Horsmann: "Ich war der Held des Tages"

Besondere Begegnungen, besondere Zeitzeugen. Auf DFB.de erinnern sich prägende Figuren der Bundesliga an ganz spezielle Duelle, passend zu dem jeweils aktuellen Spieltag. Heute: Bayerns früherer Linksverteidiger Udo Horsmann.

Am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) empfängt der VfB Stuttgart den FC Bayern. Vor 35 Jahren fand dieses Duell am 33. Spieltag statt und entschied die Meisterschaft. Matchwinner war ein Mann, der sonst immer im Schatten der Stars stand. Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Udo Muras erinnert sich Udo Horsmann an den größten Tag seiner Karriere - und an manches mehr.

DFB.de: Hallo Herr Horsmann, die Bayern gewannen am 24. Mai 1980 3:1 in Stuttgart und waren praktisch Meister. Sie schossen die ersten beiden Tore. Welchen Stellenwert hat dieses Spiel in Ihrer Vita?

Udo Horsmann: Es war eines meiner besten Spiele, ohne Frage. Dass man als Abwehrspieler zwei Tore schießt, kommt ja nicht so oft vor.

DFB.de: Um präzise zu sein: In Ihrer Karriere ist es nur das eine Mal vorgekommen.

Horsmann: Na, sehen Sie. Aber meine vier, fünf Tore pro Saison habe ich schon geschossen.

DFB.de: Wie hat es sich angefühlt an jenem Tag, als Ihr Name zweimal auf der Anzeigetafel stand?

Horsmann: Es hat mich stolz gemacht, es hat uns ja die Meisterschaft eingebracht. Es war wunderbar, und ich muss zugeben, es fühlt sich heute noch gut an. Ich war der Held des Tages.

DFB.de: Was eher selten vorkam im Münchner Starensemble um Paul Breitner und Karl-Heinz Rummenigge, oder?

Horsmann: Ja, klar. Die beiden standen im Mittelpunkt, wir hatten eine klare Hierarchie. Breitner war der Chef, Kalle unser Topstürmer und die anderen waren auf Augenhöhe. Wenn wir irgendwo auf dem Flughafen warteten, kam ja kein Mensch zu einem Niedermayer oder Horsmann.

DFB.de: Plötzlich standen Sie im Rampenlicht und saßen abends sogar im Sportstudio. Angeblich, weil sonst keiner mit wollte.

Horsmann: Ich erinnere mich schwach. Es war mein einziger Sportstudio-Auftritt, Manager Uli Hoeneß war auch dabei. Ich hab mich ja sonst immer davor gedrückt, das war nicht so meine Welt. Eins hat mich dann leicht geärgert damals…



Besondere Begegnungen, besondere Zeitzeugen. Auf DFB.de erinnern sich prägende Figuren der Bundesliga an ganz spezielle Duelle, passend zu dem jeweils aktuellen Spieltag. Heute: Bayerns früherer Linksverteidiger Udo Horsmann.

Am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) empfängt der VfB Stuttgart den FC Bayern. Vor 35 Jahren fand dieses Duell am 33. Spieltag statt und entschied die Meisterschaft. Matchwinner war ein Mann, der sonst immer im Schatten der Stars stand. Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Udo Muras erinnert sich Udo Horsmann an den größten Tag seiner Karriere - und an manches mehr.

DFB.de: Hallo Herr Horsmann, die Bayern gewannen am 24. Mai 1980 3:1 in Stuttgart und waren praktisch Meister. Sie schossen die ersten beiden Tore. Welchen Stellenwert hat dieses Spiel in Ihrer Vita?

Udo Horsmann: Es war eines meiner besten Spiele, ohne Frage. Dass man als Abwehrspieler zwei Tore schießt, kommt ja nicht so oft vor.

DFB.de: Um präzise zu sein: In Ihrer Karriere ist es nur das eine Mal vorgekommen.

Horsmann: Na, sehen Sie. Aber meine vier, fünf Tore pro Saison habe ich schon geschossen.

DFB.de: Wie hat es sich angefühlt an jenem Tag, als Ihr Name zweimal auf der Anzeigetafel stand?

Horsmann: Es hat mich stolz gemacht, es hat uns ja die Meisterschaft eingebracht. Es war wunderbar, und ich muss zugeben, es fühlt sich heute noch gut an. Ich war der Held des Tages.

DFB.de: Was eher selten vorkam im Münchner Starensemble um Paul Breitner und Karl-Heinz Rummenigge, oder?

Horsmann: Ja, klar. Die beiden standen im Mittelpunkt, wir hatten eine klare Hierarchie. Breitner war der Chef, Kalle unser Topstürmer und die anderen waren auf Augenhöhe. Wenn wir irgendwo auf dem Flughafen warteten, kam ja kein Mensch zu einem Niedermayer oder Horsmann.

DFB.de: Plötzlich standen Sie im Rampenlicht und saßen abends sogar im Sportstudio. Angeblich, weil sonst keiner mit wollte.

Horsmann: Ich erinnere mich schwach. Es war mein einziger Sportstudio-Auftritt, Manager Uli Hoeneß war auch dabei. Ich hab mich ja sonst immer davor gedrückt, das war nicht so meine Welt. Eins hat mich dann leicht geärgert damals…

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DFB.de: Ja, bitte?

Horsmann: Da kommt man schon mal ins Sportstudio und darf nicht mal auf die Torwand schießen. Das stand an dem Abend nicht auf dem Programm.

DFB.de: Immerhin waren sie auch im kicker der "Mann des Tages". Gab es auch eine vorgezogene Meisterfeier? Theoretisch fehlte ja noch ein Punkt gegen Absteiger Braunschweig. (Das Spiel am 34. und letzten Spieltag endete dann 2:1 für Bayern; Anm. d. Red.).

Horsmann: Ich bin mir nicht mehr so sicher, aber normalerweise sind wir nach den Spielen immer ins "Maximilians". Das war unsere Stammdisco.

DFB.de: Klingt, als wäre es eine tolle Kameradschaft gewesen. Gab es etwa Freundschaften im auch 1980 schon harten Profigeschäft?

Horsmann: Allerdings. Zu Karl-Heinz Rummenigge etwa. Wir kamen beide aus der westfälischen Provinz, ich 1975 ein Jahr nach ihm zu den Bayern, und wir haben uns gut verstanden. Anfangs hat seine Frau Martina sogar meine Wäsche mitgewaschen. Und als Kurt Niedermayer 1977 aus Karlsruhe kam, haben wir manchmal ziemlich viel Wein getrunken.

DFB.de: Heute dürfen Sie es ja erzählen.

Horsmann: Der Kurt war ein Kenner badischer Weine und lud eines Tages zur Weinprobe. Da hat sich eine Clique gebildet, die sich privat alle vier Wochen getroffen hat, immer bei einem anderen zu Hause.

DFB.de: Namen, bitte!

Horsmann: Kurt Niedermayer, Hanne Weiner, Wolfgang Kraus, Wolfgang Dremmler und ich. Und nach dem Training haben wir uns in noch größerem Kreis regelmäßig auf einen Kaffee zusammengesetzt. Ich hatte ein gutes Standing im Team, nicht zuletzt weil ich durch private Kontakte 20 Vespa-Roller für die Mannschaft organisiert hatte. Die durften wir dann behalten. Es war eine wunderschöne Zeit.

DFB.de: Aber es dauerte fünf Jahre, bis Sie endlich Meister wurden. Normalerweise geht das bei den Bayern doch schneller. Erst als Pal Csernai 1979 kam, kam der Erfolg zurück. Wie war der ungarische Trainer so?

Horsmann: Unter ihm haben wir die Früchte unserer Arbeit endlich geerntet. Sein System war modern, wir spielten Raumdeckung. Das hatte schon sein Vorgänger Gyula Lorant in der Bundesliga eingeführt, und Csernai war ja sein Assistent gewesen. Ich kam sehr gut mit ihm klar, ich habe ihm viel zu verdanken. Von 1980 bis 1983 habe ich mich am sichersten gefühlt, hatte viel Selbstvertrauen - und ja auch immer gespielt.

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DFB.de: Acht Jahre Stammspieler bei Bayern - warum kamen Sie zu keinem Länderspiel?

Horsmann: Eine gute Frage. Der Franz (Beckenbauer; Anm. d. Red.) hat mich wohl nicht protegiert. (lacht) Ich habe nie einen Anruf bekommen, nicht von Helmut Schön und auch nicht von Jupp Derwall.

DFB.de: Was haben Sie noch von der Meisterschaft 1980?

Horsmann: Die Gedenkmünze, die es vom DFB gab. Auch die von 1981. Sie liegen in einer Schublade, neben einer schrecklichen Uhr von Cosmos New York, die wir zu Beckenbauers Ablösespiel erhielten.

DFB.de: 1976 wurden Sie Europacupsieger und Weltpokalsieger. Welcher Titel zählt am meisten?

Horsmann: Die Meisterschaft von 1980 steht an erster Stelle. Weil ich da einen nicht so unerheblichen Beitrag leistete. Auf dem Marienplatz zu stehen, das war ein stolzer Moment. Aber wissen Sie, was ich bedauere?

DFB.de: Bitte lassen Sie es uns wissen!

Horsmann: Wie das heute so abläuft, das hätte ich damals auch gern erlebt. Nach großen Siegen sind die Spieler ja noch eine Stunde auf dem Platz, gehen zu den Fans oder nehmen ihre Kinder in den Arm wie Miroslav Klose beim WM-Finale. Bei uns war nicht viel. Das Spiel war aus, und wir gingen in die Kabine. Um das lange Genießen beneide ich die Spieler von heute.

Udo Horsmann wechselte 1975 von der SpVgg. Beckum zum FC Bayern und bestritt bis 1983 in der Bundesliga 242 Einsätze, erzielte dabei 20 Tore. Er wurde 1980 und 1981 Deutscher Meister, gewann 1976 den Europacup der Landesmeister und im selben Jahr den Weltpokal. Seine Karriere endete 1985 beim 1. FC Nürnberg. Heute lebt Horsmann in München und arbeitet als Möbelschreiner.