Im Fokus: Durms Rückkehr nach Mainz

Regelmäßig stellt DFB.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Heute: Erik Durm, der am Wochenende mit seinem Verein Borussia Bortmund an seine Wurzeln zurückkehrt.

Im großen Finale stehen sich die Teams aus Argentinien und Deutschland gegenüber. Im Turnierverlauf hatten sich diese Mannschaften gegen die internationale Konkurrenz durchgesetzt, mal mit Glück, meist mit Können. Nun also das Endspiel. Los geht’s – rein ins Spiel. Die deutsche Mannschaft erzielt das 1:0. Spielminute? Torschütze? Deutschland gegen Argentinien - klare Sache: Mario Götze in der Hundertdreizehnten. Möööööp, falsch! Getroffen hat… Erik Durm. Und schon 110 Minuten früher. Genau genommen drei Jahre früher, also rund 1.577.846 Minuten früher. Wir sind auch nicht im Maracana, nicht in Rio de Janeiro, nicht im Jahr 2014. Wir sind in Ergenzingen, wir sind in Baden-Württemberg, wir sind beim internationalen A-Junioren-Fußballturnier. Wir sind im Jahr 2011.

Das Turnier ist hochkarätig besetzt, aus Brasilien ist der Esporte Club Bahia angereist, aus Mexiko die Talentschmiede Atlas Guadalajara, außerdem der Nachwuchs von Fenerbahce Istanbul aus der Türkei und die vielen angehende Erben Maradonas von den Boca Juniors aus Argentinien. Dazu ein Team des Veranstalters TuS Ergenzingen, sowie der Lokalrivale vom VfL Nagold. Und der FSV Mainz 05. Mit Erik Durm. Durm war damals noch Stürmer, Durm war damals noch Spieler des FSV Mainz 05. Und er machte, was sich für Stürmer gehört – er schoss Tore. Sein Treffer gegen die Boca Juniors war ein klassisches Stürmer-Tor, ein Abstauber aus kurzer Distanz.

"Wir sind im Guten auseinander gegangen"

Erinnerungen wie diese hat Durm, wenn er an seine Zeit beim FSV Mainz 05 denkt. Und in diesem Tagen denkt er ziemlich häufig an die zwei Jahre am Bruchweg. Mit Borussia Dortmund spielt der Nationalspieler am Samstag (18.30 Uhr, live bei Sky) gegen den FSV, für Durm ist es eine Reise in die Vergangenheit. In eine andere Zeit, eine andere Welt. Auf der Fußball-Eliteschule in Mainz hat er sein Abitur gemacht, an der Uni in Mainz später Sportwissenschaften studiert. Mit dem Fahrrad ist er zur Uni geradelt, bei der Zweiten Mannschaft des FSV hat er später die ersten Schritte in den Profibereich unternommen.

Bis Borussia Dortmund anklopfte. Der BVB hatte sein Talent erkannt, genauso wie der FSV. In Mainz wurde ihm ein Profivertrag angeboten, Durm überlegte – und lehnte ab. "Wir sind uns damals in Mainz nicht ganz einig geworden", sagt Durm. Und sagt dann, was für ihn sehr wichtig ist: "Wir sind aber im Guten auseinander gegangen." Es gab keinen Streit, keine bösen Worte, kein Nachtreten.

Tuchel über Durm: "Er war bei uns ein echter Stoßstürmer"

Von Mainz aus wurde der weitere Werdegang Durms genau verfolgt. Und so manches Mal hat sich Thomas Tuchel gewundert. Nicht darüber, dass Durm den Sprung in das DFB-Team geschafft hat und heute Weltmeister ist. Aber darüber, auf welcher Position diesem dies gelungen ist. Der ehemalige Trainer des FSV ist ein kreativer Mensch, er hat selber häufig Einfälle, die andere auf den ersten Blick für eher gewagt halten. Aber der Gedanke, aus dem Stürmer Durm den Verteidiger Durm zu machen, war für ihn sehr weit weg. "Er war bei uns ein echter Stoßstürmer, wir haben ihn immer auch nur als solchen gesehen", sagt Tuchel und gesteht nicht ohne Neid: "Wir sind definitiv nicht auf die Idee gekommen, dass er Außenverteidiger spielen könnte."

Kann er. Macht er. Rechts wie links. Das mit der rechten Seite ist für Durm eine gewohnte Neuerung. In der vergangenen Spielzeit hat er es als linker Außenverteidiger zum Stammspieler in Dortmund und in den WM-Kader von Bundestrainer Joachim Löw gebracht. Beim Auftakt in die Champions League am vergangenen Dienstag stand er im Spiel gegen den FC Arsenal (2:0) auf einmal auf der rechten Seite des Spielfelds. Nicht, weil er sich verirrt hatte, Trainer Jürgen Klopp hatte ihn dorthin beordert. In der Gewissheit, mit Durm einen Experten in Sachen Positionswechsel zu haben. Die vertikale Umstellung von vorne nach hinten ist schnell und problemlos gelungen, da kann die horizontale ja nicht so schwierig sein.

Und sie hat gut funktioniert. Gegen Arsenal harmonierte die neuformierte Hintermannschaft des BVB prächtig, Durm agierte mehr als solide, ließ hinten nichts zu und setzte vorne Akzente. Dabei räumt er ein, intellektuell wie körperlich durchaus gefordert gewesen zu sein. „Es hört sich einfach an, weil es ja einfach nur spiegelverkehrt ist“, sagt er. „Aber die Wege, die Blicke, wie man sich dreht - das ist schon anders.“ Geholfen hat Durm, dass er beim BVB nach der vertikalen Umschulung zunächst auf der rechten Seite eingeplant war. In der Vorbereitung auf die Spielzeit 2013/2014 hat er Rechtsverteidiger gespielt, seither allerdings nie wieder. Geholfen haben Durm auch die Kollegen. „Ich hatte nie Angst, dass etwas anbrennt, weil die Jungs vorne prima draufgegangen sind und tolles Pressing gespielt haben“, sagt er. „In der ersten Halbzeit fand Arsenal kaum statt, weil wir direkt alles unterbunden haben.“

Durm und Klopp kehren zurück



Regelmäßig stellt DFB.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Heute: Erik Durm, der am Wochenende mit seinem Verein Borussia Bortmund an seine Wurzeln zurückkehrt.

Im großen Finale stehen sich die Teams aus Argentinien und Deutschland gegenüber. Im Turnierverlauf hatten sich diese Mannschaften gegen die internationale Konkurrenz durchgesetzt, mal mit Glück, meist mit Können. Nun also das Endspiel. Los geht’s – rein ins Spiel. Die deutsche Mannschaft erzielt das 1:0. Spielminute? Torschütze? Deutschland gegen Argentinien - klare Sache: Mario Götze in der Hundertdreizehnten. Möööööp, falsch! Getroffen hat… Erik Durm. Und schon 110 Minuten früher. Genau genommen drei Jahre früher, also rund 1.577.846 Minuten früher. Wir sind auch nicht im Maracana, nicht in Rio de Janeiro, nicht im Jahr 2014. Wir sind in Ergenzingen, wir sind in Baden-Württemberg, wir sind beim internationalen A-Junioren-Fußballturnier. Wir sind im Jahr 2011.

Das Turnier ist hochkarätig besetzt, aus Brasilien ist der Esporte Club Bahia angereist, aus Mexiko die Talentschmiede Atlas Guadalajara, außerdem der Nachwuchs von Fenerbahce Istanbul aus der Türkei und die vielen angehende Erben Maradonas von den Boca Juniors aus Argentinien. Dazu ein Team des Veranstalters TuS Ergenzingen, sowie der Lokalrivale vom VfL Nagold. Und der FSV Mainz 05. Mit Erik Durm. Durm war damals noch Stürmer, Durm war damals noch Spieler des FSV Mainz 05. Und er machte, was sich für Stürmer gehört – er schoss Tore. Sein Treffer gegen die Boca Juniors war ein klassisches Stürmer-Tor, ein Abstauber aus kurzer Distanz.

"Wir sind im Guten auseinander gegangen"

Erinnerungen wie diese hat Durm, wenn er an seine Zeit beim FSV Mainz 05 denkt. Und in diesem Tagen denkt er ziemlich häufig an die zwei Jahre am Bruchweg. Mit Borussia Dortmund spielt der Nationalspieler am Samstag (18.30 Uhr, live bei Sky) gegen den FSV, für Durm ist es eine Reise in die Vergangenheit. In eine andere Zeit, eine andere Welt. Auf der Fußball-Eliteschule in Mainz hat er sein Abitur gemacht, an der Uni in Mainz später Sportwissenschaften studiert. Mit dem Fahrrad ist er zur Uni geradelt, bei der Zweiten Mannschaft des FSV hat er später die ersten Schritte in den Profibereich unternommen.

Bis Borussia Dortmund anklopfte. Der BVB hatte sein Talent erkannt, genauso wie der FSV. In Mainz wurde ihm ein Profivertrag angeboten, Durm überlegte – und lehnte ab. "Wir sind uns damals in Mainz nicht ganz einig geworden", sagt Durm. Und sagt dann, was für ihn sehr wichtig ist: "Wir sind aber im Guten auseinander gegangen." Es gab keinen Streit, keine bösen Worte, kein Nachtreten.

Tuchel über Durm: "Er war bei uns ein echter Stoßstürmer"

Von Mainz aus wurde der weitere Werdegang Durms genau verfolgt. Und so manches Mal hat sich Thomas Tuchel gewundert. Nicht darüber, dass Durm den Sprung in das DFB-Team geschafft hat und heute Weltmeister ist. Aber darüber, auf welcher Position diesem dies gelungen ist. Der ehemalige Trainer des FSV ist ein kreativer Mensch, er hat selber häufig Einfälle, die andere auf den ersten Blick für eher gewagt halten. Aber der Gedanke, aus dem Stürmer Durm den Verteidiger Durm zu machen, war für ihn sehr weit weg. "Er war bei uns ein echter Stoßstürmer, wir haben ihn immer auch nur als solchen gesehen", sagt Tuchel und gesteht nicht ohne Neid: "Wir sind definitiv nicht auf die Idee gekommen, dass er Außenverteidiger spielen könnte."

Kann er. Macht er. Rechts wie links. Das mit der rechten Seite ist für Durm eine gewohnte Neuerung. In der vergangenen Spielzeit hat er es als linker Außenverteidiger zum Stammspieler in Dortmund und in den WM-Kader von Bundestrainer Joachim Löw gebracht. Beim Auftakt in die Champions League am vergangenen Dienstag stand er im Spiel gegen den FC Arsenal (2:0) auf einmal auf der rechten Seite des Spielfelds. Nicht, weil er sich verirrt hatte, Trainer Jürgen Klopp hatte ihn dorthin beordert. In der Gewissheit, mit Durm einen Experten in Sachen Positionswechsel zu haben. Die vertikale Umstellung von vorne nach hinten ist schnell und problemlos gelungen, da kann die horizontale ja nicht so schwierig sein.

Und sie hat gut funktioniert. Gegen Arsenal harmonierte die neuformierte Hintermannschaft des BVB prächtig, Durm agierte mehr als solide, ließ hinten nichts zu und setzte vorne Akzente. Dabei räumt er ein, intellektuell wie körperlich durchaus gefordert gewesen zu sein. „Es hört sich einfach an, weil es ja einfach nur spiegelverkehrt ist“, sagt er. „Aber die Wege, die Blicke, wie man sich dreht - das ist schon anders.“ Geholfen hat Durm, dass er beim BVB nach der vertikalen Umschulung zunächst auf der rechten Seite eingeplant war. In der Vorbereitung auf die Spielzeit 2013/2014 hat er Rechtsverteidiger gespielt, seither allerdings nie wieder. Geholfen haben Durm auch die Kollegen. „Ich hatte nie Angst, dass etwas anbrennt, weil die Jungs vorne prima draufgegangen sind und tolles Pressing gespielt haben“, sagt er. „In der ersten Halbzeit fand Arsenal kaum statt, weil wir direkt alles unterbunden haben.“

Durm und Klopp kehren zurück

Soweit das Rezept gegen Arsenal. Wie Dortmund in Mainz gewinnen will, weiß ein anderer Rückkehrer. Auch Trainer Jürgen Klopp ging einst den Weg aus Mainz nach Dortmund, wie Durm hat auch der Trainer nur gute Erinnerungen an seine Jahre dort. „Ich gönne diesem Verein wirklich alles, aber zwei Mal im Jahr wollen wir sie schlagen“, sagt Klopp auf der Homepage des BVB. Das Mittel dazu klingt simpel: „Wir werden gut vorbereitet sein und wollen den Gegner vor größere Probleme stellen als er für uns bereithält.“

Ob und wo Jürgen Klopp für das Spiel gegen die gemeinsame Vergangenheit mit Durm plant, weiß aktuell nur der Trainer. Wer weiß, vielleicht erinnert sich Klopp auch an Durms Vergangenheit als Stürmer? Vielleicht hat er gehört vom Finale 2011 in Ergenzingen gegen die Mannschaft aus Argentinien? Wobei, ein gutes Omen ist dieser Rückblick für Durm nicht. Sein Tor damals genügte nicht zum Titel. Die Boca Juniors trafen danach noch zwei Mal und nahmen den Pokal mit nach Südamerika.