Hohmann: "Kommende Jugendspieler technisch noch besser ausbilden"

Das DFB-Forum, eingebunden ins neunte Sportspielsymposium in Kassel (24. bis 26. September 2014), war ein voller Erfolg. Die drei vom DFB unterstützten Forschungsprojekte: "Fußball als Inklusionsfaktor in Deutschland", "MentalGestärkt-Workshops: Prävention beginnt im Jugendbereich" und "Techniktraining in den Spielsportarten" wurden von den leitenden Professoren und den involvierten Mitarbeitern präsentiert und stießen auf reges Interesse.

Professor Dr. Andreas Hohmann von der Universität Bayreuth spricht im DFB.de-Interview mit Redakteur Peter Scheffler über seine Studie "Technik in den Spielsportarten", bei der es sich um ein Gemeinschaftsprojekt des DFB mit dem BISp (Bundesinstitut für Sportwissenschaft) handelt. Dabei erklärt er den Aufbau der Studie, erste Ergebnisse und darüber, wie der deutsche Fußball von anderen Sportarten und internationalen Forschungen profitieren kann.

DFB.de: Professor Hohmann, Sie leiten die Studie "Technik in den Spielsportarten". Worum geht es dabei?

Prof. Dr. Andreas Hohmann: Es geht darum, ob in den drei Sportarten Fußball, Handball und Basketball die technische Ausbildung und Entwicklung noch optimiert werden kann. Natürlich ist der Fußball durch die Reformen Anfang der 2000er Jahre bereits gut aufgestellt, was man an der Spielweise der deutschen Nationalmannschaft und den technischen Fähigkeiten der einzelnen Spieler sehen kann. Aber das bedeutet nicht, dass kommende Jugendspieler noch besser ausgebildet sein können. Diese Ausbildung vorzubereiten, ist die Aufgabe unseres Projektes.

DFB.de: Wie gehen Sie bei Ihrer Studie vor?

Hohmann: Das Projekt ist dreistufig angelegt. Die erste Stufe besteht aus einer internationalen Literaturanalyse: Wir untersuchen, was aktuell zum Thema Techniktraining im Kinder- und Jugendalter aus sportwissenschaftlicher Sicht empfohlen wird und was nachgewiesenermaßen am effektivsten ist. In der zweiten Stufe werden Spitzentrainer der drei Sportarten persönlich zu dem Thema befragt, auch im Hinblick auf zukünftige Tendenzen. Bei der dritten Stufe werden ebenfalls Interviews geführt, allerdings mit technisch herausragenden Spitzensportlern. Sie sollen über technische Stärken und die entscheidenden Schritte ihrer Entwicklung berichten. Außerdem wollen wir die von Trainern und Spielern als besonders wirksam identifizierten Trainingsformen im Nachgang filmen, damit wir sie dann weiteren Trainern zur Verfügung stellen können.

DFB.de: Die erste Stufe besteht aus der internationalen Literaturstudie: Wie viele Studien wurden dabei von ihnen untersucht?

Hohmann: Insgesamt haben wir über 100 Studien gefunden. Die Untersuchungen im Fußball sind am weitläufigsten. Das liegt an der weltweiten Aufmerksamkeit und den Ressourcen. Danach folgt Basketball und dann Handball. Allerdings ist die Qualität sehr unterschiedlich, so dass wir 40 in die engere Auswahl genommen haben, die sich kontrolliert und hochwertig mit dem Techniktraining auseinander setzen. Wenn man allerdings die vielen unterschiedlichen Altersstufen und Qualifikationsniveaus der Probanden sieht und berücksichtigt, dass es sich um drei Sportarten handelt, dann wird die Lage recht lückenhaft, so dass wir definitiv auch auf die Trainer- und Spielerinterviews angewiesen sind.

DFB.de: Seit wann läuft die Studie?

Hohmann: Seit 2013. Die erste Stufe – also die Literaturanalyse – ist abgeschlossen. Nun widmen wir uns den Interviews der Trainer, die im Oktober geführt werden. Die Gespräche mit den Spielern und der Abschluss sind für 2015 vorgesehen.

DFB.de: Können Sie bereits erste Ergebnisse aus der Literaturanalyse verraten?

Hohmann: Die Analyse hat ergeben, dass die Technikvermittlung über Spielformen als am effektivsten angesehen wird. Allerdings beziehen sich die meisten Studien nur auf das Jugendalter zwischen 12 und 17 Jahren. Für den Kinderbereich und für Erwachsene gibt es wenig bis gar keine Untersuchungen. Hier besteht also noch Forschungsbedarf, wie man die Technik in diesen Altersklassen optimieren kann.

DFB.de: Erhoffen Sie sich von den Trainer- und Spielerinterviews, diese Lücken auffüllen zu können?

Hohmann: Ja, vor allem für den Übergangsbereich zu den Profis. Aber Aufgabe der Expertise ist es nicht nur, neue Wege vorzugeben, sondern auch Defizite aufzudecken, die dann im Nachgang explizit aufgegriffen werden können. Wir können also nichts Endgültiges sagen, sondern nur die aktuelle Situation wiedergeben. Dadurch resultieren dann Empfehlungen zu weiteren Wissenschaftsfeldern.

DFB.de: In der technischen Ausbildung sind vor allem Spielformen und die Wiederholungsmethode bekannt: Welche haben Sie noch untersucht?

Hohmann: Es gibt noch weitere Ansätze. Zum Beispiel, ob Ergänzungssportarten Sinn ergeben, wie sich eine turnerische oder leichtathletische Ausbildung auswirkt oder welchen Beitrag die Wettspiele leisten. Außerdem untersuchen wir, welche Rolle ganz moderne Entwicklungen in der Technikausbildung spielen, wie beispielsweise eine Ballmaschine oder ein Footbonaut.

DFB.de: Für eine Pilotstudie haben Sie bereits Interviews mit drei Trainern geführt: Decken sich deren Sichtweisen mit den Ergebnissen der Literaturanalyse?

Hohmann: Die Ergebnisse waren sehr unterschiedlich. Ein Trainer setzt zu einhundert Prozent auf den spielorientierten Ansatz mit verschiedenen Aufgaben. Ein anderer fördert die Technik über Stationstraining und lässt dann komplett frei spielen. Deshalb können wir auch noch nicht von einem eindeutigen Ergebnis sprechen. Insofern decken sich die ersten Trainermeinungen mit der Literatur, aber die richtigen Interviews kommen ja erst noch.

DFB.de: Wie kann man sich die Befragung der Trainer vorstellen?

Hohmann: Es geht um die eigene Philosophie der jeweiligen Trainer. Wie trainiert er tagtäglich und wie würde er ausbilden? Welche Ziele verfolgt der Trainer in welchem Altersbereich und wie möchte er diese vermitteln?

DFB.de: Und wie läuft das bei den Spielern ab?

Hohmann: Wir möchten von dem Spieler wissen: Warum wurden Sie zum Profi und der Nachbarsjunge, mit dem sie immer gekickt haben, nicht? An welche Aha-Erlebnisse können sie sich erinnern? Welche Trainingsformen sind noch präsent? Was haben sie neben dem Mannschaftstraining noch individuell trainiert? Denn: unabhängig von persönlichen Voraussetzungen bleibt die Technik ein wichtiger, limitierender Faktor im Profifußball. Es ist also wichtig zu erfahren, wie ein Spieler dieses Level erreicht hat. Wir wollen wissen: wann ist es passiert und durch welches Training ist es passiert? Im Handball haben wir durch Interviews mit Trainern und Spielern bereits herausgefunden, dass die Spieler, die oft und viel technische Abläufe wiederholt haben, einen Vorsprung hatten.

DFB.de: Nach den Spielerinterviews sind die Forschungsaufgaben beendet. Was folgt dann nach der Auswertung der Ergebnisse?

Hohmann: Wir möchten Empfehlungen geben, wie ein Techniktraining ab der E-Jugend bis in den jungen Erwachsenenbereich aussehen sollte. Welche Ziele sollten in den einzelnen Altersklassen im Mittelpunkt stehen und wie kann man das methodisch optimal angehen? Des Weiteren werden wir dann wissen, wo es Defizite in der Forschung gibt und welche Methoden sich für weitere Untersuchungen eignen.

DFB.de: Sie sprachen vorhin selbst von der aktuell guten technischen Ausbildung der Nationalspieler. Wo sehen Sie im Fußball noch Verbesserungspotenzial?

Hohmann: Noch ist nicht geklärt, ob der Leistungssprung des DFB an der besseren technischen Ausbildung liegt oder daran, dass man durch die Talentförderung begabtere Spieler in das System bekommen hat. Oder hat es etwas mit dem Trainingsvolumen zu tun? Denn durch das Stützpunkttraining habe ich gegebenenfalls doppelt so viel Training wie meine Mannschaftskollegen im Heimatverein. Also: ist es Talent, Trainingsvolumen oder Methodik?

DFB: Vor Ihrer Untersuchung zum Techniktraining haben Sie bereits die sogenannte "KerN-Studie" verantwortet. Können Sie kurz zusammenfassen, worum es dabei ging?

Hohmann: Die "KerN-Studie" ist Grundlage für unsere aktuelle Analyse. Hier ging es darum, sich einen generellen Überblick zu verschaffen, was erfolgreiches Nachwuchstraining ausmacht, vom Sechs- bis zum 20-Jährigen. Dabei konnten wir ermitteln, dass Technik das zentrale Element ist. Deshalb freuen wir uns, nun genau in diesem Bereich eine Anschlussstudie zu machen.

DFB.de: Was sind neben der Technik weitere wichtige Faktoren für die sportliche Entwicklung?

Hohmann: Über die Sportarten hinweg sind die drei Bereiche Persönlichkeitsentwicklung durch Erziehung, Teamfähigkeit und Technik entscheidend. Je nach Sportart kommen dann noch Schnelligkeit, Athletik, Orientierung, Spielfähigkeit und ästhetische Ausbildung hinzu. Das geht über viele Sportarten hinweg. Wir haben 60 Trainer aus ganz unterschiedlichen Sportarten befragt und dabei Neuland beschritten. Denn zum Erwachsenenbereich gab es das bereits, aber für Kinder noch nicht.

DFB.de: Sehen Sie Potenziale in anderen Sportarten, von denen der Fußball konkret profitieren kann?

Hohmann: Eine direkte Verbindung zwischen den Sportarten ist bei unserer Studie nicht angestrebt. Die technischen Fähigkeiten in den Sportarten müssen relativ unabhängig voneinander betrachtet werden, da auch unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt werden. Es geht im Kern aber in allen drei Sportarten darum, die technische Ausbildung im Kinder- und Jugendalter zu verbessern. Das eint die drei Sportarten wiederum.

DFB.de: Sie haben für die "KerN-Studie" auch international geforscht. Konnten Sie hier neue, erfolgreiche Ansätze für den deutschen Sport finden?

Hohmann: Bei der Kernstudie habe ich gelernt, dass in anderen Ländern die individuelle Ausbildung noch intensiver als bei uns ist. Dort werden perfekt ausgebildete Einzelsportler zu einem Team geformt. In Deutschland versuchen wir viel über das Kollektiv zu machen, was auch seine Vorteile hat. Individualtraining ist unglaublich zeitaufwendig, zahlt sich aber aus. Allerdings sind im Fußball die Reserven nicht ganz so groß wie in anderen Sportarten. Der DFB ist da bereits sehr gut aufgestellt.

[dfb]

Das DFB-Forum, eingebunden ins neunte Sportspielsymposium in Kassel (24. bis 26. September 2014), war ein voller Erfolg. Die drei vom DFB unterstützten Forschungsprojekte: "Fußball als Inklusionsfaktor in Deutschland", "MentalGestärkt-Workshops: Prävention beginnt im Jugendbereich" und "Techniktraining in den Spielsportarten" wurden von den leitenden Professoren und den involvierten Mitarbeitern präsentiert und stießen auf reges Interesse.

Professor Dr. Andreas Hohmann von der Universität Bayreuth spricht im DFB.de-Interview mit Redakteur Peter Scheffler über seine Studie "Technik in den Spielsportarten", bei der es sich um ein Gemeinschaftsprojekt des DFB mit dem BISp (Bundesinstitut für Sportwissenschaft) handelt. Dabei erklärt er den Aufbau der Studie, erste Ergebnisse und darüber, wie der deutsche Fußball von anderen Sportarten und internationalen Forschungen profitieren kann.

DFB.de: Professor Hohmann, Sie leiten die Studie "Technik in den Spielsportarten". Worum geht es dabei?

Prof. Dr. Andreas Hohmann: Es geht darum, ob in den drei Sportarten Fußball, Handball und Basketball die technische Ausbildung und Entwicklung noch optimiert werden kann. Natürlich ist der Fußball durch die Reformen Anfang der 2000er Jahre bereits gut aufgestellt, was man an der Spielweise der deutschen Nationalmannschaft und den technischen Fähigkeiten der einzelnen Spieler sehen kann. Aber das bedeutet nicht, dass kommende Jugendspieler noch besser ausgebildet sein können. Diese Ausbildung vorzubereiten, ist die Aufgabe unseres Projektes.

DFB.de: Wie gehen Sie bei Ihrer Studie vor?

Hohmann: Das Projekt ist dreistufig angelegt. Die erste Stufe besteht aus einer internationalen Literaturanalyse: Wir untersuchen, was aktuell zum Thema Techniktraining im Kinder- und Jugendalter aus sportwissenschaftlicher Sicht empfohlen wird und was nachgewiesenermaßen am effektivsten ist. In der zweiten Stufe werden Spitzentrainer der drei Sportarten persönlich zu dem Thema befragt, auch im Hinblick auf zukünftige Tendenzen. Bei der dritten Stufe werden ebenfalls Interviews geführt, allerdings mit technisch herausragenden Spitzensportlern. Sie sollen über technische Stärken und die entscheidenden Schritte ihrer Entwicklung berichten. Außerdem wollen wir die von Trainern und Spielern als besonders wirksam identifizierten Trainingsformen im Nachgang filmen, damit wir sie dann weiteren Trainern zur Verfügung stellen können.

DFB.de: Die erste Stufe besteht aus der internationalen Literaturstudie: Wie viele Studien wurden dabei von ihnen untersucht?

Hohmann: Insgesamt haben wir über 100 Studien gefunden. Die Untersuchungen im Fußball sind am weitläufigsten. Das liegt an der weltweiten Aufmerksamkeit und den Ressourcen. Danach folgt Basketball und dann Handball. Allerdings ist die Qualität sehr unterschiedlich, so dass wir 40 in die engere Auswahl genommen haben, die sich kontrolliert und hochwertig mit dem Techniktraining auseinander setzen. Wenn man allerdings die vielen unterschiedlichen Altersstufen und Qualifikationsniveaus der Probanden sieht und berücksichtigt, dass es sich um drei Sportarten handelt, dann wird die Lage recht lückenhaft, so dass wir definitiv auch auf die Trainer- und Spielerinterviews angewiesen sind.

DFB.de: Seit wann läuft die Studie?

Hohmann: Seit 2013. Die erste Stufe – also die Literaturanalyse – ist abgeschlossen. Nun widmen wir uns den Interviews der Trainer, die im Oktober geführt werden. Die Gespräche mit den Spielern und der Abschluss sind für 2015 vorgesehen.

DFB.de: Können Sie bereits erste Ergebnisse aus der Literaturanalyse verraten?

Hohmann: Die Analyse hat ergeben, dass die Technikvermittlung über Spielformen als am effektivsten angesehen wird. Allerdings beziehen sich die meisten Studien nur auf das Jugendalter zwischen 12 und 17 Jahren. Für den Kinderbereich und für Erwachsene gibt es wenig bis gar keine Untersuchungen. Hier besteht also noch Forschungsbedarf, wie man die Technik in diesen Altersklassen optimieren kann.

DFB.de: Erhoffen Sie sich von den Trainer- und Spielerinterviews, diese Lücken auffüllen zu können?

Hohmann: Ja, vor allem für den Übergangsbereich zu den Profis. Aber Aufgabe der Expertise ist es nicht nur, neue Wege vorzugeben, sondern auch Defizite aufzudecken, die dann im Nachgang explizit aufgegriffen werden können. Wir können also nichts Endgültiges sagen, sondern nur die aktuelle Situation wiedergeben. Dadurch resultieren dann Empfehlungen zu weiteren Wissenschaftsfeldern.

DFB.de: In der technischen Ausbildung sind vor allem Spielformen und die Wiederholungsmethode bekannt: Welche haben Sie noch untersucht?

Hohmann: Es gibt noch weitere Ansätze. Zum Beispiel, ob Ergänzungssportarten Sinn ergeben, wie sich eine turnerische oder leichtathletische Ausbildung auswirkt oder welchen Beitrag die Wettspiele leisten. Außerdem untersuchen wir, welche Rolle ganz moderne Entwicklungen in der Technikausbildung spielen, wie beispielsweise eine Ballmaschine oder ein Footbonaut.

DFB.de: Für eine Pilotstudie haben Sie bereits Interviews mit drei Trainern geführt: Decken sich deren Sichtweisen mit den Ergebnissen der Literaturanalyse?

Hohmann: Die Ergebnisse waren sehr unterschiedlich. Ein Trainer setzt zu einhundert Prozent auf den spielorientierten Ansatz mit verschiedenen Aufgaben. Ein anderer fördert die Technik über Stationstraining und lässt dann komplett frei spielen. Deshalb können wir auch noch nicht von einem eindeutigen Ergebnis sprechen. Insofern decken sich die ersten Trainermeinungen mit der Literatur, aber die richtigen Interviews kommen ja erst noch.

DFB.de: Wie kann man sich die Befragung der Trainer vorstellen?

Hohmann: Es geht um die eigene Philosophie der jeweiligen Trainer. Wie trainiert er tagtäglich und wie würde er ausbilden? Welche Ziele verfolgt der Trainer in welchem Altersbereich und wie möchte er diese vermitteln?

DFB.de: Und wie läuft das bei den Spielern ab?

Hohmann: Wir möchten von dem Spieler wissen: Warum wurden Sie zum Profi und der Nachbarsjunge, mit dem sie immer gekickt haben, nicht? An welche Aha-Erlebnisse können sie sich erinnern? Welche Trainingsformen sind noch präsent? Was haben sie neben dem Mannschaftstraining noch individuell trainiert? Denn: unabhängig von persönlichen Voraussetzungen bleibt die Technik ein wichtiger, limitierender Faktor im Profifußball. Es ist also wichtig zu erfahren, wie ein Spieler dieses Level erreicht hat. Wir wollen wissen: wann ist es passiert und durch welches Training ist es passiert? Im Handball haben wir durch Interviews mit Trainern und Spielern bereits herausgefunden, dass die Spieler, die oft und viel technische Abläufe wiederholt haben, einen Vorsprung hatten.

DFB.de: Nach den Spielerinterviews sind die Forschungsaufgaben beendet. Was folgt dann nach der Auswertung der Ergebnisse?

Hohmann: Wir möchten Empfehlungen geben, wie ein Techniktraining ab der E-Jugend bis in den jungen Erwachsenenbereich aussehen sollte. Welche Ziele sollten in den einzelnen Altersklassen im Mittelpunkt stehen und wie kann man das methodisch optimal angehen? Des Weiteren werden wir dann wissen, wo es Defizite in der Forschung gibt und welche Methoden sich für weitere Untersuchungen eignen.

DFB.de: Sie sprachen vorhin selbst von der aktuell guten technischen Ausbildung der Nationalspieler. Wo sehen Sie im Fußball noch Verbesserungspotenzial?

Hohmann: Noch ist nicht geklärt, ob der Leistungssprung des DFB an der besseren technischen Ausbildung liegt oder daran, dass man durch die Talentförderung begabtere Spieler in das System bekommen hat. Oder hat es etwas mit dem Trainingsvolumen zu tun? Denn durch das Stützpunkttraining habe ich gegebenenfalls doppelt so viel Training wie meine Mannschaftskollegen im Heimatverein. Also: ist es Talent, Trainingsvolumen oder Methodik?

DFB: Vor Ihrer Untersuchung zum Techniktraining haben Sie bereits die sogenannte "KerN-Studie" verantwortet. Können Sie kurz zusammenfassen, worum es dabei ging?

Hohmann: Die "KerN-Studie" ist Grundlage für unsere aktuelle Analyse. Hier ging es darum, sich einen generellen Überblick zu verschaffen, was erfolgreiches Nachwuchstraining ausmacht, vom Sechs- bis zum 20-Jährigen. Dabei konnten wir ermitteln, dass Technik das zentrale Element ist. Deshalb freuen wir uns, nun genau in diesem Bereich eine Anschlussstudie zu machen.

DFB.de: Was sind neben der Technik weitere wichtige Faktoren für die sportliche Entwicklung?

Hohmann: Über die Sportarten hinweg sind die drei Bereiche Persönlichkeitsentwicklung durch Erziehung, Teamfähigkeit und Technik entscheidend. Je nach Sportart kommen dann noch Schnelligkeit, Athletik, Orientierung, Spielfähigkeit und ästhetische Ausbildung hinzu. Das geht über viele Sportarten hinweg. Wir haben 60 Trainer aus ganz unterschiedlichen Sportarten befragt und dabei Neuland beschritten. Denn zum Erwachsenenbereich gab es das bereits, aber für Kinder noch nicht.

DFB.de: Sehen Sie Potenziale in anderen Sportarten, von denen der Fußball konkret profitieren kann?

Hohmann: Eine direkte Verbindung zwischen den Sportarten ist bei unserer Studie nicht angestrebt. Die technischen Fähigkeiten in den Sportarten müssen relativ unabhängig voneinander betrachtet werden, da auch unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt werden. Es geht im Kern aber in allen drei Sportarten darum, die technische Ausbildung im Kinder- und Jugendalter zu verbessern. Das eint die drei Sportarten wiederum.

DFB.de: Sie haben für die "KerN-Studie" auch international geforscht. Konnten Sie hier neue, erfolgreiche Ansätze für den deutschen Sport finden?

Hohmann: Bei der Kernstudie habe ich gelernt, dass in anderen Ländern die individuelle Ausbildung noch intensiver als bei uns ist. Dort werden perfekt ausgebildete Einzelsportler zu einem Team geformt. In Deutschland versuchen wir viel über das Kollektiv zu machen, was auch seine Vorteile hat. Individualtraining ist unglaublich zeitaufwendig, zahlt sich aber aus. Allerdings sind im Fußball die Reserven nicht ganz so groß wie in anderen Sportarten. Der DFB ist da bereits sehr gut aufgestellt.