Hrubesch: "Das Silber fühlt sich wie Gold an"

Die deutsche Olympiamannschaft der Männer hat die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Rio gewonnen. Die dramatische Niederlage im Finale gegen Gastgeber Brasilien durch das 5:6 nach Elfmeterschießen konnte die Stimmung bei der DFB-Auswahl nur kurz trüben. Alle Spieler zeigten in Brasilien hervorragende Leistungen beim Turnier, und zwar nicht nur für sich selbst - sie spielten auch für ihren Trainer Horst Hrubesch. Zum Abschluss von dessen 16-jähriger Karriere beim DFB wollten sie dem 65-Jährigen unbedingt eine Medaille schenken - und haben Wort gehalten. Im DFB.de-Interview spricht Horst Hrubesch mit Redakteur Maximilian Schwartz über den Gewinn der Silbermedaille und die Atmosphäre im Olympischen Dorf.

DFB.de: Herr Hrubesch, können Sie Ihre Gefühlslage kurz nach der dramatischen Niederlage im Finale gegen Brasilien beschreiben?

Horst Hrubesch: Ich war und bin einfach nur sehr stolz auf meine Mannschaft. Natürlich gab es erst mal beim ein oder anderen Tränen und hängende Köpfe. Das ist ganz normal, wenn man ein Endspiel verliert - und dann auch noch im Elfmeterschießen. Aber dann habe ich sofort gesagt: "Männer, dieses Silber fühlt sich an wie Gold." Dieses Bewusstsein kam dann auch spätestens bei unserer Feier im Deutschen Haus bei den Spielern an, und alle haben sich über den historischen Gewinn der Silbermedaille gefreut.

DFB.de: Diesen historischen Erfolg für den DFB haben im Vorfeld nur wenige für möglich gehalten.

Hrubesch: Der ganze Nominierungsprozess und die kurze Vorbereitung, das waren natürlich alles andere als optimale Bedingungen. Daher ist das Ganze umso höher einzuschätzen. Wie die Mannschaft Olympia gelebt und Tag für Tag hart gearbeitet hat, das war einfach gut. Gemeinsam mit den DFB-Frauen waren wir in Frankfurt mit dem Ziel Endspiel in Rio gestartet. Dass wir das mit beiden Teams geschafft haben, ist einfach nur eine tolle Geschichte. Ich hoffe, dass das Olympische Fußballturnier bei den Männern künftig einen höheren Stellenwert im deutschen Fußball einnimmt.

DFB.de: Welche Stärken Ihres Olympiateams würden Sie besonders hervorheben?

Hrubesch: Da gibt es mehrere. Einmal die Einstellung und Moral. In den ersten beiden Spielen und im Finale haben wir jeweils zurückgelegen und uns zurück ins Spiel gekämpft. Außerdem haben wir uns von Spiel zu Spiel gesteigert und 22 Tore in sechs Begegnungen geschossen. Das spricht für unsere hervorragende Qualität in der Offensive. Auch in der Defensive haben wir nach den ersten beiden Spielen kompakt und sicher gestanden. Ich kann nur noch einmal ein riesiges Kompliment an die ganze Mannschaft aussprechen. Dabei dürfen wir auch den gesamten Betreuerstab, das Team hinter dem Team, nicht vergessen.

DFB.de: Ihre Mannschaft hat in den vergangenen Wochen einige Flugmeilen gesammelt: von Frankfurt über Rio nach Salvador, Belo Horizonte, Brasilia, Sao Paulo und schließlich wieder nach Rio. Wie haben Sie die Reisestrapazen weggesteckt und das Team topfit in die Spiele schicken können?

Hrubesch: Wir haben die Spieler von Anfang an darauf vorbereitet, dass es ein bisschen Reisestress geben wird und dass die Abläufe in Brasilien nicht so sein werden, wie sie es gewohnt sind. Das haben sie sehr professionell genommen und sich den Bedingungen angepasst. Wenn man im Kopf frisch ist, dann ist man es auch körperlich auf dem Platz. Und das haben die Jungs genau so umgesetzt. Wichtig ist auch, dass man Spaß beim Fußball und mit der Mannschaft hat. Das gehört neben der konzentrierten Arbeit und den Reisen einfach dazu. Auch das haben meine Spieler so gelebt.

DFB.de: Sie hatten bereits von alten Weggefährten wie Frank Mill von der besonderen Atmosphäre bei Olympia gehört. Welche Erfahrungen haben Sie nun selbst in Brasilien gemacht?

Hrubesch: Es war einfach toll, dass wir es durch den Finaleinzug ins Olympische Dorf geschafft haben. Die Atmosphäre dort war klasse. Beim ersten Abendessen in der riesigen Mensa haben wir die Jungs von unserer Handball-Nationalmannschaft getroffen. Wir haben in einem Haus mit den DFB-Frauen gewohnt. Man wünscht sich gegenseitig viel Glück und ist Teil einer großen Sportfamilie, die dort zusammenlebt. Zum Glück haben wir das noch drei Tage erleben dürfen. Von diesen Eindrücken werden die Spieler noch ihren Kindern erzählen. Ich bin heilfroh, dass wir uns für das Dorf entschieden haben.

DFB.de: Die Olympischen Spiele waren Ihre letzte große Aufgabe als DFB-Trainer. Haben Sie das schon realisiert?

Hrubesch: Klar habe ich das. Das war von vornherein so ausgemacht. Mit der Silbermedaille haben wir etwas ganz Tolles erreicht, das noch nie einem DFB-Team gelungen ist. So kann ich hier abtreten. Und bevor die Frage kommt: Nein, ich weiß noch nicht, was ich danach mache. Ich mache jetzt erst einmal Urlaub, und dann schauen wir, was passiert. Langweilig wird mir nicht werden.

[ms]

Die deutsche Olympiamannschaft der Männer hat die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Rio gewonnen. Die dramatische Niederlage im Finale gegen Gastgeber Brasilien durch das 5:6 nach Elfmeterschießen konnte die Stimmung bei der DFB-Auswahl nur kurz trüben. Alle Spieler zeigten in Brasilien hervorragende Leistungen beim Turnier, und zwar nicht nur für sich selbst - sie spielten auch für ihren Trainer Horst Hrubesch. Zum Abschluss von dessen 16-jähriger Karriere beim DFB wollten sie dem 65-Jährigen unbedingt eine Medaille schenken - und haben Wort gehalten. Im DFB.de-Interview spricht Horst Hrubesch mit Redakteur Maximilian Schwartz über den Gewinn der Silbermedaille und die Atmosphäre im Olympischen Dorf.

DFB.de: Herr Hrubesch, können Sie Ihre Gefühlslage kurz nach der dramatischen Niederlage im Finale gegen Brasilien beschreiben?

Horst Hrubesch: Ich war und bin einfach nur sehr stolz auf meine Mannschaft. Natürlich gab es erst mal beim ein oder anderen Tränen und hängende Köpfe. Das ist ganz normal, wenn man ein Endspiel verliert - und dann auch noch im Elfmeterschießen. Aber dann habe ich sofort gesagt: "Männer, dieses Silber fühlt sich an wie Gold." Dieses Bewusstsein kam dann auch spätestens bei unserer Feier im Deutschen Haus bei den Spielern an, und alle haben sich über den historischen Gewinn der Silbermedaille gefreut.

DFB.de: Diesen historischen Erfolg für den DFB haben im Vorfeld nur wenige für möglich gehalten.

Hrubesch: Der ganze Nominierungsprozess und die kurze Vorbereitung, das waren natürlich alles andere als optimale Bedingungen. Daher ist das Ganze umso höher einzuschätzen. Wie die Mannschaft Olympia gelebt und Tag für Tag hart gearbeitet hat, das war einfach gut. Gemeinsam mit den DFB-Frauen waren wir in Frankfurt mit dem Ziel Endspiel in Rio gestartet. Dass wir das mit beiden Teams geschafft haben, ist einfach nur eine tolle Geschichte. Ich hoffe, dass das Olympische Fußballturnier bei den Männern künftig einen höheren Stellenwert im deutschen Fußball einnimmt.

DFB.de: Welche Stärken Ihres Olympiateams würden Sie besonders hervorheben?

Hrubesch: Da gibt es mehrere. Einmal die Einstellung und Moral. In den ersten beiden Spielen und im Finale haben wir jeweils zurückgelegen und uns zurück ins Spiel gekämpft. Außerdem haben wir uns von Spiel zu Spiel gesteigert und 22 Tore in sechs Begegnungen geschossen. Das spricht für unsere hervorragende Qualität in der Offensive. Auch in der Defensive haben wir nach den ersten beiden Spielen kompakt und sicher gestanden. Ich kann nur noch einmal ein riesiges Kompliment an die ganze Mannschaft aussprechen. Dabei dürfen wir auch den gesamten Betreuerstab, das Team hinter dem Team, nicht vergessen.

DFB.de: Ihre Mannschaft hat in den vergangenen Wochen einige Flugmeilen gesammelt: von Frankfurt über Rio nach Salvador, Belo Horizonte, Brasilia, Sao Paulo und schließlich wieder nach Rio. Wie haben Sie die Reisestrapazen weggesteckt und das Team topfit in die Spiele schicken können?

Hrubesch: Wir haben die Spieler von Anfang an darauf vorbereitet, dass es ein bisschen Reisestress geben wird und dass die Abläufe in Brasilien nicht so sein werden, wie sie es gewohnt sind. Das haben sie sehr professionell genommen und sich den Bedingungen angepasst. Wenn man im Kopf frisch ist, dann ist man es auch körperlich auf dem Platz. Und das haben die Jungs genau so umgesetzt. Wichtig ist auch, dass man Spaß beim Fußball und mit der Mannschaft hat. Das gehört neben der konzentrierten Arbeit und den Reisen einfach dazu. Auch das haben meine Spieler so gelebt.

DFB.de: Sie hatten bereits von alten Weggefährten wie Frank Mill von der besonderen Atmosphäre bei Olympia gehört. Welche Erfahrungen haben Sie nun selbst in Brasilien gemacht?

Hrubesch: Es war einfach toll, dass wir es durch den Finaleinzug ins Olympische Dorf geschafft haben. Die Atmosphäre dort war klasse. Beim ersten Abendessen in der riesigen Mensa haben wir die Jungs von unserer Handball-Nationalmannschaft getroffen. Wir haben in einem Haus mit den DFB-Frauen gewohnt. Man wünscht sich gegenseitig viel Glück und ist Teil einer großen Sportfamilie, die dort zusammenlebt. Zum Glück haben wir das noch drei Tage erleben dürfen. Von diesen Eindrücken werden die Spieler noch ihren Kindern erzählen. Ich bin heilfroh, dass wir uns für das Dorf entschieden haben.

DFB.de: Die Olympischen Spiele waren Ihre letzte große Aufgabe als DFB-Trainer. Haben Sie das schon realisiert?

Hrubesch: Klar habe ich das. Das war von vornherein so ausgemacht. Mit der Silbermedaille haben wir etwas ganz Tolles erreicht, das noch nie einem DFB-Team gelungen ist. So kann ich hier abtreten. Und bevor die Frage kommt: Nein, ich weiß noch nicht, was ich danach mache. Ich mache jetzt erst einmal Urlaub, und dann schauen wir, was passiert. Langweilig wird mir nicht werden.

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