Höwedes in Pflichtspielen unbesiegt: "Gute Quote, würde ich sagen"

Eben war Mittagessen, danach noch Schreibstunde. Benedikt Höwedes hat seinen Namenszug auf etliche Trikots gesetzt, wieder und wieder, eine halbe Stunde lang. Jetzt kommt der 28-jährige Weltmeister zum Interview auf die Terrasse des Teamhotels in Évian. Der Verteidiger nimmt auf einem der Lounge-Möbel Platz, blickt auf den Genfer See und spricht im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke über seine Rolle bei der EURO 2016 in Frankreich und das Viertelfinale gegen Italien am Samstag (ab 21 Uhr, live in der ARD und im Fan-Club-Radio) in Bordeaux.

DFB.de: Herr Höwedes, um Ihr Knie war in den vergangenen Tagen ein weißer Verband gewickelt. Muss man sich Sorgen machen?

Benedikt Höwedes: Gar nicht, null, nein. Das war eine leichte Prellung, ein kleiner Bluterguss, aber nichts Schlimmes. Und es ist jetzt auch komplett weg.

DFB.de: Sie waren im Frühjahr 2016 lange verletzt und haben erst Ende April Ihr Comeback gegeben. Waren Sie trotzdem immer sicher, dass Sie bei der EM dabei sein würden?

Höwedes: Ich war mir relativ sicher, ja. Ich hatte einen festen Plan vom Doc und einen festen Termin im Auge. Meine Rückkehr hat sich dann zwar um eine Woche verschoben, aber es war nicht so, dass die EM dadurch akut in Gefahr gewesen wäre. Dafür war der Puffer zu groß, ich konnte in der Bundesliga ja sogar noch zweieinhalb Spiele machen. Problematischer wäre es geworden, wenn ich komplett ohne Spielpraxis zur Nationalmannschaft gekommen wäre.

DFB.de: Können Sie sich noch an die letzte Niederlage mit der Nationalmannschaft erinnern, bei der Sie auf dem Platz gestanden haben?

Höwedes: Klar, im Rahmen der Vorbereitung haben wir ja gegen die Slowakei verloren.

DFB.de: Und an die letzte Niederlage in einem Pflichtspiel? Also bei einem Turnier oder im Rahmen der Qualifikation für ein Turnier.

Höwedes: Nein, da muss ich passen.

DFB.de: Aus gutem Grund. Die Nationalmannschaft hat noch kein Pflichtspiel verloren, wenn Benedikt Höwedes auf dem Rasen stand. Kennen Sie Ihre Bilanz?

Höwedes: Ich habe das neulich auf der Homepage von Schalke gelesen. Vor dem Spiel gegen Nordirland, da waren es 17 Spiele, 15 Siege und zwei Remis. Und nun sind zwei weitere Siege hinzugekommen. Das ist schon ungewöhnlich - gute Quote, würde ich sagen.



Eben war Mittagessen, danach noch Schreibstunde. Benedikt Höwedes hat seinen Namenszug auf etliche Trikots gesetzt, wieder und wieder, eine halbe Stunde lang. Jetzt kommt der 28-jährige Weltmeister zum Interview auf die Terrasse des Teamhotels in Évian. Der Verteidiger nimmt auf einem der Lounge-Möbel Platz, blickt auf den Genfer See und spricht im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke über seine Rolle bei der EURO 2016 in Frankreich und das Viertelfinale gegen Italien am Samstag (ab 21 Uhr, live in der ARD und im Fan-Club-Radio) in Bordeaux.

DFB.de: Herr Höwedes, um Ihr Knie war in den vergangenen Tagen ein weißer Verband gewickelt. Muss man sich Sorgen machen?

Benedikt Höwedes: Gar nicht, null, nein. Das war eine leichte Prellung, ein kleiner Bluterguss, aber nichts Schlimmes. Und es ist jetzt auch komplett weg.

DFB.de: Sie waren im Frühjahr 2016 lange verletzt und haben erst Ende April Ihr Comeback gegeben. Waren Sie trotzdem immer sicher, dass Sie bei der EM dabei sein würden?

Höwedes: Ich war mir relativ sicher, ja. Ich hatte einen festen Plan vom Doc und einen festen Termin im Auge. Meine Rückkehr hat sich dann zwar um eine Woche verschoben, aber es war nicht so, dass die EM dadurch akut in Gefahr gewesen wäre. Dafür war der Puffer zu groß, ich konnte in der Bundesliga ja sogar noch zweieinhalb Spiele machen. Problematischer wäre es geworden, wenn ich komplett ohne Spielpraxis zur Nationalmannschaft gekommen wäre.

DFB.de: Können Sie sich noch an die letzte Niederlage mit der Nationalmannschaft erinnern, bei der Sie auf dem Platz gestanden haben?

Höwedes: Klar, im Rahmen der Vorbereitung haben wir ja gegen die Slowakei verloren.

DFB.de: Und an die letzte Niederlage in einem Pflichtspiel? Also bei einem Turnier oder im Rahmen der Qualifikation für ein Turnier.

Höwedes: Nein, da muss ich passen.

DFB.de: Aus gutem Grund. Die Nationalmannschaft hat noch kein Pflichtspiel verloren, wenn Benedikt Höwedes auf dem Rasen stand. Kennen Sie Ihre Bilanz?

Höwedes: Ich habe das neulich auf der Homepage von Schalke gelesen. Vor dem Spiel gegen Nordirland, da waren es 17 Spiele, 15 Siege und zwei Remis. Und nun sind zwei weitere Siege hinzugekommen. Das ist schon ungewöhnlich - gute Quote, würde ich sagen.

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DFB.de: Sollen wir dem Bundestrainer diese Zahlen mal flüstern?

Höwedes: Mmh. (schmunzelt)

DFB.de: Es gibt eine weitere Bestmarke, die kurz bevorsteht und an der Sie Anteil haben. Die Mannschaft ist seit fünf Spielen ohne Gegentor geblieben. Wissen Sie, was in dieser Hinsicht Rekord ist?

Höwedes: Nein, keine Ahnung.

DFB.de: Sechs Spiele. Einer deutschen Nationalmannschaft ist dies zuletzt 1966 gelungen - vor 50 Jahren.

Höwedes: Wusste ich nicht. Das ist kein Rekord, den wir unbedingt anstreben, aber natürlich nimmt man so etwas gerne mit. Entscheidend ist immer, dass wir die Spiele gewinnen. Wobei dafür keine schlechte Basis ist, wenn man hinten die Null hält. Verlieren kann man damit ein Spiel schon mal nicht, allenfalls im Elfmeterschießen. Das Fundament jedes Erfolges ist eine kompakte Defensive - und da machen wir einfach alle einen sehr guten Job. Alle, nicht nur die Verteidiger. Ich bin ein Freund davon, so etwas als Gesamtleistung zu sehen. Die Defensive ist nicht nur die Viererkette und der Torwart. Alle Spieler haben auch defensive Aufgaben, genauso wie alle Spieler auch offensive Aufgaben haben.

DFB.de: Alle arbeiten gut nach hinten - was zeichnet die deutsche Defensive daneben aus?

Höwedes: Wir spielen taktisch sehr diszipliniert, wir wissen, an welchen Stellen wir uns helfen müssen. Alle Spieler haben verinnerlicht, wie wir als Mannschaft funktionieren, wie wir Druck aufbauen. Zudem haben wir einen Torwart hinten drin, der jedenfalls nicht alles falsch macht und hin und wieder mal einen Ball hält. (lacht) Das macht schon etwas aus. Der Respekt der Gegner ist groß, auch das hilft uns. Wir haben große Namen hinten drin, Spieler, die etwas ausstrahlen, die über eine Aura verfügen. Wenn ein Stürmer auf Manuel Neuer zuläuft, dann weiß er, dass er etwas Besonderes machen muss. In ähnlicher Form gilt das für die gesamte Abwehr.

DFB.de: Sie haben bei der WM in Brasilien alle Spiele als Linksverteidiger gemacht, bei der EM haben Sie zwei Partien rechts gespielt und sind zweimal als Innenverteidiger - Ihre Stammposition - eingewechselt worden. Haben Sie eine Präferenz, was die Position des Außenverteidigers betrifft, rechts oder links?

Höwedes: Wenn schon, dann spiele ich lieber auf der rechten Seite. Man fühlt sich grundsätzlich eher auf der Seite zu Hause, auf der man seinen starken Fuß hat. Das macht es auch einfacher, sich mal in die Offensive einzuschalten und eine Flanke zu schlagen. Wobei mein Hauptanliegen immer ist, der Mannschaft mit meiner Qualität zu helfen. Das mache ich auf allen Positionen, auf denen das von mir gefordert wird.

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DFB.de: Nach dem Spiel gegen Nordirland haben Sie sich sehr lobend über die Leistung von Joshua Kimmich geäußert, der an Ihrer Stelle in der Startformation gestanden hatte.

Höwedes: Ich wurde gefragt - und ich habe meine Meinung gesagt.

DFB.de: Ihre Äußerung hat große Resonanz gefunden, überall wurden Sie für Ihre Einstellung gelobt. Hat Sie die Dimension des Echos gewundert?

Höwedes: Ich habe mich darüber auch mit ein, zwei Leuten unterhalten. Offen gesagt, bin ich schon ein wenig erstaunt. Was ich gesagt habe, ist ja nichts Besonderes. Fußball ist ein Mannschaftssport - das haben offenkundig einige immer noch nicht verstanden. Wenn man Fußball spielt, spielt man nicht für sich alleine. Die Mannschaft besteht aus 23 Spielern, elf auf dem Platz und zwölf, die eingewechselt werden können oder dem Team in anderer Form helfen. Diese Einstellung gehört zum Fußball dazu. Und zum Glück ist es so, dass ich sie hier bei der Mannschaft nicht exklusiv habe. Für mich ist das Normalität, so wird halt Fußball gespielt.

DFB.de: Sie wurden danach als personifizierter Teamgeist beschrieben, als Nachfolger von Per Mertesacker. können Sie damit etwas anfangen?

Höwedes: Ich habe das auch gelesen. (lacht) Ich würde mich auch als absoluten Teamplayer bezeichnen, aber Personifizierung ist dann doch ein wenig hoch gegriffen, das würde anderen nicht gerecht. Ich bin jemand, der alles für die Mannschaft macht, der sich aufopfert, der selbstverständlich auch Positionen annimmt, auf denen er sich nicht zu Hause fühlt. Ich muss nicht glänzen. Wenn man erfolgreich sein will, und das haben wir alle spätestens bei der WM in Brasilien gemerkt, geht es nur über den absoluten Teamgeist, über ein total intaktes Gefüge, in dem jeder für den anderen da ist. Das versuche ich vorzuleben, bei der Nationalmannschaft genauso wie im Verein.

DFB.de: Ist der Grat nicht schmal, kann Ihnen so viel Selbstlosigkeit nicht auch als fehlender Ehrgeiz ausgelegt werden?

Höwedes: Weiß ich nicht. Das ist für mich auch nicht relevant, ganz einfach weil es nicht stimmt. Jeder will spielen, ich will unbedingt spielen. Und wir alle sind irgendwo auch Egoisten und auch Konkurrenten. Natürlich stehen wir im Wettbewerb miteinander. Aber das hat rein gar nichts damit zu tun, wie man sich verhält, wenn ein anderer zum Einsatz kommt.

DFB.de: Am Samstag steht das EM-Viertelfinale gegen Italien an. Deutschland hat das letzte Länderspiel gegen Italien gewonnen. Beim 4:1 in München haben Sie wegen einer Verletzung gefehlt. Haben Sie das Spiel gesehen?

Höwedes: Ja, klar. Wir waren damals schon in sehr guter Verfassung, und bei den Italienern haben ein, zwei wichtige Spieler gefehlt. Dieses positive Erlebnis gegen Italien schadet bestimmt nicht, ich würde ihm aber auch nicht allzu große Bedeutung beimessen. Das Spiel am Samstag wird ein anderes Spiel.

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DFB.de: Wir haben Sie vor dem Turnier nach den Favoriten gefragt. Italien haben Sie nicht genannt. Sind Sie erstaunt, wie die Italiener sich bisher präsentiert haben?

Höwedes: Ich habe nur ein, zwei Mannschaften genannt, und da waren die Italiener nicht dabei. So ein Turnier hält ja immer Überraschungen parat, Island zum Beispiel. Sie spielen eine überragende Europameisterschaft, das hatte vorher so keiner eingeschätzt. Ihre Erfolge sind ein weiterer Beleg dafür, welche Kraft der Teamgeist entfalten kann. Bei Italien ist es ähnlich, überraschend ist daneben, wie offensiv sie im Spiel gegen Spanien agiert haben. Sie haben immer wieder angelaufen, haben den Gegner früh unter Druck gesetzt.

DFB.de: Kannten Sie vor dem Turnier die Namen Pellè und Eder?

Höwedes: Ein Kumpel von mir heißt Pelle, und wir haben hier beim DFB einen Fahrer, der Pelle heißt. Dazu Klaus Eder, einen der Physiotherapeuten. (lacht)

DFB.de: Und die beiden italienischen Nationalspieler?

Höwedes: Ich weiß. Sie sind mir vorher nicht besonders aufgefallen, das muss ich zugeben. Aber sie machen es sehr gut. Pellè ist eine sehr wichtige Anspielstation geworden, er kann gut die Bälle halten, er kann sie gut verlängern und verteilen. Er ist groß und stabil. Die beiden passen von der Spielweise her auch gut zusammen: Eder ist klein und wendig, sie ergänzen sich. Auf sie wird zu achten sein - mit den beiden hat Italien wieder ein gefährliches Duo.

DFB.de: Deutschland gegen Italien hat eine besondere Historie. Die Niederlage im EM-Halbfinale 2012 ist bei den Fans fest verankert. Auch bei Ihnen? Wie ausgeprägt ist Ihr Wunsch nach Revanche?

Höwedes: Gar nicht. Das ist Vergangenheit - und die können wir nicht ändern.

DFB.de: Aber es wird Zeit für den ersten Sieg über Italien bei einem Turnier?

Höwedes: Das ist so, ja. Unsere Aufgabe ist klar: Wir haben ein sehr wichtiges Spiel zu gewinnen, gegen einen sehr guten Gegner. Und wir sind dazu absolut in der Lage.

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