Hot Shots Köln: Fußball ohne Grenzen

In der Kölner Hobbymannschaft Hot Shots gehen Schwule und Heterosexuelle gemeinsam ihrer großen Leidenschaft nach: dem Fußball spielen. Dabei überwinden sie nicht nur den ein oder anderen Gegenspieler, sondern auch viele Vorurteile und ganz alltägliche Probleme. Tim Rottländer hat für DFB.de das Team in Köln besucht und gesehen, wie der Fußball sein kann. Oder sein sollte.

Kevin Liebig ist Linksaußen. Robuste Statur, schneller Antritt, saubere Technik. Ein bisschen verrückt vielleicht. Er ist leidenschaftlicher Fan der deutschen Nationalmannschaft. Und Kevin ist schwul.

Fußball ohne Grenzen

Was für viele Amateur- und Profi-Fußballer in den Ligen dieser Welt immer noch als Tabuthema gilt, interessiert im Team der Hot Shots Köln wirklich niemanden. Denn dort steht der Fußball im Vordergrund. Und der Fußball kennt keine Grenzen. Weder des Geschlechts, der Hautfarbe, der Nationalität, der Religion noch der sexuellen Ausrichtung.

Linksaußen, fußballverrückt, schwul: Hot Shots Gründer Kevin Liebig.

Ob auf den Jahnwiesen neben dem Kölner Rhein-Energie-Stadion oder in der Soccerhalle – bei den Hot Shots spielen der Austauschstudent mit dem Bürokaufmann, der Franzose mit dem Deutschen und der Heterosexuelle mit dem Schwulen. So kann Fußball sein, und so sollte Fußball sein, da ist man sich im Club ganz sicher. Und wenn dann am Ende noch ein Sieg herausspringt, wird in der "dritten Halbzeit" zusammen am Tresen gefeiert.

Kevin Liebig war es auch, den die Sehnsucht nach dem runden Leder trieb. Als im Jahr 1998 mit dem "anyway" das erste schwul-lesbische Jugendzentrum Europas in Köln gegründet wurde, war dem heute 32-jährigen sofort klar: "Ich hätte auch gerne den passenden Fußball-Club dazu." Diesen Wunsch sollte er sich schon bald selber erfüllen. Mit Hilfe des Jugendzentrums und des Vereins SC Janus brachte er zur schwul-lesbischen Weltmeisterschaft 2000 sein eigenes Team an den Start: die Hot Shots.

Missverständnisse auf beiden Seiten

Doch um das Team nachhaltig zu etablieren, musste noch mit einigen Vorurteilen aufgeräumt werden. "Die Abneigung von Fußballfans gegenüber Homosexuellen, von der heute so viel gesprochen wird, war damals nicht das größte Problem. Andersherum war es genauso schlimm. Viele Schwule verachteten den Fußball als primitiven Machosport", erinnert sich Kevin Liebig.

Abneigung auf beiden Seiten also? Passen Fußball und Homosexualität vielleicht einfach nicht zusammen? Der Gründer der Hot Shots hat da andere Erfahrungen gemacht: "Es sind leider die öffentlichkeitswirksamen Ausreißer, die das Gesamtbild in Öffentlichkeit und Medien prägen: auf der einen Seite der prollige Fußballfan, auf der anderen Seite der tuckige Klischee-Schwule." Ein Bild voller Disharmonie und Gegensätzlichkeit. Doch diese trügerische Wahrnehmung ist längst nicht in Stein gemeißelt. Es gibt durchaus Situationen, in denen die Masse hervortritt und die Gegensätze verschwinden.

Ein Sommermärchen verbindet

Manchmal muss dazu ein Sommermärchen her. Bei der Weltmeisterschaft 2006 feierten alle gemeinsam ein schwarz-rot-goldenes Fest. Frauen und Männer, Klein und Groß, Deutsche und ihre freundlich empfangenen Gäste. Und eben auch Schwule und Heteros. "Das war ein ganz wichtiger Knackpunkt. In diesen vier Wochen haben Schwule gesehen, dass Fußball nicht nur der prollige Fan ist und andersherum hat der Fußball viele homosexuelle Fans gewonnen, die nicht auf den ersten Blick zu erkennen sind", so Kevin Liebig. Millionen unterschiedliche Individuen verschmolzen zu einem fried- und freudvollen Ganzen. Vielleicht sogar der größte Erfolg unseres WM-Sommers.

Die Nationalmannschaft als Vorbild

Damals wie heute fiebern die Hot Shots gemeinsam vor dem Fernseher mit Schweinsteiger, Özil & Co. Und dabei imponieren ihnen nicht nur die tollen Ergebnisse der deutschen Nationalmannschaft. "Das Team hat viele Spieler mit den unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen. Dass es trotzdem als Einheit funktioniert, zeugt von Toleranz und gegenseitigem Respekt", meint Kevin Liebig. Wäre da auch Platz für einen schwulen Fußballer? Der ehemalige DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger vertritt da eine ganz klare Meinung: „Ich würde es mutig finden und begrüßen, wenn sich ein Profispieler outen würde. Er hätte auch die Unterstützung des DFB und von mir. Denn solche Tabus – ganz gleich ob sexuelle Orientierung, Depression oder vieles andere – sind immer Feinde von Freiheit und Menschenwürde." Jedoch ist sich auch Kevin Liebig der Problematik bewusst:"Ein Coming-Out im Profi-Geschäft ist natürlich deutlich schwieriger als im Hobbyfußball, schließlich hängen berufliche Existenzen davon ab. Aber ein schwuler Nationalspieler wäre grandios und sicher der beste Klischeebrecher, den es geben kann."

Als hilfreich empfinden er und seine Mitspieler aber schon das Engagement des DFB und seines ehemaligen Präsidenten: "Wir in der Schwulenszene haben das Gefühl, dass Herrn Zwanziger dieses Thema ein ehrliches Anliegen ist und darüber freuen wir uns ungemein. Sein Engagement ist sehr wichtig, denn es ist an der Zeit, dass sich etwas ändert."

Schwul – und keiner merkt’s

Und die Entwicklung geht bereits in die richtige Richtung. Schließlich haben die Hot Shots, die zurzeit auf einen Kern von knapp zwei Dutzend Spielern zurückgreifen können, heute kaum mehr Probleme mit Homophobie auf der einen und Fußballphobie auf der anderen Seite. Bei ihren regelmäßigen Trainingseinheiten auf den Jahnwiesen lernen sie immer neue Menschen kennen, die frei von jeglichen Vorurteilen einfach nur kicken wollen. So auch die Brüder Yvan (25) und Alexandre (26). Die französischen Gaststudenten aus der Bretagne trafen das Team zufällig und spielten einfach mal mit. Ganze sechs Monate sollte es dauern, bis die zwei merkten, dass sie einem homosexuellen Fußball-Club beigetreten waren. "Schon komisch, dass wir es erst so spät erfahren haben. Aber für uns gar kein Problem", sagt Yvan mit typisch französischem Akzent. Selbst die gegnerischen Mannschaften begegnen ihren homosexuellen Gegenspielern ausschließlich mit Respekt. Beim Come-Together-Cup liefern sich die Hot Shots beispielsweise jedes Jahr packende und vor allem faire Spiele mit den Teams von Feuerwehr, Polizei oder Fernsehanstalten. Selbst eine Mannschaft aus persischen Spielern hat schon mehrmals zum freundschaftlichen Duell gebeten. "Das waren tolle Spiele und super Erfahrungen. Solche Ereignisse zeigen, dass die Welt offener geworden ist", freut sich Kevin Liebig.

Das Problem mit der Gemeinschaftsdusche

Doch selbst bei den Hot Shots ist nicht alles rosa-rot: Schließlich kommt es in der Kölner Hobbymannschaft durchaus zu kleinen Problemen, wenn sich Heteros und Schwule so nahe kommen. Das musste auch Daniel Rösler feststellen, als er sich dem Team anschloss. Der 28-jährige dachte anfangs, er sei "total weltoffen" und hätte keinerlei Berührungsängste. "Als es dann ans Duschen ging, habe ich mir aber schon Gedanken gemacht", so Daniel Rösler. Lange vermied er es, sich seinen homosexuellen Kameraden nackt zu zeigen, doch auf einem Turnier in Hamburg ließ man ihm schließlich keine Wahl. "Verschwitzt und stinkend wollte mich keiner mit nach Hause nehmen. Und da stand ich dann erstmals zusammen mit 40 Schwulen in einer Gemeinschaftsdusche", erinnert er sich mit einem Grinsen im Gesicht. Das leichte Unwohlsein ist seitdem verschwunden. Demnächst, wenn er beruflich nach Hamburg zieht, will er sich eine neue Hobby-Mannschaft suchen. Eine schwule am liebsten.

Zwischen Fußball, Homosexualität und Kirche

Für den homosexuellen Christian Jess, 30, war der Weg ins Team noch weitaus schwieriger. Er hatte schon immer Fußball gespielt, in der Grundschule oder auch in den Hobbymannschaften der Kirchenjugend. Als er dann merkte, dass er sich eher für Männer als für Frauen interessiert, wurde das zum Problem. "Gerade im Umfeld der Kirche hatte ich Schwierigkeiten, mich richtig einzusortieren. Ich habe meine Neigungen dann dort und auch später in der Oberstufe verheimlicht", erzählt Christian Jess. Umso größer war die Erleichterung, als er von der schwulen Fußballmannschaft Hot Shots erfuhr. 2001, zwei Jahre nach seinem offiziellen Coming-Out, fand er durch sie wieder zum Fußball zurück. Er trat dem Team bei und war anfangs doch ein wenig erschrocken: "Alle haben sehr fair gespielt und mit wenig Körpereinsatz. Die ganze Art des Spiels war irgendwie neu für mich."

Heute sieht die Sache schon anders aus: Das Team hat sich weiterentwickelt und auf dem Trainingsplatz geht es richtig zur Sache. Auf den Ball treten, noch eben orientieren, die Lücke für den tödlichen Pass suchen – das alles funktioniert auch hier nicht. Schnell ist ein Gegenspieler zur Stelle. Und ab und zu wird dann die Grätsche ausgepackt. Blaue Flecken und Schürfwunden gehören zum Spiel dazu. Auch bei den Fußballern der Hot Shots. Doch wofür trainieren die Jungs so hart?

"Fußball packt mich einfach!"

In erster Linie aus "Spass an d’r Freud", wie man in Köln sagt. Alle Mitglieder der Hot Shots sind fußballverrückt. Kapitän Kevin Liebig spricht seinen Mannschaftskameraden aus der Seele: 2Das ist mein Sport. Die Zusammenarbeit im Team, die Spannung – Fußball packt mich einfach!" Und dass das im Widerspruch zu seiner Homosexualität stehen könnte, daran habe er nie gedacht: "Mit 14 hab ich mich in Männer verliebt, mit 16 in den Fußball." So einfach ist das.

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In der Kölner Hobbymannschaft Hot Shots gehen Schwule und Heterosexuelle gemeinsam ihrer großen Leidenschaft nach: dem Fußball spielen. Dabei überwinden sie nicht nur den ein oder anderen Gegenspieler, sondern auch viele Vorurteile und ganz alltägliche Probleme. Tim Rottländer hat für DFB.de das Team in Köln besucht und gesehen, wie der Fußball sein kann. Oder sein sollte.

Kevin Liebig ist Linksaußen. Robuste Statur, schneller Antritt, saubere Technik. Ein bisschen verrückt vielleicht. Er ist leidenschaftlicher Fan der deutschen Nationalmannschaft. Und Kevin ist schwul.

Fußball ohne Grenzen

Was für viele Amateur- und Profi-Fußballer in den Ligen dieser Welt immer noch als Tabuthema gilt, interessiert im Team der Hot Shots Köln wirklich niemanden. Denn dort steht der Fußball im Vordergrund. Und der Fußball kennt keine Grenzen. Weder des Geschlechts, der Hautfarbe, der Nationalität, der Religion noch der sexuellen Ausrichtung.

Linksaußen, fußballverrückt, schwul: Hot Shots Gründer Kevin Liebig.

Ob auf den Jahnwiesen neben dem Kölner Rhein-Energie-Stadion oder in der Soccerhalle – bei den Hot Shots spielen der Austauschstudent mit dem Bürokaufmann, der Franzose mit dem Deutschen und der Heterosexuelle mit dem Schwulen. So kann Fußball sein, und so sollte Fußball sein, da ist man sich im Club ganz sicher. Und wenn dann am Ende noch ein Sieg herausspringt, wird in der "dritten Halbzeit" zusammen am Tresen gefeiert.

Kevin Liebig war es auch, den die Sehnsucht nach dem runden Leder trieb. Als im Jahr 1998 mit dem "anyway" das erste schwul-lesbische Jugendzentrum Europas in Köln gegründet wurde, war dem heute 32-jährigen sofort klar: "Ich hätte auch gerne den passenden Fußball-Club dazu." Diesen Wunsch sollte er sich schon bald selber erfüllen. Mit Hilfe des Jugendzentrums und des Vereins SC Janus brachte er zur schwul-lesbischen Weltmeisterschaft 2000 sein eigenes Team an den Start: die Hot Shots.

Missverständnisse auf beiden Seiten

Doch um das Team nachhaltig zu etablieren, musste noch mit einigen Vorurteilen aufgeräumt werden. "Die Abneigung von Fußballfans gegenüber Homosexuellen, von der heute so viel gesprochen wird, war damals nicht das größte Problem. Andersherum war es genauso schlimm. Viele Schwule verachteten den Fußball als primitiven Machosport", erinnert sich Kevin Liebig.

Abneigung auf beiden Seiten also? Passen Fußball und Homosexualität vielleicht einfach nicht zusammen? Der Gründer der Hot Shots hat da andere Erfahrungen gemacht: "Es sind leider die öffentlichkeitswirksamen Ausreißer, die das Gesamtbild in Öffentlichkeit und Medien prägen: auf der einen Seite der prollige Fußballfan, auf der anderen Seite der tuckige Klischee-Schwule." Ein Bild voller Disharmonie und Gegensätzlichkeit. Doch diese trügerische Wahrnehmung ist längst nicht in Stein gemeißelt. Es gibt durchaus Situationen, in denen die Masse hervortritt und die Gegensätze verschwinden.

Ein Sommermärchen verbindet

Manchmal muss dazu ein Sommermärchen her. Bei der Weltmeisterschaft 2006 feierten alle gemeinsam ein schwarz-rot-goldenes Fest. Frauen und Männer, Klein und Groß, Deutsche und ihre freundlich empfangenen Gäste. Und eben auch Schwule und Heteros. "Das war ein ganz wichtiger Knackpunkt. In diesen vier Wochen haben Schwule gesehen, dass Fußball nicht nur der prollige Fan ist und andersherum hat der Fußball viele homosexuelle Fans gewonnen, die nicht auf den ersten Blick zu erkennen sind", so Kevin Liebig. Millionen unterschiedliche Individuen verschmolzen zu einem fried- und freudvollen Ganzen. Vielleicht sogar der größte Erfolg unseres WM-Sommers.

Die Nationalmannschaft als Vorbild

Damals wie heute fiebern die Hot Shots gemeinsam vor dem Fernseher mit Schweinsteiger, Özil & Co. Und dabei imponieren ihnen nicht nur die tollen Ergebnisse der deutschen Nationalmannschaft. "Das Team hat viele Spieler mit den unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen. Dass es trotzdem als Einheit funktioniert, zeugt von Toleranz und gegenseitigem Respekt", meint Kevin Liebig. Wäre da auch Platz für einen schwulen Fußballer? Der ehemalige DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger vertritt da eine ganz klare Meinung: „Ich würde es mutig finden und begrüßen, wenn sich ein Profispieler outen würde. Er hätte auch die Unterstützung des DFB und von mir. Denn solche Tabus – ganz gleich ob sexuelle Orientierung, Depression oder vieles andere – sind immer Feinde von Freiheit und Menschenwürde." Jedoch ist sich auch Kevin Liebig der Problematik bewusst:"Ein Coming-Out im Profi-Geschäft ist natürlich deutlich schwieriger als im Hobbyfußball, schließlich hängen berufliche Existenzen davon ab. Aber ein schwuler Nationalspieler wäre grandios und sicher der beste Klischeebrecher, den es geben kann."

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Als hilfreich empfinden er und seine Mitspieler aber schon das Engagement des DFB und seines ehemaligen Präsidenten: "Wir in der Schwulenszene haben das Gefühl, dass Herrn Zwanziger dieses Thema ein ehrliches Anliegen ist und darüber freuen wir uns ungemein. Sein Engagement ist sehr wichtig, denn es ist an der Zeit, dass sich etwas ändert."

Schwul – und keiner merkt’s

Und die Entwicklung geht bereits in die richtige Richtung. Schließlich haben die Hot Shots, die zurzeit auf einen Kern von knapp zwei Dutzend Spielern zurückgreifen können, heute kaum mehr Probleme mit Homophobie auf der einen und Fußballphobie auf der anderen Seite. Bei ihren regelmäßigen Trainingseinheiten auf den Jahnwiesen lernen sie immer neue Menschen kennen, die frei von jeglichen Vorurteilen einfach nur kicken wollen. So auch die Brüder Yvan (25) und Alexandre (26). Die französischen Gaststudenten aus der Bretagne trafen das Team zufällig und spielten einfach mal mit. Ganze sechs Monate sollte es dauern, bis die zwei merkten, dass sie einem homosexuellen Fußball-Club beigetreten waren. "Schon komisch, dass wir es erst so spät erfahren haben. Aber für uns gar kein Problem", sagt Yvan mit typisch französischem Akzent. Selbst die gegnerischen Mannschaften begegnen ihren homosexuellen Gegenspielern ausschließlich mit Respekt. Beim Come-Together-Cup liefern sich die Hot Shots beispielsweise jedes Jahr packende und vor allem faire Spiele mit den Teams von Feuerwehr, Polizei oder Fernsehanstalten. Selbst eine Mannschaft aus persischen Spielern hat schon mehrmals zum freundschaftlichen Duell gebeten. "Das waren tolle Spiele und super Erfahrungen. Solche Ereignisse zeigen, dass die Welt offener geworden ist", freut sich Kevin Liebig.

Das Problem mit der Gemeinschaftsdusche

Doch selbst bei den Hot Shots ist nicht alles rosa-rot: Schließlich kommt es in der Kölner Hobbymannschaft durchaus zu kleinen Problemen, wenn sich Heteros und Schwule so nahe kommen. Das musste auch Daniel Rösler feststellen, als er sich dem Team anschloss. Der 28-jährige dachte anfangs, er sei "total weltoffen" und hätte keinerlei Berührungsängste. "Als es dann ans Duschen ging, habe ich mir aber schon Gedanken gemacht", so Daniel Rösler. Lange vermied er es, sich seinen homosexuellen Kameraden nackt zu zeigen, doch auf einem Turnier in Hamburg ließ man ihm schließlich keine Wahl. "Verschwitzt und stinkend wollte mich keiner mit nach Hause nehmen. Und da stand ich dann erstmals zusammen mit 40 Schwulen in einer Gemeinschaftsdusche", erinnert er sich mit einem Grinsen im Gesicht. Das leichte Unwohlsein ist seitdem verschwunden. Demnächst, wenn er beruflich nach Hamburg zieht, will er sich eine neue Hobby-Mannschaft suchen. Eine schwule am liebsten.

Zwischen Fußball, Homosexualität und Kirche

Für den homosexuellen Christian Jess, 30, war der Weg ins Team noch weitaus schwieriger. Er hatte schon immer Fußball gespielt, in der Grundschule oder auch in den Hobbymannschaften der Kirchenjugend. Als er dann merkte, dass er sich eher für Männer als für Frauen interessiert, wurde das zum Problem. "Gerade im Umfeld der Kirche hatte ich Schwierigkeiten, mich richtig einzusortieren. Ich habe meine Neigungen dann dort und auch später in der Oberstufe verheimlicht", erzählt Christian Jess. Umso größer war die Erleichterung, als er von der schwulen Fußballmannschaft Hot Shots erfuhr. 2001, zwei Jahre nach seinem offiziellen Coming-Out, fand er durch sie wieder zum Fußball zurück. Er trat dem Team bei und war anfangs doch ein wenig erschrocken: "Alle haben sehr fair gespielt und mit wenig Körpereinsatz. Die ganze Art des Spiels war irgendwie neu für mich."

Heute sieht die Sache schon anders aus: Das Team hat sich weiterentwickelt und auf dem Trainingsplatz geht es richtig zur Sache. Auf den Ball treten, noch eben orientieren, die Lücke für den tödlichen Pass suchen – das alles funktioniert auch hier nicht. Schnell ist ein Gegenspieler zur Stelle. Und ab und zu wird dann die Grätsche ausgepackt. Blaue Flecken und Schürfwunden gehören zum Spiel dazu. Auch bei den Fußballern der Hot Shots. Doch wofür trainieren die Jungs so hart?

"Fußball packt mich einfach!"

In erster Linie aus "Spass an d’r Freud", wie man in Köln sagt. Alle Mitglieder der Hot Shots sind fußballverrückt. Kapitän Kevin Liebig spricht seinen Mannschaftskameraden aus der Seele: 2Das ist mein Sport. Die Zusammenarbeit im Team, die Spannung – Fußball packt mich einfach!" Und dass das im Widerspruch zu seiner Homosexualität stehen könnte, daran habe er nie gedacht: "Mit 14 hab ich mich in Männer verliebt, mit 16 in den Fußball." So einfach ist das.