Herbert Fandel: "Schiedsrichter sind keine Gegner"

In den Niederlanden wird im Amateur- und Jugendbereich am kommenden Wochenende kein Fußball gespielt. 30.000 Spiele wurden abgesagt. Der niederländische Fußballverband reagiert damit auf den Tod eines Linienrichters, der von Jugendlichen attackiert wurde. Im Interview äußert sich Herbert Fandel, der Vorsitzende der Schiedsrichterkommission des DFB.

DFB.de: Herr Fandel, in den Niederlanden wurde am vergangenen Wochenende ein Linienrichter von Jugendlichen zu Tode geprügelt. Was haben Sie gedacht, als Sie davon gehört haben?

Herbert Fandel: Ich war schockiert, betroffen, erschüttert. Was in den Niederlanden passiert ist, ist ein schlimmes Gewaltverbrechen. Ich hoffe, dass die Justiz in den Niederlanden mit Härte reagiert. Mein Mitgefühl und das Mitgefühl aller Schiedsrichter in Deutschland gilt der Familie, den Angehörigen und den Freunden des Opfers.

DFB.de: Wie ist die Situation in Deutschland? Müssen unsere Schiedsrichter Angst haben, wenn sie zu einem Fußballspiel fahren?

Fandel: Wir dürfen nicht die Augen davor verschließen, dass es auch in Deutschland zu Gewalt gegen Schiedsrichtern kommt und es Situationen gibt, in denen Schiedsrichter bedroht werden. Ob wir tatsächlich eine Zunahme der Gewalt haben, lasse ich mal dahingestellt, denn es darf überhaupt keine Gewalt gegen Schiedsrichter geben. Es ist nicht hinnehmbar, dass es Spiele gibt, bei denen der Schiedsrichter um seine Sicherheit fürchten muss.

DFB.de: Was kann getan werden, um diese Entwicklung aufzuhalten?

Fandel: Der Schiedsrichter ist noch zu oft negativ besetzt. Es muss in die Köpfe der Spieler und auch der Fans, dass die Schiedsrichter keine Gegner sind. Im Gegenteil: Die Schiedsrichter müssten die größten Freunde der Spieler sein, denn sie ermöglichen ihnen, dass sie in einem geregelten Spielbetrieb Fußball spielen können. Ohne Schiedsrichter kein Fußball - so einfach ist das. Ich sehe hier auch die Trainer und die Vereinsverantwortlichen auf allen Ebenen in der Pflicht. Die wichtigste Botschaft lautet: Es geht nur gemeinsam. Auf Basis eines respektvollen Umgangs und Miteinanders.

DFB.de: Was halten Sie von einem härteren Durchgreifen?

Fandel: Der Ruf nach härteren Sanktionen ist oft populistisch. Aber noch mal: Wer einen Schiedsrichter schlägt oder bedroht, begeht eine Straftat. Dann ist vor allem die ordentliche Gerichtsbarkeit gefragt. Ich habe daneben großes Vertrauen in die Sportgerichte in Deutschland. Ich denke allen Beteiligten ist bewusst, dass wir bei Attacken auf Schiedsrichter eine ganz besondere Sensibilität haben müssen.

DFB.de: Befürchten Sie denn, dass es in Deutschland zu ähnlich schlimmen Auswüchsen wie in den Niederlanden kommt?

Fandel: Wir können nur alles in unserer Macht Stehende unternehmen, um den deutschen Fußball für diese Problematik zu sensibilisieren. Deswegen hoffe ich, dass die Öffentlichkeit hilft. Ich würde mich freuen, wenn jeder seine Verantwortung erkennt und sich dementsprechend verhält.

Das meinen DFB.de-User:

"So etwas in dieser Form kann es in Deutschland wahrscheinlich gar nicht geben, denn hier dürfen Linienrichter - die vom Verein abstellt werden - kein Abseits anzeigen. Ein Lob dem DFB, dass er den Linienrichtern der Vereine in Deutschland diese Kompetenzen nicht einräumt. So kann man mit Weitsicht von vorne herein viel Konfliktstoff aus dem Spiel nehmen. In jedem Falle jedoch der Familie mein Beileid." (Winfried Gerz, Welschneudorf)

"Ich bin selber Schiedsrichter im WFV-Gebiet und Trainer. Als ich von dieser Sache hörte, war ich schockiert. Ich meine, dass wir SR samstags oder sonntags auf dem Spielfeld weder von Jugendlichen oder aktiven Spielern, noch von Zuschauern zur "Aggressivitäts-Zielscheibe" werden dürfen!" (Fahri Opcin)

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In den Niederlanden wird im Amateur- und Jugendbereich am kommenden Wochenende kein Fußball gespielt. 30.000 Spiele wurden abgesagt. Der niederländische Fußballverband reagiert damit auf den Tod eines Linienrichters, der von Jugendlichen attackiert wurde. Im Interview äußert sich Herbert Fandel, der Vorsitzende der Schiedsrichterkommission des DFB.

DFB.de: Herr Fandel, in den Niederlanden wurde am vergangenen Wochenende ein Linienrichter von Jugendlichen zu Tode geprügelt. Was haben Sie gedacht, als Sie davon gehört haben?

Herbert Fandel: Ich war schockiert, betroffen, erschüttert. Was in den Niederlanden passiert ist, ist ein schlimmes Gewaltverbrechen. Ich hoffe, dass die Justiz in den Niederlanden mit Härte reagiert. Mein Mitgefühl und das Mitgefühl aller Schiedsrichter in Deutschland gilt der Familie, den Angehörigen und den Freunden des Opfers.

DFB.de: Wie ist die Situation in Deutschland? Müssen unsere Schiedsrichter Angst haben, wenn sie zu einem Fußballspiel fahren?

Fandel: Wir dürfen nicht die Augen davor verschließen, dass es auch in Deutschland zu Gewalt gegen Schiedsrichtern kommt und es Situationen gibt, in denen Schiedsrichter bedroht werden. Ob wir tatsächlich eine Zunahme der Gewalt haben, lasse ich mal dahingestellt, denn es darf überhaupt keine Gewalt gegen Schiedsrichter geben. Es ist nicht hinnehmbar, dass es Spiele gibt, bei denen der Schiedsrichter um seine Sicherheit fürchten muss.

DFB.de: Was kann getan werden, um diese Entwicklung aufzuhalten?

Fandel: Der Schiedsrichter ist noch zu oft negativ besetzt. Es muss in die Köpfe der Spieler und auch der Fans, dass die Schiedsrichter keine Gegner sind. Im Gegenteil: Die Schiedsrichter müssten die größten Freunde der Spieler sein, denn sie ermöglichen ihnen, dass sie in einem geregelten Spielbetrieb Fußball spielen können. Ohne Schiedsrichter kein Fußball - so einfach ist das. Ich sehe hier auch die Trainer und die Vereinsverantwortlichen auf allen Ebenen in der Pflicht. Die wichtigste Botschaft lautet: Es geht nur gemeinsam. Auf Basis eines respektvollen Umgangs und Miteinanders.

DFB.de: Was halten Sie von einem härteren Durchgreifen?

Fandel: Der Ruf nach härteren Sanktionen ist oft populistisch. Aber noch mal: Wer einen Schiedsrichter schlägt oder bedroht, begeht eine Straftat. Dann ist vor allem die ordentliche Gerichtsbarkeit gefragt. Ich habe daneben großes Vertrauen in die Sportgerichte in Deutschland. Ich denke allen Beteiligten ist bewusst, dass wir bei Attacken auf Schiedsrichter eine ganz besondere Sensibilität haben müssen.

DFB.de: Befürchten Sie denn, dass es in Deutschland zu ähnlich schlimmen Auswüchsen wie in den Niederlanden kommt?

Fandel: Wir können nur alles in unserer Macht Stehende unternehmen, um den deutschen Fußball für diese Problematik zu sensibilisieren. Deswegen hoffe ich, dass die Öffentlichkeit hilft. Ich würde mich freuen, wenn jeder seine Verantwortung erkennt und sich dementsprechend verhält.

Das meinen DFB.de-User:

"So etwas in dieser Form kann es in Deutschland wahrscheinlich gar nicht geben, denn hier dürfen Linienrichter - die vom Verein abstellt werden - kein Abseits anzeigen. Ein Lob dem DFB, dass er den Linienrichtern der Vereine in Deutschland diese Kompetenzen nicht einräumt. So kann man mit Weitsicht von vorne herein viel Konfliktstoff aus dem Spiel nehmen. In jedem Falle jedoch der Familie mein Beileid." (Winfried Gerz, Welschneudorf)

"Ich bin selber Schiedsrichter im WFV-Gebiet und Trainer. Als ich von dieser Sache hörte, war ich schockiert. Ich meine, dass wir SR samstags oder sonntags auf dem Spielfeld weder von Jugendlichen oder aktiven Spielern, noch von Zuschauern zur "Aggressivitäts-Zielscheibe" werden dürfen!" (Fahri Opcin)