Wiederholungsfinale 1977: Köln holt Pokal, Müller den Torrekord

42 Jahre gab es den Pokal schon, 33 Endspiele hatte es gegeben, der Krieg hatte für eine neunjährige Pause gesorgt - aber nie war der gar nicht so unwahrscheinliche Fall eingetreten, dass ein Finale wiederholt werden musste. Der trat erst am 28. Mai 1977 ein, als der 1. FC Köln und Hertha BSC nach 120 packenden Minuten in Hannover mit einem 1:1 auseinandergegangen waren.

Elfmeterschießen gab es noch nicht, jedenfalls nicht im Endspiel. Der Münzwurf war verpönt, spätestens nachdem die Kölner 1965 auf diese Weise gegen den FC Liverpool aus dem Europapokal geflogen waren. Es blieb nur die Wiederholung, und erstmals überhaupt hatte der DFB die Karten für ein solches Spiel nicht umsonst gedruckt. "Das kostet uns jedes Jahr 10.000 Mark", sagte Klaus Koltzenburg aus der DFB-Presseabteilung seinerzeit den neugierigen Journalisten.

Nur ein zweites Bankett gab es nicht, weshalb die Spieler am Abend der ersten Partie eingeladen wurden. Die Berliner kamen gar nicht, die Kölner im Trainingsanzug. Von einem festlichen Rahmen konnte keine Rede mehr sein, weshalb auch die geplante Ehrung Walter Eschweilers als Schiedsrichter des Jahres 1977 entfiel.

DFB-Pokalfinale: Das erste und einzige Wiederholungsspiel

Zwei Tage später, also genau heute vor 40 Jahren, wurde wieder gespielt. An selber Stelle, nur vor nicht mehr ganz so vielen Zuschauern. Hatten die Erstauflage an Pfingstsamstag 1977 noch 58.000 Zuschauer verfolgt, kamen am Pfingstmontag nur noch 35.000 Zuschauer ins Stadion. Nicht alle Fans konnten sich ein zweites Finale leisten, ob finanziell oder aus beruflichen Gründen. Es mag mit ein Grund dafür gewesen sein, dass es in der Nacht auf Sonntag in Hannover zu Ausschreitungen kam. Zufrieden konnte ja keiner sein mit einem Endspiel ohne Entscheidung. Walter Baresel vom DFB-Spielausschuss sagte, was viele dachten: "Ein Elfmeterschießen wäre wohl doch die bessere Lösung gewesen."

Auch für Wolfgang Overath. Der Kölner Ikone wäre ein besserer Abschied vergönnt gewesen. Seine letzte Saison war geprägt von Dissonanzen mit dem neuen Trainer Hennes Weisweiler, der alsbald feststellte: "Die Zeit der langen Pässe ist vorbei. Mit Overath können wir nicht Meister werden." Wurden sie auch nicht - und auch Pokalsieger schien der FC mit dem Altstar nicht werden zu können.

Overath wurde nach dem ersten Finale aus der Mannschaft genommen, er sei "nicht spritzig genug, um uns morgen schon wieder anzutreiben", sagte Weisweiler nach der Videoanalyse den verblüfften Spielern und setzte seinen Kapitän auf die Bank. Dort saß er zwar, verweigerte aber von vornherein seinen Einsatz. "Das habe ich am letzten Spieltag meiner Laufbahn nicht mehr nötig", sagte Overath.

Dieter Müller: 14 Tore in acht Pokalrunden

Im Blickpunkt auf Berliner Seite stand Torwart Norbert Nigbur, dessen bevorstehender Wechsel ausgerechnet nach Köln vor dem Finale für viel Wirbel gesorgt hatte. Hertha-Trainer Georg Keßler wollte ihn nicht aufstellen, doch Nigburs Konkurrent Horst Wolter setzte sich für ihn ein. Eine noble Geste. Nigbur also spielte und zeigte seine Extraklasse. In beiden Spielen wurde er jeweils nur einmal bezwungen - von Dieter Müller, der in jener Pokalsaison in acht Runden 14 Tore schoss und nie leer ausging. Ein Rekord, der bis heute hält und nicht mehr gebrochen werden kann, da im Finale Elfmeterschießen längst möglich sind.

Dieter Müllers 1:0 im ersten Spiel (44.) glich Lorenz Horr (64.) noch aus, aber seinem Flugkopfball (70.) im zweiten Finale hatten die Berliner nichts mehr entgegenzusetzen. Freilich haderten sie mit Schiedsrichter Klaus Ohmsen, der einen Treffer von Erich Beer (61.) wegen Foulspiels nicht gegeben hatte. Hertha-Trainer Keßler: "Da soll man sich immer zusammen nehmen und die Nerven behalten. Aber das kann doch niemand von einem verlangen bei solchen Schiedsrichterentscheidungen." Nach Abpfiff gratulierte Kölns Präsident Peter Weiand dem Referee zu seiner Leistung, was Norbert Nigbur ausrasten ließ. Er wollte seinem künftigen Präsidenten an den Kragen. Der Kicker attestierte "Ansätze zum Amoklauf", und Köln nahm Abstand von Nigburs Verpflichtung. Das erste Spiel hatte der Münchner Werner Frickel gepfiffen, wenigstens sein Pfingsten stand nicht komplett im Zeichen des bislang ungewöhnlichsten Pokalfinales.

Nach dem 1:0 im zweiten Finale mussten sich die Kölner mit dem Feiern beeilen, denn zwölf Stunden später saßen sie bereits im Flieger nach Japan für eine 14-tägige Tournee. Ohne Wolfgang Overath, der nicht mal mit aufs Siegerfoto wollte und im Bus, wo die improvisierte Party stieg, still vor sich hinstarrte. Wahrlich kein normales Finale anno 1977. Der DFB beschloss nach den Erfahrungen von Hannover, dass Elfmeterschießen künftig auch bei Endspielen erlaubt sind. Weshalb die erste Wiederholung auch die letzte war.

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42 Jahre gab es den Pokal schon, 33 Endspiele hatte es gegeben, der Krieg hatte für eine neunjährige Pause gesorgt - aber nie war der gar nicht so unwahrscheinliche Fall eingetreten, dass ein Finale wiederholt werden musste. Der trat erst am 28. Mai 1977 ein, als der 1. FC Köln und Hertha BSC nach 120 packenden Minuten in Hannover mit einem 1:1 auseinandergegangen waren.

Elfmeterschießen gab es noch nicht, jedenfalls nicht im Endspiel. Der Münzwurf war verpönt, spätestens nachdem die Kölner 1965 auf diese Weise gegen den FC Liverpool aus dem Europapokal geflogen waren. Es blieb nur die Wiederholung, und erstmals überhaupt hatte der DFB die Karten für ein solches Spiel nicht umsonst gedruckt. "Das kostet uns jedes Jahr 10.000 Mark", sagte Klaus Koltzenburg aus der DFB-Presseabteilung seinerzeit den neugierigen Journalisten.

Nur ein zweites Bankett gab es nicht, weshalb die Spieler am Abend der ersten Partie eingeladen wurden. Die Berliner kamen gar nicht, die Kölner im Trainingsanzug. Von einem festlichen Rahmen konnte keine Rede mehr sein, weshalb auch die geplante Ehrung Walter Eschweilers als Schiedsrichter des Jahres 1977 entfiel.

DFB-Pokalfinale: Das erste und einzige Wiederholungsspiel

Zwei Tage später, also genau heute vor 40 Jahren, wurde wieder gespielt. An selber Stelle, nur vor nicht mehr ganz so vielen Zuschauern. Hatten die Erstauflage an Pfingstsamstag 1977 noch 58.000 Zuschauer verfolgt, kamen am Pfingstmontag nur noch 35.000 Zuschauer ins Stadion. Nicht alle Fans konnten sich ein zweites Finale leisten, ob finanziell oder aus beruflichen Gründen. Es mag mit ein Grund dafür gewesen sein, dass es in der Nacht auf Sonntag in Hannover zu Ausschreitungen kam. Zufrieden konnte ja keiner sein mit einem Endspiel ohne Entscheidung. Walter Baresel vom DFB-Spielausschuss sagte, was viele dachten: "Ein Elfmeterschießen wäre wohl doch die bessere Lösung gewesen."

Auch für Wolfgang Overath. Der Kölner Ikone wäre ein besserer Abschied vergönnt gewesen. Seine letzte Saison war geprägt von Dissonanzen mit dem neuen Trainer Hennes Weisweiler, der alsbald feststellte: "Die Zeit der langen Pässe ist vorbei. Mit Overath können wir nicht Meister werden." Wurden sie auch nicht - und auch Pokalsieger schien der FC mit dem Altstar nicht werden zu können.

Overath wurde nach dem ersten Finale aus der Mannschaft genommen, er sei "nicht spritzig genug, um uns morgen schon wieder anzutreiben", sagte Weisweiler nach der Videoanalyse den verblüfften Spielern und setzte seinen Kapitän auf die Bank. Dort saß er zwar, verweigerte aber von vornherein seinen Einsatz. "Das habe ich am letzten Spieltag meiner Laufbahn nicht mehr nötig", sagte Overath.

Dieter Müller: 14 Tore in acht Pokalrunden

Im Blickpunkt auf Berliner Seite stand Torwart Norbert Nigbur, dessen bevorstehender Wechsel ausgerechnet nach Köln vor dem Finale für viel Wirbel gesorgt hatte. Hertha-Trainer Georg Keßler wollte ihn nicht aufstellen, doch Nigburs Konkurrent Horst Wolter setzte sich für ihn ein. Eine noble Geste. Nigbur also spielte und zeigte seine Extraklasse. In beiden Spielen wurde er jeweils nur einmal bezwungen - von Dieter Müller, der in jener Pokalsaison in acht Runden 14 Tore schoss und nie leer ausging. Ein Rekord, der bis heute hält und nicht mehr gebrochen werden kann, da im Finale Elfmeterschießen längst möglich sind.

Dieter Müllers 1:0 im ersten Spiel (44.) glich Lorenz Horr (64.) noch aus, aber seinem Flugkopfball (70.) im zweiten Finale hatten die Berliner nichts mehr entgegenzusetzen. Freilich haderten sie mit Schiedsrichter Klaus Ohmsen, der einen Treffer von Erich Beer (61.) wegen Foulspiels nicht gegeben hatte. Hertha-Trainer Keßler: "Da soll man sich immer zusammen nehmen und die Nerven behalten. Aber das kann doch niemand von einem verlangen bei solchen Schiedsrichterentscheidungen." Nach Abpfiff gratulierte Kölns Präsident Peter Weiand dem Referee zu seiner Leistung, was Norbert Nigbur ausrasten ließ. Er wollte seinem künftigen Präsidenten an den Kragen. Der Kicker attestierte "Ansätze zum Amoklauf", und Köln nahm Abstand von Nigburs Verpflichtung. Das erste Spiel hatte der Münchner Werner Frickel gepfiffen, wenigstens sein Pfingsten stand nicht komplett im Zeichen des bislang ungewöhnlichsten Pokalfinales.

Nach dem 1:0 im zweiten Finale mussten sich die Kölner mit dem Feiern beeilen, denn zwölf Stunden später saßen sie bereits im Flieger nach Japan für eine 14-tägige Tournee. Ohne Wolfgang Overath, der nicht mal mit aufs Siegerfoto wollte und im Bus, wo die improvisierte Party stieg, still vor sich hinstarrte. Wahrlich kein normales Finale anno 1977. Der DFB beschloss nach den Erfahrungen von Hannover, dass Elfmeterschießen künftig auch bei Endspielen erlaubt sind. Weshalb die erste Wiederholung auch die letzte war.

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