HSV gegen Bayern: Neun Duelle, ein Finale

Zum zehnten Mal kommt es heute (ab 20.30 Uhr, live in der ARD und bei Sky) im Viertelfinale zu einem Pokalspiel zwischen dem HSV und den Bayern. Der Rekordpokalsieger gewann sechs der bisherigen Partien, darunter ein Finale.

Ein gutes Omen für die Münchner: In vier der sechs Spielzeiten mit Siegen über den HSV gewannen sie auch den DFB-Pokal. Aber auch ein Pokaltriumph der Hamburger führte über die Bayern. Der Historiker Udo Muras erzählt auf DFB.de, warum es so kam und nicht anders.

HSV - FC Bayern 1:2, 7. April 1966, Viertelfinale

Die Pokalpremiere des Nord-Süd-Gipfels stieg an einem Donnerstag. 41.000 Zuschauer hatten den Weg in das noch schlecht beleuchtete Volkspark-Stadion gefunden in der Hoffnung, ihr HSV würde den kecken Aufsteiger wenigstens im Pokal in die Schranken weisen. In der Liga hatten die Bayern um die Jungstars Sepp Maier, Franz Beckenbauer und Gerd Müller, von denen die Fachwelt schwärmte, aber noch nicht viel wusste, beide Spiele gewonnen. Und auch der dritte Streich ging an die Münchner - glücklich nach allgemeinem Tenor, aber legal. "Alles hatte sich gegen den HSV verschworen", bedauerte das Sport Magazin die Verlierer.

Verteidiger Holger Dieckmann (10.) war ein frühes Eigentor unterlaufen, der HSV vergab Chancen für sechs Tore und das eine von Jürgen Kurbjuhn (35.) war letztlich auch nichts wert - denn "Mucki" Brenninger nutzt die einzige Bayern-Chance nach dem Wechsel (55.) zum 1:2-Endstand. "Das ist nicht zu fassen, das darf nicht wahr sein", stöhnte Uwe Seeler. Bayern-Trainer Tschik Cajkovski wollte dennoch die Pressekonferenz boykottieren, weil ihn eine Hamburger Zeitung angeblich falsch zitiert hatte: "HSV nix gut - St. Pauli viel besser", wollte er nie gesagt haben. Dennoch trieb auch dieses Zitat den HSV zu einer seiner besten Leistungen gegen die Bayern, die zwei Monate später den Pokal gewannen.

FC Bayern - HSV 4:0, 10. Juni 1967, Finale

In Stuttgart krönte der FC Bayern seine bis dahin erfolgreichste Saison, war er doch erst zwei Wochen zuvor Europapokalsieger der Pokalsieger geworden. Nun kam in einem einseitigen Finale erneut der DFB-Pokal in die Vitrine. "FC Bayern München - Mannschaft des Jahres", schrieb der Münchner Merkur in großen Lettern. Die Hamburger wollten ihnen zwar den Spaß verderben und begannen vor 60.000 Zuschauern mutiger als die Bayern, aber Sepp Maier parierte Uwe Seelers Kopfball und freute sich kurz darauf, als sich Hans Schulz und Bernd Dörfel in aussichtsreicher Position gegenseitig über den Haufen rannten. Ein Gerd-Müller-Tor (22.) nach Vorarbeit von Franz "Bulle" Roth stellte dann die Weichen auf Bayern-Sieg, obwohl noch lange zu spielen war fühlte es sich schon nach Entscheidung an.

Die Bayern verwalteten den Vorsprung im Stile einer abgeklärten Mannschaft, die sie erst noch werden sollten, der HSV konnte sie nicht fordern. "Uwe Seeler stand allein auf weiter Flur, Werner Olk folgte ihm unerbittlich", stellte das Sport Magazin fest. Wirklich entschieden wurde die Partie aber erst in den letzten 20 Minuten: Rainer Ohlhauser (72.), Gerd Müller per Kopf (76.) und Dieter Brenninger (84., Elfmeter) schraubten das Ergebnis in nicht ganz angebrachte Höhen.

Beinahe hätte es noch ein Gaudium gegeben, Sepp Maier machte auf Wink von Tschik Cajkovski Anstalten den Elfmeter zu schießen - doch Brenninger ließ sich den Ball nicht entreißen. Elfmeter-Zoff hat bei Bayern Tradition. An diesem Tag taugte er nicht mal zum Wermutstropfen, die Bayern drehten glücklich ihre mit viel Beifall bedachte Ehrenrunde, während Präsident Willi Neudecker sich beim DFB-Spielausschusschef Hans Deckert erkundigte, ob Bayern den Pokal beim dritten Sieg in Folge behalten dürfe. Er erhielt eine Abfuhr. Es war die einzige Bayern-Niederlage an diesem Tag.

HSV - FC Bayern 0:2, 4. April 1969, Viertelfinale

Ein bekannter Werbespruch hätte wohl am besten als Titel für dieses Spiel getaugt, aber "Alles Müller oder was?" war noch nicht erfunden. Aber der Schrecken aller Torhüter der Sechziger und Siebziger erklärte sich auch an diesem Tag wieder alleinzuständig für das Resultat. Gerd Müller sorgte für ein frühes Tor (12.), das sich jede Mannschaft wünscht, und für ein spätes (81.), das die Entscheidung zum Gefallen der 64.500 Fans wenigstens lange hinauszögerte.

Ohne den unglücklichen HSV-Keeper Arkoc Özcans aber wäre es vielleicht anders gekommen. Der Türke sah bei beiden Toren schlecht aus und ermöglichte Müller seine klassischen Abstauber, die er der Presse einleuchtend erklärte: "Wird auf das Tor des Gegners geschossen, starte ich sofort in dieselbe Richtung und warte auf meine Chance." In Hamburg kam sie zweimal, genug für diesen Abend. HSV-Trainer Georg Knöpfle kommentierte: "Es ist bitter, ein Spiel durch solche Fehler zu verlieren. Und ärgerlich dass gerade jener Mann die Tore schoss, den wir um jeden Preis abschirmen wollten."

Der kommende Bundesliga-Meister 1968/1969 ging diesmal als verdienter Sieger vom Rasen des Volksparkstadions. Der Kicker schrieb blumig: "Wie gegen Stuttgart und Rotterdam prallte der HSV nun auch in Hamburg mit der aus dem Emotionellen geborenen Kraft an der kühlen Spielintelligenz des Rivalen ab."

HSV - FC Bayern 2:2 n.V., 4. Mai 1976, Halbfinale

Das dramatischste Pokalduell der Rivalen fand auch nach zwei Stunden keinen Sieger. Der zweite signifikante Unterschied zu den Vorläufern: Erstmals ging der HSV, der um die Meisterschaft mitspielte, als Favorit in die Partie. Die Bayern waren nach drei Meistertiteln über den Zenit hinaus, in der Liga gesättigt und konzentrierten sich auf internationale Siege. Als amtierender Europacupsieger füllten sie aber weiterhin die Kassen und Ränge, 52.000 kamen an diesem Dienstagabend ins Volksparkstadion. "Das sind rund 800.000 Mark Einnahme", freute sich Manager Dr. Peter Krohn.

Weitere Einnahmen sollten hinzukommen, da es zu einer Wiederholung in München kam. Nach 90 Minuten stand es am 4. Mai nach Treffern von Ole Björnmose (53.) und Karl-Heinz Rummenigge (71.) 1:1, in der Verlängerung trafen die Liberos beider Seiten: 1:2 durch Franz Beckenbauer (94.), 2:2 durch Peter Nogly (115.). Elfmeterschießen sah das Reglement noch nicht vor, man sah sich rund vier Wochen später wieder.

FC Bayern - HSV 0:1, 1. Juni 1976, Halbfinalwiederholung

Am Spieltag ging ein Platzregen über München herunter, der eine Austragung eigentlich unmöglich machte. Doch Saisonende und EM-Endrunde standen vor der Tür, Schiedsrichter Linn aus Altendiez pfiff zur Freude der 55.000 an. Franz Beckenbauer fühlte sich dennoch an die "Wasserschlacht" gegen Polen bei der WM 1974 erinnert und grummelte: "Unter solchen Bedingungen ist alles nur ein Glücksspiel."

Und das Glück war bei den Hamburgern, die lange ebenbürtig waren aber in der 83. Minute doch zu verlieren drohten. Gästetorwart Rudi Kargus hatte Gerd Müller im Strafraum gelegt, Sekunden später standen sie sich beim Elfmeter erneut gegenüber. Und Elfmetertöter Kargus ("Ich kannte seine Ecke") parierte den Schuss des Bombers, der der Weisheit trotzte, wonach der Gefoulte besser nicht schießen solle. Unter den Augen von Bundestrainer Helmut Schön kam es noch schlimmer für die Bayern, die kurz zuvor erst zum dritten Mal den Landesmeister-Cup gewonnen hatten: Nach Flanke von Georg Volkert köpfte Kurt Eigl, der kleinste Mann auf dem Feld, in der Schlussminute das 0:1. Der HSV wurde anschließend DFB-Pokalsieger.

FC Bayern - HSV 5:1, 16. Oktober 1976, 2. Runde

Schon ein halbes Jahr später nutzten die Bayern die erste Chance zur Revanche weidlich. Auch mussten sie ihre Fans nach dem vorherigen 0:7 gegen Schalke versöhnen. Es fiel schwerer als es das Resultat vorspiegelt, zur Pause stand es nach Toren von Jupp Kapellmann (31.) und Peter Hidien (41.) nur 1:1.

Auch Karl-Heinz Rummenigges Lupfer aus 18 Metern (59.) sorgte noch nicht für Klarheit. Dafür war Schweden-Bomber Conny Torstensson an diesem Tag zuständig, sein Doppelschlag (71., 80.) zerbrach den HSV, der nach dem 3:1 ohne Libero spielte und ins offene Messer lief. In letzter Minute traf auch noch Uli Hoeneß - nur Gerd Müller ging leer aus, ausnahmsweise. Zwei Wochen später kam der HSV auch in der Bundesliga in München unter die Räder, mit 2:6. Und Müller holte Versäumtes nach - mit vier Toren.

HSV - FC Bayern 2:1, 8. März 1988, Viertelfinale

Das Treffen zwischen Pokalsieger und Meister brachte den ersten HSV-Pokalsieg im eigenen Stadion gegen die Bayern. 45.000 Zuschauer füllten das Stadion nur zu drei Vierteln, in jenen Tagen war es jedoch eine imposante Quote. Der Kicker sah "drei herrliche Treffer, ein Spiel mit Tempo, ein Kampf auf Biegen und Brechen. Mit einem glücklichen, aber nicht unverdienten Sieger Hamburger SV." Zur Pause führten die Hamburger dank der Treffer von Manfred Kastl (6.) und Heinz Gründel (45.) mit 2:0, im Kabinengang wurden verbale Auseinandersetzungen geführt.

"Eine absolute Katastrophe, was Sie pfeifen - im Zweifel immer für den HSV", schnaubte Bayern-Manager Uli Hoeneß den Schiedsrichter Werner Föckler an, sein Hamburger Kollege Felix Magath, frisch in seinem ersten Managerjahr, konterte: "Was ist nur mit dem Hoeneß los? So geht's ja nicht." Lothar Matthäus schoss aus der zweiten Reihe noch den Anschlusstreffer (59.), der auch Endstand war. Im Jahr eins unter Trainer Jupp Heynckes mussten sich die Bayern von ihrer ersten Titelchance verabschieden. Aber auch der HSV kam nicht ins Finale, er scheiterte später am VfL Bochum.

FC Bayern - HSV 3:0, 3. Dezember 2003, Achtelfinale

Der deutsche Fußball durchlief Anfang des Jahrtausends eine Talsohle. Von Boom weit und breit keine Spur. Und so kamen selbst zum Klassiker der Achtziger an einem kalten Dezemberabend nur 8000 Menschen ins zugige Olympiastadion. Aber auch die letzten Ergebnisse des Meisters dämpften jegliche Begeisterung, und so sagte HSV-Stürmer Sergej Barbarez: "Ich habe Lust auf die Bayern, weil die in einer Krise stecken."

Aber für diesen HSV sollte es auch ohne Leithammel Michael Ballack reichen. Barbarez selbst stand Pate und ermöglichte mit einem Fehler das 1:0 durch Claudio Pizarro (28.), was die langweilige Partie aber kaum belebte. Nach Tomas Ujfalusis Stellungsfehler kam Roy Makaay zum 2:0 (47.), womit jeglicher HSV-Elan erlosch. Der Ex-Hamburger Hasan Salihamidzic machte mit seinem Tor zum 3:0 (73.) den vielbeschworenen Sack zu. Für den Kicker war es "ein glanzloser Arbeitssieg", für Uli Hoeneß "ein Sieg für unser Selbstbewusstsein." Das erlitt in der nächsten Runde wieder Schaden, da flog Bayern bei Zweitligist Alemannia Aachen aus dem Pokal.

FC Bayern - HSV 1:0 n.V., 21. Dezember 2005, Achtelfinale

Das bis dato letzte Duell fand unter komplett anderen Vorzeichen statt als das vorletzte. Zwei Jahre später war es ein Spitzenspiel Erster gegen Zweiter, und das Stadion war ausverkauft. Aber es war auch ein anderes: 66.000 füllten die Allianz-Arena, die die Bayern im Sommer 2005 bezogen hatten. In der Liga hatten sie dort alle Spiele gewonnen, aber der HSV war in 90 Minuten nicht zu bezwingen - nach zähem Kampf stand es 0:0.

Ballacks Pfostenschuss war der größte Aufreger vor der Verlängerung, in der dann ein Joker stach. Owen Hargreaves, in Minute 86 eingewechselt, glückte nach Lucios Vorarbeit mit einem "Knaller" (Kicker) das Tor des Tages (113.). Felix Magath, nun Bayern-Trainer, bilanzierte froh: "Was die Mannschaft in diesem Jahr geleistet hat, ist überragend." Es war Bayerns höchste Hürde auf dem Weg zum Pokalsieg 2006.

Verdammt lang her, aber drei derjenigen, die heute auch auflaufen könnten, waren damals schon dabei: die Bayern Claudio Pizarro, Philipp Lahm, nach Verletzung 2005 nur ein Einwechselspieler, und Daniel van Buyten - damals aber noch im HSV-Dress.

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Zum zehnten Mal kommt es heute (ab 20.30 Uhr, live in der ARD und bei Sky) im Viertelfinale zu einem Pokalspiel zwischen dem HSV und den Bayern. Der Rekordpokalsieger gewann sechs der bisherigen Partien, darunter ein Finale.

Ein gutes Omen für die Münchner: In vier der sechs Spielzeiten mit Siegen über den HSV gewannen sie auch den DFB-Pokal. Aber auch ein Pokaltriumph der Hamburger führte über die Bayern. Der Historiker Udo Muras erzählt auf DFB.de, warum es so kam und nicht anders.

HSV - FC Bayern 1:2, 7. April 1966, Viertelfinale

Die Pokalpremiere des Nord-Süd-Gipfels stieg an einem Donnerstag. 41.000 Zuschauer hatten den Weg in das noch schlecht beleuchtete Volkspark-Stadion gefunden in der Hoffnung, ihr HSV würde den kecken Aufsteiger wenigstens im Pokal in die Schranken weisen. In der Liga hatten die Bayern um die Jungstars Sepp Maier, Franz Beckenbauer und Gerd Müller, von denen die Fachwelt schwärmte, aber noch nicht viel wusste, beide Spiele gewonnen. Und auch der dritte Streich ging an die Münchner - glücklich nach allgemeinem Tenor, aber legal. "Alles hatte sich gegen den HSV verschworen", bedauerte das Sport Magazin die Verlierer.

Verteidiger Holger Dieckmann (10.) war ein frühes Eigentor unterlaufen, der HSV vergab Chancen für sechs Tore und das eine von Jürgen Kurbjuhn (35.) war letztlich auch nichts wert - denn "Mucki" Brenninger nutzt die einzige Bayern-Chance nach dem Wechsel (55.) zum 1:2-Endstand. "Das ist nicht zu fassen, das darf nicht wahr sein", stöhnte Uwe Seeler. Bayern-Trainer Tschik Cajkovski wollte dennoch die Pressekonferenz boykottieren, weil ihn eine Hamburger Zeitung angeblich falsch zitiert hatte: "HSV nix gut - St. Pauli viel besser", wollte er nie gesagt haben. Dennoch trieb auch dieses Zitat den HSV zu einer seiner besten Leistungen gegen die Bayern, die zwei Monate später den Pokal gewannen.

FC Bayern - HSV 4:0, 10. Juni 1967, Finale

In Stuttgart krönte der FC Bayern seine bis dahin erfolgreichste Saison, war er doch erst zwei Wochen zuvor Europapokalsieger der Pokalsieger geworden. Nun kam in einem einseitigen Finale erneut der DFB-Pokal in die Vitrine. "FC Bayern München - Mannschaft des Jahres", schrieb der Münchner Merkur in großen Lettern. Die Hamburger wollten ihnen zwar den Spaß verderben und begannen vor 60.000 Zuschauern mutiger als die Bayern, aber Sepp Maier parierte Uwe Seelers Kopfball und freute sich kurz darauf, als sich Hans Schulz und Bernd Dörfel in aussichtsreicher Position gegenseitig über den Haufen rannten. Ein Gerd-Müller-Tor (22.) nach Vorarbeit von Franz "Bulle" Roth stellte dann die Weichen auf Bayern-Sieg, obwohl noch lange zu spielen war fühlte es sich schon nach Entscheidung an.

Die Bayern verwalteten den Vorsprung im Stile einer abgeklärten Mannschaft, die sie erst noch werden sollten, der HSV konnte sie nicht fordern. "Uwe Seeler stand allein auf weiter Flur, Werner Olk folgte ihm unerbittlich", stellte das Sport Magazin fest. Wirklich entschieden wurde die Partie aber erst in den letzten 20 Minuten: Rainer Ohlhauser (72.), Gerd Müller per Kopf (76.) und Dieter Brenninger (84., Elfmeter) schraubten das Ergebnis in nicht ganz angebrachte Höhen.

Beinahe hätte es noch ein Gaudium gegeben, Sepp Maier machte auf Wink von Tschik Cajkovski Anstalten den Elfmeter zu schießen - doch Brenninger ließ sich den Ball nicht entreißen. Elfmeter-Zoff hat bei Bayern Tradition. An diesem Tag taugte er nicht mal zum Wermutstropfen, die Bayern drehten glücklich ihre mit viel Beifall bedachte Ehrenrunde, während Präsident Willi Neudecker sich beim DFB-Spielausschusschef Hans Deckert erkundigte, ob Bayern den Pokal beim dritten Sieg in Folge behalten dürfe. Er erhielt eine Abfuhr. Es war die einzige Bayern-Niederlage an diesem Tag.

HSV - FC Bayern 0:2, 4. April 1969, Viertelfinale

Ein bekannter Werbespruch hätte wohl am besten als Titel für dieses Spiel getaugt, aber "Alles Müller oder was?" war noch nicht erfunden. Aber der Schrecken aller Torhüter der Sechziger und Siebziger erklärte sich auch an diesem Tag wieder alleinzuständig für das Resultat. Gerd Müller sorgte für ein frühes Tor (12.), das sich jede Mannschaft wünscht, und für ein spätes (81.), das die Entscheidung zum Gefallen der 64.500 Fans wenigstens lange hinauszögerte.

Ohne den unglücklichen HSV-Keeper Arkoc Özcans aber wäre es vielleicht anders gekommen. Der Türke sah bei beiden Toren schlecht aus und ermöglichte Müller seine klassischen Abstauber, die er der Presse einleuchtend erklärte: "Wird auf das Tor des Gegners geschossen, starte ich sofort in dieselbe Richtung und warte auf meine Chance." In Hamburg kam sie zweimal, genug für diesen Abend. HSV-Trainer Georg Knöpfle kommentierte: "Es ist bitter, ein Spiel durch solche Fehler zu verlieren. Und ärgerlich dass gerade jener Mann die Tore schoss, den wir um jeden Preis abschirmen wollten."

Der kommende Bundesliga-Meister 1968/1969 ging diesmal als verdienter Sieger vom Rasen des Volksparkstadions. Der Kicker schrieb blumig: "Wie gegen Stuttgart und Rotterdam prallte der HSV nun auch in Hamburg mit der aus dem Emotionellen geborenen Kraft an der kühlen Spielintelligenz des Rivalen ab."

HSV - FC Bayern 2:2 n.V., 4. Mai 1976, Halbfinale

Das dramatischste Pokalduell der Rivalen fand auch nach zwei Stunden keinen Sieger. Der zweite signifikante Unterschied zu den Vorläufern: Erstmals ging der HSV, der um die Meisterschaft mitspielte, als Favorit in die Partie. Die Bayern waren nach drei Meistertiteln über den Zenit hinaus, in der Liga gesättigt und konzentrierten sich auf internationale Siege. Als amtierender Europacupsieger füllten sie aber weiterhin die Kassen und Ränge, 52.000 kamen an diesem Dienstagabend ins Volksparkstadion. "Das sind rund 800.000 Mark Einnahme", freute sich Manager Dr. Peter Krohn.

Weitere Einnahmen sollten hinzukommen, da es zu einer Wiederholung in München kam. Nach 90 Minuten stand es am 4. Mai nach Treffern von Ole Björnmose (53.) und Karl-Heinz Rummenigge (71.) 1:1, in der Verlängerung trafen die Liberos beider Seiten: 1:2 durch Franz Beckenbauer (94.), 2:2 durch Peter Nogly (115.). Elfmeterschießen sah das Reglement noch nicht vor, man sah sich rund vier Wochen später wieder.

FC Bayern - HSV 0:1, 1. Juni 1976, Halbfinalwiederholung

Am Spieltag ging ein Platzregen über München herunter, der eine Austragung eigentlich unmöglich machte. Doch Saisonende und EM-Endrunde standen vor der Tür, Schiedsrichter Linn aus Altendiez pfiff zur Freude der 55.000 an. Franz Beckenbauer fühlte sich dennoch an die "Wasserschlacht" gegen Polen bei der WM 1974 erinnert und grummelte: "Unter solchen Bedingungen ist alles nur ein Glücksspiel."

Und das Glück war bei den Hamburgern, die lange ebenbürtig waren aber in der 83. Minute doch zu verlieren drohten. Gästetorwart Rudi Kargus hatte Gerd Müller im Strafraum gelegt, Sekunden später standen sie sich beim Elfmeter erneut gegenüber. Und Elfmetertöter Kargus ("Ich kannte seine Ecke") parierte den Schuss des Bombers, der der Weisheit trotzte, wonach der Gefoulte besser nicht schießen solle. Unter den Augen von Bundestrainer Helmut Schön kam es noch schlimmer für die Bayern, die kurz zuvor erst zum dritten Mal den Landesmeister-Cup gewonnen hatten: Nach Flanke von Georg Volkert köpfte Kurt Eigl, der kleinste Mann auf dem Feld, in der Schlussminute das 0:1. Der HSV wurde anschließend DFB-Pokalsieger.

FC Bayern - HSV 5:1, 16. Oktober 1976, 2. Runde

Schon ein halbes Jahr später nutzten die Bayern die erste Chance zur Revanche weidlich. Auch mussten sie ihre Fans nach dem vorherigen 0:7 gegen Schalke versöhnen. Es fiel schwerer als es das Resultat vorspiegelt, zur Pause stand es nach Toren von Jupp Kapellmann (31.) und Peter Hidien (41.) nur 1:1.

Auch Karl-Heinz Rummenigges Lupfer aus 18 Metern (59.) sorgte noch nicht für Klarheit. Dafür war Schweden-Bomber Conny Torstensson an diesem Tag zuständig, sein Doppelschlag (71., 80.) zerbrach den HSV, der nach dem 3:1 ohne Libero spielte und ins offene Messer lief. In letzter Minute traf auch noch Uli Hoeneß - nur Gerd Müller ging leer aus, ausnahmsweise. Zwei Wochen später kam der HSV auch in der Bundesliga in München unter die Räder, mit 2:6. Und Müller holte Versäumtes nach - mit vier Toren.

HSV - FC Bayern 2:1, 8. März 1988, Viertelfinale

Das Treffen zwischen Pokalsieger und Meister brachte den ersten HSV-Pokalsieg im eigenen Stadion gegen die Bayern. 45.000 Zuschauer füllten das Stadion nur zu drei Vierteln, in jenen Tagen war es jedoch eine imposante Quote. Der Kicker sah "drei herrliche Treffer, ein Spiel mit Tempo, ein Kampf auf Biegen und Brechen. Mit einem glücklichen, aber nicht unverdienten Sieger Hamburger SV." Zur Pause führten die Hamburger dank der Treffer von Manfred Kastl (6.) und Heinz Gründel (45.) mit 2:0, im Kabinengang wurden verbale Auseinandersetzungen geführt.

"Eine absolute Katastrophe, was Sie pfeifen - im Zweifel immer für den HSV", schnaubte Bayern-Manager Uli Hoeneß den Schiedsrichter Werner Föckler an, sein Hamburger Kollege Felix Magath, frisch in seinem ersten Managerjahr, konterte: "Was ist nur mit dem Hoeneß los? So geht's ja nicht." Lothar Matthäus schoss aus der zweiten Reihe noch den Anschlusstreffer (59.), der auch Endstand war. Im Jahr eins unter Trainer Jupp Heynckes mussten sich die Bayern von ihrer ersten Titelchance verabschieden. Aber auch der HSV kam nicht ins Finale, er scheiterte später am VfL Bochum.

FC Bayern - HSV 3:0, 3. Dezember 2003, Achtelfinale

Der deutsche Fußball durchlief Anfang des Jahrtausends eine Talsohle. Von Boom weit und breit keine Spur. Und so kamen selbst zum Klassiker der Achtziger an einem kalten Dezemberabend nur 8000 Menschen ins zugige Olympiastadion. Aber auch die letzten Ergebnisse des Meisters dämpften jegliche Begeisterung, und so sagte HSV-Stürmer Sergej Barbarez: "Ich habe Lust auf die Bayern, weil die in einer Krise stecken."

Aber für diesen HSV sollte es auch ohne Leithammel Michael Ballack reichen. Barbarez selbst stand Pate und ermöglichte mit einem Fehler das 1:0 durch Claudio Pizarro (28.), was die langweilige Partie aber kaum belebte. Nach Tomas Ujfalusis Stellungsfehler kam Roy Makaay zum 2:0 (47.), womit jeglicher HSV-Elan erlosch. Der Ex-Hamburger Hasan Salihamidzic machte mit seinem Tor zum 3:0 (73.) den vielbeschworenen Sack zu. Für den Kicker war es "ein glanzloser Arbeitssieg", für Uli Hoeneß "ein Sieg für unser Selbstbewusstsein." Das erlitt in der nächsten Runde wieder Schaden, da flog Bayern bei Zweitligist Alemannia Aachen aus dem Pokal.

FC Bayern - HSV 1:0 n.V., 21. Dezember 2005, Achtelfinale

Das bis dato letzte Duell fand unter komplett anderen Vorzeichen statt als das vorletzte. Zwei Jahre später war es ein Spitzenspiel Erster gegen Zweiter, und das Stadion war ausverkauft. Aber es war auch ein anderes: 66.000 füllten die Allianz-Arena, die die Bayern im Sommer 2005 bezogen hatten. In der Liga hatten sie dort alle Spiele gewonnen, aber der HSV war in 90 Minuten nicht zu bezwingen - nach zähem Kampf stand es 0:0.

Ballacks Pfostenschuss war der größte Aufreger vor der Verlängerung, in der dann ein Joker stach. Owen Hargreaves, in Minute 86 eingewechselt, glückte nach Lucios Vorarbeit mit einem "Knaller" (Kicker) das Tor des Tages (113.). Felix Magath, nun Bayern-Trainer, bilanzierte froh: "Was die Mannschaft in diesem Jahr geleistet hat, ist überragend." Es war Bayerns höchste Hürde auf dem Weg zum Pokalsieg 2006.

Verdammt lang her, aber drei derjenigen, die heute auch auflaufen könnten, waren damals schon dabei: die Bayern Claudio Pizarro, Philipp Lahm, nach Verletzung 2005 nur ein Einwechselspieler, und Daniel van Buyten - damals aber noch im HSV-Dress.