup, sechsmal die Deutsche Meisterschaft, genauso oft den DFB-Hallenpokal sowie dreimal den DFB-Pokal. Und in diesem Jahr soll der vierte Titel folgen. "Es wäre ein Traum, wenn wir das schaffen würden", sagt Zietz. "Das wäre ein schöner Abschluss einer komplizierten Saison."

Am Beispiel von Jennifer Zietz kann man gut erkennen, welch rasante Entwicklung der Frauenfußball in den vergangenen Jahren genommen hat. Dass sie immer noch eine wichtige Stütze im Kader von Bernd Schröder ist, beweist nur eindrucksvoll, über welches Potenzial sie verfügt: "Im Gegensatz zu meiner Anfangszeit ist alles viel schneller, athletischer, professioneller geworden. Eine junge Spielerin hat es heute viel schwerer, ganz nach oben zu kommen. Die Konkurrenz ist einfach riesig geworden, weil natürlich auch die Ausbildung viel, viel besser geworden ist. Es ist wirklich Wahnsinn, was alles passiert ist. Davon hat natürlich auch die Allianz Frauen-Bundesliga profitiert."

Das Leben nach der Karriere

Zietz hat schon längst damit begonnen, das Leben nach der Karriere als Fußballerin zu planen. Kürzlich hat sie ihr Sportmanagement-Studium abgeschlossen. Dass sie allerdings noch das eine oder andere Jahr dranhängt, ist keineswegs ausgeschlossen: "Ich liebe diesen Sport. All die Jahren waren toll, auch in menschlicher Hinsicht. Darauf wird bei Turbine großer Wert gelegt. Solange ich helfen kann, möchte ich gerne weitermachen. Ein Wechsel jedoch ist kein Thema mehr. Hier habe ich meine Familie und meinen Freundeskreis. Das ist mir sehr wichtig."

Es war ja gar nicht immer sicher, dass sie heute überhaupt noch auf dem Platz stehen kann. Zwischendurch stand ihre Karriere ziemlich auf der Kippe. 2012 war das, als ihr Knie praktisch den Dienst eingestellt hatte. Kreuzbandriss, Meniskusriss, Knorpelschaden – im rechten Knie war so ziemlich alles kaputt. Doch sie hat sich zurückgekämpft. Mit Aqua-Jogging, mit "Rentnersport", wie sie selbst sagt. Sie hat immer an sich geglaubt. Inzwischen ist sie wieder voll da. Dieses Endspiel in Köln ist auch eine Art Belohnung dafür. Nun fehlt nur noch der nächste Titel in ihrer beeindruckenden Sammlung.

[sw]

Es sind Worte, die Fußballer gerne benutzen, wenn sie über ihren Verein sprechen. Sie reden dann von einer Herzensangelegenheit, von einem Stück Heimat – und haben schon längst bei einem anderen Klub unterschrieben. Wenn Jennifer Zietz solche Dinge formuliert, dann gibt es am Wahrheitsgehalt keinen Zweifel. Seit 1998 ist die 31-Jährige inzwischen bei Turbine Potsdam. Sie hat dort alles erlebt, sie ist dort groß geworden. Aus dem jungen Mädchen ist eine Frau geworden. Aus dem Talent ist das Urgestein geworden. Keine andere Spielerin steht länger in Potsdam unter Vertrag.

"Ich habe mehr als die Hälfte meines Lebens bei Turbine verbracht. Und ich habe mich immer total wohlgefühlt", sagt die 15-malige deutsche Nationalspielerin. "Es gab viele gute Zeiten und nur wenige Momente, die nicht so toll waren. Aber auch das gehört dazu. Es hat mich stärker und gleichzeitig entspannter gemacht. Ich bin froh und auch ein wenig stolz darüber, den gesamten Weg mitgegangen und noch immer dabei zu sein."

Erinnerungen kommen hoch

Bei dem Finale gegen den VfL Wolfsburg am Freitag (ab 17.15 Uhr, live in der ARD) in Köln kommen bei Zietz zwangsläufig Erinnerungen hoch. Zuletzt gab es dieses Duell im Endspiel des DFB-Pokals vor zwei Jahren. Wolfsburg lag schnell mit 3:0 vorne, die Brandenburgerinnen kamen zwar noch auf 2:3 heran, mehr ging nicht mehr. "Wir haben noch eine Rechnung offen. Zuletzt haben wir einige wichtige Spiele gegen den VfL verloren. Wir sind mal wieder an der Reihe", betont Zietz.

Dreimal hat Turbine diesen so prestigeträchtigen Wettbewerb bisher gewonnen. 2004, 2005, 2006 – und immer stand Jennifer Zietz 90 Minuten lang auf den Platz. An den 3:0-Erfolg gegen den 1. FFC Frankfurt vor elf Jahren denkt die Mittelfeldspielerin besonders gerne zurück – Zietz war der Treffer zum zwischenzeitlichen 2:0 gelungen: "Ich weiß noch ganz genau, wie wir uns damals wie kleine Kinder auf dieses Ereignis im Berliner Olympiastadion gefreut haben. Schon am Tag vorher beim Abschlusstraining war die Stimmung ausgelassen. Das war ganz sicher einer der Höhepunkte meiner bisherigen Karriere."

Zietz hat im Vereinsfußball mit Turbine fast alles gewonnen, was man gewinnen kann. Einmal die Champions League, einmal den UEFA Women's Cup, sechsmal die Deutsche Meisterschaft, genauso oft den DFB-Hallenpokal sowie dreimal den DFB-Pokal. Und in diesem Jahr soll der vierte Titel folgen. "Es wäre ein Traum, wenn wir das schaffen würden", sagt Zietz. "Das wäre ein schöner Abschluss einer komplizierten Saison."

Am Beispiel von Jennifer Zietz kann man gut erkennen, welch rasante Entwicklung der Frauenfußball in den vergangenen Jahren genommen hat. Dass sie immer noch eine wichtige Stütze im Kader von Bernd Schröder ist, beweist nur eindrucksvoll, über welches Potenzial sie verfügt: "Im Gegensatz zu meiner Anfangszeit ist alles viel schneller, athletischer, professioneller geworden. Eine junge Spielerin hat es heute viel schwerer, ganz nach oben zu kommen. Die Konkurrenz ist einfach riesig geworden, weil natürlich auch die Ausbildung viel, viel besser geworden ist. Es ist wirklich Wahnsinn, was alles passiert ist. Davon hat natürlich auch die Allianz Frauen-Bundesliga profitiert."

Das Leben nach der Karriere

Zietz hat schon längst damit begonnen, das Leben nach der Karriere als Fußballerin zu planen. Kürzlich hat sie ihr Sportmanagement-Studium abgeschlossen. Dass sie allerdings noch das eine oder andere Jahr dranhängt, ist keineswegs ausgeschlossen: "Ich liebe diesen Sport. All die Jahren waren toll, auch in menschlicher Hinsicht. Darauf wird bei Turbine großer Wert gelegt. Solange ich helfen kann, möchte ich gerne weitermachen. Ein Wechsel jedoch ist kein Thema mehr. Hier habe ich meine Familie und meinen Freundeskreis. Das ist mir sehr wichtig."

Es war ja gar nicht immer sicher, dass sie heute überhaupt noch auf dem Platz stehen kann. Zwischendurch stand ihre Karriere ziemlich auf der Kippe. 2012 war das, als ihr Knie praktisch den Dienst eingestellt hatte. Kreuzbandriss, Meniskusriss, Knorpelschaden – im rechten Knie war so ziemlich alles kaputt. Doch sie hat sich zurückgekämpft. Mit Aqua-Jogging, mit "Rentnersport", wie sie selbst sagt. Sie hat immer an sich geglaubt. Inzwischen ist sie wieder voll da. Dieses Endspiel in Köln ist auch eine Art Belohnung dafür. Nun fehlt nur noch der nächste Titel in ihrer beeindruckenden Sammlung.