Jenas Klingbeil: "Rennen bis zum Umfallen"

Große Bühne für kleine Klubs. Der DFB-Pokal rückt Deutschlands Amateurvereine in den Mittelpunkt. Hier kann der Dorfverein von nebenan auf den Deutschen Meister treffen, der ambitionierte Regionalligist auf den Champions-League-Teilnehmer. In der mehr als 70-jährigen Geschichte des deutschen Vereinspokals gab es viele Überraschungen und Sensationen.

Denn der Pokal, so heißt es im Volksmund, hat seine eigenen Gesetze. Vor allem aber schreibt er seine ganz eigenen Geschichten. In einer Serie stellt DFB.de deshalb alle 18 Amateurvereine vor, die in der ersten Runde des 73. DFB-Pokals an den Start gehen. Heute: der FC Carl Zeiss Jena aus der Regionalliga Nordost.

Für den Nordost-Regionalligisten aus Jena steht am Sonntag, 9. August (ab 14.30 Uhr), schon der Höhepunkt der neuen Saison auf dem Programm. In der ersten Runde des DFB-Pokals treffen die Thüringer auf den Bundesliga-Dino Hamburger SV. Dass Jena im Pokal durchaus für Überraschungen gut ist, zeigte sich spätestens in der Saison 2007/2008. Als damaliger Zweitligist erreichte der viermalige DDR-Pokalsieger (1960, 1972, 1974 und 1980) das Halbfinale und schied erst beim Bundesligisten Borussia Dortmund (0:3) im bestbesuchten Pokalspiel aller Zeiten vor 80.708 Zuschauern aus. Zuvor hatte der FCC den Titelverteidiger 1. FC Nürnberg (7:6 nach Elfmeterschießen), Arminia Bielefeld (2:1 nach Verlängerung) und den Deutschen Meister VfB Stuttgart (7:6 nach Elfmeterschießen) ausgeschaltet.

Vor allem für René Klingbeil, 34-jähriger Routinier und aktueller Zugang in Jena, ist die Begegnung gegen den HSV eine besondere Partie. Der Defensivspieler war von 2003 bis 2007 selbst für die Hansestädter am Ball, gab dort sein Profi-Debüt (2:0 bei Borussia Dortmund). Der gebürtige Berliner, der zuletzt sieben Jahre für Zweitliga-Absteiger FC Erzgebirge Aue gespielt hatte, unterschrieb in Jena einen Vertrag bis Juni 2016. Im DFB.de-Interview spricht René Klingbeil mit dem Journalisten Christian Knoth über die Partie gegen seinen Ex-Verein, seine Zeit in Hamburg, ein spannendes Jahr in Norwegen und die Ziele mit dem FC Carl Zeiss Jena.

DFB.de: In der ersten Pokalrunde treffen Sie mit Jena ausgerechnet auf Ihren Ex-Verein HSV. Eine besondere Partie für Sie, Herr Klingbeil?

René Klingbeil: Auf jeden Fall. Ich habe damals in Hamburg meine ersten Schritte im Profifußball gemacht. Unter Thomas Doll spielte ich zunächst für die U 23 des HSV. Als dann Klaus Toppmüller als Cheftrainer bei den Profis entlassen wurde und Doll die Geschicke in der ersten Mannschaft übernahm, zog er mich mit hoch. Meine erste Bundesligabegegnung werde ich nie vergessen. Wir haben als Tabellenletzter bei Borussia Dortmund vor 80.000 Zuschauern 2:0 gewonnen - das war unbeschreiblich.

DFB.de: Für den HSV absolvierten Sie unter anderem 50 Bundesligaspiele. War es die erfolgreichste Zeit Ihrer Karriere?

Klingbeil: Es war schon eine sehr erfolgreiche Zeit. Wir haben später ja auch international gespielt. Allerdings gab es auch mit anderen Vereinen wunderbare Erlebnisse. Der Zweitligaaufstieg mit dem FC Erzgebirge Aue in der Saison 2010 war mit unseren geringen Möglichkeiten sensationell.



Große Bühne für kleine Klubs. Der DFB-Pokal rückt Deutschlands Amateurvereine in den Mittelpunkt. Hier kann der Dorfverein von nebenan auf den Deutschen Meister treffen, der ambitionierte Regionalligist auf den Champions-League-Teilnehmer. In der mehr als 70-jährigen Geschichte des deutschen Vereinspokals gab es viele Überraschungen und Sensationen.

Denn der Pokal, so heißt es im Volksmund, hat seine eigenen Gesetze. Vor allem aber schreibt er seine ganz eigenen Geschichten. In einer Serie stellt DFB.de deshalb alle 18 Amateurvereine vor, die in der ersten Runde des 73. DFB-Pokals an den Start gehen. Heute: der FC Carl Zeiss Jena aus der Regionalliga Nordost.

Für den Nordost-Regionalligisten aus Jena steht am Sonntag, 9. August (ab 14.30 Uhr), schon der Höhepunkt der neuen Saison auf dem Programm. In der ersten Runde des DFB-Pokals treffen die Thüringer auf den Bundesliga-Dino Hamburger SV. Dass Jena im Pokal durchaus für Überraschungen gut ist, zeigte sich spätestens in der Saison 2007/2008. Als damaliger Zweitligist erreichte der viermalige DDR-Pokalsieger (1960, 1972, 1974 und 1980) das Halbfinale und schied erst beim Bundesligisten Borussia Dortmund (0:3) im bestbesuchten Pokalspiel aller Zeiten vor 80.708 Zuschauern aus. Zuvor hatte der FCC den Titelverteidiger 1. FC Nürnberg (7:6 nach Elfmeterschießen), Arminia Bielefeld (2:1 nach Verlängerung) und den Deutschen Meister VfB Stuttgart (7:6 nach Elfmeterschießen) ausgeschaltet.

Vor allem für René Klingbeil, 34-jähriger Routinier und aktueller Zugang in Jena, ist die Begegnung gegen den HSV eine besondere Partie. Der Defensivspieler war von 2003 bis 2007 selbst für die Hansestädter am Ball, gab dort sein Profi-Debüt (2:0 bei Borussia Dortmund). Der gebürtige Berliner, der zuletzt sieben Jahre für Zweitliga-Absteiger FC Erzgebirge Aue gespielt hatte, unterschrieb in Jena einen Vertrag bis Juni 2016. Im DFB.de-Interview spricht René Klingbeil mit dem Journalisten Christian Knoth über die Partie gegen seinen Ex-Verein, seine Zeit in Hamburg, ein spannendes Jahr in Norwegen und die Ziele mit dem FC Carl Zeiss Jena.

DFB.de: In der ersten Pokalrunde treffen Sie mit Jena ausgerechnet auf Ihren Ex-Verein HSV. Eine besondere Partie für Sie, Herr Klingbeil?

René Klingbeil: Auf jeden Fall. Ich habe damals in Hamburg meine ersten Schritte im Profifußball gemacht. Unter Thomas Doll spielte ich zunächst für die U 23 des HSV. Als dann Klaus Toppmüller als Cheftrainer bei den Profis entlassen wurde und Doll die Geschicke in der ersten Mannschaft übernahm, zog er mich mit hoch. Meine erste Bundesligabegegnung werde ich nie vergessen. Wir haben als Tabellenletzter bei Borussia Dortmund vor 80.000 Zuschauern 2:0 gewonnen - das war unbeschreiblich.

DFB.de: Für den HSV absolvierten Sie unter anderem 50 Bundesligaspiele. War es die erfolgreichste Zeit Ihrer Karriere?

Klingbeil: Es war schon eine sehr erfolgreiche Zeit. Wir haben später ja auch international gespielt. Allerdings gab es auch mit anderen Vereinen wunderbare Erlebnisse. Der Zweitligaaufstieg mit dem FC Erzgebirge Aue in der Saison 2010 war mit unseren geringen Möglichkeiten sensationell.

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DFB.de: Haben Sie auch heute noch Kontakt zu ehemaligen Mitspielern aus Hamburg?

Klingbeil: Nein, leider nicht. Zunächst hatte ich noch gelegentlich Kontakt zu David Jarolim und Sergej Barbarez, die mittlerweile beide ihre Karriere beendet haben. Aber wie so oft im Fußball ist auch hier irgendwann der Kontakt abgebrochen. Wie sagt man so schön? Aus den Augen, aus dem Sinn. Das trifft leider viel zu häufig zu. Aus dem jetzigen Kader konnte ich damals Ivica Olic kennenlernen. Auch der heutige Vorstandsvorsitzende Dietmar Beiersdorfer war zu meiner HSV-Zeit schon in verantwortlicher Position im Verein tätig.

DFB.de: 2007 wechselten Sie in die erste norwegische Liga zu Viking Stavanger. Wie kam es dazu?

Klingbeil: Das war alles andere als geplant. Ursprünglich stand ich vor einem Wechsel zum Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern. Ich hatte ein konkretes Angebot vorliegen. Der damalige Trainer Wolfgang Wolf wurde dann allerdings entlassen. Der Transfer platzte und ich hatte zunächst einmal keinen neuen Verein. Als dann die Anfrage aus Norwegen kam, habe ich recht spontan zugesagt. Die Chance, im Ausland Fußball zu spielen, bekommst du nicht alle Tage.

DFB.de: Was sind die größten Unterschiede zwischen dem deutschen und dem norwegischen Fußball?

Klingbeil: In Norwegen wird mit vielen langen Bällen schnell nach vorne gespielt. Ich würde fast sagen, dass es ein typisches "Kick and Rush" ist. Aber auch in Skandinavien sind die Spieler gut ausgebildet und besitzen genug Qualität, um auch international konkurrenzfähig zu sein. Das Jahr im Ausland war definitiv etwas Besonderes, das ich nicht missen möchte.

DFB.de: Bereits nach einem Jahr wechselten Sie dann zum FC Erzgebirge Aue, blieben dort sieben Jahre. Sie kommen aus Ostdeutschland, sind gebürtiger Berliner. War das auch ein Grund für sieben Spielzeiten Aue?

Klingbeil: Nein, nicht unbedingt. Es war zunächst einmal nicht meine Wunschvorstellung, in die 3. Liga zu wechseln. Wenn du allerdings ein Jahr in Norwegen spielst, bist du bei deutschen Vereinen automatisch nicht mehr so präsent. Die sieben Jahre in Aue waren aber dann eine hervorragende Zeit mit unvergesslichen Erlebnissen und Erfolgen.

DFB.de: Erst kürzlich wurden Sie beim Jenaer 1:4 im Testspiel in Aue offiziell verabschiedet. Sie sprachen von einem "Gänsehautmoment". Wie haben Sie das erlebt?

Klingbeil: Es war ganz komisch. Ich habe gegen eine Mannschaft gespielt, für die ich mehrere Jahre selbst am Ball war. Dass ich dann am Ende noch einmal für meine Leistungen im Erzgebirge geehrt wurde, macht mich aber sehr stolz.

DFB.de: In Jena haben sie nun einen Vertrag bis Juni 2016 unterschrieben. Lassen Sie Ihre Karriere ausklingen, oder folgt danach noch ein weiteres Jahr?

Klingbeil: Die Konzentration liegt voll und ganz auf dieser Saison. Was danach passiert, steht noch in den Sternen. Ich kann nicht abschätzen, wie lange ich noch aktiv Fußball spiele. Das möchte ich aber auch noch gar nicht. Erst einmal freue ich mich auf die Spielzeit mit einer talentierten Mannschaft in einem traditionsreichen Verein. Der Charakter unseres Teams ist hervorragend, die Trainingsbedingungen könnten nicht besser sein.

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DFB.de: Wie lauten Ihre Ziele mit dem FC Carl Zeiss?

Klingbeil: Einen guten Saisonstart hinzulegen und eine sehr junge Mannschaft mit meiner Erfahrung zu führen. Auf welchen Tabellenplatz uns das am Ende hinführt, werden wir sehen.

DFB.de: In der abgelaufenen Saison stand Platz vier zu Buche. Mittelfristig strebt der Verein den Aufstieg in die 3. Liga an. Ist auch kurzfristig der Sprung in den Profibereich möglich?

Klingbeil: Das ist schwer zu sagen. Wir haben ein junges, unerfahrenes Team, das aber viel Qualität mitbringt. Eine Prognose möchte ich nicht abgeben. Klar ist aber, dass der Drittliga-Aufstieg ohnehin ein schwieriges Unterfangen ist. Wegen der Aufstiegsrunde kann man auch als souveräner Meister den Sprung in Liga drei verpassen. Aktuelles Parabeispiel ist der Südwest-Titelträger Kickers Offenbach, der mit zehn Punkten Vorsprung Erster wurde und dann am 1. FC Magdeburg gescheitert ist.

DFB.de: Welche Mannschaften gehören in der Regionalliga Nordost zu den Meisterschaftsfavoriten?

Klingbeil: Ich schätze den BFC Dynamo als sehr stark ein. Außerdem denke ich, dass der FSV Zwickau wieder oben mitspielen wird. Auch der FSV Wacker Nordhausen und Aufsteiger RB Leipzig II könnten eine gute Rolle spielen.

DFB.de: Im DFB-Pokal gegen den HSV geht der FC Carl Zeiss als klarer Außenseiter in die Partie. Welche Chancen rechnen Sie sich dennoch aus?

Klingbeil: Wir haben gar keine Chance. Aber die müssen wir nutzen. (lacht) Pokalspiele besitzen immer einen besonderen Charakter. Wir müssen auf jeden Fall alle rennen bis zum Umfallen und bis zur absoluten Grenze gehen. Dann können wir uns vor ausverkaufter heimischer Kulisse Hoffnung darauf machen, eine Runde weiterzukommen. Die Euphorie in Jena ist auf jeden Fall riesig. Sogar eine Zusatztribüne wird es geben, weil der Andrang auf die Begegnung so groß ist.

DFB.de: Worauf kommt es vor allem an, um als unterklassiger Vereinen eine Bundesliga-Mannschaft bezwingen zu können?

Klingbeil: Wir müssen einen Sahne-Tag erwischen - alles muss funktionieren. Wichtig ist, das Spiel so lange wie möglich offen zu halten. Je länger es 0:0 steht, desto größer ist unsere Chance, für eine Sensation zu sorgen.

DFB.de: Wenn Sie gegen den HSV den Siegtreffer erzielen, dann...?

Klingbeil: ... würde ich etwas Verrücktes machen. (lacht) Das wäre der Wahnsinn. Was ich dann aber genau anstelle, weiß ich nicht. Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.