Henrich Mchitarjan: "Micki startet durch"

Fünf Tore in fünf Spielen, eines in jeder Begegnung. Die Trefferfolge von Henrich Mchitarjan auf dem Weg ins DFB-Pokalfinale nach Berlin ist einmalig. Die Fähigkeiten des Mittelfeldspielers von Borussia Dortmund sind beinahe genauso selten. Sein Fußball scheint einer Melodie zu folgen. Er ist wie Musik für die Augen.

"Micki", hat Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc jüngst festgestellt, "macht den Unterschied." Die Kennzahlen belegen dies: Schon zwei Bundesligaspieltage vor Saisonende hatte Henrich Mchitarjan die 50 vollgemacht. 50 Pflichtspiele in Liga, DFB-Pokal und Europa League mit bis dahin 55 Torbeteiligungen (23 Tore, 32 Assists). Bezogen auf die Bundesliga hat der 27-Jährige früh den Scorerrekord von Kevin de Bruyne ins Visier genommen. In allen drei Wettbewerben wird der Mittelfeldspieler im kicker mit einer Zwei vor dem Komma bewertet. Im Schnitt! Das ist außergewöhnlich. Der Fußball, der diesen Zahlen zugrunde liegt, ist präzise, trickreich, unnachgiebig. Und schnell. So schnell, dass manchmal kaum ein Auge hinterherkommt, und erst recht kein Abwehrbein.

Knoten platzt im dritten Jahr

Der Fußballer, der auch Sprachwissenschaftler hätte werden können, hat in seinem dritten Jahr beim BVB den Konjunktiv aus dem Wortschatz gestrichen. Nun, endlich, kommt uneingeschränkt zum Vorschein, was Jürgen Klopp schon kurz nach der Ankunft des Armeniers im Sommer 2013 erkannt hatte: "Henrich ist ein kompletter Mittelfeldspieler. Er hat Tempo, ist ballsicher, hat ein überragendes Auge für die Situation und einen sehr guten Abschluss."

Aus den nie bestrittenen Fähigkeiten sind Fertigkeiten geworden. Dies ohne Vereinswechsel geschafft zu haben, ist eine bemerkenswerte Leistung. Es ist ein Segen: für Henrich Mchitarjan - und für Borussia Dortmund.

Unvergessen, wie er im Frühjahr 2014 binnen 14 Tagen fast schon obszön viele Torchancen vergeben hat. Wie er frei vor Schalkes Torwart Ralf Fährmann den Derbysieg vergab. Wie er nach einer bis dahin raffinierten Aktion gegen Iker Casillas nur den Pfosten des leeren Tores von Real Madrid traf - und damit die Chance auf so etwas wie ein Fußballwunder im Viertelfinale der Champions League verdaddelte. Wie er sich anschließend selbst kasteite, dabei wie so oft härter mit sich ins Gericht ging als alle anderen.



Fünf Tore in fünf Spielen, eines in jeder Begegnung. Die Trefferfolge von Henrich Mchitarjan auf dem Weg ins DFB-Pokalfinale nach Berlin ist einmalig. Die Fähigkeiten des Mittelfeldspielers von Borussia Dortmund sind beinahe genauso selten. Sein Fußball scheint einer Melodie zu folgen. Er ist wie Musik für die Augen.

"Micki", hat Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc jüngst festgestellt, "macht den Unterschied." Die Kennzahlen belegen dies: Schon zwei Bundesligaspieltage vor Saisonende hatte Henrich Mchitarjan die 50 vollgemacht. 50 Pflichtspiele in Liga, DFB-Pokal und Europa League mit bis dahin 55 Torbeteiligungen (23 Tore, 32 Assists). Bezogen auf die Bundesliga hat der 27-Jährige früh den Scorerrekord von Kevin de Bruyne ins Visier genommen. In allen drei Wettbewerben wird der Mittelfeldspieler im kicker mit einer Zwei vor dem Komma bewertet. Im Schnitt! Das ist außergewöhnlich. Der Fußball, der diesen Zahlen zugrunde liegt, ist präzise, trickreich, unnachgiebig. Und schnell. So schnell, dass manchmal kaum ein Auge hinterherkommt, und erst recht kein Abwehrbein.

Knoten platzt im dritten Jahr

Der Fußballer, der auch Sprachwissenschaftler hätte werden können, hat in seinem dritten Jahr beim BVB den Konjunktiv aus dem Wortschatz gestrichen. Nun, endlich, kommt uneingeschränkt zum Vorschein, was Jürgen Klopp schon kurz nach der Ankunft des Armeniers im Sommer 2013 erkannt hatte: "Henrich ist ein kompletter Mittelfeldspieler. Er hat Tempo, ist ballsicher, hat ein überragendes Auge für die Situation und einen sehr guten Abschluss."

Aus den nie bestrittenen Fähigkeiten sind Fertigkeiten geworden. Dies ohne Vereinswechsel geschafft zu haben, ist eine bemerkenswerte Leistung. Es ist ein Segen: für Henrich Mchitarjan - und für Borussia Dortmund.

Unvergessen, wie er im Frühjahr 2014 binnen 14 Tagen fast schon obszön viele Torchancen vergeben hat. Wie er frei vor Schalkes Torwart Ralf Fährmann den Derbysieg vergab. Wie er nach einer bis dahin raffinierten Aktion gegen Iker Casillas nur den Pfosten des leeren Tores von Real Madrid traf - und damit die Chance auf so etwas wie ein Fußballwunder im Viertelfinale der Champions League verdaddelte. Wie er sich anschließend selbst kasteite, dabei wie so oft härter mit sich ins Gericht ging als alle anderen.

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Tuchel lässt den Armenier durchstarten

Henrich Mchitarjan hätte an solchen Abenden früh in seiner Dortmunder Zeit zum Helden werden können. Einer wie er hätte an diesen vergebenen Chancen aber auch zerbrechen können. Da war er noch, der Konjunktiv. Der Armenier, der mittlerweile sechs Sprachen spricht, denkt viel. Das hilft im Leben oft, im Fußball manchmal nicht. Wer auf dem Fußballplatz zu viel denkt, der verliert - zuerst Zeit, dann den Ball, letztlich Ruhe und innere Ausgeglichenheit. Zwischen verkopft und kopflos liegt meistens nicht mal ein Gedanke. Das Genie war an solchen Abenden oft dem Wahnsinn nahe.

Zwei Dinge sind seitdem passiert. Noch Jürgen Klopp, sein alter Trainer, hat ihn vom Zentrum auf den Flügel und damit aus dem Fokus in die Zentrifuge beordert. Und Thomas Tuchel hat seinen Weg gekreuzt. Erst Mchitarjans neuer Trainer hat, schon vor seinem eigentlichen Arbeitsbeginn in Dortmund, den rechten Zugang gefunden - und damit womöglich einen frühen, einen verfrühten Abgang verhindert. Was auch immer der Trainer bei diesem ersten, intensiven Gedankenaustausch gesagt hat, wie auch immer er es vermittelt hat, es funktioniert. In Tuchel scheint Mchitarjan so etwas wie einen Seelenverwandten an seiner Seite zu wissen.

Dezenter Auftritt, wuchtiger Antritt

Der 27-Jährige ist derselbe Mensch - und doch ein anderer Spieler. Der Unterschied: Wenn ihm heute etwas misslingt, was angesichts seines Hochgeschwindigkeitsfußballs in nahezu jeder Sekunde passieren kann, bleibt der Kopf oben. Er hat den Mut und das Vertrauen, es noch einmal zu probieren. Und zur Not noch einmal. Henrich Mchitarjan kann sich in erster Linie auf sich selbst verlassen. So dezent sein Auftritt noch immer ist, so wuchtig ist mittlerweile sein Antritt. Ersteres ist ausgesprochen angenehm. Das Zweite macht ihn für beinahe jeden Gegner unangenehm. Es ist diese Verbindlichkeit gepaart mit so etwas wie Demut, was Henrich Mchitarjan besonders macht.

"Als Mensch", hat Jürgen Klopp, der alte Trainer, früh festgehalten, "ist Micki noch einen Tick besser als als Fußballer." Als Fußballer macht "Micki" immerhin den Unterschied - das würde vielen Menschen aus Dortmund heute in Berlin schon reichen.

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