Horst Heldt: "Viele Nationen beneiden uns"

Früher war er Nationalspieler, heute übernimmt er Verantwortung beim FC Schalke 04. Im DFB.de-Interview erzählt Manager und Sportvorstand Horst Heldt, wie sich der deutsche Fußball vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Irland in Gelsenkirchen am Dienstag (ab 20.45 Uhr, live auf RTL) im Vergleich zu seiner aktiven Zeit gewandelt hat.

DFB.de: Herr Heldt, was sagen Ihnen die Namen Heiko Gerber, Ronald Maul, Mustafa Dogan und Paulo Rink?

Horst Heldt: Die sagen mir sehr viel. Vermutlich zählen Sie die auf, weil die gemeinsam mit mir für die Nationalmannschaft nominiert wurden.

DFB.de: Genau. Und zwar für Ihr zweites Länderspiel, das im Juli 1999 mit 0:2 gegen die USA verloren wurde.

Heldt: Es war eine Confed-Cup-Reise nach Mexiko, und es war damals wichtig für den DFB, daran teilzunehmen, um sich mit Blick auf die Heim-WM 2006 zu präsentieren. Aber der eine oder andere Stammspieler und auch mancher Verein war nicht so amüsiert darüber, deshalb wurde die Reise auch zum Debütantenball. Für mich war es schön.

DFB.de: Schon Ihr erstes Länderspiel im April 1999 hatte unter keinem guten Stern gestanden.

Heldt: Ja, wir haben in Bremen mit 0:1 gegen Schottland verloren, und in der zweiten Halbzeit war auch noch lange Zeit das Flutlicht ausgefallen. Man verliert natürlich nicht so gerne sein erstes Länderspiel, und trotzdem habe ich diesen Tag genossen. Für mich ging ein Kindheitstraum in Erfüllung, als ich auf dem Rasen stand und die Nationalhymne hörte. Weil sich Marco Bode verletzt abmelden musste, hatte mich Erich Ribbeck sogar in die Startelf befördert. Mit Michael Ballack, dem zweiten Debütanten an diesem Abend, bin ich nach dem Spiel in Bremen noch um die Häuser gezogen, um unseren Einstand zu feiern. Allerdings hat er danach noch das eine oder andere Länderspiel mehr gemacht als ich ... (lacht)

DFB.de: Es war keine erfolgreiche Zeit für die Nationalmannschaft. Negativer Höhepunkt war der frühe K.o. bei der Europameisterschaft 2000 in Belgien und den Niederlanden.



Früher war er Nationalspieler, heute übernimmt er Verantwortung beim FC Schalke 04. Im DFB.de-Interview erzählt Manager und Sportvorstand Horst Heldt, wie sich der deutsche Fußball vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Irland in Gelsenkirchen am Dienstag (ab 20.45 Uhr, live auf RTL) im Vergleich zu seiner aktiven Zeit gewandelt hat.

DFB.de: Herr Heldt, was sagen Ihnen die Namen Heiko Gerber, Ronald Maul, Mustafa Dogan und Paulo Rink?

Horst Heldt: Die sagen mir sehr viel. Vermutlich zählen Sie die auf, weil die gemeinsam mit mir für die Nationalmannschaft nominiert wurden.

DFB.de: Genau. Und zwar für Ihr zweites Länderspiel, das im Juli 1999 mit 0:2 gegen die USA verloren wurde.

Heldt: Es war eine Confed-Cup-Reise nach Mexiko, und es war damals wichtig für den DFB, daran teilzunehmen, um sich mit Blick auf die Heim-WM 2006 zu präsentieren. Aber der eine oder andere Stammspieler und auch mancher Verein war nicht so amüsiert darüber, deshalb wurde die Reise auch zum Debütantenball. Für mich war es schön.

DFB.de: Schon Ihr erstes Länderspiel im April 1999 hatte unter keinem guten Stern gestanden.

Heldt: Ja, wir haben in Bremen mit 0:1 gegen Schottland verloren, und in der zweiten Halbzeit war auch noch lange Zeit das Flutlicht ausgefallen. Man verliert natürlich nicht so gerne sein erstes Länderspiel, und trotzdem habe ich diesen Tag genossen. Für mich ging ein Kindheitstraum in Erfüllung, als ich auf dem Rasen stand und die Nationalhymne hörte. Weil sich Marco Bode verletzt abmelden musste, hatte mich Erich Ribbeck sogar in die Startelf befördert. Mit Michael Ballack, dem zweiten Debütanten an diesem Abend, bin ich nach dem Spiel in Bremen noch um die Häuser gezogen, um unseren Einstand zu feiern. Allerdings hat er danach noch das eine oder andere Länderspiel mehr gemacht als ich ... (lacht)

DFB.de: Es war keine erfolgreiche Zeit für die Nationalmannschaft. Negativer Höhepunkt war der frühe K.o. bei der Europameisterschaft 2000 in Belgien und den Niederlanden.

Heldt: Das lässt sich mit der heutigen Zeit nicht mehr vergleichen. Ich persönlich glaube, dass der entscheidende Schub durch die WM 2006 in Deutschland kam.

DFB.de: Anstöße für notwendige Veränderungen wurden aber schon direkt nach der EM 2000 gegeben. Vor allem der damalige DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder setzte sich für die Einführung von Ausbildungszentren für den Nachwuchs ein.

Heldt: "MV" war nicht nur für Spieler beim DFB oder bei seinem VfB Stuttgart eine Art Vaterfigur, er war auch ein Visionär. Danach wurde ja tatsächlich extrem umgedacht. Alle haben sich auf die Fahnen geschrieben, den deutschen Fußball zu revolutionieren. Das Ergebnis sieht man jetzt, Jahre später: DFB, DFL und die Vereine haben gemeinsam den Gewinn des WM-Titels 2014 möglich gemacht. Um unsere Strukturen beneiden uns mittlerweile viele andere Nationen.

DFB.de: Sie waren bei Ihrem Nationalmannschafts-Debüt schon 29 Jahre alt. Damals beklagte Hannes Löhr als U 21-Trainer, dass seine Talente in der Bundesliga nicht eingesetzt wurden. Heute spielen die besten Profis dieser Jahrgänge bereits in der A-Nationalmannschaft und sind Stammkräfte in ihren Vereinen. Warum?

Heldt: Da gab es eine positive Entwicklung im Eiltempo. Früher musste man sich lange beweisen, bis die Tür zur Nationalelf aufging. Heute sind die jungen Spieler viel weiter, sie sind bestens ausgebildet und früh auf hohem Niveau belastbar – ein Riesenvorteil. Der Satz, man müsse nur ein gutes Bundesligaspiel machen, und schon sei man Nationalspieler, wird diesen Talenten nicht gerecht.

DFB.de: Aber man muss sich auch trauen, sie einzusetzen. Haben also auch die Trainer umgedacht?

Heldt: Ja, sowohl bei den Bundesligisten als auch bei der Nationalmannschaft. Wenn ich sehe, in welchen jungen Jahren die Nationalspieler schon tragende Säulen sind ... Mit 29 debütiert heute jedenfalls kein Feldspieler mehr.

DFB.de: Und die Talentquelle sprudelt weiter.

Heldt: Ja. Die Schwierigkeit für die nächste Generation junger Spieler besteht allerdings darin, dass viele der Weltmeister noch lange Zeit spielen können. Aber der Bundestrainer kann aus dem Vollen schöpfen. Die Idee von damals war nachhaltig und hat uns bis heute viel Gutes beschert. Es steckt auch viel Arbeit dahinter – und eine gute Zusammenarbeit zwischen Verband und Vereinen. Das war ja auch nicht immer so.

DFB.de: Es gibt heute sehr viele kreative offensive Spieler. In der Defensive ist die Auswahl nicht ganz so groß. Warum hat sich das verschoben?

Heldt: Vermutlich, weil die Offensivspieler bei den Kindern populärer sind. Vielleicht sollte sich der eine oder andere Spieler mal Gedanken darüber machen, ob er auch eine andere Rolle spielen könnte.

DFB.de: So wie Erik Durm, den Jürgen Klopp bei Borussia Dortmund vom Angreifer zum Außenverteidiger umfunktioniert hat und der deshalb im Weltmeister-Aufgebot stand?

Heldt: Ja, Vielseitigkeit ist im modernen Fußball ein enormer Vorteil. Man kann einigen jungen Spielern nur empfehlen, sich auch mal als Außenverteidiger zu probieren. Es könnte eine Chance auf mehr sein.

DFB.de: Bayern München und Borussia Dortmund standen 2013 im Champions-League-Finale, die Nationalmannschaft wurde 2014 Weltmeister. Erlebt der deutsche Fußball gerade ein goldenes Zeitalter, vergleichbar mit den frühen 70er-Jahren?

Heldt: Absolut. Das liegt auch daran, dass in den deutschen Vereinsmannschaften viele deutsche Spieler stehen. Wir haben mit Schalke in Chelsea gespielt – da sind kaum Engländer im Team, das sind im Vergleich zu uns Welten.

DFB.de: Trauen Sie der Nationalmannschaft zu, eine Ära zu prägen wie zuvor die der Spanier?

Heldt: Ja, das ist möglich. Die Weltmeister, die sich verdientermaßen glanzvoll verabschiedet haben, können auf Sicht gut ersetzt werden, und die jetzt noch jüngeren Weltmeister gewinnen Erfahrung hinzu. Wenn alles normal läuft, muss der Titel 2014 kein Einzelfall bleiben.

DFB.de: Auch Schalke 04 hat zwei Weltmeister gestellt: Benedikt Höwedes und Julian Draxler. Da darf auch der Manager ein bisschen stolz sein, oder?

Heldt: Aber mein Anteil daran ist gering bis gar nicht vorhanden. Ich freue mich, wie sich ganz Schalke freut.

DFB.de: Sehen Sie weitere Spieler aus Ihrem Verein, die sich für die Nationalmannschaft anbieten?

Heldt: Ich bin überzeugt davon, dass Max Meyer und Leon Goretzka, die beide noch sehr jung sind und schon einmal Länderspielluft schnuppern durften, schon in naher Zukunft feste Größen im Nationalteam sein werden. Und Dennis Aogo und Roman Neustädter haben die Klasse für eine Rückkehr.