Hummels warnt Bayern: "Wir hängen immer noch hinten dran"

Trotz Rückstandes 3:1 beim FC Augsburg gewonnen und den Abstand auf Tabellenführer Bayern München bei fünf Punkten gehalten: Borussia Dortmund bleibt weiter im Rennen um die Deutsche Meisterschaft. Mit auf dem Platz: Weltmeister Mats Hummels, der auf DFB.de über den aktuellen Leistungsstand seiner Mannschaft und die Länderspiele am Samstag, 26. März (ab 20.45 Uhr, live im ZDF), in Berlin gegen England und am Dienstag, 29. März (ab 20.45 Uhr, live in der ARD), in München gegen Italien spricht.

Frage: Herr Hummels, wie bewerten Sie das 3:1 in Augsburg?

Mats Hummels: Ich glaube, das war ein erneuter Beweis unserer Reife, weil wir nach dem Rückstand ruhig geblieben sind und genau wussten, dass wir viel Zeit haben, um zurückzukommen. Das 0:1 war natürlich ärgerlich. Es war ein schwieriges Spiel, da sich Augsburg fast durchgehend aufs Verteidigen konzentriert hat. Dadurch haben wir aber auch Lücken gelassen, weil wir immer offener wurden und ein bisschen mehr Risiko gegangen sind im Passspiel. Nichtsdestotrotz haben wir das richtig gut gemacht, haben Ruhe bewahrt und weiter unsere Laufwege abgerissen, weil wir wussten, dass die Augsburger das irgendwann nicht mehr verteidigen können.

Frage: Ist der Beleg der Reife vor allem, dass nach einem Rückstand keine Punkte abgegeben wurden - anders als in früheren Spielen?

Hummels: Man kann schon mal Punkte abgeben. Wenn wir 1:1 gespielt hätten, wäre das auch okay gewesen. Es geht vor allem um die Art und Weise und darum, dass wir unser Spiel weiterspielen. Das ist das Wichtigste: dass wir nicht wild werden und in der 35. Minute anfangen, lange Bälle zu spielen und hektisch zu werden. Wir wissen: Unsere offensiven Jungs haben eine so unglaubliche Qualität, dass wir immer Tore schießen können. Wir verlassen uns momentan darauf - und die Jungs liefern.

Frage: Was war die entscheidende Verbesserung im Vergleich zur ersten Halbzeit?

Hummels: Wir waren etwas präziser. Wir hatten in der ersten Halbzeit ein paar schlechte Ballannahmen, da reihe ich mich auch mit ein. Jeder hatte da seinen Anteil mit einem zu einfachen Fehlpass, dem ein oder anderen verlorenen Zweikampf. Symptomatisch war die Chance von Caiuby, als drei oder vier Mann einfach nicht zum Ball gehen und er auf einmal allein vor dem Torwart steht. Da hat man gemerkt, dass wir noch nicht ganz da waren. Aber wir wurden immer konzentrierter, haben die Bälle deutlich besser gehalten. Und ich finde, nach dem 3:1 haben wir das überragend gemacht, weil wir den Ball und den Gegner laufen, laufen, laufen gelassen haben.

Frage: Wäre es gegenüber Bayern München ein Vorteil, nicht immer nachlegen zu müssen?

Hummels: Wir würden sie gern mal in die Situation bringen, dass wir vorgelegt haben und vielleicht ein bisschen Druck aufkommt. Andererseits muss man sagen: Bayern spielt das unglaublich souverän, sie kassieren fast keine Gegentore. Am Samstag hätte Köln ruhig mal eins machen können. Und vorne machen Robert Lewandowski und Thomas Müller einfach die Bälle rein. Deswegen sind sie verdient da oben. Aber wenn sie noch mal stolpern: Wir hängen immer noch hinten dran. Mal schauen, wie lange das noch so weitergeht.

Frage: Sind Sie nun bei der Nationalmannschaft auch ein bisschen als Psychologe für Ihren ehemaligen Vereinskollegen Mario Götze gefordert?

Hummels: So übertrieben muss man das nicht formulieren. Mario hatte eigentlich eine sehr gute Saison bei Bayern München, bis er sich verletzt hat (im Oktober 2015; Anm. d. Red.). Das ist einfach unglücklich gelaufen, das ist einfach Pech. Aber wir werden selbstverständlich versuchen, ihn wieder aufzupäppeln, damit er weiß: Seine Rolle bei der Nationalmannschaft ist im Moment größer und wichtiger als bei den Bayern. Er ist ein hervorragender Fußballer. Schade für ihn, dass er momentan nicht so zum Zug kommt.

Frage: Wie blicken Sie auf die Spiele gegen England und Italien?

Hummels: Wir hatten genau die gleiche Konstellation mal im November 2013. Da haben wir erst in Italien und dann in England gespielt, jetzt spielen wir jeweils zu Hause. Das sind natürlich zwei große Duelle. Ich finde es sehr schön, dass wir die Länderspiele oft so gestalten, dass man diese prestigeträchtigen Mannschaften zu Gast hat. Ich hoffe, dass wir gute Generalproben abliefern, auch wenn es nicht die letzten Spiele vor der EM sind. Aber es geht darum zu zeigen, dass wir uns im Vergleich zu Qualifikation steigern wollen - und ich glaube auch werden.

Frage: Denken Sie noch oft an die Negativerfahrungen von Paris und Hannover?

Hummels: Ehrlich gesagt nicht. Wenn ich mir zu viele Gedanken darüber machen würde, würde der Spaß am Spiel darunter leiden. Ich hoffe einfach - wenn man liest, was gerade in Istanbul los ist -, dass überall Ruhe einkehrt. Das wäre sehr schön und sehr zu hoffen. Nur daran zu glauben, das fällt mir momentan noch etwas schwer.

Aufgezeichnet von DFB.de.

[dfb]

Trotz Rückstandes 3:1 beim FC Augsburg gewonnen und den Abstand auf Tabellenführer Bayern München bei fünf Punkten gehalten: Borussia Dortmund bleibt weiter im Rennen um die Deutsche Meisterschaft. Mit auf dem Platz: Weltmeister Mats Hummels, der auf DFB.de über den aktuellen Leistungsstand seiner Mannschaft und die Länderspiele am Samstag, 26. März (ab 20.45 Uhr, live im ZDF), in Berlin gegen England und am Dienstag, 29. März (ab 20.45 Uhr, live in der ARD), in München gegen Italien spricht.

Frage: Herr Hummels, wie bewerten Sie das 3:1 in Augsburg?

Mats Hummels: Ich glaube, das war ein erneuter Beweis unserer Reife, weil wir nach dem Rückstand ruhig geblieben sind und genau wussten, dass wir viel Zeit haben, um zurückzukommen. Das 0:1 war natürlich ärgerlich. Es war ein schwieriges Spiel, da sich Augsburg fast durchgehend aufs Verteidigen konzentriert hat. Dadurch haben wir aber auch Lücken gelassen, weil wir immer offener wurden und ein bisschen mehr Risiko gegangen sind im Passspiel. Nichtsdestotrotz haben wir das richtig gut gemacht, haben Ruhe bewahrt und weiter unsere Laufwege abgerissen, weil wir wussten, dass die Augsburger das irgendwann nicht mehr verteidigen können.

Frage: Ist der Beleg der Reife vor allem, dass nach einem Rückstand keine Punkte abgegeben wurden - anders als in früheren Spielen?

Hummels: Man kann schon mal Punkte abgeben. Wenn wir 1:1 gespielt hätten, wäre das auch okay gewesen. Es geht vor allem um die Art und Weise und darum, dass wir unser Spiel weiterspielen. Das ist das Wichtigste: dass wir nicht wild werden und in der 35. Minute anfangen, lange Bälle zu spielen und hektisch zu werden. Wir wissen: Unsere offensiven Jungs haben eine so unglaubliche Qualität, dass wir immer Tore schießen können. Wir verlassen uns momentan darauf - und die Jungs liefern.

Frage: Was war die entscheidende Verbesserung im Vergleich zur ersten Halbzeit?

Hummels: Wir waren etwas präziser. Wir hatten in der ersten Halbzeit ein paar schlechte Ballannahmen, da reihe ich mich auch mit ein. Jeder hatte da seinen Anteil mit einem zu einfachen Fehlpass, dem ein oder anderen verlorenen Zweikampf. Symptomatisch war die Chance von Caiuby, als drei oder vier Mann einfach nicht zum Ball gehen und er auf einmal allein vor dem Torwart steht. Da hat man gemerkt, dass wir noch nicht ganz da waren. Aber wir wurden immer konzentrierter, haben die Bälle deutlich besser gehalten. Und ich finde, nach dem 3:1 haben wir das überragend gemacht, weil wir den Ball und den Gegner laufen, laufen, laufen gelassen haben.

Frage: Wäre es gegenüber Bayern München ein Vorteil, nicht immer nachlegen zu müssen?

Hummels: Wir würden sie gern mal in die Situation bringen, dass wir vorgelegt haben und vielleicht ein bisschen Druck aufkommt. Andererseits muss man sagen: Bayern spielt das unglaublich souverän, sie kassieren fast keine Gegentore. Am Samstag hätte Köln ruhig mal eins machen können. Und vorne machen Robert Lewandowski und Thomas Müller einfach die Bälle rein. Deswegen sind sie verdient da oben. Aber wenn sie noch mal stolpern: Wir hängen immer noch hinten dran. Mal schauen, wie lange das noch so weitergeht.

Frage: Sind Sie nun bei der Nationalmannschaft auch ein bisschen als Psychologe für Ihren ehemaligen Vereinskollegen Mario Götze gefordert?

Hummels: So übertrieben muss man das nicht formulieren. Mario hatte eigentlich eine sehr gute Saison bei Bayern München, bis er sich verletzt hat (im Oktober 2015; Anm. d. Red.). Das ist einfach unglücklich gelaufen, das ist einfach Pech. Aber wir werden selbstverständlich versuchen, ihn wieder aufzupäppeln, damit er weiß: Seine Rolle bei der Nationalmannschaft ist im Moment größer und wichtiger als bei den Bayern. Er ist ein hervorragender Fußballer. Schade für ihn, dass er momentan nicht so zum Zug kommt.

Frage: Wie blicken Sie auf die Spiele gegen England und Italien?

Hummels: Wir hatten genau die gleiche Konstellation mal im November 2013. Da haben wir erst in Italien und dann in England gespielt, jetzt spielen wir jeweils zu Hause. Das sind natürlich zwei große Duelle. Ich finde es sehr schön, dass wir die Länderspiele oft so gestalten, dass man diese prestigeträchtigen Mannschaften zu Gast hat. Ich hoffe, dass wir gute Generalproben abliefern, auch wenn es nicht die letzten Spiele vor der EM sind. Aber es geht darum zu zeigen, dass wir uns im Vergleich zu Qualifikation steigern wollen - und ich glaube auch werden.

Frage: Denken Sie noch oft an die Negativerfahrungen von Paris und Hannover?

Hummels: Ehrlich gesagt nicht. Wenn ich mir zu viele Gedanken darüber machen würde, würde der Spaß am Spiel darunter leiden. Ich hoffe einfach - wenn man liest, was gerade in Istanbul los ist -, dass überall Ruhe einkehrt. Das wäre sehr schön und sehr zu hoffen. Nur daran zu glauben, das fällt mir momentan noch etwas schwer.

Aufgezeichnet von DFB.de.