Hrubesch zur EM 1980: "Erste Tore ausgerechnet im Finale"

Drei EM-Siege, drei Generationen: Vor der EURO 2016 in Frankreich lässt DFB.de wichtige Protagonisten der Titelgewinne 1972, 1980 und 1996 zu Wort kommen. Im ersten Teil erinnerte sich Jupp Heynckes an den ersten Triumph, diesmal spricht Finalheld Horst Hrubesch über die Europameisterschaft 1980.

Im Juni 1980 holte die deutsche Nationalmannschaft den zweiten EM-Titel in Italien. Im Finale im Olympiastadion von Rom setzte sich das Team von Bundestrainer Jupp Derwall mit 2:1 gegen Belgien durch. Beide Tore erzielte der damals 29 Jahre alte Mittelstürmer Horst Hrubesch vom Hamburger SV. Es waren seine ersten beiden Treffer im Dress der Nationalmannschaft, die sich durch ein 1:0 gegen Tschechien, ein 3:2 gegen die Niederlande und ein 0:0 gegen Griechenland als Tabellenerster in der Gruppenphase fürs Finale qualifizierte.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Maximilian Schwartz erinnert sich der aktuelle U 21-Trainer Horst Hrubesch an den EM-Titelgewinn 1980 und die Gründe für den Erfolg, den angeblich sogar der Papst prophezeit hatte. Außerdem schätzt der 65-Jährige die Chancen der Nationalmannschaft für die EURO 2016 in Frankreich ein.

DFB.de: Herr Hrubesch, wie sind Ihre Erinnerungen an den 22. Juni 1980?

Horst Hrubesch: Das sind natürlich mit die schönsten Erinnerungen, die ich an meine aktive Fußballerkarriere habe. An diesem Tag sind wir Europameister geworden, und ich habe ausgerechnet im EM-Finale meine ersten beiden Länderspieltore erzielt. Ein unglaubliches Gefühl, auch heute noch. Die Tore habe ich auch noch genau im Kopf. Beim ersten spiele ich einen Doppelpass mit Bernd Schuster und treffe den Ball perfekt. Das zweite Tor war dann eine einstudierte Variante: Ecke von Kalle Rummenigge kurz vor Schluss, ich halte den Kopf hin, Tor. Das war wichtig, wer weiß wie das Spiel in der Verlängerung ausgegangen wäre. Die erste Halbzeit hatten wir damals dominiert, in der zweiten Hälfte war es dann eine enge Geschichte. Belgien hatte auch eine super Mannschaft, mit Pfaff, Ceulemans, Van Moer und so weiter.



Drei EM-Siege, drei Generationen: Vor der EURO 2016 in Frankreich lässt DFB.de wichtige Protagonisten der Titelgewinne 1972, 1980 und 1996 zu Wort kommen. Im ersten Teil erinnerte sich Jupp Heynckes an den ersten Triumph, diesmal spricht Finalheld Horst Hrubesch über die Europameisterschaft 1980.

Im Juni 1980 holte die deutsche Nationalmannschaft den zweiten EM-Titel in Italien. Im Finale im Olympiastadion von Rom setzte sich das Team von Bundestrainer Jupp Derwall mit 2:1 gegen Belgien durch. Beide Tore erzielte der damals 29 Jahre alte Mittelstürmer Horst Hrubesch vom Hamburger SV. Es waren seine ersten beiden Treffer im Dress der Nationalmannschaft, die sich durch ein 1:0 gegen Tschechien, ein 3:2 gegen die Niederlande und ein 0:0 gegen Griechenland als Tabellenerster in der Gruppenphase fürs Finale qualifizierte.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Maximilian Schwartz erinnert sich der aktuelle U 21-Trainer Horst Hrubesch an den EM-Titelgewinn 1980 und die Gründe für den Erfolg, den angeblich sogar der Papst prophezeit hatte. Außerdem schätzt der 65-Jährige die Chancen der Nationalmannschaft für die EURO 2016 in Frankreich ein.

DFB.de: Herr Hrubesch, wie sind Ihre Erinnerungen an den 22. Juni 1980?

Horst Hrubesch: Das sind natürlich mit die schönsten Erinnerungen, die ich an meine aktive Fußballerkarriere habe. An diesem Tag sind wir Europameister geworden, und ich habe ausgerechnet im EM-Finale meine ersten beiden Länderspieltore erzielt. Ein unglaubliches Gefühl, auch heute noch. Die Tore habe ich auch noch genau im Kopf. Beim ersten spiele ich einen Doppelpass mit Bernd Schuster und treffe den Ball perfekt. Das zweite Tor war dann eine einstudierte Variante: Ecke von Kalle Rummenigge kurz vor Schluss, ich halte den Kopf hin, Tor. Das war wichtig, wer weiß wie das Spiel in der Verlängerung ausgegangen wäre. Die erste Halbzeit hatten wir damals dominiert, in der zweiten Hälfte war es dann eine enge Geschichte. Belgien hatte auch eine super Mannschaft, mit Pfaff, Ceulemans, Van Moer und so weiter.

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DFB.de: Sie waren bereits 29 Jahre alt, als Sie Ihre ersten beiden Länderspieltore erzielt haben.

Hrubesch: Ja, ich bin wirklich erst spät zur Nationalmannschaft gekommen, weil ich auch erst mit 24 in der Bundesliga gespielt habe. Vor der EM 1980 hatte ich vier Länderspiele gemacht und beim Turnier davon profitiert, dass sich Klaus Fischer verletzt hatte. Sonst hätte ich höchstwahrscheinlich nur auf der Bank gesessen.

DFB.de: Damals kursierte die Geschichte, dass Ihnen Papst Johannes Paul II. die beiden Tore bei Ihrem Besuch im Petersdom prophezeit hätte. War das wirklich so?

Hrubesch: (lacht) Also wirklich vorhergesagt hat er mir die Tore nicht. Eine Audienz beim Papst hatten wir auch erst später, 1983 mit dem HSV. Ich war 1980 an einem freien Nachmittag bei einer Predigt, die der Papst vom Hochaltar am Petersdom gehalten hat. Das war faszinierend, als er danach durch die Menge gegangen ist, hatte das schon etwas von einem Popkonzert. Er ist von einer Seite zur anderen gelaufen und hat mit der Hand so gewinkt, wie der Papst das so eben macht. Dabei kam er genau auf mich zu. Ein Journalist sagte: "Er guckt dich an", ich weiß allerdings bis heute nicht, ob das wirklich so war. In dem Moment hat er mit zwei Fingern gewinkt, und der Journalist flüsterte mir zu: "Du machst im nächsten Spiel zwei Tore." Das war vor dem dritten Gruppenspiel gegen Griechenland. Das ging bekanntlich 0:0 aus, und ich habe danach auf der Pressekonferenz gesagt: "Siehst du, der Papst hat sich geirrt." Nach dem Endspiel kam der Journalist natürlich wieder an und meinte: "Der Papst hat sich nicht getäuscht, er hat vorhergesagt, dass du die beiden Tore im Finale machst."

DFB.de: Was hat die deutsche Mannschaft bei der EM 1980 ausgezeichnet?

Hrubesch: Wir waren eine sehr junge Mannschaft und neu formiert. Bernd Schuster war unser Leader im Mittelfeld, Karl-Heinz Förster und "Ennatz Dietz" bärenstark in der Verteidigung, Kalle Rummenigge und Klaus Allofs waren echte Hausnummern in der Offensive. Wir haben einfach von Spiel zu Spiel gedacht, haben uns reingebissen und an uns geglaubt, das war der entscheidende Faktor. Wir waren uns einfach sicher, dass wir jeden besiegen können.

DFB.de: War der EM-Titel dementsprechend schon vor dem Turnier das ausgegebene Ziel?

Hrubesch: Wenn Deutschland zu einem Turnier fährt, dann willst du immer den Titel holen. Auch wenn man es unserer jungen Mannschaft nicht unbedingt zugetraut hat. Die Berichte der Presse im Vorfeld haben das gezeigt. Nach dem guten Start mit den überzeugenden Siegen in den ersten beiden Spielen haben wir gewusst, dass wir das Ding gewinnen können. Da konnten wir uns ja auch schon aufs Finale konzentrieren. Wir sind als Team weiter zusammengewachsen, das ist immer wichtig bei einem Turnier.

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DFB.de: Wie genau sah der Führungsstil des damaligen Bundestrainers Jupp Derwall aus?

Hrubesch: Wir haben natürlich immer diszipliniert und konzentriert trainiert. Sowohl in der Vorbereitung als auch während des Turniers. Der Jupp war ein ruhiger Typ, der uns neben dem Training auch unsere Freiheiten gegeben hat. Da nicht alles strikt vorgegeben war, konnten wir an freien Nachmittagen auch mal in die Stadt gehen - oder eben zum Petersdom. Der Rahmen und das Training waren super vom gesamten Trainerteam konzipiert, das Hotel und das Umfeld haben einfach gepasst. Auch diese Faktoren spielen eine Rolle für den Erfolg.

DFB.de: Was hat sich für Sie nach dem Europameistertitel 1980 verändert?

Hrubesch: Wenn du zwei Tore in einem EM-Finale machst, bist du automatisch europaweit begehrt. Damals gab es einige Angebote, unter anderem aus Italien. Aber das war für mich kein Thema. Ich habe meine Karriere immer schon als großes Privileg gesehen. Ich hatte das Glück, dass ich noch mit 24 Jahren eingestiegen bin in die Bundesliga. Wenn man dann so eine Karriere hinlegt, nach Hamburg wechselt, gleich im ersten Jahr Deutscher Meister wird, dreimal für die B-Nationalmannschaft aufläuft und dann mit der A-Mannschaft zur Europameisterschaft fährt, dann ist das einfach nur fantastisch. Zumal ich auch immer zurückzahlen konnte, was man von mir erwartet hat. Es war ja gar nicht mehr damit zu rechnen, dass ich noch Nationalspieler werde. Ich habe immer hart an mir gearbeitet und dann das Glück gehabt, noch eine EURO und später eine Weltmeisterschaft zu spielen. Ich wurde dreimal Deutscher Meister und einmal Europapokalsieger mit dem HSV. Als kleiner Junge habe ich von all dem geträumt. Dass es auch so gekommen ist, dafür muss ich noch heute demütig und dankbar sein.

DFB.de: Blicken wir auf die EURO 2016 in Frankreich. Was trauen Sie der deutschen Mannschaft zu?

Hrubesch: Wir fahren als Weltmeister zum Turnier. Die Kunst im Fußball ist es, das zu bestätigen, was du vorher geleistet hast. Bei einer Europameisterschaft auf diesem hohen Niveau ist das natürlich schwierig. Aber unter die letzten vier Mannschaften können wir immer kommen, ab dem Halbfinale ist dann alles möglich. Einfordern kann man den Titel nicht, manchmal hängt sowas nur an einer Aktion. Aber natürlich hat die Mannschaft die nötige Qualität, um den Titel zu holen.

DFB.de: Welche Qualitäten zeichnen die DFB-Auswahl aus? Gibt es Parallelen zum Team von 1980?

Hrubesch: Ich würde sagen, dass es vom Mannschaftsgefüge her ähnlich gut passt. Die aktuelle Nationalmannschaft hat gute Individualisten und ist schwer auszurechnen für den Gegner. Vorne ist sie in der Lage, aus vielen Positionen heraus Tore zu machen. Und in der Defensive haben wir den besten Torwart der Welt mit Manuel Neuer, die Innenverteidigung um Jerome Boateng und Mats Hummels hat internationales Topformat. Aber wie schon gesagt, man muss immer berücksichtigen: Sind alle fit? Wie ist der Start ins Turnier, findet man gut in die Spur? Darauf kommt es an bei so einem Turnier.

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