Hennefs Trainer Bäumer: "Wir können Regionalliga"

Im siebten Anlauf hat es geklappt. Nach zuvor sechs Niederlagen in der Regionalliga West erkämpfte Neuling FC Hennef 05 beim 0:0 gegen die U 23 des FC Schalke 04 seinen ersten Punkt in der vierthöchsten deutschen Spielklasse. "Wir haben ein Klassespiel abgeliefert und eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass wir regionalliga-tauglich sind", so FCH-Trainer Marco Bäumer.

Allerdings gibt sich der 42-Jährige vor dem "David-gegen-Goliath-Duell" des Tabellenletzten aus Hennef beim Spitzenreiter FC Viktoria Köln am Samstag (ab 14 Uhr) keinen Illusionen hin: "Für uns wird es bis zum Ende gegen den Abstieg gehen. Der Klassenverbleib wäre eine historische Leistung." Im aktuellen DFB.de-Interview spricht Marco Bäumer, der im Hauptberuf bei der Deutschen Post AG beschäftigt ist, mit dem Journalisten Ralf Debat über die Erleichterung nach der Niederlagenserie, seine besondere Beziehung zum Verein, mögliche Rücktrittsgedanken und den "Drittligakader" des nächsten Gegners FC Viktoria Köln.

DFB.de: Beim 0:0 gegen die U 23 des FC Schalke 04 hatte Ihre Mannschaft erstmals in der Regionalliga West gepunktet. Wie groß war die Erleichterung, Herr Bäumer?

Marco Bäumer: Wir sind vor allem stolz darauf, dass wir eindrucksvoll gezeigt haben, dass wir Regionalliga können. Der gesamte Verein hat eine überragende Organisation der Partie hinbekommen und die Mannschaft war mit dem Gegner auf Augenhöhe. Aus meiner Sicht war es ein gerechtes Unentschieden.

DFB.de: Zuvor gab es allerdings gleich sechs Niederlagen in Serie, darunter auch eine bittere 0:8-Heimpleite gegen die U 23 des VfL Bochum!

Bäumer: Wir waren aber schon in den Wochen vor dem Schalke-Spiel - beispielsweise gegen den FC Kray und die U 23 von Borussia Mönchengladbach - ganz nah dran, die ersten Punkte zu holen. Umso wichtiger war es, dass es gegen Schalke geklappt hat. Endlich konnten wir damit - wenn auch zunächst nur für wenige Tage - auch mal den letzten Tabellenplatz verlassen. Wohl noch nie war ich über ein 0:0 so glücklich.

DFB.de: Mal Hand auf’s Herz: Hatten Sie während der Niederlagenserie auch mal daran gedacht, die Brocken hinzuwerfen?

Bäumer: Nie. Nach zweieinhalb überaus erfolgreichen Jahren in der Mittelrheinliga war es selbstverständlich nicht leicht, diese Ergebnisse zu akzeptieren. Aber wir wussten von Beginn an, worauf wir uns in der Regionalliga einlassen und dass es Rückschläge geben würde. Deshalb gab es für mich auch keinen Grund, die Nerven zu verlieren. Ich war beim FCH schon Jugend- und U 23-Trainer, ehe ich die Chance bekommen habe, die Erste Mannschaft zu trainieren. Ich wohne nur zwei Minuten vom Platz entfernt und identifiziere mich voll mit dem Klub.

DFB.de: Trotzdem ist die Tabellensituation nach wie vor angespannt, der Rückstand zu einem Nichtabstiegsplatz beträgt fünf Punkte. Wie bewerten Sie die Lage?

Bäumer: Dass wir mit unseren bescheidenen Mitteln bis zum Ende um den Klassenerhalt kämpfen werden, war uns allen klar. Trotzdem traue ich uns zu, den Klassenverbleib zu schaffen. Dafür werden wir jedenfalls alle Hebel in Bewegung setzen. In den vergangenen drei Jahren sind wir in der Mittelrheinliga dreimal am letzten Spieltag Meister geworden. Es wäre ein Traum, wenn wir am 23. Mai 2015 nach dem Heimspiel gegen die Sportfreunde Lotte den Verbleib in der Regionalliga feiern könnten. Es wäre für uns eine historische Leistung.

DFB.de: Die nächste Station auf Ihrem Weg ist am Samstag das Auswärtsspiel beim unbesiegten Tabellenführer FC Viktoria Köln. Was rechnen Sie sich aus?

Bäumer: Wie gesagt: Der Klassenverbleib für uns wäre historisch, ein Sieg gegen die Viktoria allerdings geradezu unglaublich. Wir sind zwar überall Außenseiter, in Köln aber noch etwas mehr als sonst. Für uns kann es nur darum gehen, uns so teuer wie möglich zu verkaufen.

DFB.de: Wie schätzen Sie die Mannschaft von Pele Wollitz ein?

Bäumer: Aus meiner Sicht verfügt die Viktoria schon jetzt über einen Kader, der Drittliga-Format besitzt. Dass die Mannschaft ihr Saisonziel Meisterschaft erreichen wird, ist für mich so sicher wie das Amen in der Kirche. Dabei profitiert der Verein nicht nur von seiner guten wirtschaftlichen Ausstattung, sondern leistet auch auf eine sympathische Art und Weise über viele Jahre sehr gute Arbeit.

DFB.de: Ihr Abwehr-Neuzugang Sertan Yegenoglu, der von der U 19 des 1. FC Köln gekommen war, kam gegen Schalke noch nicht zum Einsatz. Was versprechen Sie sich von ihm?

Bäumer: Er wird uns helfen und auf Sicht ganz bestimmt eine feste Größe werden. Aktuell muss er aber noch seinen Trainingsrückstand aufarbeiten.

DFB.de: Wer steht Ihnen gegen die Viktoria nicht zur Verfügung?

Bäumer: Dennis Eck und Denis Wegner sind nach ihren Muskelverletzungen wieder ins Training eingestiegen. Das Spiel in Köln kommt für sie aber wohl noch zu früh.