Holger Osieck: "Deutschland ist ein Vorbild"

Es brauchte zwei Tage, bis Holger Osieck erste Bilder von Mitch Langerak zu sehen bekam. Der 22-jährige Sonnyboy aus Melbourne hatte beim Bundesliga-Spitzenspiel gegen die Bayern das BVB-Tor gehütet, ein paar Mal glänzend pariert. Bekanntermaßen siegte die schwarz-gelbe Rasselbande 3:1. Doch weil 16.300 Kilometer zwischen München und Sydney liegen, dauerte es eben, bis der australische Nationaltrainer auch bildlich informiert war.

Holger Osieck wurde 1990 an der Seite Franz Beckenbauers Weltmeister mit Deutschland. Heute lebt und lehrt er in Sydney. Abseits vom Schuss? Nein, das sieht er anders. „Meine Frau und ich fühlen uns hier sehr wohl“, sagt der 62-Jährige. Fast hätte er im Januar die zweite kontinentale Meisterschaft mit einem Nationalteam gewonnen. Mit Kanada holte er 2000 den Gold-Cup, mit den „Socceroos“ unterlag er im Asien-Cup-Finale nach Verlängerung gegen Japan. „Für mich“, sagt Osieck im Gespräch mit DFB.de-Redakteur Thomas Hackbarth, „sind wir trotzdem die Nummer eins in Asien“.

DFB.de: Herr Osieck, Sie haben sehr verärgert auf das 0:1 gegen Japan im Finale des Asien-Cup Ende Januar reagiert. Eigentlich war die Finalteilnahme doch ein Erfolg, Sie hätten auch zufrieden sein dürfen.

Holger Osieck: Wir waren nah dran, zweimal Latte, einmal haben die Japaner den Ball von der Torlinie geklärt. Das Tor fiel durch einen schlimmen Aussetzer in der Verlängerung. Wir standen im Endspiel eines großen Turniers, da kann ich nach einer solchen Niederlage nicht zufrieden sein.

DFB.de: Ist Australien also die Nummer zwei in Asien?

Osieck: Das würde ich nicht so sehen. Vor dem Turnier waren wir die Nummer eins. Und für mich gilt das auch jetzt noch, obwohl wir das Finale unglücklich verloren haben.

DFB.de: Was sind die Stärken der australischen Nationalmannschaft?

Osieck: Wir haben eine sehr kompakte Mannschaft, Offensiv- und Defensivverhalten gehen fließend ineinander über.



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Es brauchte zwei Tage, bis Holger Osieck erste Bilder von Mitch Langerak zu sehen bekam. Der 22-jährige Sonnyboy aus Melbourne hatte beim Bundesliga-Spitzenspiel gegen die Bayern das BVB-Tor gehütet, ein paar Mal glänzend pariert. Bekanntermaßen siegte die schwarz-gelbe Rasselbande 3:1. Doch weil 16.300 Kilometer zwischen München und Sydney liegen, dauerte es eben, bis der australische Nationaltrainer auch bildlich informiert war.

Holger Osieck wurde 1990 an der Seite Franz Beckenbauers Weltmeister mit Deutschland. Heute lebt und lehrt er in Sydney. Abseits vom Schuss? Nein, das sieht er anders. „Meine Frau und ich fühlen uns hier sehr wohl“, sagt der 62-Jährige. Fast hätte er im Januar die zweite kontinentale Meisterschaft mit einem Nationalteam gewonnen. Mit Kanada holte er 2000 den Gold-Cup, mit den „Socceroos“ unterlag er im Asien-Cup-Finale nach Verlängerung gegen Japan. „Für mich“, sagt Osieck im Gespräch mit DFB.de-Redakteur Thomas Hackbarth, „sind wir trotzdem die Nummer eins in Asien“.

DFB.de: Herr Osieck, Sie haben sehr verärgert auf das 0:1 gegen Japan im Finale des Asien-Cup Ende Januar reagiert. Eigentlich war die Finalteilnahme doch ein Erfolg, Sie hätten auch zufrieden sein dürfen.

Holger Osieck: Wir waren nah dran, zweimal Latte, einmal haben die Japaner den Ball von der Torlinie geklärt. Das Tor fiel durch einen schlimmen Aussetzer in der Verlängerung. Wir standen im Endspiel eines großen Turniers, da kann ich nach einer solchen Niederlage nicht zufrieden sein.

DFB.de: Ist Australien also die Nummer zwei in Asien?

Osieck: Das würde ich nicht so sehen. Vor dem Turnier waren wir die Nummer eins. Und für mich gilt das auch jetzt noch, obwohl wir das Finale unglücklich verloren haben.

DFB.de: Was sind die Stärken der australischen Nationalmannschaft?

Osieck: Wir haben eine sehr kompakte Mannschaft, Offensiv- und Defensivverhalten gehen fließend ineinander über.

DFB.de: Wer ragt heraus, wer sind die bestimmenden Spieler?

Osieck: Mit Harry Kewell von Galatasaray Istanbul und Tim Cahill vom FC Everton haben wir zwei erfahrene Spieler im Team, beide etwas über 30 Jahre alt, beide seit Jahren Eckpfeiler des Teams. Beide haben beim Asien-Cup eine solide Leistung abgeliefert. Dazu kommt im Tor Mark Schwarzer, der ja auch australischer Rekordspieler ist.

DFB.de: Seit August 2010 trainieren Sie die „Socceroos“. Inwieweit liefert Ihnen die A-League frische Talente?

Osieck: Für unsere jungen Talente ist die australische Topliga schon eine ganz gute Plattform, hier lernen sie, sich auf einem professionellen Niveau zu bewegen. Die Besten wechseln dann recht schnell weiter nach Europa, das ist der logische nächste Schritt. Die Liga funktioniert als Talentschmiede.

DFB.de: Thomas Broich spielt in Australien.

Osieck: Und zwar sehr erfolgreich. Mit seinem Team Brisbane Roar hat er die Saison als Tabellenerster abgeschlossen und auch in den Playoffs ging es weiter, gekrönt wurden die Leistungen des Teams mit der Meisterschaft. Thomas hat eine hervorragende Saison gespielt, das war Werbung für den deutschen Fußball.

DFB.de: Sie sind mit Ihrer Frau im Sommer 2010 nach Australien gezogen. Fühlen Sie sich heimisch?

Osieck: Australien ist ja nun kein Land der Dritten Welt. Der Verband ist zuverlässig und korrekt, Absprachen werden auch im Detail eingehalten. Die Anpassung hat reibungslos geklappt. Meine Frau und ich fühlen uns hier in Sydney sehr wohl. Hier gibt es sogar deutsches Bier vom Fass. Ich vermisse wirklich nichts.

DFB.de: Zwei wichtige Termine für den australischen Fußball stehen an. 2014 die Weltmeisterschaft in Brasilien, 2015 wird die Football Federation Australia den Asien-Cup ausrichten. Planen Sie selbst bis dahin?

Osieck: Ich bin vertragsmäßig bis 2014 gebunden. Mein Augenmerk liegt also auf der Qualifikation für die Weltmeisterschaft. Und wenn wir es nach Brasilien schaffen, wollen wir dort auch eine ordentliche Leistung zeigen. Als ich meinen Vertrag ausgehandelt und unterschrieben habe, stand noch nicht fest, dass die FFA den Asien-Cup 2015 ausrichten wird. Aber ganz ehrlich – das ist ohnehin die übernächste Aufgabe. Jetzt konzentrieren wir uns ganz auf die kommende WM-Qualifikation. Und dafür ist ein Länderspiel gegen Deutschland, also gegen eine große Mannschaft des Weltfußballs, eine wichtige Vorbereitung.

DFB.de: Australien spielt in Europa nur eine einzige Partie, heute Abend gegen Deutschland. Warum hat der Verband kein zweites Spiel ausgemacht?

Osieck: Die meisten unserer Spieler spielen ohnehin in Europa. Der Einzige, der also eine weite Anreise hat, bin ich.

DFB.de: Sind Sie zufrieden mit der Vorbereitungszeit auf die WM-Qualifikation?

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Osieck: Vor dem Asien-Cup standen mir unsere Spieler aus der englischen Premier League nicht so lange zur Verfügung, wie ich mir das gewünscht hätte. Wir mussten die Vorbereitung mit ins Turnier hineinziehen. Theoretisch könnte ich die Spieler 14 Tage vor einem großen Turnier anfordern, so schreiben es die Regularien der FIFA vor. Aber ich hatte mich in England mit den Managern von Fulham, Blackburn und Everton getroffen und vereinbart, dass die Spieler noch über das Weihnachtsprogramm bei ihren Klubs bleiben dürfen und ich sie erst zum 1. Januar zusammenziehe. Wenn ich die Premier-League-Manager verbittere, erwischt mich das ein paar Monate später wie ein Bumerang. Ein australischer Nationaltrainer muss kompromissbereit sein.

DFB.de: Noch knapper fällt die Vorbereitung bei Heimspielen aus.

Osieck: Genau so ist es, dann verlieren die Spieler noch mal einen Tag alleine durch die Anreise. Dazu kommen noch zehn Stunden Zeitunterschied. Das ist dann schon happig.

DFB.de: Haben Sie das 4:0 von Durban schon analysiert?

Osieck: Ich habe das Spiel nur im Fernsehen verfolgt. Ich messe dem 0:4 vom Sommer 2010 bei der WM ohnehin keine große Bedeutung bei. Das war vor meiner Zeit.

DFB.de: Wollen sich Ihre Spieler revanchieren für die deutliche Niederlage?

Osieck: Das würde ich so nicht formulieren. Aber ich glaube schon, dass sie anders gegen Deutschland auftreten wollen als damals in Durban.

DFB.de: Wie verfolgen Sie die Entwicklung der deutschen Nationalmannschaft?

Osieck: Deutschland ist ein Vorbild. Wie junge Spieler an das internationale Leistungsniveau herangeführt wurden, war beispielhaft dafür, wie man es richtig macht. Man sollte die Bewertung einer Mannschaft nicht nur an Titeln festmachen. Ich selbst habe lange genug für den DFB gearbeitet, um beurteilen zu können, wie wichtig es ist, Spieler vom Kaliber eines Mesut Özil oder Thomas Müller zu formen. Wenn ich mir die Altersstruktur der deutschen Mannschaft anschaue, bin ich mir sicher: Die Titel werden zwangsläufig kommen.

DFB.de: Sie haben von 2004 bis 2007 in der Technical Study Group der FIFA gearbeitet. Hat Sie das als Trainer weitergebracht?

Osieck: Ich habe den Fußball von einer ganz anderen Seite, von einer sehr analytischen, kennengelernt. Wir haben die großen Turniere analysiert und ausgewertet, dabei auch Entwicklungstendenzen festgehalten. Geschadet hat es mir nicht.

DFB.de: 2007 sind Sie nach Japan zu den Urawa Red Diamonds gegangen. Von einer schönen Aufgabe bei der FIFA zurück in die freie Wildbahn, mit all den Risiken des Trainerjobs.

Osieck: Stimmt. Das Problem ist, wenn man einmal Trainer war, bleibt man es auf immer. Aber mit Urawa habe ich die asiatische Champions League gewonnen. Und hier mit Australien macht es mir großen Spaß. Also: alles richtig gemacht.

DFB.de: Was für ein Spiel erwarten Sie morgen Abend?

Osieck: Die Freundschaftsspiele von früher gibt es nicht mehr. Prestige spielt heute eine so große Rolle. Ich erwarte eine gute Einstellung und eine hohe Leistungsbereitschaft bei beiden Mannschaften. Wir wollen den Zuschauern in Gladbach ein tolles Spiel bieten.