Hummels: "Letzte Male machen sentimental"

Weltmeister Mats Hummels machte ein letztes Mal die Welle vor der Südtribüne, gemeinsam mit der Mannschaft von Borussia Dortmund und den Europapokal-Siegern von 1966. Der Abschied aus dem Signal-Iduna-Park fiel dem BVB-Kapitän nach dem 2:2 gegen den 1. FC Köln am 34. Bundesliga-Spieltag sichtlich schwer. Froh war der 27-Jährige dagegen, dass die Pfiffe wie beim vorletzten Heimspiel verstummt waren.

In seinem Abschiedsinterview spricht der Nationalspieler über die tiefgehenden Emotionen, seinen Abschied aus Dortmund und das DFB-Pokalfinale am kommenden Samstag gegen seinen künftigen Verein, den FC Bayern München.

Frage: Herr Hummels, welche Gedanken gehen Ihnen nach Ihrem letzten Heimspiel mit dem BVB durch den Kopf?

Mats Hummels: Zunächst einmal ist es ein sehr komisches Gefühl, zu wissen, man geht zum letzten Mal hier raus zum Aufwärmen, verabschiedet sich zum letzten Mal von der Süd nach dem Spiel. Das war in den letzten Jahren für mich ein fester Bestandteil, sodass es seltsam ist, dass bald nicht mehr zu haben. Ich bin eigentlich kein Freund dieser letzten Male: Da bin ich gestern das letzte Mal essen gewesen, da bin ich das letzte Mal an meiner alten Wohnung in Dortmund vorbeigefahren ... das macht etwas sentimental. Aber das gehört einfach zu dem Ganzen dazu. Es ist schade, aber gleichzeitig schön, weil es eben eine sehr schöne Zeit war. Deswegen muss man einfach damit klarkommen, dass man sich von gewissen Dingen verabschieden muss.

Frage: Wie wichtig ist es für Sie, dass die Fans diesmal vernünftig reagiert haben und keine Pfiffe mehr kamen?

Hummels: Darüber war ich natürlich sehr froh, weil es einfach eine sehr lange und intensive Zeit war. Ich habe auch vollstes Verständnis für die Reaktionen: Donnerstagsabends wurde bekannt gegeben, dass ich den Wunsch zu wechseln geäußert hatte, am Freitagabend machte noch ein Gerücht die Runde, dass ich anscheinend unbedingt weg wollte. Da konnte ich verstehen, dass es sehr emotional war. Von der Emotionalität habe ich in den letzten acht Jahren auch profitiert, dann muss man auch damit leben, wenn man mal ein bisschen Gegenwind bekommt. Das gehört alles dazu. Auch, wenn heute gepfiffen worden wäre, hätte das die ganz Zeit in meinem persönlichen Empfinden in keinster Weise geschmälert.

Frage: Es ist zurzeit eine Art Zwischenstadium für Sie: Zum ist es ein Stück weit Ihr Abschied, zum anderen aber auch nicht so richtig, weil noch ein wichtiges Spiel ansteht. Wie empfinden Sie das?

Hummels: Es ist tatsächlich so ein Mittelding. Es ist noch zu früh, sich komplett zu verabschieden, auch vom Kopf her, weil es nochmal unglaublich wichtig wird und wir uns auch im Training noch einmal vorbereiten wollen, um den Pokal zu holen. Nichtsdestotrotz muss man sich schon ein paar Gedanken machen: Was nimmt man mit, was nimmt man nicht mit? Das ist unvermeidbar, dass man daran ein paar Gedanken verschwendet. Aber rein aufs Fußballerische bezogen wird der endgültige Abschied tatsächlich hoffentlich erst am nächsten Sonntag passieren, auf dem Bus während der acht Stunden danach, wenn wir den Titel haben.

Frage: Wie schade finden Sie es, dass es bisher keine offizielle Verabschiedung vonseiten des BVB gegeben hat?

Hummels: Das ist schon schade. Ich kann verstehen, dass Bayern nicht das ist, wo man mich gerne sieht. Aber alle, die mich kennen, haben sehr großes Verständnis dafür geäußert. Das ist vor allem verbunden mit dem Aspekt Heimat: In München wohnt meine Familie, da wohnt die Familie meiner Frau, da wohnen meine besten Freunde, mein Bruder, alle wohnen da. Das ist zusammen mit dem sportlichen Reiz, den Bayern nun einmal darstellt, nachvollziehbar. Dass ich mir nochmal etwas beweisen wollte, da kann ich mich auch nicht ganz von freisprechen. Deswegen bin ich sehr froh, dass die Leute, die mich kennen, und privat wissen, wie wichtig mir diese Dinge sind, Verständnis geäußert haben, bevor ich das überhaupt entschieden hatte. Also auch diejenigen, die in meine Gedankengänge involviert waren, meine wichtigsten Vertrauten in der Mannschaft. Es haben sich auch sehr viele Mitarbeiter aus dem Verein bei mir gemeldet und haben gesagt: Es war schön, es ist schade, aber nachvollziehbar. "Schade, aber nachvollziehbar" – das ist meines Erachtens eine treffende Überschrift für das Ganze.



Weltmeister Mats Hummels machte ein letztes Mal die Welle vor der Südtribüne, gemeinsam mit der Mannschaft von Borussia Dortmund und den Europapokal-Siegern von 1966. Der Abschied aus dem Signal-Iduna-Park fiel dem BVB-Kapitän nach dem 2:2 gegen den 1. FC Köln am 34. Bundesliga-Spieltag sichtlich schwer. Froh war der 27-Jährige dagegen, dass die Pfiffe wie beim vorletzten Heimspiel verstummt waren.

In seinem Abschiedsinterview spricht der Nationalspieler über die tiefgehenden Emotionen, seinen Abschied aus Dortmund und das DFB-Pokalfinale am kommenden Samstag gegen seinen künftigen Verein, den FC Bayern München.

Frage: Herr Hummels, welche Gedanken gehen Ihnen nach Ihrem letzten Heimspiel mit dem BVB durch den Kopf?

Mats Hummels: Zunächst einmal ist es ein sehr komisches Gefühl, zu wissen, man geht zum letzten Mal hier raus zum Aufwärmen, verabschiedet sich zum letzten Mal von der Süd nach dem Spiel. Das war in den letzten Jahren für mich ein fester Bestandteil, sodass es seltsam ist, dass bald nicht mehr zu haben. Ich bin eigentlich kein Freund dieser letzten Male: Da bin ich gestern das letzte Mal essen gewesen, da bin ich das letzte Mal an meiner alten Wohnung in Dortmund vorbeigefahren ... das macht etwas sentimental. Aber das gehört einfach zu dem Ganzen dazu. Es ist schade, aber gleichzeitig schön, weil es eben eine sehr schöne Zeit war. Deswegen muss man einfach damit klarkommen, dass man sich von gewissen Dingen verabschieden muss.

Frage: Wie wichtig ist es für Sie, dass die Fans diesmal vernünftig reagiert haben und keine Pfiffe mehr kamen?

Hummels: Darüber war ich natürlich sehr froh, weil es einfach eine sehr lange und intensive Zeit war. Ich habe auch vollstes Verständnis für die Reaktionen: Donnerstagsabends wurde bekannt gegeben, dass ich den Wunsch zu wechseln geäußert hatte, am Freitagabend machte noch ein Gerücht die Runde, dass ich anscheinend unbedingt weg wollte. Da konnte ich verstehen, dass es sehr emotional war. Von der Emotionalität habe ich in den letzten acht Jahren auch profitiert, dann muss man auch damit leben, wenn man mal ein bisschen Gegenwind bekommt. Das gehört alles dazu. Auch, wenn heute gepfiffen worden wäre, hätte das die ganz Zeit in meinem persönlichen Empfinden in keinster Weise geschmälert.

Frage: Es ist zurzeit eine Art Zwischenstadium für Sie: Zum ist es ein Stück weit Ihr Abschied, zum anderen aber auch nicht so richtig, weil noch ein wichtiges Spiel ansteht. Wie empfinden Sie das?

Hummels: Es ist tatsächlich so ein Mittelding. Es ist noch zu früh, sich komplett zu verabschieden, auch vom Kopf her, weil es nochmal unglaublich wichtig wird und wir uns auch im Training noch einmal vorbereiten wollen, um den Pokal zu holen. Nichtsdestotrotz muss man sich schon ein paar Gedanken machen: Was nimmt man mit, was nimmt man nicht mit? Das ist unvermeidbar, dass man daran ein paar Gedanken verschwendet. Aber rein aufs Fußballerische bezogen wird der endgültige Abschied tatsächlich hoffentlich erst am nächsten Sonntag passieren, auf dem Bus während der acht Stunden danach, wenn wir den Titel haben.

Frage: Wie schade finden Sie es, dass es bisher keine offizielle Verabschiedung vonseiten des BVB gegeben hat?

Hummels: Das ist schon schade. Ich kann verstehen, dass Bayern nicht das ist, wo man mich gerne sieht. Aber alle, die mich kennen, haben sehr großes Verständnis dafür geäußert. Das ist vor allem verbunden mit dem Aspekt Heimat: In München wohnt meine Familie, da wohnt die Familie meiner Frau, da wohnen meine besten Freunde, mein Bruder, alle wohnen da. Das ist zusammen mit dem sportlichen Reiz, den Bayern nun einmal darstellt, nachvollziehbar. Dass ich mir nochmal etwas beweisen wollte, da kann ich mich auch nicht ganz von freisprechen. Deswegen bin ich sehr froh, dass die Leute, die mich kennen, und privat wissen, wie wichtig mir diese Dinge sind, Verständnis geäußert haben, bevor ich das überhaupt entschieden hatte. Also auch diejenigen, die in meine Gedankengänge involviert waren, meine wichtigsten Vertrauten in der Mannschaft. Es haben sich auch sehr viele Mitarbeiter aus dem Verein bei mir gemeldet und haben gesagt: Es war schön, es ist schade, aber nachvollziehbar. "Schade, aber nachvollziehbar" – das ist meines Erachtens eine treffende Überschrift für das Ganze.

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Frage: Wie das Leben so spielt, ist ausgerechnet der FC Bayern der Gegner im DFB-Pokalfinale am nächsten Samstag ...

Hummels: ... und der erste Gegner mit Bayern wird dann Dortmund sein (im Spiel um den Supercup am 14. August, Anm. d. Red.).

Frage: Wie gehen Sie das DFB-Pokalendspiel jetzt an?

Hummels: Natürlich mit dem Gefühl, das gewinnen zu wollen. Ich will Bayern solange schlagen wie ich hier bin. Das ist jetzt eben noch dieses eine Spiel der Fall. Dafür werde ich mit den anderen zusammen alles geben. Wir wollen nach langer titelloser Zeit mal wieder einen Titel holen. Es ist für uns alle eine enorm wichtige Geschichte, aus dem Pokalfinale als Sieger hervorzugehen. Ich hoffe, dass wird man auf dem Platz sehen. Für mich persönlich wird es eine große Drucksituation, da muss man nicht drumherum reden. Das ist ein Spiel, in dem du hundert Prozent Passquote und hundert Prozent Zweikämpfe brauchst, sonst wird jeder Fehler seziert. Ich kann nichts anders machen als zu versprechen, dass ich alles geben werde, niemanden schonen werde auf dem Platz und alles versuchen werde, meinen Teil zum Sieg beizutragen. Ich hoffe, dass das gelingt und es nachher keinen Grund gibt, Sätze rauszuhauen wie: "Der hat nicht mehr alles gegeben" oder "Der war gedanklich schon woanders". Das wäre natürlich Blödsinn, aber nichtsdestotrotz würden sich sicherlich einige bemüßigt fühlen, so etwas sagen zu müssen.

Frage: 2012 durften Sie den DFB-Pokal in die Höhe recken. Was macht Sie zuversichtlich, dass es in diesem Jahr wieder so sein wird?

Hummels: Einfach die Qualität, die wir haben. In den letzten beiden Ligaspielen haben wir es nicht mehr geschafft, hundert Prozent abzurufen, was menschlich irgendwo nachvollziehbar ist. Das ist natürlich ein bisschen schade, weil wir gerne im Rhythmus geblieben wären. Daran werden wir in dieser Woche arbeiten, damit wir wieder die Intensität auf den Platz bringen, die am Samstag notwendig sein wird, um Bayern zu schlagen. Da geht nichts mit 90 Prozent und auch nicht mit 95 Prozent, das wissen wir selber. Du musst trotzdem eine gewisse Lockerheit bringen, das ist die Kunst – wenn du verkrampfst, wirst du auch verlieren. Deshalb wollen wir uns in die richtige körperliche und mentale Lage versetzen, um dann wieder zu gewinnen. Das Gefühl ist schon wirklich unersetzlich, wenn du ein Finale gewinnst und dann zur Pokalübergabe schreiten darfst. Ich glaube, wir haben alle noch die schönen Bilder von 2012 im Kopf, wo Moritz (Leitner, Anm. d. Red.) mit der Fahne zum Marathontor hochläuft. Das haben sie, glaube ich, seitdem gesperrt. (lacht) Das ist auf jeden Fall ein riesengroßes Ziel.

Frage: Die letzten beiden Spiele waren nicht optimal. Kann man das auf einen Spannungsabfall zurückführen?

Hummels: Ein bisschen leider schon. Wir haben nicht offensichtlich Spannung verloren, aber haben uns zweimal schwer getan, eine Fünferkette zu knacken. Gegen Köln haben wir zweimal getroffen, hatten aber teilweise Situationen, in denen wir beim Konter offen wie ein Scheunentor waren. Da hatten wir Glück, dass wir nur zwei kassiert haben, das hätten auch mehr sein können. Aber das Spiel gegen Bayern wird ein komplett anderes. Ich gehe nicht davon aus, dass sie sich mit einer Fünferkette am Sechzehner verschanzen. Wenn, dann werden wir uns dazu etwas einfallen lassen. Aber ich glaube, man kann durch die letzten beiden Spiele keine Rückschlüsse aufs Finale ziehen, weil es ein komplett anderes Fußballspiel wird mit komplett anderen Aufgaben für jeden Einzelnen auf dem Platz.

Frage: BVB-Präsident Reinhard Rauball hat bei einem Talk in Dortmund gesagt, er wünsche sich für Sie, dass Sie zum Abschied mit dem Pokal im Bett einschlafen ...

Hummels: Das ist der Plan. (lacht) Wenn es soweit kommt, werde ich fragen, ob ich ihn tatsächlich aufs Zimmer mitnehmen kann. Das ist auf jeden Fall ein riesengroßes Ziel. Wenn man als Sportler Titel, oder überhaupt Wettbewerbe gewonnen hat, dann weiß man, was für ein unbeschreibliches Gefühl das ist. Daher ist es gerade ein schönes Wunschdenken, das sonntagsmorgens um fünf Uhr so zu erleben. Das wäre ein schöner Schlussakt.

Aufgezeichnet von DFB.de.