Hofmann: Zwischen Märchenstunde und Spitzenspiel

Einmal Bayer, immer Bayer. Michael Hofmann mag es heimatverbunden. Sechs Jahre SpVgg Bayreuth, zwölf Jahre 1860 München, seit Sommer 2010 Jahn Regensburg.

Seine größte Zeit hatte der Torwart bei den Sechzigern. Am 18. April 1998 verhalf ihm Werner Lorant gegen Hertha BSC (3:1) zum Bundesligadebüt. In den folgenden Jahren war Hofmann mal Stammkraft, mal Ersatz, brachte es auf 83 Erstliga- und 80 Zweitligaeinsätze. 2000 erlebte er mit, wie es die Löwen bis in die Champions-League-Qualifikation gegen Leeds United schafften.

Aufgestiegen ist Michael Hofmann nur einmal: 1997, mit der zweiten Mannschaft der Sechziger aus der Bayernliga in die Regionalliga Süd. In diesem Sommer könnte es zum zweiten Mal klappen. Mit Regensburg steht der 39-Jährige in der 3. Liga auf Relegationsplatz drei und empfängt am Samstag (ab 14 Uhr) Tabellenführer SV Sandhausen zum Spitzenspiel.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband redet Michael Hofmann über die Aufstiegschancen des SSV Jahn, die Erfahrung des Alters, frühere Entscheidungen und ein mögliches Derby gegen 1860.

DFB.de: Herr Hofmann, laut Steckbrief auf der Jahn-Homepage lautet ihr Motto: "Nutze den Tag, genieße die Nacht!" Was kann man sich darunter vorstellen?

Michael Hofmann: Wer mich kennt, weiß, dass bei mir Einstellung und Disziplin im Fußball ganz weit oben stehen. Aber wenn man tagsüber gute Arbeit geleistet hat und Grund hat zu feiern, sollte man das auch tun. Das macht jeder Fußballklub.

DFB.de: Zuletzt gab es in Regensburg weniger Grund zum Feiern. Warum hat Jahn im neuen Jahr Probleme?

Hofmann: Wir hatten eine sehr gute Vorbereitung. Dann kamen die Rückschläge, gerade der Ausfall von Tobias Schweinsteiger, unserem Kapitän und Torjäger, tut weh. Dazu die fehlenden Heimspiele. Rechnet man Babelsberg im alten Jahr dazu, hatten wir vier Auswärtsspiele am Stück. Daraus haben wir Minimum drei Punkte zu wenig geholt. Ich bin froh, dass wir jetzt gegen Wehen Wiesbaden gewonnen haben, und ich hoffe, dass wir damit den Hebel umgelegt haben. Mit Sandhausen wartet ein sehr starker Gegner. Torjäger Frank Löning ist gut drauf. Ich hoffe, dass er am Samstag mit dem Toreschießen aussetzt.

DFB.de: Die letzten drei Regensburger Tore hat Thomas Kurz erzielt. Auch er fällt aus.

Hofmann: Mit seiner körperlichen Präsenz und Aggressivität ist er unheimlich wertvoll für uns. Außerdem ist Thomas ein Allrounder, er kann in der Innenverteidigung, als Sechser und sogar als Mittelstürmer spielen. Ich hoffe, dass wir sein Fehlen kompensieren können.

DFB.de: Warum zeigt Ihre Mannschaft auswärts und zu Hause derzeit so unterschiedliche Gesichter?

Hofmann: In der Vorsaison waren wir auswärts das zweitbeste Team der Liga und zu Hause das drittschlechteste. Das ist jetzt anders. Wir sind bei Heimspielen sehr euphorisch, haben begeisternde Partien gezeigt, unter anderem Aalen und Saarbrücken besiegt. Auswärts sind wir, wenn man den gesamten Saisonverlauf nimmt, auch nicht schlecht. Auffällig ist: Wir haben jetzt schon mehr Tore erzielt als in der kompletten Vorsaison, unser Spiel hat sich zunehmend in die Offensive verlagert. Als Torwart ist das manchmal schwierig. Aber ich bin erfahren genug, auch mal mit einem 3:2 zufrieden zu sein.

DFB.de: Ist Jahn Regensburg ein potenzieller Zweitligist?

Hofmann: Die Übermannschaften wie Braunschweig oder Rostock in der vergangenen Saison fehlen in der 3. Liga diesmal. Aalen und Sandhausen sind momentan sehr stark und stabil, dahinter kommen sechs, sieben Mannschaften, die alle das Potenzial für die 2. Bundesliga haben. Heidenheim könnte den Aufstieg auf jeden Fall stemmen, Osnabrück und Offenbach waren schon in der zweiten Liga. Der OFC hat dazu noch das neue Stadion.

DFB.de: Und Regensburg?

Hofmann: Mittelfristig sehe ich in Jahn Regensburg auf jeden Fall einen potenziellen Zweitligisten. Es wäre eine Chance für die ganze Region, auch für Regensburg als Wirtschaftsstandort. Allerdings man darf nicht vergessen: Wir sind im Sommer mit dem geringsten Etat der Liga in die Saison gegangen. Seitdem haben wir uns durch die guten Leistungen einen anderen Anspruch erarbeitet. Der Aufstieg wäre ziemliches Neuland, fast ein Quantensprung. Aber um es ganz klar zu sagen: So weit sind wir noch nicht. In der 3. Liga kann man ganz schnell vier, fünf Plätze abrutschen.

DFB.de: Ist Michael Hofmann noch ein potenzieller Zweitligatorwart?P

Hofmann: Das dürfen andere beurteilen. Ich fühle mich sehr wohl in Regensburg und versuche, meine Leistung zu bringen. Natürlich würde ich gerne nochmal 2. Bundesliga spielen.

DFB.de: Sie werden dieses Jahr 40, im Sommer läuft Ihr Vertrag aus. Wie sieht Ihre Zukunft aus?

Hofmann: Wir haben einige Gespräche geführt. Ich kenne die Vorstellungen des Vereins, und der Verein weiß mich recht gut einzuschätzen. Zu gegebener Zeit wird eine Entscheidung bekanntgegeben. Viele Ex-Profis haben mir geraten: "Spiel’, solange du kannst, solange du Spaß hast!" Mein früheres Vorbild Uli Stein hat auch noch mit 42 im Tor gestanden.

DFB.de: Wie fühlen Sie sich als zweitältester Spieler der Liga?

Hofmann: Ich merke, dass ich ab und zu von den Jungs hochgenommen werde. Es ist schön, noch zu spielen. Wir haben zwei junge Torhüter in Regensburg, die brennen. Da muss ich mich jeden Tag behaupten. Noch dabei zu sein, hält mich vielleicht um ein paar Tage jünger, als ich tatsächlich bin.

DFB.de: Regensburg ist in über zwei Jahrzehnten erst Ihr dritter Verein - und alle im selben Bundesland. Ein Zeichen besonderer Treue? Oder eher ein bisschen Bequemlichkeit?

Hofmann: Nein, als Bequemlichkeit würde ich das nicht bezeichnen. Die Zeit in Bayreuth, das hat einfach gepasst. Und bei 1860 München war selbst als Nummer zwei das Umfeld und die gesamte berufliche Situation zufriedenstellend. Als ich Nummer eins war, da wechselte ich sowieso nicht. Ich könnte ohnehin nicht von Jahr zu Jahr weiterziehen, nur um irgendwo Profifußball zu spielen. Dass ich 2010 bei den Sechzigern weggeschickt wurde, war eine Enttäuschung. Mit Regensburg habe ich das aufgefangen.

DFB.de: Sie galten stets als geradliniger und emotionaler Typ. Sind Sie mit Ihrer Art immer gut gefahren?

Hofmann: Sicher hätte ich manchmal diplomatischer sein können. Ich bin einer, der seine Meinung vertritt. Bei 1860 habe ich aber gemerkt: Wenn dir der Rückhalt fehlt, wirst du schnell in eine Ecke gedrängt - nach dem Motto: "Der ist immer schlecht drauf." Heute mache ich mir einen Tick mehr Gedanken. Das macht die Lebenserfahrung und die Familie. Wenn ich einen Ball durch die Beine lasse, werde ich meine Mädchen nicht darunter leiden lassen.

DFB.de: Hätten Sie manche Entscheidung rückblickend anders getroffen?

Hofmann: Ja. Das ist nichts gegen 1860, aber um die Wertschätzung der eigenen Person zu steigern, hätte ich einen Wechsel zu einem anderen Klub im In- oder Ausland wagen sollen. Im Ausland wäre noch der Aspekt der Persönlichkeitsbildung hinzugekommen. Aber um das Thema zu vertiefen, dafür wäre Zeit in der Märchenstunde. Wir leben in der Gegenwart.

DFB.de: Die Zukunft könnte ein Zweitligaderby gegen 1860 München bescheren. Ein reizvoller Gedanke?

Hofmann: In der Hinrunde habe ich ein paar Mal kurz daran gedacht. Es wäre schön, wenn wir mit dem Jahn die Sensation schaffen. Aber ich glaube, dann steigen auch die Sechziger in die Bundesliga auf. Vielleicht kommt es ja im DFB-Pokal zum Derby. (lacht)

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Einmal Bayer, immer Bayer. Michael Hofmann mag es heimatverbunden. Sechs Jahre SpVgg Bayreuth, zwölf Jahre 1860 München, seit Sommer 2010 Jahn Regensburg.

Seine größte Zeit hatte der Torwart bei den Sechzigern. Am 18. April 1998 verhalf ihm Werner Lorant gegen Hertha BSC (3:1) zum Bundesligadebüt. In den folgenden Jahren war Hofmann mal Stammkraft, mal Ersatz, brachte es auf 83 Erstliga- und 80 Zweitligaeinsätze. 2000 erlebte er mit, wie es die Löwen bis in die Champions-League-Qualifikation gegen Leeds United schafften.

Aufgestiegen ist Michael Hofmann nur einmal: 1997, mit der zweiten Mannschaft der Sechziger aus der Bayernliga in die Regionalliga Süd. In diesem Sommer könnte es zum zweiten Mal klappen. Mit Regensburg steht der 39-Jährige in der 3. Liga auf Relegationsplatz drei und empfängt am Samstag (ab 14 Uhr) Tabellenführer SV Sandhausen zum Spitzenspiel.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband redet Michael Hofmann über die Aufstiegschancen des SSV Jahn, die Erfahrung des Alters, frühere Entscheidungen und ein mögliches Derby gegen 1860.

DFB.de: Herr Hofmann, laut Steckbrief auf der Jahn-Homepage lautet ihr Motto: "Nutze den Tag, genieße die Nacht!" Was kann man sich darunter vorstellen?

Michael Hofmann: Wer mich kennt, weiß, dass bei mir Einstellung und Disziplin im Fußball ganz weit oben stehen. Aber wenn man tagsüber gute Arbeit geleistet hat und Grund hat zu feiern, sollte man das auch tun. Das macht jeder Fußballklub.

DFB.de: Zuletzt gab es in Regensburg weniger Grund zum Feiern. Warum hat Jahn im neuen Jahr Probleme?

Hofmann: Wir hatten eine sehr gute Vorbereitung. Dann kamen die Rückschläge, gerade der Ausfall von Tobias Schweinsteiger, unserem Kapitän und Torjäger, tut weh. Dazu die fehlenden Heimspiele. Rechnet man Babelsberg im alten Jahr dazu, hatten wir vier Auswärtsspiele am Stück. Daraus haben wir Minimum drei Punkte zu wenig geholt. Ich bin froh, dass wir jetzt gegen Wehen Wiesbaden gewonnen haben, und ich hoffe, dass wir damit den Hebel umgelegt haben. Mit Sandhausen wartet ein sehr starker Gegner. Torjäger Frank Löning ist gut drauf. Ich hoffe, dass er am Samstag mit dem Toreschießen aussetzt.

DFB.de: Die letzten drei Regensburger Tore hat Thomas Kurz erzielt. Auch er fällt aus.

Hofmann: Mit seiner körperlichen Präsenz und Aggressivität ist er unheimlich wertvoll für uns. Außerdem ist Thomas ein Allrounder, er kann in der Innenverteidigung, als Sechser und sogar als Mittelstürmer spielen. Ich hoffe, dass wir sein Fehlen kompensieren können.

DFB.de: Warum zeigt Ihre Mannschaft auswärts und zu Hause derzeit so unterschiedliche Gesichter?

Hofmann: In der Vorsaison waren wir auswärts das zweitbeste Team der Liga und zu Hause das drittschlechteste. Das ist jetzt anders. Wir sind bei Heimspielen sehr euphorisch, haben begeisternde Partien gezeigt, unter anderem Aalen und Saarbrücken besiegt. Auswärts sind wir, wenn man den gesamten Saisonverlauf nimmt, auch nicht schlecht. Auffällig ist: Wir haben jetzt schon mehr Tore erzielt als in der kompletten Vorsaison, unser Spiel hat sich zunehmend in die Offensive verlagert. Als Torwart ist das manchmal schwierig. Aber ich bin erfahren genug, auch mal mit einem 3:2 zufrieden zu sein.

DFB.de: Ist Jahn Regensburg ein potenzieller Zweitligist?

Hofmann: Die Übermannschaften wie Braunschweig oder Rostock in der vergangenen Saison fehlen in der 3. Liga diesmal. Aalen und Sandhausen sind momentan sehr stark und stabil, dahinter kommen sechs, sieben Mannschaften, die alle das Potenzial für die 2. Bundesliga haben. Heidenheim könnte den Aufstieg auf jeden Fall stemmen, Osnabrück und Offenbach waren schon in der zweiten Liga. Der OFC hat dazu noch das neue Stadion.

DFB.de: Und Regensburg?

Hofmann: Mittelfristig sehe ich in Jahn Regensburg auf jeden Fall einen potenziellen Zweitligisten. Es wäre eine Chance für die ganze Region, auch für Regensburg als Wirtschaftsstandort. Allerdings man darf nicht vergessen: Wir sind im Sommer mit dem geringsten Etat der Liga in die Saison gegangen. Seitdem haben wir uns durch die guten Leistungen einen anderen Anspruch erarbeitet. Der Aufstieg wäre ziemliches Neuland, fast ein Quantensprung. Aber um es ganz klar zu sagen: So weit sind wir noch nicht. In der 3. Liga kann man ganz schnell vier, fünf Plätze abrutschen.

DFB.de: Ist Michael Hofmann noch ein potenzieller Zweitligatorwart?P

Hofmann: Das dürfen andere beurteilen. Ich fühle mich sehr wohl in Regensburg und versuche, meine Leistung zu bringen. Natürlich würde ich gerne nochmal 2. Bundesliga spielen.

DFB.de: Sie werden dieses Jahr 40, im Sommer läuft Ihr Vertrag aus. Wie sieht Ihre Zukunft aus?

Hofmann: Wir haben einige Gespräche geführt. Ich kenne die Vorstellungen des Vereins, und der Verein weiß mich recht gut einzuschätzen. Zu gegebener Zeit wird eine Entscheidung bekanntgegeben. Viele Ex-Profis haben mir geraten: "Spiel’, solange du kannst, solange du Spaß hast!" Mein früheres Vorbild Uli Stein hat auch noch mit 42 im Tor gestanden.

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DFB.de: Wie fühlen Sie sich als zweitältester Spieler der Liga?

Hofmann: Ich merke, dass ich ab und zu von den Jungs hochgenommen werde. Es ist schön, noch zu spielen. Wir haben zwei junge Torhüter in Regensburg, die brennen. Da muss ich mich jeden Tag behaupten. Noch dabei zu sein, hält mich vielleicht um ein paar Tage jünger, als ich tatsächlich bin.

DFB.de: Regensburg ist in über zwei Jahrzehnten erst Ihr dritter Verein - und alle im selben Bundesland. Ein Zeichen besonderer Treue? Oder eher ein bisschen Bequemlichkeit?

Hofmann: Nein, als Bequemlichkeit würde ich das nicht bezeichnen. Die Zeit in Bayreuth, das hat einfach gepasst. Und bei 1860 München war selbst als Nummer zwei das Umfeld und die gesamte berufliche Situation zufriedenstellend. Als ich Nummer eins war, da wechselte ich sowieso nicht. Ich könnte ohnehin nicht von Jahr zu Jahr weiterziehen, nur um irgendwo Profifußball zu spielen. Dass ich 2010 bei den Sechzigern weggeschickt wurde, war eine Enttäuschung. Mit Regensburg habe ich das aufgefangen.

DFB.de: Sie galten stets als geradliniger und emotionaler Typ. Sind Sie mit Ihrer Art immer gut gefahren?

Hofmann: Sicher hätte ich manchmal diplomatischer sein können. Ich bin einer, der seine Meinung vertritt. Bei 1860 habe ich aber gemerkt: Wenn dir der Rückhalt fehlt, wirst du schnell in eine Ecke gedrängt - nach dem Motto: "Der ist immer schlecht drauf." Heute mache ich mir einen Tick mehr Gedanken. Das macht die Lebenserfahrung und die Familie. Wenn ich einen Ball durch die Beine lasse, werde ich meine Mädchen nicht darunter leiden lassen.

DFB.de: Hätten Sie manche Entscheidung rückblickend anders getroffen?

Hofmann: Ja. Das ist nichts gegen 1860, aber um die Wertschätzung der eigenen Person zu steigern, hätte ich einen Wechsel zu einem anderen Klub im In- oder Ausland wagen sollen. Im Ausland wäre noch der Aspekt der Persönlichkeitsbildung hinzugekommen. Aber um das Thema zu vertiefen, dafür wäre Zeit in der Märchenstunde. Wir leben in der Gegenwart.

DFB.de: Die Zukunft könnte ein Zweitligaderby gegen 1860 München bescheren. Ein reizvoller Gedanke?

Hofmann: In der Hinrunde habe ich ein paar Mal kurz daran gedacht. Es wäre schön, wenn wir mit dem Jahn die Sensation schaffen. Aber ich glaube, dann steigen auch die Sechziger in die Bundesliga auf. Vielleicht kommt es ja im DFB-Pokal zum Derby. (lacht)