Howaldt: "Mit sanftem Druck" zum Fußball-Lehrer?

Ist ja oft so - der große Bruder war schuld. Auch 27 Jahre nach dem Vorfall hat Stephan Howaldt noch ziemlich genau im Kopf, wer seine heutige Situation initiiert hat. 17 Jahre war er damals alt, auf den Fußballplätzen in Berlin trieb er als Spieler sein Unwesen, er war talentiert und ambitioniert, bis in die Amateur-Oberliga sollte er es später bringen. Obwohl er parallel eine zweite Karriere angestrebt hat: seinem Bruder sei dank.

Beim gemeinsamen Verein, dem FV Wannsee, gab es viele Steilpässe und noch mehr Engpässe. An entscheidender Stelle: Es fehlten Trainer. Andreas, der große Bruder von Stephan Howaldt war einer der wenigen, die verblieben waren. Also überredete er seinen kleinen Bruder, eine Mannschaft zu übernehmen. "Er hat sanften Druck auf mich ausgeübt", sagt Howaldt im Rückblick.

Und ist dafür noch immer dankbar. Es begann eine bemerkenswerte Laufbahn als Übungsleiter, und am Donnerstag wird sie womöglich gekrönt. Howaldt gehört zu den 24 Teilnehmern, die sich Hoffnungen machen können, im Rahmen einer Gala im Kameha Grand in Bonn aus den Händen von Ausbildungsleiter Frank Wormuth die Fußball-Lehrer-Lizenz verliehen zu bekommen. Hinter dem Berliner liegen zehn arbeitsreiche, intensive, lehrreiche, spannende und fordernde Monate, zehn Monate Fußball in all seinen Facetten, zerlegt in seine Einzelteile, wieder zusammengefügt und aus neuem Blickwinkel neu beobachtet.

"Erwartungen an den Kurs sind noch übertroffen worden"

"Es war wahnsinnig spannend. Ich hatte große Erwartungen an den Kurs, und diese sind noch übertroffen worden", sagt Howaldt. Ein wenig hat er sich darüber gewundert. Er ist schließlich nicht erst seit gestern im Geschäft, in seinem Trainerleben hat er schon viel gesehen und mitgemacht. Seine Vita ist nicht extrem außergewöhnlich, und doch speziell. Die alte B-Lizenz erwarb er als 20-Jähriger - der weitere Weg war damit früh schon grob vorgezeichnet.

Für zehn Jahre betrieb er gemeinsam mit Henry Rehnisch, dem heutigen Assistenztrainer der U 17-Nationalmannschaft, eine Fußballschule. Dann bildete er sich weiter, 1999 erwarb er die A-Lizenz und wurde schließlich DFB-Stützpunkttrainer in Berlin. Seit dem Jahr 2005 ist er Stützpunktkoordinator des Berliner Fußball-Verbandes.

Wormuths Zielgruppen

Der 44-Jährige gehört damit zu einer der Zielgruppen, um deren Einbindung DFB-Ausbildungsleiter Frank Wormuth bei jedem Fußball-Lehrer-Lehrgang bemüht ist. Im Idealfall soll der Kurs aus Trainern der Nachwuchsleistungszentren bestehen, ergänzt durch Verbandssportlehrer und eben Stützpunktkoordinatoren. Schon länger hatte Howaldt mit einer Teilnahme am Fußball-Lehrer-Lehrgang geliebäugelt. Schon weil er in seiner Rolle als Stützpunktkoordinator den Anspruch hat, Inhaber der höchstmöglichen Lizenz zu sein.



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Ist ja oft so - der große Bruder war schuld. Auch 27 Jahre nach dem Vorfall hat Stephan Howaldt noch ziemlich genau im Kopf, wer seine heutige Situation initiiert hat. 17 Jahre war er damals alt, auf den Fußballplätzen in Berlin trieb er als Spieler sein Unwesen, er war talentiert und ambitioniert, bis in die Amateur-Oberliga sollte er es später bringen. Obwohl er parallel eine zweite Karriere angestrebt hat: seinem Bruder sei dank.

Beim gemeinsamen Verein, dem FV Wannsee, gab es viele Steilpässe und noch mehr Engpässe. An entscheidender Stelle: Es fehlten Trainer. Andreas, der große Bruder von Stephan Howaldt war einer der wenigen, die verblieben waren. Also überredete er seinen kleinen Bruder, eine Mannschaft zu übernehmen. "Er hat sanften Druck auf mich ausgeübt", sagt Howaldt im Rückblick.

Und ist dafür noch immer dankbar. Es begann eine bemerkenswerte Laufbahn als Übungsleiter, und am Donnerstag wird sie womöglich gekrönt. Howaldt gehört zu den 24 Teilnehmern, die sich Hoffnungen machen können, im Rahmen einer Gala im Kameha Grand in Bonn aus den Händen von Ausbildungsleiter Frank Wormuth die Fußball-Lehrer-Lizenz verliehen zu bekommen. Hinter dem Berliner liegen zehn arbeitsreiche, intensive, lehrreiche, spannende und fordernde Monate, zehn Monate Fußball in all seinen Facetten, zerlegt in seine Einzelteile, wieder zusammengefügt und aus neuem Blickwinkel neu beobachtet.

"Erwartungen an den Kurs sind noch übertroffen worden"

"Es war wahnsinnig spannend. Ich hatte große Erwartungen an den Kurs, und diese sind noch übertroffen worden", sagt Howaldt. Ein wenig hat er sich darüber gewundert. Er ist schließlich nicht erst seit gestern im Geschäft, in seinem Trainerleben hat er schon viel gesehen und mitgemacht. Seine Vita ist nicht extrem außergewöhnlich, und doch speziell. Die alte B-Lizenz erwarb er als 20-Jähriger - der weitere Weg war damit früh schon grob vorgezeichnet.

Für zehn Jahre betrieb er gemeinsam mit Henry Rehnisch, dem heutigen Assistenztrainer der U 17-Nationalmannschaft, eine Fußballschule. Dann bildete er sich weiter, 1999 erwarb er die A-Lizenz und wurde schließlich DFB-Stützpunkttrainer in Berlin. Seit dem Jahr 2005 ist er Stützpunktkoordinator des Berliner Fußball-Verbandes.

Wormuths Zielgruppen

Der 44-Jährige gehört damit zu einer der Zielgruppen, um deren Einbindung DFB-Ausbildungsleiter Frank Wormuth bei jedem Fußball-Lehrer-Lehrgang bemüht ist. Im Idealfall soll der Kurs aus Trainern der Nachwuchsleistungszentren bestehen, ergänzt durch Verbandssportlehrer und eben Stützpunktkoordinatoren. Schon länger hatte Howaldt mit einer Teilnahme am Fußball-Lehrer-Lehrgang geliebäugelt. Schon weil er in seiner Rolle als Stützpunktkoordinator den Anspruch hat, Inhaber der höchstmöglichen Lizenz zu sein.

Wobei es ihm neben dem Stück Papier vor allem um die Erweiterung seines Fußball-Horizontes ging. Nach einem Gespräch mit Ulf Schott, dem Leiter der DFB-Direktion Jugend, Spielbetrieb, Trainerwesen, Internationale Kooperationen, Talentförderung und Schule, stand Howaldts Entscheidung fest: Ich bewerbe mich um einen Platz an der Hennes-Weisweiler-Akademie in Hennef. Die Bewerbung war erfolgreich.

Besuch und Analyse der U 21-EM

Der Kurs selber begann mit einer Überraschung. Wie in den Vorjahren war auch der 60. Lehrgang gespickt mit ehemaligen Profis und Stars wie Valerien Ismael und Rodolfo Cardoso. Stephan Howaldt verfügt über ausreichend Selbstbewusstsein, um sich von deren Prominenz nicht einschüchtern zu lassen. Und doch war er verwundert, dass niemand in keinster Weise Allüren irgendwelcher Art gezeigt hat. "Zwischen den 'Normalsterblichen' und den Profis gab es nicht die geringsten Berührungsängste", sagt Howaldt.

Nach einer dreitägigen Einführungsphase in Hennef stand mit dem Modul Spitzensportanalyse ein erstes großes Highlight an. Geschlossen flog der Kurs zur U 21-Europameisterschaft nach Israel. Teambuilding, Vorträge, Gastreferenten - der Terminplan war eng getaktet. Im Mittelpunkt stand die Analyse der EM-Spiele. Mit Valerien Ismael und Hermann Andreev, dem Sportlichen Leiter des Nachwuchsleistungszentrums von Union Berlin, war Howaldt eingeteilt für Beobachtung und Auswertung der Spiele der Gastgeber.

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Interessant war dies in sofern, weil die Israelis einen eher unorthodoxen Spielstil gepflegt haben. Howaldt fühlte sich zurückversetzt in die Hochzeit des Kick-and-rush. "Viel mit langen Bällen" haben die Israelis gespielt. "Und mit viel Leidenschaft." Gegen England gelang mit britischer Taktik ein 1:0-Sieg, gegen Norwegen sprang ein 2:2 heraus. Teilerfolge, aber zu wenig für die Israelis - nach dem 0:4 gegen Italien war die EM beendet. Auch für Howaldt und seine 23 Kollegen aus dem Kurs. "Wir hatten eine überragende Zeit in Israel", sagt Howaldt. "Sie hat uns eingestimmt auf das, was uns im weiteren Verlauf erwartet."

Bundesliga-Praktikum bei Hertha BSC

Zu den Highlights gehörte auch das Bundesliga-Praktikum, das Howaldt bei Hertha BSC absolvierte. Im Gegensatz zu vielen seinen Trainerkollegen legt Hertha-Coach Jos Luhukay Wert auf eine gewisse Distanz. Howaldt war beim Training dabei, hat auch die Einheiten verfolgen können, die für Journalisten geschlossen waren.

Doch viel näher heran kam er nicht. "Interessant war es auf jeden Fall", sagt Howaldt, der sich in dieser Zeit rege mit Co-Trainer Markus Gellhaus austauschte. "Aber ein wenig tiefere Einblick hatte ich mir schon erhofft." Sinnvolle Alternativen zum Praktikum bei Hertha BSV gab es für ihn nicht. Auch nicht Union Berlin? "Nee, da hatte Hermann Andreev bessere Karten", sagt Howaldt. Klar, als Sportlicher Leiter des Nachwuchsleistungszentrums.

Hannover 96 wäre für Howaldt eventuell auch eine Option gewesen - ihm war der Preis zu hoch. Denn ein Praktikum bei den Niedersachsen hätte bedeutet, noch weniger Zeit in Berlin verbringen zu können. Und das wollte er nicht. Ohnehin hatte er ein latent schlechtes Gewissen seinen Mitstreitern in der Hauptstadt gegenüber. Als Stützpunktkoordinator ist er in Berlin für alles zuständig, was Nachwuchsförderung im engeren und weiteren Sinne betrifft.

"Die Note ist zweitrangig"

Dazu gehört neben der Koordinierung aller Aufgaben der Stützpunktrainer die Talentsichtung ab der U 11, ab der U 12 die Förderung. De facto ist Howaldt somit gemeinsam mit BFV-Verbandssportlehrer Henry Rehnisch auch Trainer aller männlichen Nachwuchsmannschaften. "Ich unterstütze Henry so gut ich kann. Bei den großen Lehrgängen versuchen wir so oft wie möglich, gemeinsam bei den Mannschaften zu sein."

Klingt nach viel Arbeit, und nach noch mehr Arbeit für das verbleibende Personal, wenn der Stützpunktkoordinator von Sonntag bis Donnerstag in Hennef ist. Also hat Howaldt sich bemüht, so wenige Aufgaben wie möglich zu delegieren. "Obwohl ich freigestellt war, habe ich versucht, so viel wie möglich zu erledigen", sagt Howaldt.

Gerade in den Prüfungsphasen und in der Vorbereitung darauf war die Belastung folglich extrem hoch. Howaldt ist ob dessen von seinem ursprünglichen Ziel abgerückt. "Eigentlich hatte ich vor, mit einer sehr guten Note abzuschließen", sagt er. Ambitioniert ist er noch immer, doch ist er auch realistisch. "Ich hatte nicht genügend Zeit, um mich wirklich in allen Fächern optimal vorzubereiten. Für mich hat deswegen Priorität, die Lizenz überhaupt zu erhalten. Die Note ist dann zweitrangig."

"Es hat sich auf jeden Fall gelohnt"

Von seiner Note unabhängig ist sein Zeugnis für sein Jahr an der HWA. "Es hat sich auf jeden Fall gelohnt", sagt der Stützpunktkoordinator des Berliner Fußball-Verbandes. In vielen Bereichen hat er Dinge für sich mitgenommen, in einem am Meisten: Psychologie. "Menschenführung generell, aber auch die Frage, wie ich mit Eltern und anderen Personen im Umfeld der Spieler umgehe", sagt Howaldt.

Seinen Beruf als Stützpunktkoordinator empfindet er in vielen Facetten als segensreich und erfüllend. Nur zwei Sachen missfallen ihm sehr: überehrgeizig Eltern. Und noch schlimmer: geldgierige Berater, die jungen Spielern Flausen in den Kopf setzen. Im Rahmen des Eins-zu-Eins-Unterrichts in der Schlussphase der Ausbildung zum Fußballlehrer hat er auch im Hinblick darauf gemeinsam mit der Psychologin Dr. Babett Lobinger einen Gesprächsleitfaden für solche und andere Situationen erarbeitet. "Das war sehr interessant", sagt Howaldt. "Ich bin sicher, dass ich von diesem Leitfaden in meiner künftigen Arbeit am Stützpunkt profitieren werde."

Die Härten des Geschäfts

Es klingt durch: Die Lizenz zum Fußball-Lehrer hat er nicht erworben, um seine berufliche Situation zu verändern. Seine Intention war es, sich weiterzubilden und für seine Tätigkeit als Stützpunktkoordinator noch besser gerüstet zu sein. Für die Zukunft schließt Howaldt nichts aus. Aber ihm müsste schon ein restlos überzeugendes Angebot ins Haus flattern, um ihn zu einer beruflichen Änderung zu veranlassen.

Während der Zeit in Hennef hat er auch die Härten des Profigeschäfts hautnah vor Augen geführt bekommen. Drei seiner Kurskollegen wurden während der Ausbildung von ihren Vereinen entlassen, zuletzt hat es Manuel Baum bei der Spielvereinigung Unterhaching erwischt. "Ich weiß, was ich an meinem Job als Stützpunktkoordinator habe", sagt Howaldt. "Und wenn ich am Donnerstag die Lizenz in der Händen halte, freue ich mich sehr darauf, an meinem Arbeitsplatz in Berlin zurückzukehren."